Afrika in Sicht . . .

Afrika über die Straße von Gibraltar
zwischen dem dunklen und dem hellen Blau: Marokko, Afrika . . .

Heute habe ich also mit Tarifa den Scheitelpunkt meiner Reise erreicht, weiter südlich geht nimmer, zumindest dieses Jahr, was man auf der anderen Seite der Meeresenge sieht, ist Afrika, das blaue Wasser auf der rechten Seite heißt jetzt Atlantik!

quiXote umzingelt von Windmühlen
quiXote umzingelt von Windmühlen ~ auf in den Kampf!

Ab jetzt wirds anscheinend hart . . . was mich heute neben der Migräne, die mich bis nachmittags um drei gequält hat, noch genervt hat, ist eine erneute Diskussion, diesmal mit der Guardia Municipal, der örtlichen Polizei, die mir sogar damit gedroht hat, mich nächsten Monat aufzuschreiben, weil, paßt auf, mein TÜV nur bis April geht . . . ich hatte ja damit gerechnet, daß ich zurück in Deutschland als allererstes das erledigen muß, aber auf die Idee, daß die spanische Polizei mich damit strietzen könnte, bin ich nicht gekommen . . . anscheinend hat mit Ostern die Zeit begonnen, die schon James A. Michener in seinem Buch Drifters (Deutsch: die Kinder von Torremolinos) für 1969 beschrieben hat. Dann konzentriert sich die ganze spanische Polizei darauf, jeden Menschen zu verjagen, der aussieht wie Jesus Christus. Damals war es erstaunlich, wie viele sie gefunden hat, heute werden aus Mangel daran halt Wohnmobilisten aufs Korn genommen ~ Vagabunden raus!

Tja, und insofern ist der Monat Stillstand in gewisser Weise fatal, denn gerade hier an der touristisch ausgebauten Südküste wird es jetzt stressig :-[

verfallener Wachturm
Prinzessin nicht zu hause, oder nur keine Lust zu winken?

Aber es gibt auch schönes zu berichten, auch wenn auf dem Berg mit dem verfallenen Turm mir bedauerlicherweise keine schöne Prinzessin zugewunken hat. Die Fahrt südlich über Ronda, das sich bei einer zweimaligen Stadtrundfahrt (wegen irreführender Beschilderung) als hübsches altes Städtchen mit vielen Touristen geoutet hat, durch die Serrania de Ronda war, wenn auch für die Pferdchen wieder mal sehr anstrengend, einfach gnadenlos schön. Und überall und immer wieder die überirdischen Variationen dieses Grüns, das von der Sonne zum Leuchten gebracht wird ~ ich war hin und weg! Kurz nach Ronda beim Überqueren des Passes noch ein paar Spritzer mit Schneeflöckchen vermischten Regen, ab dann wieder Sonne. Und Grün, Grün, Grün . . . sogar in den Bergen dominiert das Grün, gesprenkelt mit Steineichen, die immer mehr werden. Irgendwann dann tatsächlich die ersten realen Kühe, die ich in Spanien sehe . . . sonst stehen die immer nur auf Verkehrsschildern rum, ohne Sinn und Zweck. Später auch Pferde, edle Araber . . . Geier und Adler, die es hier in den Bergen geben soll, hab ich leider keine gesehen.

Pinien ~ hoch gewachsen . . .

Gegen Abend fahre ich von der Landstraße ab durch einen großen Korkeichenwald, der leider vollständig eingezäunt und nicht zugänglich ist. Übenachtet habe ich in der Nähe eines Stausees, wo mich, wie gesagt, ein paar hundert Meter in einer halb zugewachsenen Stichstraße / Sackgasse die Guardia aufgemischt und mir für den Tag die Laune verdorben hat ;-[

Korkeiche
Korkeichenwald ~ am dunklen Stamm wurde die Rinde abgepellt . . .

Heute nacht stehe ich auf einem Parkplatz am Meer bei Tarifa, gegenüber leuchten die Lichter von Afrika. Spät ist es wieder geworden, ich mach jetzt Schluß und kletter ins Bett. Kann sein, daß ich morgen früh verjagt werde, denn hier ist das Campen natürlich nicht erlaubt, und die Polizei ist in Aufräumlaune ~ ist das Leben nicht schön? ;~[

VERDE!

Seit dem ich Granada verlassen habe, überrascht mich Andalusien immer wieder mit neuen Variationen von Grün, Verde! Dieses Grün ist jetzt im Frühjahr teilweise, wie beim frischgetriebenen Gras oder Getreide, so intensiv und leuchtend, daß der Weißabgleich der Kamera tilted und mir diese phantastischen Farben herunterregelt, bis nichts mehr übrig ist von der Pracht ;-[
Hier zwischen Campillo und Ronda konkurriert das Grün mit dem rötlichen Ton der frischgepflügten Erde, in der Mitte das eher blasse Graugrün der Olivenplantagen. Das ganze wellt sich weitflächig über sanfte Hügel und unter schroffen Felswänden . . .

andalusisches Grün
. . . andalusisches Grün . . .

Angefangen hat das mit Pflanzungen von Oliven und Mandeln, dann am Fuße der Sierra Tejeda mit dicht mit Pinien bewachsenen Bergzügen, was sich weiter westlich dann immer mehr zu Steineichen gewandelt hat. Zwischendurch eine Strecke, wo in den Wiesen unter den Felsabbrüchen alle paar Meter dicke Felsen wuchsen, in der Ferne schon sichtbar Olivenplantagen . . . ganze Bergzüge sehen aus wie mit Gel gekämmt, da die Oliven in Reih und Glied bis über den Grat stehen . . . gestern bin ich stundenlang im Regen (April!) über eine Hochebene gefahren, ringsum bis zum Horizont Oliven, Oliven, Oliven . . . hier wird wahrscheinlich jeder einzelne Tropfen des spanischen Olivenöls erzeugt! ;-}

Die Landschaften von Andalusien sind trotzdem sehr abwechslungsreich,
nach dem letzten Eintrag von der Embalsa de los Bermejales habe ich unterhalb der Staumauer erstmal über eine schmale Nebenstraße die grandiose Schlucht des Cacín erlebt ~ kein Photo im Blog diesmal, der Eindruck läßt sich auf den kleinen Briefmarken nicht rüberbringen. Diese Schlucht ist ein andermal durchaus eine Wanderung wert, man muß für sowas nicht unbedingt nach USA fliegen, auch Europa hat außer der Ardeche gerade hier in Andalusien einiges zu bieten. Dazu ein wenig Historisches gefällig? Steht am flacheren Ende der Schlucht eine römische Brücke, ohne sich genauer vorzustellen, in einwandfreiem Zustand . . .

römische Brücke über den Cacín, Andalusien
. . . römische Brücke über den Cacín, Andalusien . . .

Tja, was gibts sonst noch zu berichten? Gestern abend bin ich wegen dieses Grüns von der Straße scharf rechts auf einen Feldweg abgebogen, der senkrecht in die Olivenplantagen hochführte, und habe mich dann neben einem verfallenen Haus recht versteckt (mehr Zufall, sonst gabs keine ebene Fläche) für die Nacht aufgestellt. Und womit ich garantiert nicht gerechnet habe: Heute, am Sonntag in der Frühe, hat ein Fahrzeug der Guardia Civil (wir kontrollieren jeden Feldweg in Spanien mindestens einmal am Tag!?!), der das wohl verdächtig vorkam, ¡ENDLICH! nach drei Monaten in Spanien, ein Interview mit mir geführt, auf von mir radegebrochenem Französisch (das liegt dem Spanier als romanische Sprache näher als Englisch, geschweige denn Deutsch): Was ich hier mache, wielange ich zu bleiben gedenke . . . Und bei der Gelegenheit gleich meinen ~ abgelaufenen ~ Personalausweis kontrolliert, ohne Beanstandung ;-} Dont worry, be happy!

Und jetzt ist erstmal eine kleine Wanderung fällig zu der Turmruine oben auf dem Berg, trotz des recht stürmischen Windes und der Regenwolken, die den knalligen Sonnenschein vertreiben wollen . . . wo, wo ist der Regenbogen?

Alhambra mit X

Alhambra ~ bleibt wieder verschlossen . . .
Alhambra ~ bleibt wieder verschlossen . . .

Auch der gestrige Versuch, in den inneren Bereich der Alhambra zu gelangen, war nicht von Erfolg gekrönt . . . nach dem dreiviertelstündigen Aufstieg und (unfreiwilliger) Besichtigung der Parkplätze hab ich mich um zwölf an die Schlange für Einzelpersonen, will heißen nicht Bus-Reise-Touristikgruppe, nur Barverkauf angestellt und habe nach zehn Minuten schätzungsweise zehn Prozent der Schlange abgedient, als eine Lautsprecheransage zuerst auf spanisch und dann auf englisch verkündet, daß die Tickets für heute ausverkauft sind und nur noch Nachttickets verkauft würden! Die Nachttickets gewähren Zugang von 22 bis 23 Uhr dreißig, erstens ist das noch elend lang hin bis dahin, außerdem sind eineinhalb Stunden definitiv zu wenig :-[

Nun denn, also steige ich über den nördlichen Graben ab zum Darro, wo ich neulich meine Cervesa getrunken habe, und kann jetzt mit Fug und Recht behaupten, die Alhambra komplett zu Fuß umrundet zu haben. Und kann dem ADAC recht geben, der empfiehlt, die Tickets über das Internet vorzubestellen ~ aber wo käme ich hin, wenn ich die Tips des ADAC befolgen würde?!?

Der amerikanische Schriftsteller Washington Irving, der Spanien, Granada und die Alhambra 1829 besucht hat, hatte das Glück, die Alhambra vor der Zeit des von Spanien präferierten Massentourismus zu erleben, der konnte sogar auf der Alhambra wohnen und im Patio der Löwen oder dem der Myrthen sein Frühstück einnehmen. Die Alhambra war damals eine mehr oder weniger verlassene Ruine, in der sich allerlei Herumtreiber häuslich eingerichtet hatten. Erst 1870 wurde sie zum Nationalmonument erklärt damit auch vor dem weiteren Verfall beziehungsweise Plünderung durch sogenannte ‚Kunstliebhaber‘ geschützt . . . mir bleibt nur der Traum von einer Zeitreise mindestens zweihundert Jahre zurück, um die Alhambra so zu erleben . . . und das Buch ‚Erzählungen von der Alhambra‘, das Washington Irving geschrieben hat. Das Buch hat sicherlich auch dazu beigetragen, den Tourismus in Granada anzutreiben, deswegen hat ihm Granada auch eine Statue im Park der Alhambra aufgestellt . . .

Puerta de la Justicia
Puerta de la Justicia ~ das Tor der Gerechtigkeit

Links zu sehen: Das Tor der Gerechtigkeit, so genannt, weil nach maurischem Brauch in den Toren Recht gesprochen wurde. Direkt über dem inneren Torbogen ist ein Schlüssel, über dem äußeren Torbogen eine offene Hand eingraviert ~ für mich anscheinend eher ein ‚Stopp! ~ draußen bleiben!‘ als die offizielle Symbolik für die fünf Grundgebote des Korans: Das Glaubensbekenntnis, das fünfmalige tägliche Gebet, die Spende an die Armen, das Fasten im Monat Ramadan und die Pilgerfahrt nach Mekka.


Uhu, Bubo Bubo
Ein Uhu! ~ warum ist der nicht in seiner Tube?

Steinadler ~ Aquila chrysaetos
Steinadler ~ mit protestierendem Blick

Wieder unten in der Stadt gibts auf einem Platz buntes Markttreiben, unter anderem auch eine irgendwie mittelalterlich anmutende Gelegenheit, sich für drei €roz mit einem Bùbo Real, einem richtigen lebendigen Uhu, oder einem genauso lebendigen Aquila Real, einem Steinadler fotografieren zu lassen, zwei €uroz mit eigener Kamera . . . ich könnte mir vorstellen, daß die zwei ihre Mäuse lieber auf traditionelle Art mit den eigenen Flügeln verdienen würden . . . zivilisierter scheint da schon der Stand nebenan eines Kubaners, wo man Mojitos, Caipirinas und andere original kubanische Drinks bekommt . . . aber dazu ist es nun wirklich noch zu früh ;-}

Tja, so ist das nun mal ~ da auch die anderen Schönheiten dieser interessanten Stadt mangels ausreichenden Sprachkenntnissen allenfalls virtuell zugänglich realiter aber eher verschlossen sind, beschließe ich, nach drei intensiven Tagen Granada in westlicher Richtung wieder zu verlassen und lande in der zumindest bis jetzt sanfter gerundeten Sierra de Alhama y Almijara. Da sich aber in fast tausend Metern Höhe über dem Stausee Los Bemejales die Sonne eher zögerlich und knausrig benimmt und ein kräftiges Windchen bläst, fühlt sich das etwas frischer an als in Andalusien gewohnt . . . immerhin ist das schön grün ringsrum, und ein grau-weiß geschecktes, photoscheues Eichhörnchen und ein Fuchs schauen vorbei und sagen hola!

Embalse de los Bermejales
Embalse de los Bermejales

Stammgast . . .

Rohrammer
Rohrammer ~ jeden Tag auf Posten . . .

Regelmäßiger Stammgast auf seinem Stengel fünf Meter direkt vor dem Bus ist dieser Geselle, der sich auf der letzten Seite meines Bestimmungsbuches als Rohrammer outet . . .

Granada, Alhambra und so . . .

Alhambra ~ Bano de la Mesquita ~ Decke
Alhambra ~ Bano de la Mesquita ~ Decke

Das mit der Alhambra hat sich selbstverfreilich wieder etwas komplizierter gestaltet als geplant. Da ich mich als Fußgänger nicht auf der Autostraße zur Alhambra quälen wollte, bin ich den Burgberg über kleine Gäßchen und Treppen hinaufge ~ wollt ich sagen geschlendert?! ~ jedenfalls in Muße und mit vielen schönen Eindrücken. Oben angekommen durch ein Tor, ohne Pforte und Kassierer, und schon lasse ich mich durch die Menge der Terroristen ~ äh, Verzeihung, Touristen treiben und erkunde die Alhambra . . . soweit wie das denn geht . . . denn vor den Zuckerchen, wie zum Beispiel dem Nasridenpalast, der mich besonders interessiert, werden dann die Tickets kontrolliert und sogar der aufgedruckte Barcode eingescannt!
Leider gibts die Tickets nur da zu kaufen, wo man mit dem Auto anfährt, und dahin kann man wiederum nicht durch das seeehhr weitläufige Gelände gehen, da liegt nämlich der ticketpflichtige Bereich des Generalife dazwischen . . . also wieder raus und um das ganze Gelände herumlaufen, um dann wieder ? ? ? ihr könnt mich gerade mal, vorerst gibts also nur Alhambra light, free edition . . .

Palacio Carlos V
Palacio Carlos V

Der Palast des fünften Carlos ist erstaunlicherweise zugänglich, zumindest der eindrucksvolle kreisrunde Innenhof mit den doppelstöckigen Galerien. Wobei mich die vierzehn von Hand geschossenen Aufnahmen ~ Stativ wieder mal verboten ~ schätzungsweise sechs bis acht Stunden Arbeit kosten, bis das 360°-Panorama zusammengenäht ist, und dann ist die Qualität immer noch unbefriedigend :-[ aber von 23tausend Pixel Kantenlänge auf 600 für den Blog zusammengeschrumpft fällt das nicht mehr auf, leider sieht man halt auch kaum mehr was . . .

Bogen und Decke
stitching loco (verrückt) Bogen und Decke zusammengenäht

Die Geheimnisse des Stitching-Programmes sind unergründlich ~ den Versuch, einen Torbogen und die davorliegende Decke zusammenzupfriemeln, quittiert das Programm mit dem Kommentar ‚Bilder passen sehr gut zusammen‘ und werkelt so vor sich hin. Daß dabei eine Sanduhr herauskommt, liegt in der Natur der Perspektive . . . ein paar Ecken und Kanten wegzuschneiden, bleibt mir als Arbeit noch über . . .

ich bin nicht der einzige mit Kamera ;-}
. . . ich bin nicht der einzige mit Kamera ;-} . . .

Nachdem ich also den gestrigen Abend und den heutigen Morgen mit frustigem Ergebnis gestitched habe, war mir nach körperlicher Entspannung ;-} und ich bin erstmal eine Runde Joggen gegangen, wie mir das hier die ganze Zeit vorgemacht wird, danach eine Dusche und Stadtbummel . . . hat schon etwas für sich, einfach so ohne Programm und Ziel durch die Menschenmenge zu treiben . . .
Spaß machen mir die Fußgängerampeln ~ das rote Männchen sieht ja ganz normal aus, aber wenn das grün wird, dann fängt das richtig an zu laufen, gleichzeitig wird als Countdown die Restzeit der Grünphase angezeigt. In den letzen Sekunden wird der grüne Mann dann richtig hektisch ;-}}
Zwischendurch will ich mich per Internet nach einem Automatenwaschsalon erkundigen und finde bei der Gelegenheit meinen eigenen Blog unten auf der ersten Ergebnisseite ;-} zumindest Google scheint ihn sehr aufmerksam zu verfolgen ;-} . . . als ich nach Andualusien reingefahren bin, hab ich mir offensichtlich schon einmal Gedanken übers Wäschewaschen gemacht . . .
Daraufhin setze ich mich dann am Flüßchen Darro an einen Tisch und bestelle eine kühle Cervesa . . . höre dabei einem Straßenmusiker zu, der klassische spanische Gitarre in einer Qualität bietet, die auch in einem Konzertsaal nicht fehl am Platze wäre . . . ist mir, der ich bei Straßenmusik mittlerweile eher knickerig geworden bin, in diesem Fall einen Fünfer wert!
Morgen werde ich vielleicht nochmal die Alhambra angehen ~ wäre schon schade, so weit gereist zu sein und dann den Nasridenpalast nicht von innen gesehen zu haben . . .

. . . nicht Alhambra ~ einfach Granada! . . .

Granada . . .

Auf dem Weg nach Granada auf einer schönen Landstraße durchs Gebirge und in Lanjaron an einem Brunnen mit beschildert trinkbarem und wohlschmeckendem Wasser meinen Tank und die inzwischen angesammelten fünf und sechs Liter PET-Wasserflaschen gefüllt. Nach dem ersten Kanister wird das Wasser etwas milchig-trübe, was solls! Beim dritten Kanister wird das Naß allerdings braun, was mir nicht ganz koscher vorkommt. Kanister gelehrt und die Umgebung erforscht. Eine Etage obenan ein Kinderspielplatz, noch eine Etage höher der Friedhof ~ ein Schelm wer Böses sich bei denkt! ;~} . . . aber ein paar Minuten später wird das Wasser wieder klar, so schlimm kanns wohl nicht sein . . . und in jedem Fall ist das natülich und organisch, gelle?
Im Ernst, auf spanischen Friedhöfen werden die Gewesenen in gemauerten Regalen bestattet, eine Trinkwasserkontamination scheint mir da eher ausgeschlossen . . .
Das letzte Stück nach Granada geht es auf der Autobahn, und die führt erstmal streng bergauf, was für mich bedeutet, daß die Geschwindigkeit bis runter auf 30 Km/h fällt. Der Peter hat mir das erklärt: Wenn an langen Steigungen die Abgastemperatur zu sehr ansteigt, schließen die Ventile konstruktionsbedingt früher, der Motor kriegt weniger Saurstoff, verbrennt den Diesel schlechter. Man könnte die Auspuffkrümmer isolieren, man könnte einen zuschaltbaren Ventilator (Turbo-Booster) in den Lufteinlaß einbauen . . . aber vorerst hilft nichts als Runterschalten und Geduld.
Wenn man an Granada denkt, fällt einem erstmal die Alhambra ein, und so hab auch ich mir die Wegweiser dahin zur Richtschnur gemacht und bin denen folgend bei einem Parkplatz gelandet, auf dem schon mehrere Wohnmobile und Reisebusse standen. Allerdings: Nicht umsonst, selbstverfreilich, aber was mut das mut! Nochmal allerdings: Der Monitor des Ticketautomaten vor der videoüberwachten Schranke gibt mir den freundlichen Hinweis, daß für heute (es ist 17 Uhr) bereits alle Tickets für den Besuch der Alhambra verkauft sind ~ und freundlicherweise auch, daß ich zehn Minuten Zeit hätte, den Parkplatz (24 Stunden geöffnet!) wieder zu verlassen, ohne bezahlen zu müssen . . .
Das Angebot nehme ich dankend an und lande am Fuß des Alhambra-Berges an einem kleinen Flüßchen, dem Genil, wo sich auch schon etliche andere Wohnmobilisten versammelt haben. Auf dem anderen Ufer ist die örtliche JoggerInnen-Rennstrecke, Hunde werden spazierengeführt, für Unterhaltung ist also gesorgt ;~} und ein kleiner Supermarkt ist in Fußgängerreichweite.
Morgen wird man weitersehen . . . was sich langsam bemerkbar macht, ist die vertrödelte Zeit . . . abends um halb acht hat es im Bus noch über dreißig Grad, viertel nach acht sind es noch achtundzwanzig, es scheint auf den Sommer zuzugehen! . . . lassen wir uns mal überaschen!

. . . von der Küste in die Berge . . . Richtung Granada . . .

Spanien im allgemeinen und Andalusien im besonderen ist ein fast überall sehr gebirgiges Land, und die nur 120 Pferdchen, die da unter meinem Schlafzimmer gallopieren, haben kräftig zu tun, um mein rollendes Heim in den kleinen Gängen die Berge hochzuschieben.
Dabei kommt es hier auf der Strecke immer wieder vor, daß Schilder am Straßenrand vor einem schlechten Zustand der carretera warnen ~ was dann in der Regel nicht auf einen alten, geflickten Teerteppich hinweist, sondern darauf, daß mal über einen Kilometer auf eine Fahrspur der Berg samt Maschendraht, der das eigentlich verhindern sollte, auf dem nächsten Kilometer dann umgekehrt die bergferne Fahrspur den Berg runtergefallen ist. Es regnet hier nicht sehr oft, aber wenn, dann anscheinend richtig!
Die Anstrengung für die Pferdchen führt aber zu Anblicken, die für den Andalusier und wegen Entwöhnung inzwischen auch für mich dem Auge schmeicheln: Bäume nicht nur als Einzelexemplare, sondern in zählbaren und später dann auch nicht mehr zählbaren Mengen! Pinien, Oliven, Mandeln, Eukalyptus . . . und fließendes Wasser!

Rio Guadalfeo
. . . rio und valle . . . fließendes Wasser!

Das, und als der absolute Überbrüller, Schneemützchen auf den Gipfeln der Sierra Nevada, mit der knalligen Sonne im Nacken zu beobachten, goutieren die andalusischen Straßenbauer mit beschilderten (Kamera!) Parkplätzen und Aussichtspunkten alle paar Meter . . . aber ohne Witz, auch ich bin von dem Anblick so angetan, daß ich beschließe, den Rest des Nachmittags und die Nacht in diesem Tal zu verbringen, am Fluß!
Die kleinen Feldwege, die da steil abwärts führen, sind mir aber nach meinen Erfahrungen in der Wüste von Tabernas ein bischen zu riskant, deswegen muß ich ein Stückchen fahren, bis eine schmale geteerte Straße ins Tal führt . . .

Rio Guadalfeo
. . . direkt am Fluß ~ oder Bach???

Den Rest des Nachmittags nutze ich zu einer kleinen Wanderung flußaufwärts, immer wieder den Rio Guadalfeo durchwatend, um die Seite zu wechseln, oder auch im Fluß watend, ohne einen Grund ausßer der Lust an der Freude ;-} . . . meinen ledernen Kamel-Sandalen wird so gründlich der Fußschweiß ausgespült, und ich genieße das wieder Erwarten fast lauwarm zu nennende Wasser. Nur in einem seitlich einmündenden Bach wirds dann ein wenig erfrischender . . .
Auch hier im Flußbett, das nicht wie die meisten Flüße und Bäche bei uns kanalisiert ist, ist die Gewalt des Wassers gut sichtbar, obwohl der Rio Guadalfeo im Augenblick flach und wie ein zahmer Bach erscheint. Das breite Flußbett mit Steinen, die mal wie gebürsteter Edelstahl in der Sonne schimmern, mal aussehen wie verwittertes Holz, das aber, im richtigen Winkel zur Sonne, ebenfalls anfängt zu schillern, ist durchzogen von alten Schleifen ~ das Wasser sucht sich immer wieder neue Wege . . . die Kanten des die Vegetation tragende Erdreichs sind zum Teil übermannshoch wie mit der Rasierklinge abgeschnitten. Wer da seine Hütte unbedacht zu nah am Flußlauf baut . . .

. . . so ein Pech ~ und bevor das Dach drauf ist! ;-}

. . . kommt unter Umständen nicht mehr zur einzigen Tür hinein, bevor auch nur das Dach aufgesetzt ist . . .

Auch diese Ruine der Klasse ‚würd ich mir gerne als Altersruhesitz herrichten‘ direkt nebenan ist wahrscheinlich deswegen aufgegeben worden, weil sie doch ein wenig zu nahe am Wasser liegt . . .

. . . aus der Serie 'Ruinen, die ich liebe' . . . ;-}

Den Osterhasen bekomme ich zwar nicht zu sehen (ich glaub, der kommt gar nicht nach Spanien ;-} ), aber dafür zweimal ein Wachtelpärchen, einen Graureiher, einen Silberreiher immer wieder, zwei süße Geckos, die auf meiner Hose rauf und runter spazieren, einer klein, der andere winzig, Zitronenfalter, weiblich, mehrere, Zitronenfalter männlich, einmal (da sieht man mal, wir Männer sind in der Minderheit), Schwalben, die dann doch den Sommer machen, und viel viel mehr! ;-} Vögel zwitschern überall, die Gegend ist also sehr lebendig!

. . . da hätt ich auch gerne gestanden ,-} ~ Olivenhain . . .

Neben ein paar Eukalyptusbäumen gibt es am Rand des Tales auch Olivenhaine, Mandeln, die man in dieser Jahreszeit frischgepflückt mitsamt Schale und Pelz essen kann (schmecken säuerlich fruchtig), und auch sonstige nicht näher zu bestimmende Obstbäume ~ ein kleines Paradies ;-} . . .

Karfreitag am Cabo de Gata

Cabo de Gata ~ Las Sirenas
Cabo de Gata ~ Pimmelchen in Meerschaum ;-}

Es war vielleicht nicht gerade die schlaueste Entscheidung, ausgerechnet am Karfreitag am frühen Nachmittag zum Cabo de Gata hinauszufahren ~ weil gefühlt tausende Sonntagsfahrer auf dieselbe Idee gekommen waren. Denn kurz vor dem Kap gibt es eine auch beschilderte Engstelle (ohne Breitenlimitierung!), und da wurde es dann problematisch! Es ist nämlich nicht nur eng, sondern auch kurvig, und ausgerechnet in der Engstelle kamen mir fünf, sechs Autos entgegen, die sich nicht an mir vorbeitrauten; sich rückwärts wieder aus der Situation rauszumogeln war auch nicht möglich, weil die sechs, sieben Autos hinter mir allesamt den Rückwärtsgang nicht gefunden haben ;-[
Genauer gesagt war das wirkliche Problem ~ auf die Gefahr hin, als gendermäßig incorrekt gebrandmarkt zu werden, aber es war halt so ~ eine Fahrerin der Klasse, die niemals einen Kratzer in irgendein Auto fahren würde, weil sie schon weit im Vorfeld jeder Gefahr stehenbleibt und das Risiko den anderen überläßt. Ich stand mit meinen siebenmeterfuffich mal zweimeterdreisich an den vorderen und hinteren Ecken an die Begrenzungsfelsblöcke an der rechten Straßenseite angeschmiegt, während sie links neben mir ihr Mobil der Kompaktklasse jeweils mit Vollausschlag zwischen Bus und Fels auf der rechten Seite hin und her rangierte, ohne voranzukommen und ohne irgendeinem Hindernis näher als zwanzig Zentimeter zu kommen . . . pffffffuuuuuhhhh! Letztlich mußte ich, am Berg, mein mobiles Haus millimeterweise an ihr vorbeirangieren, im Kriechgang, immer wieder zwischen Gas und Bremse, vorwärts und rückwärts, bestimmt eine Viertelstunde. Ohne meinen Um-die-Ecke-Spiegel wäre ich definitiv verloren gewesen! Als ich dann endlich an ihr vorbei war, hatte sich wohl im Vierkreisventil in der Druckluftabteilung der Bremsanlage ein Rostpartikel verklemmt und im vorderen Bremskreis einen Druck von NULL Bar zurückgelassen ~ den Berg runter gings also ohne funktionierende Bremsen :-[ nur mit Federspeicher (sowas wie Handbremse, funkt nur umgekehrt) und Motorbremse . . . Am nächsten Parkplatz angekommen ließ sich der Bremsdruck vorerst nicht wieder aufbauen, also Bus stehenlassen und erstmal eine kleine Wanderung zu den hübsch anzusehenden Felsformaitonen im Wasser, siehe Photos.
Nach der Rückkehr tut die Bremsanlage wieder das, was sie soll, und auch der Verkehr der Feiertagskünstler hat nachgelassen, die Rückfahrt geht also ohne weitere Probleme vonstatten. Gott seis geklingelt!, denn nochmal eine Monatsrunde Reparatur hätt ich gar nicht gut gefunden! Aber eine Viertelstunde am Berg mehr auf der Bremse als auf dem Gas zu stehen, das hält ein alter Herr wie mein Bus halt nicht ohne Klagen aus . . . ;-}

Den Abend verbringe ich dann außerhalb des Naturschutzgebietes beim Flughafen Almeria am Strand und genieße den aufgehenden Vollmond und Pasta mit Tintenfisch . . .

ztztzt! . . . so voll schon am frühen abend! ;-}

Jueves Santo ~ der heilige Donnerstag

Daß die Spanier auch den Donnerstag vor Ostern als Feiertag betrachten, hatte ich gestern schon erzählt. Sie nennen das den ‚heiligen‘ Donnerstag und freuen sich ansonsten über die Freizeit, die sie unter anderem auf dem Paseo verbringen . . . eigentlich ist die ganze Woche heilig (Semana Santa) und fängt schon Samstag eine Woche vor Ostern an, geht aber anscheinend dafür nur bis Ostersonntag. Keine Mißverständnisse ~ man hat nicht die ganze Woche frei ;-[
Ich selbst habs auch ruhig angehen lassen, bischen flanieren, bischen lesen, aber mich auch zum ersten mal seit fast zwei Jahren wieder auf die Inliner gestellt. Anfangs ein wenig verkrampft und deswegen schmerzhaft in den Waden, aber das hat sich schnell gelegt, dann gings wieder flott voran . . . Zuerst auf einem großen geteerten Platz, wo viele Basketballkörbe aufgehängt sind und Fußballtore gibts da auch, da verlustiert sich die Jugend, später dann den Paseo runter und wieder rauf. Zurück gings fast von alleine in einem Affenzahn ~ kräftiger Rückenwind ;-}
Zwischendurch mit der Visa-Karte am Automaten Geld eingekauft. Da ich fast alles mit Plastik bezahle, hat das mitgenommene Bargeld über drei Monate gereicht . . . am Abend vorher hatte mich derselbe Automat mit der EC-Karte abblitzen lassen, und ich hatte mir schon Sorgen gemacht, daß irgendwer mein Konto abgeräumt hat . . . die einfache Erklärung war die, daß nicht nur mein Perso, sondern auch die EC-Karte im November letzten Jahres abgelaufen war . . . das gehört wohl zu den Dingen, die der erfahrene Reisende auf der Checkliste hat, die er vor der Abfahrt abarbeitet ~ der erfahrene Reisende halt . . . ;-}
Gegen Abemd dann in die Innenstadt auf den Ramblas und am Rande eine der Osterprozessionen (Paso)) miterlebt, wo von einer Kirche (die verschiedenen Kirchen machen jeweils eigene Umzüge) ein riesiger gesschnitzter Holzkasten, mindestens drei mal zwei mal zwei Meter, durch die Stadt getragen wird. Obendrauf auf einem Berg von Blumen ein großes Kreuz mit INRI, vornedran in historischen Kostümen wie KuKluxKlan, aber lila, von Kind bis ausgewachsen, hintendran eine uniformierte Musikkapelle mit Marschmusik, ein paar militärische Uniformen, ganz hinten die Damentruppe in schwarzer Spitze mit Schleier.
Die Träger sind in dem Kasten untergebracht, man sieht sie nicht, und sie sehen nichts! Ob und wo es langgeht, wird per zugerufenem Kommando gesteuert, Beifall gibts, wenn der Kasten auf Kommando zum hüpfen gebracht wird . . . zur Steigerung des Erlebnisses wird die ganze Straße mit Weihrauch bedampft, daß man schon fast in rauschartige Zustände gleitet . . . alles in allem eine recht eindrucksvolle Veranstaltung!

Auch städtisches Leben . . . ;-}

Kite-Surfing
. . . ein In-Sport, der mir auch gefallen würde . . .

Kite-Surfing
. . . vom nassen ins luftige Element . . .

Immer noch Almeria . . . der Peter hat nämlich den Schaltungsbalg zu hause in Agua Amarga liegen lassen ~ hab schon den Verdacht, daß der alte Kommunikator das absichtlich macht, um mich eine Weile hier zu behalten und mir meine Menschenscheu auszutreiben . . . inzwischen Standplatz direkt am Paseo, vor mir die Fußgängerpromenade am Strand, hinter mir die Hauptverkehrsstraße. Vom Straßenlärm kriegt man trotzdem nicht so viel mit, weil Wind und See zu sehr tosen . . . ;-}
Wie man auf den Bildern sieht, ist da gerade mal wieder viiieeel Dynamik angesagt, der Bus schon wieder mit Salz verkrustet. Auch die Linse der Kamera war von der Aktion mit den Drachensurfern ganz schön eingesaut und mußte gleich gereinigt werden . . .
Heut nachmittag mit Peter zusammen einen neuen Um-die-Ecke-Spiegel für den Bus besorgt, damit die empfindliche vordere rechte Ecke des Busses heil bleibt. Und eingekauft, denn hier gilt auch der Donnerstag als hochheiliger Feiertag, an dem nicht gearbeitet wird. Sogar heute abend soll es schon große religiöse Umzüge gegeben haben, wo tonnenschwere Heiligenstatuen von zig Leuten durch die Stadt geschleift werden ~ ich habs mir verkniffen und weiß auch nicht, ob ich mir das an den anderen Tagen zumuten werde . . .
Ansonsten ist das Stadtleben nicht gar sooo schlimm, denn die andere Hälfte der Menschheit ist hier im Gegensatz zur gewohnten wilden Natur reichlich präsent und kleidet sich nach dem, was sie hier ‚invierno‘, Winter nennen, angenehm frühlingshaft. Das läßt sich schon eine Weile aushalten . . . ;-}