Gestern in Almeria angekommen, wieder mal einkaufen und Menschen gucken, damit ich nicht total ‚verbusche‘. Allerdings eine höhere Dosis abbekommen als geplant ~ die bei meiner Ankunft ruhige Seitenstraße mit Parkstreifen und Bäumchen hat sich mit Einsetzen der Rush-Hour als beliebter Schleichweg entpuppt, hektische Betriebsamkeit schüttelte den Bus. Auch die überall vorhandenen jugendlichen Deppen, denen der Müll, die Bierdosen und die BumBum-Discomusik aus ihrem polierten Auto fällt, wenn sie irgendwo anhalten, waren da ;-[
Kein so ruhiger Abend also, aber irgendwann wars dann auch vorbei. Heute morgen dann geweckt von der Abteilung ‚Parques y Jardines‘ mit Pritschenwagen, Wassertank und Zweitaktpumpe, die den anwesenden Alleebäumchen ihre Dosis Wasser auf die Füße und eine sanfte Dusche auf die Blättchen schütteten. Da kann man nicht böse sein, die Bäumchen sehen wahrlich bedürtig aus . . .
Heute hier Treffen mit Peter, die DHL hat es tatsächlich geschafft, die bestellten Gummiringe beizubringen, nach ungefähr einem Monat . . . So richtig brauchen tu ich sie zwar nicht mehr, aber man hat, was man hat ~ falls das wieder mal kaputt geht . . . Und die zweite Revision meines Schaltungsbalgs, damit das nicht so zieht rechts neben dem Fahrersitz ;-}
Abenteuer im wilden Westen . . .
Das mit dem Kochen gestern abend wurde auch zum Abenteuer im Vagabundenalltag ~ mittendrin war plötzlich die spanische Gasflasche leer und ich mußte, im Dunkeln, die Gasanlage wieder von Spanisch auf Deutsch umbauen.
Tabernas hat so einiges zu bieten, zum Beispiel ein maurisches Kastell, abends mit Beleuchtung ;-}, die Platforma Solar de Almeria, Forschungstation für Hochtemperatur-Solartechnik, und Desierto de Tabernas, die einzige ‚echte‘ Wüste Europas . . .
Und weil diese Wüste so sehr wie die des amerikanischen Südwestens aussieht, sind hier auch einige Western gedreht worden, unter anderem in den 60ern ‚Für eine Handvoll Dollar‘ von Sergio Leone (mit Clint Eastwood). Aber auch Abenteuerfilme (Lawrence von Arabien, Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, Die Daltons gegen Lucky Luke), Science Fiction, Kriegsfilme (Platoon). Und hier direkt unter meinem Standplatz wurden die Außenaufnahmen zum ‚Schuh des Manitu‘ gedreht ;-} . . .
Meine eigenen Abenteuer gestern begannen damit, daß ich die Karte am maurischen Kastell, von der aus man einen guten Überblick über die Wüste und die Drehorte der verschiedenen Filme hat, wohl nicht ganz korrekt interpretiert habe. Außerdem scheint es im wilden Westen keine Magirus-Busse gehabt zu haben, jedenfalls sind die Pisten nicht dafür ausgelegt ;~[
Eine Abzweigung nach rechts, versehentlich genommen, führte mich wieder mal auf eine Piste, die immer steiler, enger, ausgewaschener wurde. Bei der Gelegenheit hab ich meinen ‚Um-die-Ecke-Spiegel‘ rechts vorne vermißt, der sich nach der Reinigungsaktion neulich auf der Strecke klammheimlich von dannen gemacht hat. Und als ich schon meinte, schlimmer wirds nimmer!, gings plötzlich erstens bergab, zweitens scharf rechts um eine Hausecke, und drittens nicht mehr zurück, weil im Rückwärtsgang die Hinterräder durchdrehten. Um um die Ecke herumzukommen, mußte ich weit (so weit es denn ging!) ausholen, aber der Rand der Piste war erhöht, sodaß sich der Bus auf die andere Seite auf das Haus zu neigte, während er links mit der vorderen Ecke ein paar Steine beisete schob. Um überhaupt durchzukommen, mußte ich rechts an der Hausseite Steine und Holz unters Hinterrad legen und gaaanz, gaaanz langsam rollen lassen ~ Millimeterarbeit, und ich bin heilfroh, daß die Aktion am Bus nur einen winzigkleinen Kratzer am Ausstellfenster vom Schlafzimmer zurückgelassen hat. Ich selbst hab mir bei der Krabbelei zwischen Bus und Hauswand beide Arme aufgeschürft, aber das heilt von alleine!
Weiter unten gabs dann noch ein ausgewaschenes Loch in der Piste mit Steinen zu füllen (mit der Hilfe zweier spanischer Frauen und einer Horde Kinder). Bei der Gelegenheit mußte ich zur Fahrertür aussteigen, weil die auf der rechten Seite von Felsen blockiert war ~ dabei verklemmte sich das Schloß der Fahrertür und ließ sich nicht mehr schließen. Also nicht nur lenken, bremsen, kuppeln und den Überblick bewahren, sondern nebenbei mit der linken Hand die Tür festhalten . . .
Endlich in der Ebene angekommen, hatten sich etliche Bäume und dornige Büsche verschworen, mich nicht ohne Kratzer durchkommen zu lassen. Das haben vor allem die Außenkanten der frisch lackierten hinteren Stoßstange zu spüren bekommen, der Lack war anscheinend noch nicht hart genug!
Die Vorsätze, sich nicht mehr auf solche Gewalttouren einzulassen, funktionieren irgendwie nicht . . . auch an diesem Abend bin ich zwangsläufig wieder in die immer enger, steiler, unebener Pisten geraten und erst im dritten Anlauf da angekommen, wo ich hinwollte . . .
. . . wild, wild west in Andalusien . . . ;-}
. . . over the rainbow . . .
Nachdem es sich gestern gegen Abend ein wenig zugezogen hatte und es dann ~ das Grün freut sich! ~ sogar angefangen hatte zu regnen, ist dann im Westen doch wieder die Sonne durchgebrochen. Wunderbares Abendlicht, und plötzlich ein Geschenk: Regenbogen, sogar doppelt! Wenn ihr genau hinschaut, seht ihr den zweiten Bogen links und rechts am Bildrand . . .
Es gibt einiges nachzutragen seit dem letzten Eintrag in den Blog, aber es gab viel zu tun ~ und mal ganz ehrlich: Mir fehlt ein wenig die Resonanz! Das Internet ist im Gegensatz zum Fernsehen ein Mitmach-Medium, das solltet ihr nutzen . . . so ein Beitrag mit zwei, drei Photos bedeutet für mich jeweils drei, vier Stunden Arbeit, je nachdem, wie aufwendig (der Regenbogen ist ein Panorama, aus zwei Photos gestiched) und wie wackelig die Internetverbindung ist. Und ich mach das letztlich, um meine Erlebnisse mit euch zu teilen, um mit euch in Kontakt zu bleiben, und wenn da nichts (die wenigen regelmäßigen Kommentarschreiber je nach Regelmäßigkeit ausgenommen ;-}) zurückkommt, ist das schon sehr frustig! Nur gucken gilt nicht!
Dienstag war wieder Arbeitseinsatz auf der Isletta, Estrich, für mich sieben Sack Zement à 25 Kg, um die 130 Schaufeln Sand, um die 150 Liter Wasser, alles durch den Betonmischer gequirlt, mit Schubkarre und Zementeimern hoch zur Baustelle gefahren. Hinterher wieder körperlich leicht ;-} ermattet, aber damit ist der Fußboden für mich (für den Peter noch nicht, der will noch Fliesen drüberlegen) fertig und Peters Arbeit am Bus weitgehend kompensiert, was meinen Geldbeutel freut . . .
Damit ist mein Aufenthalt am Embarcadero beendet, auch weil ein Beamter der Parkverwaltung mich höflich, aber bestimmt darauf aufmerksam gemacht ~ und meine Ausweisdaten in sein Notizbuch eingetragen ~ hat, daß ich zwar morgens hierherfahren und parken darf, aber abends wieder wegzufahren habe. Nun, nach sechs Nächten darf er das ruhig tun, vorher hat er mich nie erwischt, weil ich entweder auf der Isletta oder auf Phototour war ;-}
Ich häng da mal noch ein Photo an, das am Embarcadero entstanden ist ~ irgendwer hat da aus Steinen ein Labyrinth gelegt, das erste, das ich ‚in freier wildbahn‘ gesehen habe. Das verknüpft sich für mich mit der ‚Wilden Frau‘ von Angelika Alitti (ihre Website). Muß schon eine Weile her sein, es sieht nicht so aus, als ob das noch fleißig benutzt würde . . .
Mittwoch und Freitag verbringe ich in einem Vulkankrater in der Nähe von Campohermoso, ein Tip von Peter: Hier gibt es Granate zu sammeln, der ganze Krater ist gespickt mit diesem Halbedelstein. Wenn die weiche Vulkanasche vom Regen ausgewaschen wird, bleiben die Granate auf der Oberfläche liegen oder sammeln sich, davongeschwemmt, in flachen Schalen im ausgetrockneten Bachlauf und liegen da dicht an dicht. Auch der Bus steht ~ außerhalb des Kraters ~ auf mit Granat ‚belastetem‘ Grund . . .
Meine Ausbeute auf zwei Spaziergängen: Einen Suppenteller voll dieser in ungeschliffenem Zustand recht unspektakulärer Steine, meist in der Größe einer getrockneten Erbse, ab und an auch in der Größe der Kichererbse. Dazu ein paar Bröckchen Bergkristall . . . also nichts, mit dem man reich werden könnte, aber schön wars trotzdem!
Der Tag dazwischen vergeht mit/bei Peter die restlichen Arbeiten am Bus zu erledigen, und in Carboneras wird der Bus von oben und unten mit der Hochdrucklanze gesäubert. Seit gestern ist auch die hintere Stoßstange wieder schwarz lackiert. Zwei Stellen, wo an der Karosserie weiße Farbe draufkommen soll, warten noch auf meinen Fleiß . . .