Sury Impressionen

Abendhimmel
Abendhimmel
Sury Le Comptal ~ L'église Saint-André
Sury Le Comptal ~ L’église Saint-André
Sury Le Comptal ~ L'église Saint-André ~ Portal
Sury Le Comptal ~ L’église Saint-André ~ Portal
Sury Le Comptal ~ Passage alentours  (um 1500)
Sury Le Comptal ~ Passage alentours (um 1500)
Sury Le Comptal ~ Blick in den Park des Château
Sury Le Comptal ~ Blick in den Park des Château
Sury Le Comptal ~ Blick in den Park des Château ~ mit Pferd
Sury Le Comptal ~ Blick in den Park des Château ~ mit Pferd

église prieurale Saint Romain Le Puy

Silhouette im Abendlicht ~ was mag das sein?
Silhouette im Abendlicht ~ was mag das sein?

Die Silhouette einer ‚Burg‘ auf einem Hügel weit hinten im Westen, beobachtet bei meinem abendlichen Spaziergang zum Genuß des Sonnenuntergangs, wollte ich mit einer kleinen Radtour erkunden und ~ man hält es kaum für möglich 🙂 ~ schon wieder jede Menge gelernt! Und das Gelernte könnte ich, wenn denn Platz vorhanden wäre, einrahmen und an die Wand dübeln. Dummerweise hat der alte Herr Magirus zugunsten großer Glasflächen zur Aussicht dafür keine Möglichkeiten zu bieten . . .

église prieurale Saint Romain Le Puy
église prieuralee Saint Romain Le Puy

Die Burg stellte sich dann als Kirche heraus, und zwar eine Prioratskirche, will heißen, als Ableger eines Klosters und sozusagen hierarchisch unter diesem stehend. Wohldenn, die église prieurale Saint Romain Le Puy läßt sich für den moderaten Obulus von €uro zweieinhalb besichtigen, man darf photographieren und ich als des Französischen nicht allzu mächtigen bekam sogar leihweise ein Heftchen in die Hand gedrückt, das mir in englischer Sprache ihre Geschichte erzählen sollte.

église prieurale Saint Romain Le Puy
église prieurale Saint Romain Le Puy

Zu viel für diesen kleinen Blogeintrag, nur ein paar kurze Infos aus dem verlinkten Wikipedia-Artikel. Schon in keltischer Zeit ist wohl auf diesem aus der Ebene der Loire ragenden Basaltkegel ein heilender Stein verehrt worden, das ‚heidnische Heiligtum‘ wurde dann mitte des vierten Jahrhunderts durch eine christliche Kapelle ersetzt, will sagen okkupiert ~ und zwar von Martin von Tours, dem bekannten Heiligen, den die Kinder am Anfang des Winters mit Laternenumzügen feiern. Der Wikipediaartikel liefert einen interessanten Lebenslauf, kein Scherz.

église prieurale Saint Romain Le Puy ~ Altarraum
église prieurale Saint Romain Le Puy ~ Altarraum

Die Kirche selbst wurde kurz vor der Jahrtausendwende von Graf Bouchitaleus Miles (Bouchetal) auf dem Puy-Gipfel gebaut (bestimmt ganz alleine!) und der Benediktiner-Abtei Saint-Martin d’Ainay in Lyon geschenkt. Im Verlauf der Jahrhunderte ist sie mehrmals erweitert und umgebaut und im hundertjährigen Krieg auch durch starke Mauern wehrhaft gemacht worden. Nach 1684 war Saint Romain Le Puy verlassen und verfiel, seit 1982 kümmert sich der Verein Aldebertus um die Erhaltung. Die ehemalige Kirche wird auch für kulturelle Veranstaltungen benutzt, der Altarraum ist eine stilvolle Bühne, die mit einer professionellen Lichtanlage erleuchtet werden kann.

église prieurale Saint Romain Le Puy ~ Säulen, Fresken
église prieurale Saint Romain Le Puy ~ Säulen, Fresken
église prieurale Saint Romain Le Puy ~ Krypta
église prieurale Saint Romain Le Puy ~ Krypta
église prieurale Saint Romain Le Puy ~ Krypta
église prieurale Saint Romain Le Puy ~ Krypta

Nach so viel geballter und in gewisser Hinsicht unerwarteter und deshalb überraschender Kultur war es dann eine Erholung, im Schatten eines großen, alten Baumes auf einem Bänkchen sitzend diesen Ausblick zu genießen. Bei der Hitze wäre es nicht so schön gewesen, wenn die Bank unter dem kahlen Baum gestanden wäre . . .

mit nackerten Fingern in den Himmel zeigend
mit nackerten Fingern in den Himmel zeigend

schlechte Nachrichten . . . :(

Metallabrieb an den magnetischen Ablaßschrauben ~ das Getriebe des alten Herrn Magirus malade
Metallabrieb an den magnetischen Ablaßschrauben ~ das Getriebe des alten Herrn Magirus malade

Diesen Artikel habe ich nun einige Zeit hinausgezögert, eine Woche, um genau zu sein. Aber irgendwann, und wenn nicht jetzt, muß es doch einmal heraus: Diese Reise ist vorerst zu Ende, wir befinden uns im Wartezustand.
Denn der alte Herr Magirus hat bei den Klettereien in den Cevennen ein sehr ungesundes Geräusch entwickelt. In den niederen Gängen ein schabendes Dröhnen, das anscheinend überwiegend über Körperschall nach vorn ins Führerhaus übertragen wird. Nur der fünfte und größte Gang hört sich noch normal und schweigsam an, aber damit kann man halt nicht immer fahren. Als ich dann am letzten Sonntag zu Analysezwecken das Getriebeöl abgelassen habe, waren an beiden magnetischen Ablaßstopfen reichlich Metallpartikel zu sehen, die sich zu richtigen Fahnen zusammengerottet haben.

der alte Herr Magirus im Rückspiegel des großen Abschleppwagens
der alte Herr Magirus im Rückspiegel des großen Abschleppwagens

Nun, vor Ort auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums läßt sich da wirklich gar nichts machen, also so gut wie möglich die Metallpartikel entfernt und dann das Öl wieder ins Getriebe gefüllt. Und am nächsten Tag den ADAC kontaktiert, in Ernstfall immer eine hilfreiche Adresse, vor allem im Ausland ohne ausreichende Sprachkenntnisse.
Abgeschleppt mit einem Abschleppmonster für Schwerlastwagen zur Begutachtung durch eine Werkstatt, Auftrag für den Heimtransport des guten Stückes . . . denn wir sind um die fünfhunder Kilometer weg von Freiburg, die Strecke möchte ich dem alten Herrn Magirus in dem Zustand nicht zumuten.

wieder abgehängt ~ im Vordergrund das Abschleppmonster
wieder abgehängt ~ im Vordergrund das Abschleppmonster

Seither warten wir auf den Transporter, aber das zieht sich hin. Denn für uns wird natürlich keine Extrawurst gebraten, klar. Der alte Herr Magirus wird auf einer Sammeltour aufgepickt, dann erst einmal in einem Depot abgestellt, bis er auf einer Auslieferungstour da hingebracht wird, wo ich mich dann um die Heilung kümmern kann, entweder Reparatur oder Tausch des Getriebes. Einen festen Termin gibt es weder für die Abholung noch für die Auslieferung, der Auftrag ging an eine Fremdfirma, und zu der kein Kontakt. Nach Info des ADAC kann diese Chose zwei bis drei Wochen dauern, von denen jetzt knapp eine vergangen ist.

der alte Herr Magirus unter dem Schutz der Jungfrau höchstpersönlich
der alte Herr Magirus unter dem Schutz der Jungfrau höchstpersönlich

Gutes gibt es aber auch zu berichten. Tips von sachverständigen Freunden zum Beispiel. Eine unkomplizierte Zusage für ein Asyl für den alten Herrn Magirus und seinen dienstleistenden Reparateur 🙂 Und hier vor Ort sehr hilfsbereite Menschen, die einem Wildfremden aus der einen oder anderen Klemme helfen. Und wenn man sich bedankt für diese Hilfsleistungen, die ungefragt an einen herangetragen werden, heißt es nur: C’est normal! Iiiich finde es eher außergewöhnlich und phänomenal! Habt Dank, alle miteinander! Mercie bien!

und beschattet vor der heißen Sonne von einer freundlichen Linde
und beschattet vor der heißen Sonne von einer freundlichen Linde

Und so verbringen wir diese Wartezeit unter dem Schutz vor allen Unbillen des Schicksals der heiligen Jungfrau persönlich und und der heißen Sonne von einer großen und einer kleinen Linde, plus zweier Betula Pendula als Assistenz ~ man könnte es bei allem Pech schlechter erwischt haben!

und nochmal einen Friedhof . . .

sinnierend ~ aber über was?
sinnierend ~ aber über was?

Nicht wundern, ich finde sie einfach interessant, diese französischen Friedhöfe. Diesen hier, den Friedhof von Sury-le-Comtal, gibt es laut Tafel am Eingangstor mindestens seit dem XIIIten Jahrhundert. Nicht daß da noch solch ganz alte Gräber zu bestaunen wären, aber schon welche, an denen die Spuren der Zeit nagen, der Vergänglichkeit der Dinge ~ und des menschlichen individuellen Lebens. Genug Stoff, über den die Dame oben sinnieren könnte, wenn sie denn nicht aus Stein wäre.

die Zeit läuft ~  ist die menschliche Seele Gefangener des Körpers? was bleibt über nach dem Tod?
die Zeit läuft ~ ist die menschliche Seele Gefangener des Körpers? was bleibt über nach dem Tod?

Was auf einem Friedhof auf jeden Fall lebt, ist die Symbolik als Ausdruck für die Vorstellungen vom Tod als Antagonisten des Lebens, und für die Fassungslosigkeit, die uns letztlich befällt, wenn ein uns naher Mensch aus dem Leben scheidet. Für uns selbst bleibt der Tod, das definitive Ende des eigenen Lebens, nicht mehr zu sein, letzlich unvorstellbar. Was ist, wenn unsere Zeit abgelaufen ist, der Sand in der Uhr nach unten durchgerieselt ist? Gibt es eine ‚unsterbliche‘ individuelle Seele, die den Tod des Körpers überdauert, wie auch immer? Ist diese Seele im Körper gefangen, kann dieses Gefängnis erst nach dem Tod verlassen, zu fliegen, wohin auch immer?

Kreuze aus der gußeisernen Aera
Kreuze aus der gußeisernen Aera

Das Bild von der Seele hat in den letzen hundert, hundertfünfzig Jahren eine starke Veränderung erfahren, weg vom christlichen Bild zur Begrifflichkeit der modernen Psychologie, und mit den siebziger und achziger Jahren des letzten Jahrhunderts in eine breitgestreute ‚esotherische‘ Interpretation des Wortes, zu was immer es auch bedeuten mag. Ich erinnere mich an eine Sammlung von Sponti-Sprüchen, die sich im Buch von James A. Michener, ‚Die Kinder von Torremolinos‘ oder amerikanisch ‚The Drifters‘ befanden. Ein Buch über die Hippie-Revolution. ‚Von ihnen werden es jeden Tag weniger, von uns jeden Tag mehr‘, aber auch, irgendwo im Buch, die Bemerkung, daß diese Generation erst dann wirklich eine neue Welt geschaffen hat, oder so ähnlich, wenn sie eine Form gefunden hat, ihre Toten zu bestatten. Womit ich nach einer kleinen Schlaufe wieder am Thema angekommen wäre.

Kreuze aus der gußeisernen Aera
Kreuze aus der gußeisernen Aera

Von einer neuen Form, die Toten zu bestatten, ist nirgens viel zu finden. Aber die Accessoirs unterliegen dem Wandel. Die emaillierten Herzen sind aus der Mode gekommen, man läßt in Stein gravieren, das kostet nicht mehr die Welt. Die gußeisernen Kreuze wird man heute nirgens mehr bestellen können, und die alten rosten vor sich hin, zerbrechen unter roher Gewalt. Schade eigentlich, und doch auch wieder nicht. Sie gefallen mir gerade in diesem vergehenden Zustand.

das Kreuz zerbrochen, emaillierte Herzen
das Kreuz zerbrochen, emaillierte Herzen
emailliertes Herz
emailliertes Herz

Was es aber immer noch gibt, hier in Frankreich und auch in Italien, sind die Plaketten mit den Photos der Verstorbenen. Für die Verwandten und Freunde wird es vielleicht nur ein kleines Hilfsmittel sein, sich besser an die erinnern zu können, die jetzt nicht und nie mehr da sind. Für mich als zufälligen und fremden Besucher eines solchen Friedhofs entsteht an einem solchen Grab eine gewisse Nähe. Man bekommt eher eine Vorstellung des Menschen, der da liegt. Das Gesicht weckt Assoziationen, macht Symphatie, oder auch nicht. Dieser da könnte der ganz normale Nachbar von nebenan sein, wenn man in Frankreich wohnen würde. Der da hat wirklich ein prägnantes, ein ganz besonderes Gesicht. Der sieht aus, als ob er Freude am Leben gehabt und auch vermittelt hätte, während der da genau das Gegenteil gewesen zu sein scheint. Diese hübsche Frau ist viel zu früh gestorben. Die da sieht aus, als ob sie mitten im Leben gestanden und es gemeistert hätte. Dieses Paar da hat hoffentlich eine lange, glückliche Ehe geführt. Und der da mit dem Hut, der war wahrscheinlich ein angesehener Bürger dieser Stadt.

Photos der Verstorbenen
Photos der Verstorbenen
Photoplakette
Photoplakette
Photoplaketten
Photoplaketten
Photoplaketten
Photoplaketten
Photoplakette ~ Paar
Photoplakette ~ Paar
Photoplakette ~ jung gestorben
Photoplakette ~ jung gestorben
Photoplaketten ~ die Zeit vergeht ~ die Erinnerung bleibt
Photoplaketten ~ die Zeit vergeht ~ die Erinnerung bleibt
Photoplakette ~ würdevoller Herr mit Hut
Photoplakette ~ würdevoller Herr mit Hut
Photoplakette ~ mitten im Leben
Photoplakette ~ mitten im Leben
Photoplakette ~ der Mann von nebenan?
Photoplakette ~ der Mann von nebenan?

Nachdem nun auch ihr diese ganzen Bilder gesehen habe, verlassen wir den Friedhof wieder. Ich zumindest möchte nicht Dauerbewohner sein, bin noch viel zu sehr damit beschäftigt, Dinge zu tun, Erfahrungen zu machen, um irgendwann einmal mit dem Bewußtsein gehen zu können, vor dem Tod gelebt zu haben. Das mit dem Bewußtsein läßt sich vielleicht nicht wirklich realisieren, aber das vorher gelebt zu haben ~ das ist, finde ich , erstrebenswert! 🙂

Photoplakette
Photoplakette

Loire

morgendlich vernebelter Blick hinunter auf die Loire ~ kein Schloß in Sicht :)
morgendlich vernebelter Blick hinunter auf die Loire ~ kein Schloß in Sicht 🙂

. . . am Oberlauf der Loire, und inzwischen scheint die S☼nne.

♬♪♬♫ Das ist angenehm,
                  das ist angenehm! ♬♪♬♫
🙂

Rendevous mit dem Chassezac

les gorges du Chassezac
* les gorges du Chassezac *

Die Gorges du Chassezac . . . der langjährige treue Leser erinnert sich vielleicht an diesen Namen. Im Silvester 2011 und im darauffolgenden November 2012 hatte ich schon einmal Panoramen der Schlucht in den Blog gesetzt. Trotzdem sind es jetzt ganz andere Bilder, denn die Location von damals und die von heute liegen wohl um die 35 Kilometer auseinander. Diesmal waren auch keine waghalsigen Klettereien auf Felsnasen nötig, denn hier gibt es einen gut gesicherten Aussichtpunkt über dem Knie des Chassezac. Wobei ich zugeben muß, daß ich, um das vor dem Geländer aufgebaute Stativ auszurichten, will heißen, einen flachen Stein unter das nach außen gerichtete Bein zu klemmen, mich mal eben auf die ‚falsche‘ Seite der Sicherung begeben mußte. Ein Krux mit der Panoramaphotographiererei ist nämlich, daß das Rack exakt waagerecht ausgerichtet sein sollte. Naja 🙂

les gorges du Chassezac ~ ganz tief unten: Canyoning, abseilen am Wasserfall
les gorges du Chassezac ~ ganz tief unten: Canyoning, abseilen am Wasserfall

Während ich mich oben um präziese Ausrichtung und punktgenaue Ablichtung bemüht habe, konnte ich eine Gruppe junger Leutchen beobachten, die in mehreren kleinen Bussen auf dem Parkplatz angekommen war, während ich den gestrigen Artikel in Arbeit hatte. Da hatten sie sich in Montur geworfen, Neoprenanzüge übergezogen, die um den Steiß herum verstärkt waren (lacht nicht, einmal auf den Steiß gefallen und gebrochen, heilt der nicht sehr gut ~ wie sollte man den schienen oder gipsen?), Gurte angelegt, blaue Helme (Kopf heilt noch schlechter, die Führung hatte gelbe) wurden verteilt, Seile aufgerollt und verpackt, dann waren sie losgelaufen. Jetzt waren sie da unten und kämpften sich den Chassezac abwärts durch die Schlucht. Am Wasserfall abgeseilt, an der Engstelle am Seil die fast senkrechte Felswand entlang, durchs offene Wasser geschwommen . . . tapfer, tapfer, die Jungs und Mädels!

les gorges du Chassezac ~ ganz tief unten, an der schmalsten Stelle: Canyoning
les gorges du Chassezac ~ ganz tief unten, an der schmalsten Stelle: Canyoning

Die Bilder davon sind mit dem 210mm Telzoom aufgenommen und nochmal herausvergrößert, ich schätze mal, das ist so ungefähr 25-fache Vergrößerung.

les gorges du Chassezac ~ ganz tief unten: Canyoning
les gorges du Chassezac ~ ganz tief unten: Canyoning
les gorges du Chassezac ~ ganz tief hinuntergeklettert ~ eigene Eindrücke
les gorges du Chassezac ~ ganz tief hinuntergeklettert ~ eigene Eindrücke

Und weil die Schlucht halt nun einmal gerade da war, bevor sie wegläuft also, habe ich es mir nach einer kleinen Radtour gegen Abend doch nicht verkneifen können, da hinunterzusteigen, um selbst einen Eindruck zu bekommen, wie es da aussieht. Die Pfade sind farbig markiert und nummeriert, ich bin den lilafarbigen (für den Pabst? für ältere Fräuleins?) mit der Nr7 hinuntergestiegen. Das war zumindest anfangs so schwierig nicht, nur war der Weg durch loses Geröll etwas unbequem. Je weiter nach unten es ging, desto steiler ging es aber bergab, desto schmaler wurde der Pfad. Unten, knapp über dem Fluß, mußte ich dann tatsächlich kurz nachdenken, ob ich da wirklich hinunter sollte. Eine recht steil abwärts führende Felsplatte, größtenteils feucht und glitschig von Wasser, das sich seinen Weg in den Fluß suchen wollte. Runter ja, aber wie wieder hinauf? Kaum was zu festhalten, mhhh?!? Aber wie neulich gesagt, meine Urururgroßmama war schließlich Gemse, und so kann ich euch tatsächlich ein paar Impressionen von der Basis der Gorges präsentieren. Und ja, ich bin wieder hinaufgekommen 🙂

les gorges du Chassezac ~ ganz tief hinuntergeklettert ~ eigene Eindrücke
les gorges du Chassezac ~ ganz tief hinuntergeklettert ~ eigene Eindrücke

Der Aufstieg war dann wieder schweißtreibend, was mich daran erinnert, daß ich wieder einmal einen Waschsalon heimsuchen müßte, sonst muß ich bald nackig laufen 🙁 Aber so ist das, etwas ab von der Zivilisation, in den Bergen, sind die Möglichkeiten leicht eingeschränkt. Diverse Warnschilder ermahnen übrigens die abenteuerlustigen Besucher, daß das Canyoning im Chassezac einiges an Kondition erfordert und nicht ungefährlich ist. Man sollte nur mit entsprechender Ausrüstung losziehen (Neopren, Helm, ect) und die Telefonnummern der Rettungsdienste im Kopf oder im Handy haben. Recht haben sie, nur mit dem Handyempfang unten in der Schlucht, da sieht es an den meisten Stellen wohl ziemlich mau aus . . .

les gorges du Chassezac ~ ganz tief hinuntergeklettert ~ eigene Eindrücke
les gorges du Chassezac ~ ganz tief hinuntergeklettert ~ eigene Eindrücke
und die vier Meter wieder hinauf ~ wer wagt, gewinnt!
und die vier Meter wieder hinauf ~ wer wagt, gewinnt!

Zum Schluß gibt es nochmal ein Panorama von oben. Das Problem ist, daß je nach Tageszeit (und Wetter sowieso) nie die ganze Schlucht im Licht der Sonne liegt. Gestern am Nachmittag war der Teil rechts unter dem Knie im Schlagschatten der Felsen darüber, heute morgen bei Starkwind und schnell treibenden Wolken, die Schattenflecken über die Landschaft gleiten ließen, war die beste Gelegenheit, eine bedeckte Phase abzuwarten, um die Gorges in halbwegs gleichmäßigen Licht zu haben. Klickt für die Vergrößerung!

les gorges du Chassezac
* les gorges du Chassezac *

Rox & Balance

Balance-Akt
Balance-Akt

Die Frage nach dem ‚Warum?‘, die sich beim Anblick megalithischer Anlagen in der Regel stellt, beantwortet sich vielleicht von selbst, wenn man durch Gegenden reist, die von in die Landschaft gestreuten großen Felsen geprägt ist, die einzeln oder in Gruppen, nebeneinander, aufeinander, übereinander angeordnet sind von einer willkürlichen, natürlichen Kraft.

Felsen auf die Kuhwiese gestreut . . .
Felsen auf die Kuhwiese gestreut . . .

Wer Beine hat, verspürt den Wunsch, zu laufen, wer Flügel hat, zu fliegen, wer Flossen hat, zu schwimmen . . . eine Voraussetzung für Glück ist die Auslotung seiner Fähigkeiten. Der Mensch hat mit der Expansion seines Gehirns die Fähigkeit und das Bedürfnis entwickelt zu denken, zu analysieren, zu assoziieren (der eine mehr, der andere weniger). Und da keinerlei Anlaß zur Annahme besteht, daß der Mensch des Paläolithikums geringere mentale Fähigkeiten gehabt hätte als wir heutzutage, wird er sich von dem inspirieren lassen haben, was er in seiner Umgebung vorgefunden hat.

. . . und gestapelt
. . . und gestapelt . . .
gekippt in den Himmel zeigend
. . . gekippt in den Himmel zeigend . . .

Ohne die Ablenkung durch die heute allgegenwärtigen Medien, ohne TV, Soaps, Stars und Sternchen, ohne den auf das Smartphone konzentrierten Blick, mit dem sich heute viele durch die Welt bewegen, liegt die Vermutung sehr nahe, daß ein Mensch in einer solchen Umgebung sich gefragt hat, wie diese Felskugel, die auf einem anderen Felsen balanciert, da hinaufgekommen ist. Wer hat das gemacht? Kann ich das auch? Können wir das auch? Denn eines ist sicher: ohne die Technik der modernen Zeit, ohne hydraulisch bepowerte Kräne, läßt sich nur mit vielen, sehr vielen Menschen, und einer Planung von technisch versierten Hirnen, ein viele Tonnen schwerer Felsblock entgegen der Schwerkraft nach oben oder gar in die Vertikale zwingen.

gekippt in den Himmel zeigend
. . . gekippt in den Himmel zeigend . . .
oder da liegend wie eine bezipfelte Murmel
. . . oder da liegend wie eine bezipfelte Murmel . . .

Eine der herausragensten Eigenschaften des Menschen ist, ob man das gut findet oder nicht, der Drang, die Welt, in der er lebt, zu manipulieren, zu verändern, und Spuren zu hinterlassen, Zeugnisse seiner Existenz, seines Da-Seins. Wer nichts anderes kann, macht kaputt, wer kann, der der schafft etwas, ein Werk, eine Kreation. Die Fähigkeiten, etwas zu schaffen (und auch der, zu zerstören), wachsen mit der Erfahrung über Generationen. Die Höhepunkte der megalithischen Zivilisation waren die Steinreihen von Carnac und die Mega-Anlage auf den Salisbury Plains. Zeugnisse dieser Kultur finden sich quer über Europa, aber nicht nur da.

. . . gestapelt . . .
. . . gestapelt . . .
massive vertical construction
massive vertical construction

Nun, dieser Photograph und Blogger hier läßt sich von dem, was ihm in Natur und Kultur über den Weg läuft, inspirieren zu bebilderten Artikeln, mit denen er Spuren hinterlassen will im Denken seiner Mitmenschen. Die Mittel und die Reichweite sind beschränkt, aber es liegt schon auch Befriedigung und sogar Glück darin, sein Erleben und sein Denken weiterzugeben an wen auch immer es interessiert.

. . . Beziehung . . .
. . . Beziehung . . .

Der reisende Photograph hat dabei den Vorteil, daß ihm mehr begegnet als dem zu Hause gebliebenen, muß aber mit dem Nachteil leben, daß die Beschränktheit seiner Zeit des Aufenthalts die Variationen der Motive, die sich mit der Jahreszeit und den Wetterverhältnissen ständig ändern, doch arg limitiert. Die Motive dieses Artikels hätte ich zum Beispiel sehr gerne bei ’schlechterem‘ Wetter vor der Kamera gehabt, solchem wie neulich auf dem Pic de Nore, wodurch die Stimmung der Bilder ganz anders geworden wäre . . . so bleibt aber immerhin die Erkenntnis, daß je nach Standpunkt, je nach Perspektive, sogar Felsen zueinander in eine andere, wandelbare Beziehung treten.

Höhlenbildung
Höhlenbildung

Genug für heute, denn gestern war ich ein wenig zu spät dran für die Bilder, die morgen den Blog zieren werden. Da geht es wieder einmal um großartige Aussichten, und dafür muß ich mich jetzt sputen 🙂

und nochmal ~ Balance-Akt
und nochmal ~ Balance-Akt

Les Cascades d’Orgon

Cascades d'Orgon ~ Blick von oben ~ uninteressant?
Cascades d’Orgon ~ Blick von oben ~ uninteressant?

Les Cascades d’Orgon, auch wieder so ein Thema, bei dem die Photographie, vor allem im kleinen Blog-Briefmarken-Format, an ihre Grenzen stößt. Schon, um sie mit bloßem Auge auch nur halbwegs vollständig in den Blick zu bekommen, muß man sich von einem Parkplatz um die hundertfünfzig Meter abwärts von dem Pfad, der zur Fußgängerbrücke führt, von der das erste Bild dieses Beitrags entstanden ist, auf eine dieser Felsrippen hinausbegeben, Überreste senkrecht geklappter geologischer Schichten. Kein Pfad führt da hinaus, kein Schild weist darauf hin. Wenige Besucher werden diesen Platz finden, und vielleicht ist auch deshalb nicht einmal auf der französischen Seite von Wikipedia etwas über diesen Wasserfall zu erfahren.

Cascades d'Orgon ~ nur fast die Komplettansicht ~ links oben nach rechts unten
Cascades d’Orgon ~ nur fast die Komplettansicht ~ links oben nach rechts unten

Auf dem großen Bild, das von da entstanden ist, kann man links oben die filigrane Fußgängerbrücke über die obere Kante des Wasserfalls kaum erkennen, auch den oberen Teil des Falls, bevor er sich hinter einer Felsrippe versteckt, sieht man nur, wenn man ihn sucht. Knapp unterhalb der Mitte des Photos taucht er wieder auf, um dann in die rechte untere Ecke zu fließen, aus dem Bild und aus dem Sichtbereichs des Aussichtspunktes auf der Felsnase heraus. Weiter steil bergab geht es da trotzdem. Und überall krallen sich Bäume in die fast senkrechte Felswand, schmiegen sich an.

Cascades d'Orgon ~ der obere Teil ~ das erste Bild entstand von der oben zu sehenden Brücke
Cascades d’Orgon ~ der obere Teil ~ das erste Bild entstand von der oben zu sehenden Brücke

Die nächsten zwei Bilder deshalb mit etwas längerer Brennweite aufgenommen, aufgeteilt in den oberen und den unteren Fall, damit ihr da etwas besser sehen könnt. Mit zweien sieht man besser, um einen öffentlich-rechtlichen Angeberspruch etwas zu verballhornen 🙂

Cascades d'Orgon ~ der untere Teil
Cascades d’Orgon ~ der untere Teil

Nochmal von der Brücke aus photographiert der Blick das Tal des Orgon hinab über die Bergketten am Rande der Cevennen, ganz hinten im Osten wäre vielleicht das Mittelmeer sichtbar, wenn, ja wenn die Luft etwas klarer wäre als in den letzten Tagen. Am rechten Hang sieht man die Felsnase, von der die Bilder entstanden sind, darunter als Doku noch ein Handybild von der Kameraarbeit 🙂

Blick von der Brücke aus ~ ganz hinten ein Streifen Mittelmeer
Blick von der Brücke aus ~ ganz hinten ein Streifen Mittelmeer
Dokumentation ~ mit dem Handy die Kameraposition für die Bilder von den Cascades ~ fast senkrecht nach unten
Dokumentation ~ mit dem Handy die Kameraposition für die Bilder von den Cascades ~ fast senkrecht nach unten

Um einen Aussichtspunkt zu finden, von dem aus man vielleicht mehr vom Wasserfall sehen könnte, vielleicht sogar von unten nach oben blickend, habe ich mich auf eine längere Wanderung begeben, auf einen Pfad, der direkt neben der Brücke nach rechts steil hinauf führt. Oben den Kamm entlang, erst eben, dann sanft abwärts, dann steil in Serpentinen den Hang hinunter, auf einem Pfad, der nun wirklich nicht behindertengerecht ausgebaut ist. Hätte ich mein Einbeinstativ dabei gehabt anstelle dessen mit den drei Beinen, hätte sogar ich als UrUrUrenkel einer Gemse dieses als unterstützenden Wanderstab benutzt. 🙁

Nach einhundertsechzig Höhenmetern, steil hinab, biegt der Pfad dann aber talabwärts ab, die Richtung auf den Wasserfall zu ist als wanderwegmäßig falsch markiert (gekreuzte Farbmarkierung anstatt parallel). Doch der Weg ist gangbar, also auf, nur nicht zagen! Der Pfad ist zwar erkennbar, aber auch erkennbar nicht mehr gepflegt. Immer wieder muß ich über quer über den Pfad gestürzte Bäume klettern, und dann geht es abrupt gar nicht mehr weiter. Links geht es steil nach unten, rechts steil nach oben eine Felsgruppe hinauf, vorn ist gar nichts mehr. Auch die Hoffnung, daß es oberhalb des Felsens weitergehen würde, trügt leider, und die Kletterei mit dem Stativ ist auch keine Freude, wird mir zu riskant. Immerhin, ich kann den Wasserfall nun hören, sehen leider nicht 🙁 Und so kämpfe ich mich die einhundertsechzig Höhenmeter unter beträchtlichem Flüssigkeitsverlust wieder hinauf (was dieser Blogger nicht alles tut für seine wehrte Leserschaft!), wenn man so will, erfolglos. Allerdings habe ich auf dieser Tour einige Wesen gesehen, die den zweiten Teil dieses Artikels füllen werden:


Buchen, Buchen, Buchen . . . und Buchenbabys 🙂


Buchen, dicht an dicht
Buchen, dicht an dicht

Gewöhnlich findet man auf den Bergen im südlichen Frankreich Stein- und Korkeichen, die den südlichen Flair dieser Landschaft ausmachen. Hier jedoch war der ganze Hang von dicht an dicht stehenden Buchen bewachsen, alle ungefähr gleich hoch, also alt. Mag sein, daß ihn einmal ein großer Waldbrand komplett leergefressen hat, es sind allerdings keine Anzeichen davon mehr zu sehen. Auch nicht von forstwirtschaftlichen ‚Ausdünnungen‘, die bei den übrig gebliebenen Bäumen für schnelleren Wuchs und dickere Stämme sorgen sollen.

Buchen, dicht an dicht . . .
Buchen, dicht an dicht . . .

Auch vom forstwirtschaftlich gewünschten ‚geraden Wuchs‘ kann oft ganz und gar keine Rede sein, die Buchen wachsen mitunter fast waagerecht vom steilen Hang weg, mag sein, daß in Jünglingsjahren mal der Boden weggerutscht ist, oder Büchlein hat sich da draußen etwas mehr Licht erhofft.

Buchen . . . nicht immer senkrecht wachsend
. . . nicht immer senkrecht wachsend

Der Nationalpark Cevennen ist 1970 ausgewiesen worden, ob der Hang deswegen so unbearbeitet aussieht? Wahrscheinlich liegt es eher daran, daß man die Stämme hier kaum abtransportieren könnte, so steil fällt der Hang ab. Die einzigen Sägespuren sind die, die den Wanderpfad von über ihn gefallenen Bäumen befreien sollten, die Sägestücke liegen da und gehen dem natürlichen Verfall entgegen.

Buchen . . . nicht immer senkrecht wachsend
. . . nicht immer senkrecht wachsend
viele Buchenbabys, noch dichter zusammenstehend
viele Buchenbabys, noch dichter zusammenstehend

Besonders gefreut hat mich, daß ich der Buchenkinderstube zusehen konnte, das machen die nämlich nicht jedes Jahr, aber dann alle gemeinsam. Überall standen die kleinen Buchenkinder herum, meist in Gruppen, selten einzeln, in jedem Fortschrittsgrad der Entfaltung. Zuerst streckt der kleine seine Wurzel aus der Buchecker, krallt sich im Boden fest. Dann wächst ein Trieb senkrecht nach oben, lüpft dabei die Buchecker mit in die Höhe, ein dunkelgrünes, fleischiges, rundes Doppelblatt drückt sich aus der Ecker, bis es sie absprengen kann, dann erst sprießen die ersten zarten, hellgrünen typischen Buchenblätter. Nur ganz wenige von den vielen werden es schaffen, zum veritablen Bäumchen zu wachsen, eine große Buche zu werden ist weniger wahrscheinlich als ein Sechser im Lotto. Denn die zarten Triebe sind natürlich Nahrung für viele Tiere, und im Kampf um Licht, Wasser und Mineralien als Nahrung können nur wenige Sieger werden . . .

 Buchenbaby, noch nicht ganz aus der Eierschale, Verzeihung, Buchecker herausgekämpft
Buchenbaby, noch nicht ganz aus der Eierschale, Verzeihung, Buchecker herausgekämpft
Buchenbaby ~ zuerst das rundliche, geteilte Blatt aus der Ecker gefaltet, erst danach kommen die typischen Buchenblätter
Buchenbaby ~ zuerst das rundliche, geteilte Blatt aus der Ecker gefaltet, erst danach kommen die typischen Buchenblätter

die Überraschungen am Wegesrand

gestern: abendlicher Ausblick vom Hang der Cevennen in Richtung Südwest
gestern: abendlicher Ausblick vom Hang der Cevennen in Richtung Südwest

Das faule Wochenende am Lac du Salagou fiel aus, da war mir schon zu viel Umtrieb. Also ein paar Lebensmittel ergänzt und weiter, mehr oder weniger planlos in Richtung Cevennen. Irgendwo wird man schon eine Straße finden, die bergauf führt. Und so wursteln wir uns durch mehrere kleine Orte bis Arboras, wo wir vor eineinhalb Monaten vom Vallée du Buèges heruntergekommen sind, fahren dann eine andere kleine Straße hinauf und finden auf halber Höhe unter dem Mont St-Baudille ein schönes Plätzchen direkt neben der schmalen Straße, aber mit einer wunderschönen Aussicht.

Grand Dolmen de Ferrussac
Grand Dolmen de Ferrussac

Am nächsten Tag ziehen wir ~ der alte Herr Magirus läßt seine Pferdchen traben, und ich trainiere meine Arm und Schultermuskeln ~ weiter in Serpentinen den Anstieg des Gebirges hinauf, über einen Paß und biegen dann (die Vorliebe für die schmalere Straße) rechts ab auf die Hochebene von Causse du Larzac. Der alte Herr schaukelt auf dem unebenen Sträßchen vor sich hin, als mir links neben der Straße auf einem kleinen Hügel plötzlich ein Steintisch auffällt . . .

Grand Dolmen de Ferrussac
Grand Dolmen de Ferrussac

Wikipedia meint, daß allein der Deckstein des Grand Dolmen de Ferrussac vier Meter und sechzig Zentimeter lang ist und über vierzehn Tonnen wiegt! Aber der Tisch ist nicht alleine, er ist nur das obere Stockwerk eines über sechs Meter langen Ganges und einer zwei Meter langen, einen Meter breiten und zwei Meter hohen Kammer. Das Ganze auf einem kleinen, mit Eichen bewachsenen Hügel. Die Anlage ist nicht nur beeindruckend durch die Masse der Steine, sie ist auch von einer einfachen und herben Schönheit . . .

Grand Dolmen de Ferrussac
Grand Dolmen de Ferrussac
Grand Dolmen de Ferrussac
Grand Dolmen de Ferrussac

Mit dem Gefühl, einige Tausend Jahre Menschengeschichte zurück (der Dolmen soll viereinhalb bis sechstausend Jahre alt sein) in die Vergangenheit gereist zu sein, ein wenig in Gedanken versunken, fahre ich um ein Haar unbemerkt an zwei Hinkelsteinen vorbei, die einer links, einer rechts der Straße auf der weiten Ebene stehen.

& der eine oder andere Hinkelstein
& der eine oder andere Hinkelstein

Was mag die Menschen damals zu solch gewaltigen Leistungen angetrieben haben? Eine 14 Tonnen schwere Steinplatte auf zwei senkrecht gestellte Platten zu hieven wäre sogar mit den heutigen technischen Mitteln nicht einfach. Damals müssen diese Projekte eine Herausforderung gewesen sein wie heutzutage ein Flug zum Mars. Über die Gedankenwelt der Steinzeitmenschen wissen wir leider so gut wie gar nichts gesichertes, es gab ja damals noch keine Schrift. So sind die meisten Theorien über Sinn und Zweck dieser megalithischen Anlagen nur Phantasien, die sich begeisterte Menschen aus den Fingern gesogen haben . . .

näher ~ der eine oder andere Hinkelstein
näher ~ der eine oder andere Hinkelstein
noch ein Hinkelstein
noch ein Hinkelstein

Leut, ich bin müde, der Tag war lang, den Rest erzähle ich morgen . . . guuute Nacht!

Blick von oben über die Gorges de la Vis
Blick von oben über die Gorges de la Vis

Weiter ging es über einen weiteren Pass, dann über viele Serpentinen hinunter in die Gorges de la Vis, die sich der Fluß im Lauf von Jahrmillionen durch das Gebirge ausgewaschen hat. Grandioser Anblick! Aber da stößt die Photographie an ihre Grenzen, vor allem bei den kleinen Briefmarken im Blog 🙁

La Vis ~ da unten windet sie sich durch die Schlucht
La Vis ~ da unten windet sie sich durch die Schlucht
La Vis bei Gorniès ~ Blick von der Brücke flussaufwärts
La Vis bei Gorniès ~ Blick von der Brücke flussaufwärts
La Vis bei Gorniès ~ Blick von der Brücke flussabwärts
La Vis bei Gorniès ~ Blick von der Brücke flussabwärts

Die Vis entlang bis nach Granges, für den alten Herrn wieder eine anstrengungsffreie Fahrt den Fluß entlang. Aber das ist nur ein kurzes Zwischenspiel, danach folgen wir dem Herault aufwärts. Die Gegend flußabwärts haben wir in den letzten Jahren häufig bereist, der Fluß hinauf ins Gebirge dagegen ist Neuland für uns. Es wird gegen Ende zu auch wieder anstrengend, dafür können wir uns auf halber Höhe an einer Quelle die Vorräte an Trinkwasser auffüllen 🙂 Das schmeckt um Längen besser als aus der Leitung oder in PET-Flaschen gekauft!

den Oberlauf des Herault hinauf ~ Blick zurück
den Oberlauf des Herault hinauf ~ Blick zurück

Oben am Pass angekommen wieder eine spontane Entscheidung. Im Kreisverkehr am Col de la Brue fällt mir ein Hinweisschild auf zu den Cascades d’Orgon ~ ab vom Weg, aber von welchem Weg? Wie sich auch heute gezeigt hat, führen gerade diese spontanen Entscheidungen und die schmalen Straßen immer wieder zu neuen Erlebnissen und Erfahrungen. Ich verrate nur so viel: auch diesmal hat sich der Ausreißer vom geraden Weg gelohnt. Aber die Cascades d’Orgon sind das Thema für den nächsten Beitrag in diesem Blog 🙂

den Oberlauf des Herault hinauf ~ Blick zurück
den Oberlauf des Herault hinauf ~ Blick zurück

dynamisches Wetter und andere Faszinationen

Chateau Fort in der Sonne
Chateau Fort in der Sonne
Chateau Fort in dicker Wolken/Nebelsuppe
Chateau Fort in dicker Wolken/Nebelsuppe

Vier Nächte war ich jetzt an diesem faszinierenden Platz, das Wetter ständig wechselnd zwischen Extremen, knallige Sonne und Sturm, dann drückende graudunkle Schwüle, Gewitter am Abend, ein Tag Dauerregen. Während ich diese Zeilen schreibe wieder Sonnenschein.

Berghang gegenüber, Schichten wie Damast, Auswaschungen, Farbe satt
Berghang gegenüber, Schichten wie Damast, Auswaschungen, Farbe satt
Ausschnitt ~ Rot/Grün-Kontraste
Ausschnitt ~ Rot/Grün-Kontraste

Auch die Landschaft ändert sich in Farbe und Charakter ständig mit dem Wetter, will heißen Licht. Spannend allemal, aber auch Herausforderung für die Technik, den Hirnschmalz und die handwerklichen Fähigkeiten des Photographen.

Berghang gegenüber, aufgekippte Schichten, Auswaschungen, Farbe satt
Berghang gegenüber, Schichten, Auswaschungen, Farbe satt

Die größte Herausforderung waren allerdings die Farben, die tatsächlich so abgefahren sind, wie sie auf den Bildern aussehen. Allein die Variationen in Grün bzw vom Gelb der Ginsterblüten über das warme Blattgrün frisch getriebener Strauchblätter bis hin zum kühlen Blaugrün, Richtung Cyan sind phänomenal.

Berghang gegenüber, Schichten wie Damast, Auswaschungen, Farbe satt
Berghang gegenüber, Schichten wie Damast, Auswaschungen, Farbe satt

Und vor allem die rote Erde, Schichten aus wohl eisenhaltigem Sediment, nicht wirklich massiver Fels, die je nach Lichteinfall und Feuchtigkeit fast purpurn krachend aufleuchten oder doch eher ins bräunliche gleiten. Während ich dies schreibe, habe ich so eine schräge Sedimentschichtung genau vor mir im Busfenster, mit den verschiedensten Grüntönen und dem Gelb des Ginsters oben drüber. Die Wahrnehmung variert auch je nach Zusammensetzung der Fabflecken, denn Blaugrün/Cyan und Rot sind Kontrastfarben, so wie wie das Gelbgrün des Ginsters und Purpur.

kühles Grün, warmes Grün
kühles Grün, warmes Grün

Bearbeitungstechnisch habe ich das ~ für die phototechnisch Interessierten ~ nach langen Versuchen dadurch in den Griff bekommen, daß ich die Bilddateien vom nativen RGB in das Lab-Format konvertiert habe, in dem die Farb- und die Helligkeitsinformationen in unterschiedlichen Kanälen codiert sind. Dadurch lassen sich Helligkeit und Kontrast regeln, ohne daß die Farbpalette verschoben wird. Obendrauf eine Einstellungsebene der Farbtemperatur auf 6000° Kelvin, also Tageslicht, und die Bilder sehen der Natur halbwegs ähnlich. Bis dahin war das aber Kampf 🙁

kühles Grün und rötliches Damast
kühles Grün und rötliches Damast

Nun aber werde ich mich hier losreißen und nach Clermont l’Herault fahren, um mich für den morgigen Sonntag mit frischem Proviant zu versehen. Den Sonntag dann noch am Lac du Salagou, dann geht es wieder weiter. Wohin, weiß man noch nicht so genau. Laßt euch überraschen. Das folgende Bild ist wieder eines, das man Klicken kann, um in der Landschaft spazieren zu gehen. Nur Mut! 🙂

* Berghang gegenüber, komplett *
* Berghang gegenüber, komplett *