Montgó

. . . Aussicht morgens beim Kaffee

Nach diesem wunderschönen Morgen hätte man sich eigentlich sagen können, daß man für heute genug Schönheit gesehen hätte . . . aber der Internetwetterbericht hat für morgen die Möglichkeit von Schauern angekündigt, und ich wollte noch unbedingt auf den Montgó klettern, seit ich ihn vor ein paar Tagen vom Cap di Antoní gesehen hatte.

Also doch auf in die Puschen, denn heute ist noch T-Shirt-Wetter, und flott los, weil ich da oben Schilder gesehen habe, daß die Tour über 5 Stunden dauern soll ~ eine Richtung!

Zum Glück stellt sich das dann als übertrieben heraus. Von meinem Parkplatz aus sollen es zweidreiviertel Stunden sein. Trotzdem nehme ich außer Kamerakram mit Stativ auch noch eine Flasche Wasser und etwas zu Essen mit, das ist für mich schon außergewöhnlich vorsorglich ;-}

Ihr würdet lachen, was ich auf der Tour photographiert habe . . . man hat da einen ‚wunderschönen‘ Blick auf eine große Villensiedlung am Fuß des Montgó, und bei jeder dieser Villen leuchtet ein Pool knallig Blau. Hunderte, aberhunderte! Eine Synphonie in Terrakotta, Piniengrün und Poolblau. Ich hab Aufnahmen gemacht, aber das ist wohl eher was für die Kunstkiste im Stil von Gursky. Leider erzielen meine Photos (noch ;-}) nicht die Preise, die mir den optimalen Aufnahmestandort erlauben würden, nämlich vom Hubschrauber aus!

Zwischendurch gegen eins mein erstes Frühstück. Die Catalanischen Essenszeiten mögen für so manchen gewöhnungsbedürftig sein, aber ich muß mich eigentlich nicht umstellen. Baguette, Schinken, Tomaten, dann Baguette mit Tunfisch und Tomate, jeweils mit schwarzen Oliven gesnackt, danach als Dessert Clementinen. Die Gesund-Ernährer können zufrieden sein mit mir. Und nicht über das Baguette meckern, gelle?! ;-} Gibt hier kein vernünftiges Brot, ich vermisse meine Dinkelrolle!

Dann auf dem Gipfel die Belohnung einer weiten Rundumsicht, die Siluetten der Bergketten im Binnenland, den Felsen von Calpe silbern umstrahlt im Meer, jau, ganz nett, aber nix was man wirklich photographieren muß. Gegen sechzehn Uhr bin ich wieder am Parkplatz und beschließe, wieder hinunterzufahren, um den Montgó in der Abendsonne zu photographieren, und das . . . ja das war wirklich der Bringer! Eine wirklich überwältigende Schönheit!

. . . der Montgó in der Abendsonne . . .

Und jetzt ~ es ist schon lange dunkel und wird bald neun ~ muß ich auch nach catalanischer Sitte langsam daran denken, mir meine zweite Mahlzeit heute zuzubereiten. Mein Magen knurrt, also gehabt euch wohl, bis bald!

 

 

Cap de la Nao

. . . selten ~ Buchten ohne Bebauung . . .

Gestern war also Wäschewaschen angesagt, genauer: Wäsche waschen lassen ~ eine Automatenwäscherei habe ich hier nirgens gefunden. Also blieb trotzdem Zeit für einen großen Spaziergang beziehungsweise einer kleinen Wanderung von fünfeinhalb Stunden genutzt werden konnte. Vom Cap de la Nao zum Cap Pim, zum Teil auf einem schmalen Pfad durch eine wunderschöne Landschaft. Und von da wieder zum Bus zurück . . .

Aufnahmehöhe: 159 m über dem Meer ;-}

Ich hoffe, ich gehe euch nicht zu sehr damit auf die Nerven, aber daß ich die Gelegenheiten zur Zeit besonders gerne nutze, von irgendwelchen hohen Klippen hinunterzuphotographieren, das ist pure Lebensfreude! Ich genieße es, nach den Schwierigkeiten mit meinem rechten Ohr das Vertrauen in meinen Gleichgewichtssinn wiedergefunden zu haben ~ keiner von euch Daheimgebliebenen muß sich da irgendwelche Sorgen machen . . . ja, ich passe auf, nein, mir passiert nichts. Aber ich genieße es, eben nicht an den Geländern für die Rentnertouristen stehenzubleiben, und auch nicht auf dem vorvorletzten Hügel des Cap Pim, sondern auf dem letzten, da wo das Meer beginnt. Und ich genieße es, auch steilere Wände wieder auf meinen zwei Beinen hochzulaufen, ohne die Hände zu Hilfe nehmen zu müssen ~ und mich dabei sicher zu fühlen. Sicher, und gut!

. . . philosophische Pause . . .

Auf der Insel im Hintergrund gibt es tatsächlich ein kleines Häuschen, das sympathischerweise nicht wie eine Villa aussieht. Da könnte man davon träumen, so eine ganze Insel für sich alleine . . . ;-}

Die philosophische Pause gabs aber bei der Betrachtung der Felsengruppe in der Mitte. Ganz links neben dem letzten sichtbaren Felsen gabs noch einen, der wohl gerade mit der Meeresoberfläche auf einer Ebene endete, mal war er über Wasser, mal darunter.  Jede See, die in die Bucht rollte, veränderte das Bild der Wasseroberfläche, mit den Reflexionen des Wassers und dem Umspülen in unterschiedlichen Richtungen ein Anblick des ständigen Wandels.

Ich glaube, man könnte eine automatische Kamera auf diese Felsengruppe richten, jede Sekunde der Helligkeit ein Bild schießen, ein ganzes Jahr lang, und diese Bilder dann von einem Computerprogramm vergleichen lassen. Es gäbe keine zwei gleiche Bilder ~ ähnliche ja, gleiche nein . . . je genauer man hinschaut, desto mehr Unterschiede fallen auf . . .

Wenn man daran denkt, daß die ‚Wissenschaft‘ vor gar nicht so langer Zeit noch allen Ernstes der Meinung war, daß diese komplette Welt berechenbar wäre, und wenn man nur die Ausgangsituation kennen würde, könnte man die ganze Zukunft errechnen . . . ;-} dabei ist schon eine so einfache Situation viel zu komplex (und ‚chaotisch‘ im modernen wissenschaftlichen Sinn), daß von einer Berechenbarkeit keine Rede sein kann . . .

Seit Heisenberg ist der Physik klar, daß sie nicht einmal Position und Geschwindigkeit eines Elektrons gleichzeitig feststellen kann, daß Teilchen durchaus sowohl ~ als auch sein können, ohne daß wir die Welt auf einen der beiden, oder mehreren Zustände festnageln könnten . . .

Und was hat das mit uns zu tun? Nichts ~ Alles . . .

Aber wir leben in einer Welt, die unfaßbar groß ist, auch in ihren Möglichkeiten, und es macht verdammt viel Spaß, sie sich anzuschauen und zu erleben!