. . . über diehiese Brücke sollst du ziehn, diedeldei . . .

Hängebrücke über den Guadiana ~ Grenze zwischen Spanien und Portugal
Hängebrücke über den Guadiana ~ Grenze zwischen Spanien und Portugal

Nach Spanien gehts nur auf der Autobahn über eine Hängebrücke (Hängebrücken mag ich!) über den Guadiana, danach gleich die erste Ausfahrt, sonst kostet das erstens Geld und zweitens führt die Autobahn nicht die Küste entlang, sondern zieht sich parallel durchs Hinterland. Und Autobahnen, seien wir ehrlich, die sehen überall gleich aus, da braucht man nicht nach Portugal zu fahren . . .

Das Land überrascht mich von Anfang an, und zwar positiv! Gleich im ersten Ort (-seingang) ein ausgeschilderter Parkplatz für Wohnmobile, mit Versorgungsmöglichkeit für Wasser! Zumindest in diesem Sektor könnte das Leben einfacher werden . . .
Dieses erste Angebot nehme ich allerdings nicht an, Castro Marim ist eine alte militärische Festung, darauf steht mir im Moment nicht der Sinn, ich will an die Küste ~ und so stehe ich jetzt in Vila Real de Santo Antonio auf einem nicht kostenlosen, aber preiswerten Wohnmobilstellplatz direkt am Kai des Guadiana, auf der anderen Seite des Flusses noch Spanien, sodaß auch das spanische mobile Internet noch funktioniert, rechts das Meer.
Nach meinen Recherchen wird das mit dem Internet hier kein Problem werden, in Tavira, dem übernächsten Ort, werde ich das organisieren. Und nach Möglichkeit einen portugiesischen Sprachführer besorgen, denn das ist ein echtes Problem! Ich habe null Ahnung, weiß nicht einmal, wie die einfachsten Begrüßungsformeln lauten, noch viel weniger, wie das ausgesprochen wird. Hört sich alles recht fremd an, hier!?!
Und jetzt wirds aber Zeit für Frühstück, es ist schon gleich halb zwei!
Noch was Positives: Die Milchflaschen haben hier endlich wieder den großen Schraubverschluß, die Spritzerei hat ein Ende!

Verschönerung mit Hindernissen . . .

Doch noch ein paar Tage länger in Spanien . . . hatte einen Platz auf einem Hügel gefunden, mit Rundumaussicht, etwas ab von der Küste hinter La Antilla . . . keine Gefahr, von der Guardia weggeschickt zu werden (tatsächlich habe ich in den drei Nächten / zwei Tagen nicht einmal ein Fahrzeug irgendwelcher offizieller Staatsmachtsvertreter gesehen) . . . das sollte genutzt werden, um auf der rechten Busseite die weiße Fläche unter dem orangen Band neu unter Farbe zu bringen. Da hatte ich schon im letzten Jahr viele kleine Macken mit Grundierung ausgetupft, dadurch sah das aber aus wie ein Flickenteppich, nicht gerade schön.
Der Tag, an dem die Aktion stattfinden soll, beginnt mit (fast) Windstille (gut!), aber mit einer dicken Wolkenbank im Osten?! Was hat das zu bedeuten? Schnell den Internetwetterbericht konsultiert ~ Entwarnung, kein Regen ;-} ~ dann kann ich ja loslegen . . .
Mein leicht im Hintergrund dämmerndes Kopfweh beim Aufstehen hätte mich aber mißtrauisch machen sollen. Bis ich mit den Vorbereitungen (fünf Quadratmeter reinigen, schleifen, mit Verdünnung abreiben, Gummidichtungen der Tür demontieren, abkleben . . .) fertig bin, ist das Kopfweh massiv und aus fast Windstille eine steife Brise geworden, die im Bus das Badehandtuch von der Lehne des Beifahrersitzes weht, und die Elektrolüfter fangen wieder an, im Generatorenmodus zu drehen, trotz Pilzhaube . . . wahrlich keine idealen Bedingungen! Aber das Projekt stornieren und so weiterfahren, später die ganze Arbeit nochmal? NeNe, nicht mit mir!
Bis ich dann die Streichutensilien zusammengesucht, die Farbe genügend gerührt und in eine Rollenschale gefüllt habe, treibt der Wind die ersten Staubfahnen über meinen Hügel . . . Klasse, zum Glück liiieeebe ich die Natur! ;~[
Man müßte fünf Hände haben, um alles festzuhalten, was gebraucht wird: Farbschale, ein Pinsel, eine schmale und eine breite Rolle, eine steife Plastikfolie, um Dinge zu schützen, die keine Farbe abbekommen sollen. Die Folie ist nicht steif genug, das zeigt sich schon bei Beginn der Arbeiten, dieser Wind zerrt an allem . . . auch an der Farbe, die in feinen Fäden von der Rolle geweht wird, auch auf die schwarzen Stoßstangen, auch auf mein ältestes (aber immer noch Lieblings-) Fleece. Mehrfach werden die auf einer umgedrehten Plastikkiste abgelegten Streichutensilien kurzerhand ein paar Meter davongeblasen und landen im Staub . . . Erinnerungen kommen auf ~ war das nicht im letzen Frühjahr genauso, als ich die Front unter Farbe bringen wollte? Muß das jedesmal so sein, wenn ich mit Farbe hantiere?

Gegen vier am Nachmittag bin ich dann ziemlich genervt, aber fertig mit der Arbeit, und will mich ein wenig in Ruhe an den Tisch setzen, alle Luken, Türen und Fenster zu, um vor diesem nervenaufreibenden Wind Ruhe zu haben . . . und stelle fest, daß alles, wirklich alles im Bus mit einer feinen Staub-, bzw Sandschicht bedeckt ist . . .

Staub / Sand überall!
Staub / Sand überall!

Besonders gut ist das auf der Klavierlack-Oberfläche des Netbooks zu sehen . . .
Am nächsten Morgen: Wieder Erwarten ist das Ergebnis nicht mal gar so schlecht geworden. Bis auf zwei Stellen vorne, wo ich mit der Arbeit angefangen habe, ist die Schichtdicke ausreichend, die Oberfläche halbwegs akzeptabel. Fühlt sich nicht ganz so glatt an, durch den Sand, aber es sieht jedenfalls besser aus als vorher ~ was will man mehr?

Also auf, wieder zur Küste, ein Bad im Meer mit anschließender Süßwasserdusche inclusive Haarewaschen, und ein erfrischter Vagabund zieht in Richtung Portugal . . .