50 Jahre ~ 15 Jahre gute Zeit!

Lieblingsplatz über dem Meer
Lieblingsplatz über dem Meer
Lieblingsplatz über dem Meer
Lieblingsplatz über dem Meer
Lieblingsplatz über dem Meer
Lieblingsplatz über dem Meer

Vor einer Woche ist der alte Herr Magirus 50 Jahre alt geworden, eine gute Gelegenheit, dass der alte Herr Gutmann ein wenig resümiert und sich bei ihm für die mehr als 15 Jahre eines guten und erlebnisreichen Lebens bedankt, die wir als Team erleben durften. Winter wärmer in Spanien und Portugal, bummeln durch Frankreich, Belgien, Luxenbourg, ganz Deutschland, Österreich und Italien, überall da, wo es uns interessant erschien. Viel davon lässt sich in diesem Blog nachlesen, seit 2011. Eine gute Gelegenheit auch, den Übergang in eine neue Lebensphase kundzutun: der alte Herr Gutmann wird (wieder) sesshaft, Reisen wird es zwar hoffentlich weiter geben, aber auf einer anderen Basis. Mann wird von einer festen Adresse ausschwärmen, mit dem Rad oder zu Fuß wie in alten Zeiten, oder vielleicht die Leidenschaft der Flußtouren mit einem Kanu weiter verfolgen . . .

relaxed über dem Mare Mediterreanum
relaxed über dem Mare Mediterreanum
Der alte Herr Magirus auf der Nase ~ links unten im Dunst Zaragoza
Der alte Herr Magirus auf der Nase ~ links unten im Dunst Zaragoza
Innenpanorama vom Frühstücks- und Arbeitstisch, 180°
Innenpanorama vom Frühstücks- und Arbeitstisch, 180°

Und der alte Herr Magirus sucht einen anderen Besitzer mit technischem Verständnis und der Bereitschaft, immer wieder ein gerüttelt Maß an Arbeit und ein paar Penunzen für den Guten bereitzustellen, auf dass er noch etliche Jahre Landschaften auf Asphalt und auch ohne Asphalt erobern kann! Wobei nicht verschwiegen werden soll, dass ein solches Projekt nicht nur eitel Sonnenschein bedeutet, nicht nur lässig relaxtes Leben garantiert. Immer wieder gibt es (und nicht nur im Wetter!) Überraschungen, auf die man sich flexibel einstellen und einlassen muß. Aber wie heißt es so schön in einem alten französischen Chanson? Non, rien de rien, non, je ne regrette rien! Es gibt nichts zu bedauern, es waren die besten Zeiten meines Lebens!

Magirus 120/R80, Erstzulassung 10.9.1973
Magirus 120/R80, Erstzulassung 10.9.1973, auf spanischem Hochland
im spanischen Hinterland bei der Erforschung historischer Goldminen
im spanischen Hinterland bei der Erforschung historischer Goldminen
im spanischen Hinterland bei der Erforschung historischer Goldminen
im spanischen Hinterland bei der Erforschung historischer Goldminen

Hier für die Interessenten ein paar technische Angaben:

Marke: Klöckner Humbold Deutz
Typ: Magirus 120/R80
Erstzulassung: 10.9.1973
Kilometerstand: 380130
Selbstverständlich Oldtimer-Zulassung und H-Kennzeichen (spart € 500.-/Jahr)
Zulasssung: SoKFZ Wohnmobil
nächster fälliger TÜV: Februar 2024
Länge 7,58m, Breite 2,30m, Höhe 3,00m
Anhängerkupplung
Abgelastet auf 7,49t (Original 8,3t, real ca 7t)
Benötigt wird also der alte Schein Klasse 3, schimpft sich heutzutage C1
Motor: 6-Zylinder Reihendiesel Deutz luftgekühlt, Hubraum 5655 cm³, 120PS (88kW) bei 2800 1/min
Verbrauch im Schnitt über 15 Jahre: 17,31l (schwankt nach Fahrweise und Jahreszeit, auf Strecke im Sommer teils unter 15l, Kurzstrecke im Winter auch mal 20l)

Bedingt fahrbereit ~ aus dem Getriebe tropft Öl auf die Kupplung, die rutscht unter Last durch 🙁 ~ das muss gemacht werden!
Ansonsten ist der Wagen für seine 50 Jahre in vergleichsweise gutem Zustand. In den ersten Jahren wurde der Kofferraumboden komplett erneuert, alle vier Karosserieecken wurden geschweißt, vorne quasineue Bremstrommeln und Beläge, ausgefallene Aggregate wurden erneuert. Motor ist nach 380 000 Km noch gut für ein paar Hunderttausend mehr, Tauschmotoren und Teile sind problemlos erhältlich. Getriebe wie erwähnt aktionsbedürftig. Die Karosserie ist noch immer besser als die meisten, die ich auf der Suche vor 15 Jahren gesehen habe, u.U. Kandidat für eine Komplettrestaurierung. Der Innenraum ist nach 15 Jahren intensivem Leben natürlich renovierungsbedürftig, aber auch um einiges besser als beim Kauf. Dass ich jedes Jahr kräftig Arbeit in den alten Herrn investiert habe, hat sich gelohnt.

Der Herbst ist nicht der schlechteste Zeitpunkt, um über den Winter das Fahrzeug für die Reise fit zu machen und auf die eigenen Bedürfnisse einzurichten.

Ich bin bereit, die Stafette weiterzugeben ~ in gute Hände!

Achja, und noch ein Motto zum Schluss: es ist immer gut, gelebt zu haben, bevor man stirbt! 🙂

Meine Preisvorstellung: 12 800 €uro VHB

Zu besichtigen und abzuholen im Raum Müllheim/Baden

Kontakt

relaxed am Mare Mediterreanum
relaxed am Mare Mediterreanum
nach Erklimmen eines Passes in den Pyrenäen
nach Erklimmen eines Passes in den Pyrenäen
nach Erklimmen eines Passes in den Pyrenäen
nach Erklimmen eines Passes in den Pyrenäen
Innenansicht ~ Buchenholz
Innenansicht ~ Buchenholz
Küche ~ Armatur Grohe
Küche ~ Armatur Grohe
Bad ~ Vakuumtoilette, Armatur KLUDI
Bad ~ Vakuumtoilette, Armatur KLUDI
Schlafen und lieben auf zwei mal einsvierzig
Schlafen und lieben auf zwei mal einsvierzig
der alte Herr Magirus im letzten Winter in Deutschland
der alte Herr Magirus im letzten Winter in Deutschland

Nix zum Ukrainekrieg?

Diejenigen, die diesen Blog schon länger verfolgen (oder früher mal verfolgt haben?), könnten sich darüber wundern, daß seit längerer Zeit, genauer seit der Coronakrise, nichts mehr in der politischen Abteilung, hier genannt Polis-Angelegenheiten, veröffentlicht wurde. Wohl gemerkt, aber woran liegt das? Vor einem guten Jahr, als der böse Putin in die Ukraine einmarschieren lies, hatte ich einen Artikel in der Pipeline, der sich mit diesem unsäglichen Krieg (ein Verbrechen wie JEDER KRIEG!) auseinander setzen wollte . . . und jeden Tag wurde dieser Artikel wieder durch Ereignisse in der Ukraine, vor allem aber durch die Reaktionen der sogenannten Freien Welt, will heißen den Mitgliedern der NATO als Schwanzwedler der USA, überholt. So schnell konnte man gar nicht recherchieren und schreiben, wie in den heimischen Medien ungefiltert Propaganda in die veröffentlichte Wahrheit geblasen wurde. Es wurde zum Halali gegen Russland geblasen ~ verständlich, auch ich neige dazu, mich mit den Angegriffenen zu solidarisieren ~ ohne allerdings die Geschichte der letzten knapp zehn Jahre zu beleuchten, die zu diesem Krieg geführt haben, geschweige denn die der letzten 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs.
Heute ist mir wieder mein Artikel vom 1. Mai 2014 über den Weg gelaufen, in dem eigentlich schon alles gesagt/geschrieben wurde, was es zu diesem Krieg zu sagen gibt. In einer Zeit, in der alle, die sich für Frieden ohne Waffen aussprechen, als mindestens naiv über rechtsoffen oder gar Putin-Freund gedisst werden, bis hin zum Vaterlandsverräter, sich der Diskurs in Medien und Politik (und zum Teil auch privat!) so verengt und polarisiert, daß einem das Maul offen stehen bleibt, ohne daß noch irgend ein vernünftiges Argument Sinn machen würde ~ ~ ~ da bleibt einem jeder Artikel im Hals stecken!

Was tust du Mensch?
Was tust du Mensch?

Und trotzdem: Frieden schaffen mit immer mehr Waffen? Mit der realen Gefahr einer Eskalation zum nuklearen Krieg? Gegen Russland polemisieren und gegen China, und die NATO und die USA die Guten, obwohl die mehr Kriege angezettelt haben als im Rahmen dieses Artikels beschreibbar?
Ehrlich, wenn es tatsächlich um Demokratie und Menschen- und Völkerrechte gehen sollte, dann wäre es meines Erachtens ein guter Ansatz, wenn jedes Land, vor allem die USA, aber auch die NATO und die EU, erst einmal die eigene Politik an diesen heren Grundsätzen ausrichten würde! Und die Waffen nieder, auf beiden Seiten, denn eines ist sicher: auch vom Westen gelieferte Waffen, auch deutsche Leopard, töten Menschen! Und in der Ukraine sterben jeden Tag hunderte von Menschen, auf BEIDEN Seiten, um Macht- und Profitinteressen einer kleinen globalen Minderheit zu verfolgen. Das ist das, was alle Halalibläser verdrängen, bewußt oder unbewußt!
Ansonsten verweise ich nochmal auf den Artikel vom 1. Mai 2014 (lesen machenn!), oder den: ‚Wir sind die Guten, wir dürfen das!‘, oder den: ‚Wohin Milch und Honig fließen‘ und überhaupt auf die Artikel der Kategorie Polis-Angelegenheiten.
Mehr wird es zu diesem Thema wahrscheinlich nicht mehr geben. Es ist alles schon gesagt, und es macht keine Freude, zu rufen, wenn sich die Leut die Ohren zuhalten. Gehabt euch wohl!

Kuchlbauer, Friedrich Hundertwasser und Peter Pelikan

Kuchlbauer, Brauereibiergarten und Kuchlbauer/Hundertwasserturm
Kuchlbauer, Brauereibiergarten und Kuchlbauer/Hundertwasserturm

Schönheit kann die Welt retten

Bei den Recherchen zu meinem Artikel über das Hundertwasseer-Haus in Wien waren mir auch die Wikipedia-Artikel über den Kuchlbauer-Turm und die Seiten der Kuchlbauer-Brauerei zum Turm und dem 2014 erbauten KunstHausAbensberg aufgefallen und hatte mir fest vorgenommen, auf dem Rückweg über Abensberg zu fahren, um mir diese Bauten anzuschauen, deren Realisierung (Turm 2010, Kunsthaus 2014) Hundertwasser nicht mehr erleben konnte (er starb 2000).

Kuchlbauer, Brauereibiergarten und Kuchlbauer/Hundertwasserturm
Kuchlbauer, Brauereibiergarten und Kuchlbauer/Hundertwasserturm

Das 1999 von Hundertwasser gezeichnete Konzept für den BierKunstTurm konnte wegen Bedenken der Denkmalschutzämter so nicht realisiert werden. Sein langjähriger Freund und Architekt Peter Pelikan plante sowohl den von 70 auf gut 34 Meter verkleinerten Turm als auch den Umbau der Talervilla neben dem Brauereigebäude zum KunstHaus im Einklang mit Hundertwassers Schaffen. Sogar die Mauer um den Gebäudekomplex ist nach Hundertwasser geformt, die Ketten aus runden Verzierungen bestehen in der Regel aus (Bier-)Flaschenböden.

Mauer um Kuchlbauer Gelände mit altem Fass
Mauer um Kuchlbauer Gelände mit altem Fass
Kuchlbauer, Brand auf altem Fass
Kuchlbauer, Brand auf altem Fass

Leider war ich für das Freibierangebot der Kuchlbauer-Brauerei am Samstag vor dem Gillamos (wie immer!) zu spät dran, konnte aber nach dem Gillamoos im Biergarten unter dem Turm eine Spezialität des Hauses trinken. Kuchlbauer hat sich auf Weissbier spezialisiert (was wir Nicht-Bayern Weizenbier nennen), die deftigste Variante ist das Aloysius (Dunkler Hefeweissbier-Bock) mit 7,2 Oktan und 16,5 °P Stammwürze. Kräfiges Aroma, wie ich es liebe, mit einem Hauch von Banane im Abgang 😉

Kuchlbauer Kunsthaus, Friedensreich Hundertwasser
Kuchlbauer Kunsthaus, Friedensreich Hundertwasser

Nun hoffe ich, daß ihr beim Betrachten der Bilder des KunstHauses nicht davon ausgeht, dass dessen Aussehen von meinem besoffenem Zustand herrührt. Das KunstHaus ist dem Schaffen von Hundertwasser gewidmet und bietet den Anblick von etlichen Originalgrafiken und eine Dokumentation seiner Architekturprojekte. Der Turm widmet sich dem bayrischen Weissbier. Beide Gebäude sind zu besichtigen, Tickets am besten vorbestellen!

Kuchlbauer Kunsthaus, Friedensreich Hundertwasser
Kuchlbauer Kunsthaus, Friedensreich Hundertwasser
Kuchlbauer Kunsthaus, Friedensreich Hundertwasser
Kuchlbauer Kunsthaus, Friedensreich Hundertwasser
Kuchlbauer Kunsthaus, Friedensreich Hundertwasser
Kuchlbauer Kunsthaus, Friedensreich Hundertwasser
Kuchlbauer Kunsthaus, Friedensreich Hundertwasser
Kuchlbauer Kunsthaus, Friedensreich Hundertwasser
Kuchlbauer Kunsthaus, Friedensreich Hundertwasser
Kuchlbauer Kunsthaus, Friedensreich Hundertwasser
Kuchlbauer Kunsthaus, Friedensreich Hundertwasser
Kuchlbauer Kunsthaus, Friedensreich Hundertwasser
Kuchlbauer Brauerei und Bierwelt, Friedensreich Hundertwasser
Kuchlbauer Brauerei und Bierwelt, Friedensreich Hundertwasser

Wenn ich mir die Artikel dieser Reise anschaue, habe ich den Eindruck, dass sie fast nur das Thema Kunst und Architektur zum Thema hatte. Sei es drum, denn, wie das Motto von Hundertwasser hoffentlich nicht nur mir sagt: Schönheit kann die Welt retten!

Schönheit kann die Welt retten!
Schönheit kann die Welt retten!

die große Marone

eine riesige, wunderschöne Esskastanie
eine riesige, wunderschöne Esskastanie

Zu Besuch bei Martha und Gerhard, auf ihrem wunderschönen Anwesen. Der Baum ist anscheinend 1944 als Bäumchen da gepflanzt worden, ist also (bald) 80 Jahre alt.
Vielen Dank euch beiden für den schönen Abend und für Speis und Trank!

Esskastanie, die Krone von unten
Esskastanie, die Krone von unten

Wie wir ja alle wissen 😉 gehört die Esskastanie (Castanea sativa) zu den Buchengewächsen (Fagaceae) und kann bis zu 30 Meter hoch werden (hat er die? ich glaub schon!) Die Wiederansiedlung (lang) nach der Eiszeit wurde wahrscheinlich wie bei anderen Kulturpflanzen durch die Römer gefördert.

Esskastanie, unter der Krone Martha und Gerhard, in der Mitte Miguel Horn
Esskastanie, unter der Krone Martha und Gerhard, in der Mitte Miguel Horn
Esskastanie, unter dem Schirm
Esskastanie, unter dem Schirm

Ein Besuch bei Miguel Horn

Miguel Horn an seiner Skulptur Felsenreiter
Miguel Horn an seiner Skulptur Felsenreiter

Vor knapp zwei Jahren hatte ich auf meiner Tour entlang der Donau in Oberösterreich die Werke von Miguel Horn entdeckt und Bilder in einem Artikel in diesem Blog veröffentlicht. Nach mehreren Telefonaten, in denen wir uns gut unterhalten hatten, waren wir uns einig, dass wir uns ~ irgendwann einmal ~ in natura begegnen sollten. Und nun war es soweit; drei Tage waren der alte Herr Magirus und ich bei Miguel zu Gast.

Miguel Horn ~ Felsenreiter ~ links der Abgrund
Miguel Horn ~ Felsenreiter ~ links der Abgrund

Dass nun ausgerechnet an dem Tag, an dem sich Miguel die Zeit genommen hat, mich kreuz und quer durch die niederösterreichische Landschaft zu fahren, um mir einige seiner im öffentlichen Raum installierten Kunstwerke zu zeigen, auch der Tag war, an dem sich die Wasser über dem Horizont mit den Wassern unter dem Horizont zu vereinigen suchten, machte die Arbeit mit der Kamera etwas schwieriger, zeigte aber auch, wie unterschiedlich die komplexen Edelstahlinstallationen je nach Licht und Betrachtungsstandpunkt wirken.

Miguel Horn ~ Felsenreiter ~ rechts geht es senkrecht nach unten
Miguel Horn ~ Felsenreiter ~ rechts geht es senkrecht nach unten

In seiner Skulptur der Felsenreiter, über der Donau bei Waldhausen, verdichtet er gleich vier Mythen der Donau, die Donau-Nixe Isa, den Raubritter, der die Gegend einmal unsicher machte, der sich der Bestrafung durch Kaiser Maximilian dadurch entzog, dass er sich samt Pferd über diesen Felsen in die Tiefe stürzte, und den grauen Mönch, der den Kaiser vor dem sicheren Tod rettete, in dem er ihn aus einem danach zusammenstürzenden Saal führte, und dem Donaufürsten zu einem komplexen Kunstwerk aus verschränkten Edelstahlelementen. Zweidimensionale Platten, aus denen mit dem Plasmaschneider Konturen und Silhuetten geschnitten werden, verschränkt zu stabilen dreidimensionalen Werken, die lebendig werden durch mit der Schruppscheibe gearbeitete, in der Sonne schillernden Texturen.

Miguel Horn ~ Felsenreiter ~ Sprung in den Abgrund
Miguel Horn ~ Felsenreiter ~ Sprung in den Abgrund

Die Donaunixe Isa, die einige der Arbeiten Miguels am Wanderweg Donausteig verbindet, hat bei ihm nicht den sonst üblichen Fischschwanz, sondern zu Flossen geformte Füße, und wird begleitet von den symbolischen Schlangen der sich durch die Landschaft mäandernden Donau. Die Stophand sowohl aktuelle Warnung für den Wanderer, als auch bewußt missachtete für den Raubritter, der im Sprung mit beiden Händen in den Abgrund, zur Donau zeigt.

Miguel Horn ~ Felsenreiter ~ Blick zur Donau
Miguel Horn ~ Felsenreiter ~ Blick zur Donau
Gobelwarte Grein und das Strudengauer Burgspektakel
Gobelwarte Grein und das Strudengauer Burgspektakel
Miguel Horn ~ Strudengauer Burgspektakel, Gobelwarte Grein
Miguel Horn ~ Strudengauer Burgspektakel, Gobelwarte Grein

Wie sehr diese Werke dazu einladen, sie immer wieder aus einem andern Blickwinkel zu betrachten, weil immer wieder neue Ansichten die Phantasie beflügeln, wird auch bei der Skulptur des Strudengauer Burgspektakels deutlich, die man auch vom daneben stehenden Aussichtsturm aus unterschiedlicher Höhe betrachten kann. Das Fest auf der Burg, wo das Pferd in der einen Hand den Reichsadler (oder den Pleitegeier?) und in der anderen den tanzenden Hund (oder den schlauen Fuchs?) balanciert, während der Ritter (warnend?) in die Ferne zeigt und der Hofnarr/Harlekin ausgelassen tanzt, zeigt nach Perspektivwechsel . . .

Miguel Horn ~ Strudengauer Burgspektakel, Gobelwarte Grein
Miguel Horn ~ Strudengauer Burgspektakel, Gobelwarte Grein
Miguel Horn ~ Strudengauer Burgspektakel, Detail
Miguel Horn ~ Strudengauer Burgspektakel, Detail

. . . in ironischem Augenzwinkern, wie das gehörnte Tier mit erigiertem Gemächt der anmutigen Frau (nennen wir sie Eva, oder ist sie Isa inkognito, ohne ihre Flossen?) an die Titten grapscht, während die nach dem biblischen Apfel (der Erkenntnis oder der Sünde?) greift, der ihr von der Schlange angeboten wird. Und eine Figur rauft sich (aus Verzweiflung?) mit zur Fratze verzerrtem Gesicht die Haare.

Miguel Horn ~ Strudengauer Burgspektakel, Eva (Isa?), die Schlange Donau und der Apfel
Miguel Horn ~ Strudengauer Burgspektakel, Eva (Isa?), die Schlange Donau und der Apfel

Es begeistert nicht nur die schillernde Darbietung der Geschichte, sondern auch die durch Texturen dreidimensional anmutenden Ausarbeitung der Platten. Phantasie, kreative Intelligenz plus gekonntes Handwerk ist gleich Kunst!

Miguel Horn ~ Strudengauer Burgspektakel, vom Turm aus gesehen
Miguel Horn ~ Strudengauer Burgspektakel, vom Turm aus gesehen

Miguel selbst ist übrigens kein Fan von solchen schriftlich niedergelegten Interpretationen, der Betrachter selbst soll den von den Werken inspirierten Assoziationen nachspüren. Der oben gezeigte Text ist also mein persönliches Erleben beim Besuch, erweitert noch durch die Auseinandersetzung mit den Bildern während der Auswahl und Bearbeitung zu diesem Artikel. Für Euch gilt: selber hingehen, schauen, erleben! Am Schluss des Artikels finden sich dazu die Positionen in Google Maps.

Miguel Horn ~ Strudengauer Burgspektakel, vom Turm herab
Miguel Horn ~ Strudengauer Burgspektakel, vom Turm herab
Miguel Horn ~ die Messerer ~ der Künstler an seinem Werk
Miguel Horn ~ die Messerer ~ der Künstler an seinem Werk

Die komplexen Edelstahlskulpturen sind sozusagen der vorläufig aktuelle Stand der Entwicklung der Arbeiten von Miguel Horn, der eigentlich in den 60er und 70er Jahren als Holzbildhauer mit zum Teil monumentalen Skulpturen Aufsehen erregte ~ davon später. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre entstanden die ersten Arbeiten aus Metall; eine der Arbeiten ist diese: Die Messerer, entstanden 2007, fünf Meter hoch, mit ausgeschnittenen Kopfprofilen, aus der Ebene der vollen Platten herausgedreht und verschränkt. Nicht ganz so monumental sind die Skulpturen in der Freiluftgalerie in Engelhartszell, die ich schon in meinem Artikel von vor zwei Jahren gezeigt habe.

Miguel Horn ~ die Messerer, Ausschnitt
Miguel Horn ~ die Messerer, Ausschnitt

Miguel verarbeitet auch immer wieder aktuelle Ereignisse in zum Teil stark provozierende Werke. 1997 führte seine Installation ‚Wer vergibt uns unsere Schuld?‘ gegen Krieg und Ungerechtigkeit in Blindenmarkt , einer Kreuzigungsgruppe kopfüber, zu rigiden Kommentaren des Kameradschaftsbundes (der sich in seiner Selbstbeschreibung darstellt als ‚überparteiliche Organisation, die für aktiven „Frieden in Freiheit“ eintritt und die Zukunft unserer Heimat mitgestaltet‘) und zum Abbruch der Ausstellung. Hier die Arbeit ‚Rinderwahn‘, die auf einer Verkehrsinsel bei Waidhofen an der Ybbs ihren Platz gefunden hat.

Miguel Horn ~ Rinderwahn
Miguel Horn ~ Rinderwahn

Ergreifend ins Eingemachte gehen die Arbeiten, die in Impression durch die medial voll übertragenen Bilder aus dem Golfkrieg entstanden sind. Man google nach ‚Highway of Death‚: Die USA stoppten in der Nacht vom 26. auf den 27. Februar 1991 mit Minen Anfang und Ende des Konvois der Irakischen Truppen auf dem von der UN geforderten Rückzug, um mit mehrstündigen Luftangriffen alles niederzumähen. Zivilisten, die auf dem Highway unterwegs waren, hatten Pech. Zwischen 1800 und 2700 Fahrzeuge wurden zerstört, mindestens 800 bis 1000 Menschen kamen um. Wer sich die gruseligen Bilder noch einmal antun will, kann sich auch die Nachrichtensendung des Senders CBC zu den Vorfällen anschauen.

Miguel Horn ~ im Vordergrund Impressionen zum Highway of Death
Miguel Horn ~ im Garten, im Vordergrund Impressionen zum Highway of Death

Die Werke aus Draht und Thiokol, einem Kunststoff, wie er in der Isolierglasherstellung als Dichtmasse verwendet wird, reflektieren die Bilder von LKW-Fahrern, die aus ihren brennenden Fahrzeugen krabbeln. Miguel Horn: Mit meiner Arbeit ‚Die Abscheu des Krieges‘ möchte ich ein Denkmal setzen für die Verführten, ein Denkmal für die Toleranz, ein Denkmal zum Nachdenken, und schließlich einen Beitrag dazu leisten, damit in der Zukunft Kriege nicht mahr passieren können.

Miguel Horn ~ Impressionen zum Highway of Death ~ Kuwait
Miguel Horn ~ Impressionen zum Highway of Death ~ Kuwait

Der Jurist und Friedensaktivist Ramsey Clark kritisierte die Vorgehensweise als Verstoß gegen die Genfer Konvention und Kriegsverbrechen. Aber die mächtigsten der Welt, die den Krieg befehlen oder durch Eskalation provozieren, werden nicht zur Rechenschaft gezogen, egal ob sie aus dem Westen oder dem Osten kommen. Wie man aktuell sieht, ist Krieg immer noch möglich . . .

Miguel Horn ~ Platz der vergessenen Völker ~ Neuhofen an der Ybbs
Miguel Horn ~ Platz der vergessenen Völker ~ Neuhofen an der Ybbs

Für Miguel selbst seine „wahrscheinlich wichtigste Arbeit“ ist der ‚Platz der vergessenen Völker‘ in Neuhofen an der Ybbs. Ein Steinkreis aus fünf großen Granitstelen mit gekreuzigten, gequälten Kreaturen, ergänzt durch den Ostarrichi-Stein, auf dem in Schrift aus Edelstahl die Völker angezeigt werden, die im Lauf der Zeit das Land Österreich besiedelt haben (und wie z.B. die Slawen, wieder vertrieben wurden) und einem Stein, auf dem die weltweit bedrohten Völker auf Edelstahlplaketten aufgeführt sind ~ von den meisten kennen wir nicht einmal die Namen . . .

Miguel Horn ~ Platz der vergessenen Völker ~ Neuhofen an der Ybbs
Miguel Horn ~ Platz der vergessenen Völker ~ Neuhofen an der Ybbs
Miguel Horn ~ Platz der vergessenen Völker ~ Neuhofen an der Ybbs
Miguel Horn ~ Platz der vergessenen Völker ~ Neuhofen an der Ybbs
Miguel Horn ~ Platz der vergessenen Völker ~ Ostarrichi-Stein
Miguel Horn ~ Platz der vergessenen Völker ~ Ostarrichi-Stein
Miguel Horn ~ Platz der vergessenen Völker ~ Neuhofen an der Ybbs
Miguel Horn ~ Platz der vergessenen Völker ~ Neuhofen an der Ybbs
Miguel Horn ~ Platz der vergessenen Völker ~ Neuhofen an der Ybbs
Miguel Horn ~ Platz der vergessenen Völker ~ Neuhofen an der Ybbs

Mein dreitägiger Aufenthalt bei Miguel hat mir aber auch einen winzigen Einblick in die Schaffenshistorie und Schaffenskraft dieses Künstlers ermöglicht. Rund ums Haus sammeln sich Werke aus den unterschiedlichsten Perioden, die Stahlskulpturen frei im Garten, die aus Holz eher wettergeschützt unter Dach am Haus oder dem Carport. Und das in einer Menge, die buchstäblich überwältigend ist. Man fragt sich unwillkürlich, ob dieser Mann sich auch einmal eine Pause gestattet. Die Fülle der Werke zeigt in jedem Fall eine Entwicklung, in der Miguel sich und seine Formensprache von den großen Holzskulpturen über Stein, Marmor, Bronze, Stahl, Stahl und Kunststoff, Edelstahl immer weiter entwickelt und dabei die Möglichkeiten des jeweiligen Materials gekonnt genutzt hat.

Miguel Horn ~ im Garten ~ Hände
Miguel Horn ~ im Garten ~ Hände
Miguel Horn ~ im Garten ~ von 2D zu 3D
Miguel Horn ~ im Garten ~ von 2D zu 3D
Miguel Horn ~ Arbeit in Bronze
Miguel Horn ~ Arbeit in Bronze
Miguel Horn ~ Arbeit in Bronze
Miguel Horn ~ Arbeit in Bronze
Miguel Horn ~ im Atelier ~ Aktstudie in Holz
Miguel Horn ~ im Atelier ~ Aktstudie in Holz
Miguel Horn ~ im Atelier
Miguel Horn ~ im Atelier
Miguel Horn ~ Mutter mit Kind
Miguel Horn ~ Mutter mit Kind
Miguel Horn ~ der Künstler vor dem Arbre de Vie an seinem Lagerplatz
Miguel Horn ~ der Künstler vor dem Arbre de Vie an seinem Lagerplatz

Ein Beispiel für die frühen, großen Holzarbeiten ist der Arbre de Vie, Lebensbaum, eine Skulptur aus einer Redwood Sequoia, über zehn Meter hoch, die mehr als 35 Jahre in Pontoise, Nordfrankreich, aufgestellt war. Miguel sucht für dieses Werk einen Standort unter Dach, witterungsgeschützt, denn Wind und Wetter nagen mit der Zeit doch am Holz. Also, wer hat ein möglichst öffentlich zugängliches, mindestens 11 Meter hohes Dach und hat Interesse an einer (unter Umständen kostenlosen) Dauerleihgabe?

Miguel Horn ~ Arbre de Vie
Miguel Horn ~ Arbre de Vie
Miguel Horn ~ Arbre de Vie, Ausschnitt senkrecht gestellt
Miguel Horn ~ Arbre de Vie, Ausschnitt senkrecht gestellt
Miguel Horn ~ Arbre de Vie, Detail
Miguel Horn ~ Arbre de Vie, Detail
Miguel Horn ~ Arbre de Vie, Ausschnitt freigestellt
Miguel Horn ~ Arbre de Vie, Ausschnitt freigestellt

Zum Schluß noch, Miguel, meinen herzlichen Dank für die Zeit, die du dir für mich genommen hast, die Einblicke in dein Schaffen, für die Gastfreundschaft und die Aufnahme in deine Familie und Freundeskreis, und für die Begleiterin, die auf dem Tisch bei der Erstellung dieses Artikels zugeschaut hat!

mit Google-Maps zu den Werken:

Predigtstuhl – Felsenreiter
Gobelwarte Strudengauer Burgspektakel
Böhlerwerk – Die Messerer
Mensch und Kommunikation – Rinderwahn
Platz der vergessenen Völker

vom alten Artikel in diesem Blog:

Panta Rhei
Freiluftgalerie Engelhartszell
Römerburgus Oberranna
Schlögener Blick auf die Donauschleife

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