Chateau Fort im Land der roten Erde
Auf dem Weg nach Norden von hinten durch die Berge angeschlichen in die Gegend des Lac du Salagou, und auf der Suche nach einem ruhigen, einsamen Übernachtungsplatz auf schmalen Pisten, nach einer Umkehraktion vor einer Pistenimitation, die ich dem alten Herrn Magirus nun wirklich nicht zumuten wollte, auf einem Weg gelandet, der nach Google blind enden sollte. Durch ein schmales, aber offenes Viehgatter über einen Stangenrost am Boden, das die Rinder an der Flucht hindern soll, schließlich ein schönes Plätzchen auf einer Wiese mit Aussicht gefunden. Mitten im Nirgendwo, aber mit einer beeindruckenden Burg in der Nachbarschaft. Wenn das nicht ein Grund ist, gleich eine Expedition zu starten! 🙂
Der Weg zu der Felskanzel über der Departmentstraße 8 führt durch in kräftigem Gelb blühende Ginsterbüsche auf eine kleine Wiese, aber wo ist der Aufgang zur Burg?
Ein Pfad, der scheinbar leicht abwärts links an der Feste vorbeiführt, bringt mich zu einem Schild, das mir den Zugang verbietet, denn es könnten Steine herabfallen. Das Schild selbst sieht freilich so aus, als ob es schon einige große Steine abbekommen hätte . . .
Darüber, direkt unterhalb der Mauer des Turmes, finde ich schließlich einen Spalt im Fels, durch den ein nicht zu dicker Mensch aufsteigen kann, steil nach oben, im Uhrzeigersinn hinaufspiralisierend auf die Südseite. Oben vor dem Eingangstor angekommen . . .
. . . springt den unvorbereiteten Besucher zuerst einmal eine nackte Dame mit zwei krähenden Hähnen an, die da in Überlebensgröße, auf Papier gemalt und dann auf den Felsen geklebt, neben der Pforte Wache hält. Was mag das wohl zu bedeuten haben?!? Meine Internetrecherchen haben nur einen Stich von Barthel Beham (dessen Kunst ältere Semester vom alten 50-Mark-Schein kennen) aus dem sechzehnten Jahrhundert ergeben, den die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden als ‚Ornamentleiste mit Groteske mit zwei Hähnen‘ ausgibt. Nichts genaues weiß man nicht, und schon gar nicht, wer dieses Kunstwerk an dem alten Chateau Fort angebracht, und was er sich dabei gedacht hat.
Durch die Pforte in das ~ ehemalig ~ Innere der Burg vorstoßend bleibt nur festzustellen, daß von der alten Feste so gut wie nichts mehr vorhanden ist. Der aus der Ferne und von unten schauend so beeindruckende Turm besteht nur noch aus einer einzigen Mauer mit einem winzigen Ansatz eines Bogens. Der Rest ist offensichtlich dem Ruf der Schwerkraft gefolgt. Die wenigen Steine, die noch unten auf der Wiese liegen, entsprechen wohl kaum den drei Vierteln des zu Tal gegangenen Bauwerks. Entweder sie sind noch weiter zu Tal gerollt, oder aber wie üblich in der näheren Umgebung für Neubauten verwendet worden, die inzwischen auch schon unter Denkmalschutz stehen dürften. Immerhin, ein Blitzableiter verhindert, daß die Unbillen des Wetters den Rest auch noch zum Absturz bringen 🙂
Aber auch wenn von der Feste nicht allzuviel übrig geblieben ist, der Ausblick auf diese grandiose Landschaft mit den manchmal knallend roten Felsschichten in grüner Vegetation und gelben Ginstertupfen ist eine schöne Belohnung für die gesuchten Verirrungen des Nachmittags. Google bildet die Burg in Maps zwar ab, aber sie bleibt namenlos.
Und ich? Ich kämpfe geschlagene zwei Tage mit durchwachsenem Wetter mit der Bildbearbeitung, weil dieses Rot einfach nicht so auf den Bildschirm will, wie es in der Landschaft in die Augen springt, wenn das Licht, was weiß ich, im richtigen Winkel, in der richtigen Intensität, wie auch immer auf diese Felsen fällt. Ich muß tatsächlich die RAW-Dateien in 16-Bit-Tiffs verwandeln, um eine Ahnung davon in die Bilder dieses Blogs zu retten, und etliche Versuche landen wegen mangelnder Befriedigung wieder im digitalen Orkus. Nun denn, wat mut, dat mut!
Morgenbilder
Roc Suzadou und das Pferd
jagende Wolken, grandiose Aussicht, eingeschränkt . . .
Pic de Nore in den Montagne Noire. Mit 1211m Höhe über dem Meer und in weiter Umgebung keine vergleichbar hohen Nachbarn an sich Garant für eine grandiose Aussicht. Im Osten am Horizont das Mediterranum hinter Bizier und Narbonne, im Süden der Pic du Canigou und die Kette der Pyrenäen, davor die Ebene, die sich vom Meer über Carcassonne bis nach Toulouse erstreckt, im Norden der Ausblick in Richtung Zentralmassiv. Für ein Panorama ist es trotz sehr, sehr, SEHR kräftigem und kühlem Wind, der einem die Ohren vom Kopf zu blasen versucht, zu diesig. Schon kurz nach Sonnenuntergang fällt die Temperatur auf sechs Grad, später bis auf viereinhalb. In der Nacht glitzern vor mir im Tal die Lichter von Carcassonne, und von überall her blinken die Agglomerationen der Windräder mit den Signallampen, die die Flugzeuge fernhalten sollen.
Meine Hoffnung, von hier oben den Sonnenaufgang über dem Meer erleben zu können, wurde aus doppeltem Grund nicht erfüllt. Zum einen zeigt die Grafik meiner App inzwischen schon eher die Form eines Y anstatt eines T, die Sonne geht also um diese Jahreszeit schon eher im Nordwesten auf, wo ganz weit hinten die letzen Ausläufer der Alpen liegen. Genau zwischen den zwei Gittermasten, die neben dem großen, rot und weiß geringelten großen Fernsehturm stehen. Und dann treibt der Sturm die meiste Zeit dicke, tief jagende Wolken über den Gipfel des Pic, sodaß die Sonne nur ab und an zwischen den Gittermasten der Sendetürme auftaucht und der Blick die meiste Zeit im Nebel gefangen ist.
Wenn ich Glück habe, klart sich das aber im Lauf des Vormittags noch auf, und ich kann noch einige Bilder der Felsgruppen schießen, die hier im Heidekraut herumliegen, und die gestern nachmittag die Sonne von der falschen Richtung abbekommen haben . . .
Das mobile Internet gibt sich hier ziemlich zickig. Der Pic de Nore ist seit den sechziger Jahren Sendestation für Radio und Fernsehen, die geballte Nähe kräftiger Mikrowellenstrahler scheint die Kommunikation zwischen Handy und Basisstation so durcheinanderzuwürfeln, daß die Verbindung zum Netz immer wieder zusammenbricht, Fehlermeldung: Keine Daten-SIM 🙁
Fortsetzung Felsgruppen, die im Heidekraut herumliegen 🙂 es geht auch (fast) ohne Sonne, im Wolken/Nebel . . .
das Spiel mit den Wolken und dem Blau
Weil man mir heute morgen von Regen in der Heimat berichtet hat, nutze ich die Gelegenheit, ein wenig blauen Himmel mit hübschen Wolken nach Norden zu schicken. Es kann auch nicht schaden, an diesem Wahltag ein wenig blau (der Farbe der Wahlplakate von Marine Le Pen) aus Frankreich abzuziehen. Schaumermal, wer heute abend das Rennen gemacht haben wird.
Wer auf das Bild klickt, wird diesmal übrigens nicht mit einer Vergrößerung, sondern mit einer Überraschung belohnt 🙂
eine neue Seite / Abteilung
Heute kein Reisebericht, aber ein kleiner Hinweis auf eine neue Seite, eine neue Abteilung: Kulinaria!
Was ißt der Mann, wie bereitet er es zu, mit Rezepten. Vorerst nur eines, aber es werden im Lauf der Zeit mehr werden . . .
ein Lob dem alten Herrn Magirus!
Es war ein anstrengender Tag für den alten Herrn Magirus, von La Seu d’Urgell auf 691m über dem Meer in Catalonien durch das Fürstentum Andorra hindurch ständig steil aufwärts zum Port (Pass) d’Envalira auf 2408m, abwärts bis Ax-les-Thermes im französischen Tiel der Pyrenäen in 720m Höhe, ein Besuch im Intermarché, und schon wieder steil hinauf auf 1431m zum Col du Chiula. Manchmal waren wir ganz schön flott unterwegs, meistens aber schön langsam in kleinen Gängen, da kletterte die Nadel für die Temperatur des Motoröls zum ersten Mal über 120° ~ aber bravo, gut gemacht!
Die Photos, diesmal in der umgekehrten Reihenfolge präsentiert, zeigen die Bilder in den hohen Pyrenäen mit den verschneiten Gipfeln des Circ de Pessons mit bis zu 2858m Höhe. Der daneben liegende Alt del Griu ist sogar 2874m hoch. Das Licht war in dieser Höhe und mit den wilden Wolken dermaßen blaubetont, daß eine Nachbearbeitung dringend nötig schien. Ein Herunterziehen der Gradationskurve im Blauspektrum führte dann zu den ~ aber nur fast ~ schwarzweißen Eindrücken der obigen zwei Bilder ~ sonst waren einfach kaum Farben vorhanden. Mir gefällt’s!
Im Gegensatz dazu die Bilder vom Übernachtungsplatz auf einer durch einen Tunnel verwaisten Schlaufe der N230 über dem Segre. Wild verwuchert platzt alles in frischem Frühlingsgrün. Hier oben auf 1350m Höhe bekommen die Laubbäume und Büsche gerade mal die ersten grünen Blättchen, es sieht alles noch ein wenig dünne aus. Aber das kommt, und ab jetzt wieder Leben als Vagabund in Fronkraisch . . . 🙂
retornar . . .
aber gaaanz langsam!
Wie das oft so ist, wenn man Ziele erreicht und ‚abgearbeitet‘ hat, war da ein Moment der Ratlosigkeit ~ wo geht’s jetzt lang? Nach der Exkursion zur Ermita Magdalena und dem traditionellen Aussichtsplatz über Zaragoza mußte ich mich erst einmal an den Gedanken gewöhnen, die Nase des alten Herrn Magirus gen Norden zu wenden und gaaanz, gaaanz langsam wieder in Richtung Heimat zu rollen. Forchterbar! 🙁
Ziemlich planlos unterwegs, keine genaue Route im Kopf. Aber da begegnen einem, vor allem bei der Suche nach einem kuschligen Übernachtungsplatz, meist unerwartet die interessantesten Sachen. Wie der roca de Foradada (so heißt die Gemeinde, foradar heißt im Catalan ‚ein Loch machen‘) mit dem Loch. Wenn man dann noch einen lauschigen Platz für die Nacht mit Aussicht auf die Morgensonne findet, einen schönen Abendhimmel geschenkt bekommt und sich mit grünem Spargel und den üblichen Verdächtigen ein feines Abendmahl zaubern kann ~ was will man mehr?