Die Silhouette einer ‚Burg‘ auf einem Hügel weit hinten im Westen, beobachtet bei meinem abendlichen Spaziergang zum Genuß des Sonnenuntergangs, wollte ich mit einer kleinen Radtour erkunden und ~ man hält es kaum für möglich 🙂 ~ schon wieder jede Menge gelernt! Und das Gelernte könnte ich, wenn denn Platz vorhanden wäre, einrahmen und an die Wand dübeln. Dummerweise hat der alte Herr Magirus zugunsten großer Glasflächen zur Aussicht dafür keine Möglichkeiten zu bieten . . .
Die Burg stellte sich dann als Kirche heraus, und zwar eine Prioratskirche, will heißen, als Ableger eines Klosters und sozusagen hierarchisch unter diesem stehend. Wohldenn, die église prieurale Saint Romain Le Puy läßt sich für den moderaten Obulus von €uro zweieinhalb besichtigen, man darf photographieren und ich als des Französischen nicht allzu mächtigen bekam sogar leihweise ein Heftchen in die Hand gedrückt, das mir in englischer Sprache ihre Geschichte erzählen sollte.
Zu viel für diesen kleinen Blogeintrag, nur ein paar kurze Infos aus dem verlinkten Wikipedia-Artikel. Schon in keltischer Zeit ist wohl auf diesem aus der Ebene der Loire ragenden Basaltkegel ein heilender Stein verehrt worden, das ‚heidnische Heiligtum‘ wurde dann mitte des vierten Jahrhunderts durch eine christliche Kapelle ersetzt, will sagen okkupiert ~ und zwar von Martin von Tours, dem bekannten Heiligen, den die Kinder am Anfang des Winters mit Laternenumzügen feiern. Der Wikipediaartikel liefert einen interessanten Lebenslauf, kein Scherz.
Die Kirche selbst wurde kurz vor der Jahrtausendwende von Graf Bouchitaleus Miles (Bouchetal) auf dem Puy-Gipfel gebaut (bestimmt ganz alleine!) und der Benediktiner-Abtei Saint-Martin d’Ainay in Lyon geschenkt. Im Verlauf der Jahrhunderte ist sie mehrmals erweitert und umgebaut und im hundertjährigen Krieg auch durch starke Mauern wehrhaft gemacht worden. Nach 1684 war Saint Romain Le Puy verlassen und verfiel, seit 1982 kümmert sich der Verein Aldebertus um die Erhaltung. Die ehemalige Kirche wird auch für kulturelle Veranstaltungen benutzt, der Altarraum ist eine stilvolle Bühne, die mit einer professionellen Lichtanlage erleuchtet werden kann.
Nach so viel geballter und in gewisser Hinsicht unerwarteter und deshalb überraschender Kultur war es dann eine Erholung, im Schatten eines großen, alten Baumes auf einem Bänkchen sitzend diesen Ausblick zu genießen. Bei der Hitze wäre es nicht so schön gewesen, wenn die Bank unter dem kahlen Baum gestanden wäre . . .