Jueves Santo ~ der heilige Donnerstag

Daß die Spanier auch den Donnerstag vor Ostern als Feiertag betrachten, hatte ich gestern schon erzählt. Sie nennen das den ‚heiligen‘ Donnerstag und freuen sich ansonsten über die Freizeit, die sie unter anderem auf dem Paseo verbringen . . . eigentlich ist die ganze Woche heilig (Semana Santa) und fängt schon Samstag eine Woche vor Ostern an, geht aber anscheinend dafür nur bis Ostersonntag. Keine Mißverständnisse ~ man hat nicht die ganze Woche frei ;-[
Ich selbst habs auch ruhig angehen lassen, bischen flanieren, bischen lesen, aber mich auch zum ersten mal seit fast zwei Jahren wieder auf die Inliner gestellt. Anfangs ein wenig verkrampft und deswegen schmerzhaft in den Waden, aber das hat sich schnell gelegt, dann gings wieder flott voran . . . Zuerst auf einem großen geteerten Platz, wo viele Basketballkörbe aufgehängt sind und Fußballtore gibts da auch, da verlustiert sich die Jugend, später dann den Paseo runter und wieder rauf. Zurück gings fast von alleine in einem Affenzahn ~ kräftiger Rückenwind ;-}
Zwischendurch mit der Visa-Karte am Automaten Geld eingekauft. Da ich fast alles mit Plastik bezahle, hat das mitgenommene Bargeld über drei Monate gereicht . . . am Abend vorher hatte mich derselbe Automat mit der EC-Karte abblitzen lassen, und ich hatte mir schon Sorgen gemacht, daß irgendwer mein Konto abgeräumt hat . . . die einfache Erklärung war die, daß nicht nur mein Perso, sondern auch die EC-Karte im November letzten Jahres abgelaufen war . . . das gehört wohl zu den Dingen, die der erfahrene Reisende auf der Checkliste hat, die er vor der Abfahrt abarbeitet ~ der erfahrene Reisende halt . . . ;-}
Gegen Abemd dann in die Innenstadt auf den Ramblas und am Rande eine der Osterprozessionen (Paso)) miterlebt, wo von einer Kirche (die verschiedenen Kirchen machen jeweils eigene Umzüge) ein riesiger gesschnitzter Holzkasten, mindestens drei mal zwei mal zwei Meter, durch die Stadt getragen wird. Obendrauf auf einem Berg von Blumen ein großes Kreuz mit INRI, vornedran in historischen Kostümen wie KuKluxKlan, aber lila, von Kind bis ausgewachsen, hintendran eine uniformierte Musikkapelle mit Marschmusik, ein paar militärische Uniformen, ganz hinten die Damentruppe in schwarzer Spitze mit Schleier.
Die Träger sind in dem Kasten untergebracht, man sieht sie nicht, und sie sehen nichts! Ob und wo es langgeht, wird per zugerufenem Kommando gesteuert, Beifall gibts, wenn der Kasten auf Kommando zum hüpfen gebracht wird . . . zur Steigerung des Erlebnisses wird die ganze Straße mit Weihrauch bedampft, daß man schon fast in rauschartige Zustände gleitet . . . alles in allem eine recht eindrucksvolle Veranstaltung!