Bilder vom gestrigen Abendspaziergang ~ auf der einen Seite macht die Leere hier melancholisch, auf der anderen Seite mitreißend, wie sich das Leben wieder Bahn bricht. Um die Natur muß man sich wahrscheinlich am wenigsten Sorgen machen. Das braucht nur Zeit, und die hat sie. Ein paar Jahrzehnte, Jahrhunderte, Jahrtausende, Jahrmillionen . . . das Leben wird uns Menschen überdauern 🙂
was treibt der Vagabund . . .
. . . um die so laaaaangweilige Zeit rumzukriegen?
Nun, wenn er nicht gegen das Funkloch und Verbindungsabbrüche kämpft, macht er erweiterte Spaziergänge und bewegt Vincent III, die letzte Version des nach eigenen Bedürfnissen modifizierten Fahrrads. Wobei sowohl die Spaziergänge als auch die rollenden Bewegungen um Berg und Tal meistens das Ausmaß der geplanten Unternehmungen sprengen 🙂
So kann es denn schon passieren, daß ein kleiner Spaziergang mit Tongs an den Füßen, die unsere Generation als Jesuslatschen kennt, letzlich auf schmalen Ziegenpfaden mit hier meist stachligem Bewuchs fortgesetzt wird, wenn nicht sogar pfadlos querfeldein . . . und immer lauert ja hinter der nächsten Krümmung des Pfades der noch interessantere Ausblick, das noch schönere Motiv . . .
Das Bild mit Vincent III und den am Wegweiser hängenden Wanderschuhen ist am zentralen Punkt der Aktivitäten in den Osterfeiertagen entstanden. Bevor ich meinen Panoramaplatz am Valle Bonito verlassen wollte, gab es da noch eine Piste in die Berge zu erkunden, in der Hoffnung auf einen Blick über die Ebene des Turia, des Flusses, an desssen Mündung Valencia liegt. Nur mal kurz gucken . . . die Piste führte aber nicht an der Bergkante entlang, sondern über eine schöne Ebene im Hintergrund. Und als ich nach ca. eineinhalb Stunden an diesem Wegweiser angekommen bin, habe ich mir gedacht, daß ich für den Rückweg einen kleinen Kreisbogen schlagen könnte, sozusagen an der inneren Kante der Bergrippe entlang zurück zum alten Herrn Magirus . . . ein wenig Abwechslung, hab ich mir gedacht 🙂 . . .
. . . die Piste führte aber, wiewohl ab und auf, tendenziell abwärts, irgendwann auf einer schmalen geteerten Straße hinab in eine lauschige grüne Schlucht, wieder hinauf und wieder hinab in ein wunderschönes Tal mit unter anderem dieser paradiesischen Naturbadewanne, dann weiter bis zur CV-245 (CV steht für Carretera Valenciana) und nach Altura, dem nächsten halbwegs größerem Ort der Gegend, in dem ich immer wieder mal im örtlichen Aldi die Lebensmittelvorräte auffülle. Alle schönen Abfahrten wollen auf einem Rundkurs im Gebirge aber mit langen und anstrengenden Aufstiegen bezahlt werden, ein Naturgesetz. Will heißen, jetzt ging der Spaß erst los, jetzt hieß es, von 380 Höhenmetern hinauf auf die nächste Bergrippe mit 711 Metern, wieder hinunter auf 625 Meter, danach hinauf zum Herrn Magirus auf 750 Höhenmetern zu strampeln. Man gönnt sich ja sonst nichts! 🙂 nach dreieinhalb Stunden fast ununterbrochenem Kurbeln wieder am Bus, erschöpft, aber mit sich selbst zufrieden.
Dem Spanier an sich (wer ist das?) gilt das Fahrrad eher nicht als Transportmittel, sondern als Sportgerät. Auf geteerten Straßen in der Form des Rennrades, leicht wie eine Feder, in den Bergen abseits des Asphalts als Mountainbike, neueste Generation, Fully mit 29″-Bereifung. Dazu gehört selbstverfreilich auch die poppig bunte Funktionskleidung ~ der mit abgeschnittenen Jeans und grauem T-Shirt ohne Aufdruck strampelnde Vagabund erntet teilweise befremdete Blicke. Meist ist er (wer?) in Gruppen unterwegs und unüberhörbar, denn wenn der Spanier an sich (wer ist das wohl?) nicht alleine ist, dann unterhält er sich. Und wenn er sich unterhält, dann unterhält er sich laut 🙂
Scherz beiseite, aber das Ende der Semana Santa, der heiligen Osterwoche, hat jede Menge Volk (zu Fuß, mit Fahrrad oder Auto, Familien und Häufchen von Jugendlichen, und auch einen alten Spanier mit Einspänner, Pferd mit Blumen hinter den Ohren und Mann mit Pinscher auf dem Arm) in die ansonsten eher leeren Gebirgsgegenden gespült. Das hat dem alten Herrn Magirus manch bewundernden Blick eingetragen, und der alte Herr Gutmann bekommt Lob für sein Eigentum (¡que preciosa!) und Bildchen des wanderereigenen Wohnmobils deutscher Produktion auf dem Handy gezeigt 🙂 Allerdings muß ich die auch so schon sparsam installierte Mobilnetz-Infrastruktur mit all den Leutles teilen, was immer wieder zu Verbindungsabbrüchen führt und die Bloggerei so gut wie unmöglich macht. Inzwischen (Dienstag) sind die Montañas leergefegt, wie sich das gehört, und die Daten fließen wieder 😉
Nach der Strampelaktion und einem Grüntee zur Erholung packe ich meinen Kram zusammen und ziehe mit dem alten Herrn Magirus wieder los, an der Quelle vorbei, kurz Wasser auffüllen, in Altura Lebensmittel für den Sonntag und ein wenig mehr einkaufen, dann auf die CV-245, um in dieses schöne Tal mit der Badewanne zu fahren . . . aber, des Menschen Wille wird nicht immer wahr, irgendwie verpasse ich den Abzweiger und lande schließlich auf fast tausend Metern Höhe auf obigem Übernachtungsplatz, in Mulde und Funkloch. Ein Wanderwegweiser zeigt nach Gatova, wie auf dem ersten Bild dieses Artikels, das macht natürlich neugierig: ob der Weg wohl da vorbeiführt? Ob sich so wieder mal ein Kreis schließen läßt?
So bringt der nächste Tag, der Ostersonntag, neben einem Spaziergang über den heimischen Hügel zur Aufnahme des obigen Panoramas der Serra Calderona auch eine Radtour in Richtung Gatova den GR10 entlang. Die Nummerierung der europäischen Fernwanderwege GR, was französisch Sentier de Grande Randonnée, niederländisch Grote Routepaden oder Lange-afstand-wandelpaden, portugiesisch Grande Rota, spanisch Gran Recorrido, katalanisch Gran Recorregut heißen soll, scheint etwas widersprüchlich zu sein, denn es gibt auch einen GR10 in den französischen Pyrennäen. ‚Mein‘ Zipfel des GR10 gehört zum Fernwanderweg von Valencia am Mittelmeer bis zur Atlantikküste bei Lisboa, Lissabon. Obwohl es schön gemütlich auf einer fast horizontalen Waldfahrstraße losgeht, mutiert der Weg zwischendurch als Fußwanderweg zu Etappen, die mich bei meiner persönlichen Regel, keine Pfade hinunterzufahren, bei denen Vincent beim Hochfahren die Traktion verlassen würde, zum Fußgänger machen. Die Erfahrung hat nämlich gezeigt, daß der alte Herr Gutmann laut Spezifikation für erdnahe Umlaufbahnen zu dünnhäutig konstruiert ist, und daß Verletzungen der Außenhaut trotz guten Heilfleisches länger Unannehmlichkeiten machen, als der Spaß anhält 🙁 Aber das ist nur ein ganz kurzes Stück des Weges, und tatsächlich lande ich nach einem kurzen Intermezzo auf einem asphaltierten Sträßchen wieder auf einer Piste, die mir immer bekannter vorkommt und mich schließlich zu obigem Hinweisschild mit Wanderschuhen bringt. Nach zweieinhalb Stunden Sportprogramm mit rauf und runter, runter und rauf, beschließe ich, meine Agenda in den nächsten Tagen etwas weniger anstrengend zu gestalten 🙂
Also muß sich am nächsten Tag, dem Ostermontag, der in Spanien kein Feiertag mehr ist, der alte Herr Magirus anstrengen. Wieder die CV-245 entlang zuerst in westlicher, dann südlicher Richtung, bis mir ein Schild auffällt, das alte Mühlen ankündigt. Eine schmale, aber geteerte Straße entlang bis zu den Überresten eines Bauernhofes. Da die Mühlen, die schaue ich mir erst gar nicht an, denn sie sind einfach zu perfekt restauriert. Weiter führt das immmer noch geteerte Sträßchen im Bogen zurück in die Berge, einen Hang hinauf, auf der anderen Seite wieder hinunter. Irgendwann die Entscheidung: Rechts geteert hinunter oder links gepflegter Schotter hinauf? Keine Frage, links sieht interessanter aus. Und so klettert der alte Herr Magirus wieder mal über etliche Bergketten, im kleinen Gang und an besonders steilen und ausgewaschenen Streckenabschnitten auch im Kriechgang, um am Ende wieder oben an der CV245 anzukommen, fast da, wo wir mittags aufgebrochen sind. Braver alter Herr! 🙂
Der westliche Teil der Serra Calderona, in dem ich mich jetzt befinde, gehört nicht mehr zum Nationalpark, wohl weil in der Vergangenheit etliche große Feuer die meisten Hänge leergebrannt haben. Zum Teil liegen die verbrannten und dann vom Wind umgeworfenen Pinien noch da, wie sie fielen, zum Teil sind die Hänge leergeräumt, verwertbare Stämme abtransportiert, Äste und Zweige liegen zum silbergrauen Polster gebleicht geschreddert an den Verarbeitungsplätzen. Wenn dann Büschel von Grün daraus sprießen, leuchtet das als natürliches Kleinkunstwerk. Das Bild gibt’s übrigens als Bildschirmhintergrund (Wallpaper) auf ralfgutmann.eu >> wallpaper . . . auch am Platz des Funklochs war der Boden so belegt.
An sich ist die Pinie ja durch ihre dicke, normalerweise rotbraun und grausilbern schimmernde Borke recht gut gegen Brände gefeit, aber irgendwann ist die dickste Borke durchgebrannt. Die noch stehenden Bäume sind meist auf den unteren Metern schwarz verkohlt, die unteren Zweige vertrocknet und kahl, nur oben lebendiges Grün. Auch wenn nur das recht flache Wurzelwerk durchgeglüht wird, reicht der nächste stärkere Wind, den Baum einfach umzuwerfen.
Der Wind . . . Spanien hat wahrlich genug Wind, in jeder Stärke. Der entfacht aus jeder weggeworfenen Kippe einen veritablen Waldbrand, der sich dann auch schwerlich wieder eindämmen läßt. Und bis Löschzüge aus Valencia hier im entlegenen westlichen Teil der Serra ankommen . . . mit Flugzeugen und Hubschraubern wird Wasser abgeworfen, aber wenn der Wind so richtig weht, ist das wie ins Feuer gespuckt.
Der unten zu sehende Feuerwachturm ist nicht mehr besetzt, hier ist schon alles verbrannt. Aber die Gefahr ist gerade wegen der winterlichen Stürme durchaus aktuell, keine Sache nur des Sommers, wie man meinen könnte. Anfang des Monats hat es bei Segart im Parque Natural gebrannt, ich konnte die Rauchwolken auf meiner Fahrt zum Strand sehen. Für fast jedes Jahr findet man Berichte über Waldbrände, wenn man nach Incendio und Sierra Calderona googelt.
Schöner anzusehen und weit weniger gefährlich ist das Feuer am Himmel, auch wenn es einen manchmal vom Kochen ablenkt, wobei auch das eine oder andere Unglück passieren könnte. Ist aber nochmal gutgegangen, nichts verkohlt und auch die Nudeln noch schön al dente 🙂
noch’n Suchbild :)
Nachdem das gestern mit dem Suchbild so eine Sache war 🙂 gibt das heute ein etwas einfacheres . . .
Valle Bonito
Vorgestern anstrengende Kurbeleien durchs Gebirge in einer Gegend, in der alle Sträßchen sich als Sackgassen herausstellten, dann gestern ein kompletter Migränetag, erschwert dadurch, daß der Morgenkaffee ausfallen mußte, weil das Gas für den Kocher keine halbe Minute nach Aufsetzen der Espressokanne aus war. Und die spanische Gasflasche ist ein Einzelstück, keine Reserve, vorübergehender Umbau auf deutsche Flasche zu aufwendig. Man kauft das Gas hier an den Tankstellen, aber ob die nächste hier im Gebirge doch recht dünn gesäten Tankstellen ausgerechnet meine Marke anbietet? Sicherheitshalber 16 Kilometer nach Sagunt zurück, wo ich sicher mein dringend benötigtes Koch- und Kühlschrankgas bekomme? Ich laß es drauf ankommen und fahre weiter in die Montanas der Serra de Calderona hinein ~ und Bingo! Die nächste Tankstelle führt das Cepsa-Butano 🙂 Trotzdem werde ich das nächste mal vor einem Ausflug aus der Zivilisation die Flasche eher früher tauschen, wenn sie erwartungsgemäß zur Neige geht. 40 Tage hat das Gas gereicht, bei einem Preis um die 14 €uro ist es auch kein Verlust, eine noch 10% gefüllte Flasche zu tauschen, wenn man dadurch einen Umweg vermeidet. Für einen €uro vierzig fährt der alte Herr Magirus nicht sehr weit . . .
Danach noch Lebensmittel eingekauft und das feine Quellwasser aufgefüllt, und wieder hinauf auf die Piste am Kamm über dem Valle Bonito, wie ich das Tal der Granaten und Projektile von vor knapp zwei Wochen kurzerhand umgetauft habe, weil es wirklich gar zu schön ist. Da stehe ich mit freiem Blick über das Tal bis zur Ebene des Flusses Turia hinter Valencia, das tut dem maladen Kopf gut, wie der Spaziergang um die obere Ecke des Tales herum. Nur der Aufstieg auf den Berg, um die obigen beiden Aufnahmen zu machen, läßt das Gefühl aufkommen, daß jetzt gleich die Denkbeule platzt, 🙁 aber der Blick hinunter ins Tal gegen das Licht der Abendsonne lohnt auch diese Erschwernis.
Der Blick auf die andere Seite ist wieder ein Suchbild nach dem alten Herrn Magirus, aber weil auch bei zweitausend Pixeln Breite nur sieben Pixel für meinen treuen Begleiter übrig bleiben würden, spare ich mir diesmal die Vergößerungsfähigkeit. Muß man nicht jeden Tag haben, gelle?
eine Orgie in künstlichem Licht . . .
Da hatte ich schon etwas ganz anderes vorbereitet für den heutigen Artikel, da ziehen doch kurz vor dem Schlafengehen tiefhängende Wolken über den Hafen von Sagunt, werden von unten von den Natiumdampflampen der Hafenbeleuchtung illuminiert. Obwohl der Hafen fünf oder sechs Kilometer entfernt ist, beleuchtet der Reflex der Wolken meinen Strand . . .
Ein Rausch in künstlichem Licht, und das will selbstverständlich mit der Kamera festgehalten und auch interpretiert werden. Die ersten Aufnahmen von Hand, auf dem Fensterrahmen aufgestützt, nach Belichtungsmesser ohne Korrektur, Blende weit offen . . . später mit Stativ, mit Belichtungskorrektur nach unten, um die Überstrahlung der Lichter zu verringern . . . und dann mit bis f:11 geschlossener Blende, die in der Brechung an den fünf Blendenlamellen die Lichter zu zehnstrahligen Sternen wachsen läßt. Eine halbe Stunde vergeht mit Variationen zum Thema, die Wolken ziehen in der Zeit schon fast alle in Richtung Landesinnere . . . die Welt ist dynamisch!
Ein letztes Bild entsteht per ungeschicktem Zufall: Beim Zurücktragen der Kamera samt Stativ zum Bus drücke ich versehentlich den Knopf des Kabelauslösers, 30 Sekunden lang ist der Verschluß offen. Sieht aber reizvoll aus, finde ich . . .
Und das mit den *chen um den Kommentar läßt sich wieder mit Klick vergrößern, für die, denen die Ausschnittsaufnahmen nicht reichen.
Entspannt am Morgen . . .
Der Sonnenauufgang ist heute ausgefallen, eine dicke Wolkenbank hat sich auf den Horizont gelegt, nur die Schatten der Schiffe auf der Reede vor Sagunt zeichnen sich blaß vor der Kreislinie ab. Aber darüber klarer Himmel, der einen sonnigen Tag verspricht, obwohl meine Wetterapp wieder Regen ankündigt. Zum Glück hab ich große Fenster, durch die ich das Wetter in der Realität sehen kann. So sitze ich ganz entspannt mit der Kaffeetasse in der Hand und lasse das fast 180° umspannende Panorama einer ruhigen See in mich hineinlaufen, während es langsam immer heller wird. Wie jeden Morgen pickt eine Schar kleiner Vögel hüpfend und geschäftig zwischen Grashalmen und Moos auf dem Strand, einer fliegt den alten Herrn Magirus an, leises Klackern der Krallen auf dem Dach, dann sitzt der kleine Kamerad auf dem Gummiwulst der Dichtung der Dachluke, leicht in den Gelenken wippend . . . ein paar Schrittchen durch die Pfütze auf dem Glas, und weg . . .
Allmählich erscheint eine dünne goldene Linie um die Wolkenbank, und dann blitzt plötzlich doch die Sonne über den Rand und illuminiert eine gleißende Leuchtspur auf dem Meer, die direkt auf uns zuläuft. Pralles Licht, fast keine Farben, die Luft ist von dem gestrigen Regen frisch und klar gewaschen, obwohl der Hafen von Sagunt links von uns weich in einer Dunstschliere liegt. Das Streiflicht der frühen Morgensonne modelliert die grasbewachsenen Hügelchen auf dem Strand, jeder einzelne Halm und die Büsche mit einem schillernden Kranz von Licht, das sich im Tau bricht. Ich glaub, ich hole mal doch die Kamera aus ihrer Tasche, die Schönheit lockt!
Inzwischen haben die ersten sonntäglichen Angler ihr Equipment aufgebaut, die Spaziergänger mit Hund beleben den Strand, und auch eine Gruppe Joggerinnen sorgt für Unterhaltung. Auch die Guardia ist schon den Strand auf und ab gefahren, ich bin also nicht alleine 😉
Die Scheinwerfer der Guardia waren es auch, die mich heute Nacht gegen fünf geweckt haben. Reine Neugier, die wollten nur wissen, wer da so mutterseelenallein auf dem Strand steht. Es bleibt bei der kurzzeitigen Beleuchtung, aber es kann nie schaden, wenn man Bescheid weiß . . . im Prinzip könnten sie einen jederzeit wegjagen, es gibt ja die Ley de la Costa, die sich zwar mehr um die Differenzen von Besitz und öffentlichem Zugang kümmert, aber irgendwie auch um Wohnmobile auf dem Strand. Wie so vieles Interpretationssache, und vor Ostern schaut die Guardia eher zu, der alte Herr Magirus ist sowieso Sympathieträger. Wie das nach dem in diesem Jahr früh liegenden Osterfest aussieht, wird man dann feststellen.
PS: alle Bilderchen wieder durch Klick vergrößerbar!
Nochn Kurs, oder: Resultate eines Scheiterns
Die heutigen Bilder sind die Ergebnisse von fast vier Stunden genüsslichen Scheiterns in der Bildverarbeitung. Kein einziges der Photos gibt auch nur annähernd den Sonnenaufgang heute morgen wieder. Die Sonne leuchtete in einem dermaßen intensiv glühenden Rot aus einem Loch in einer neutralgrauen Wolkensuppe heraus, daß sogar das RAW-Entwicklungsprogramm für den Sonnenball nicht darstellbare Farben außerhalb jedes vorhandenen Farbraums anmoserte. Da war kein Gelb. Da war kein Orange. Da war nur intensiv rote Glut . . .
Nun ja, da überlegt man sich, ob man so etwas überhaupt in den Blog hochladen soll. Sei’s drum! Bild Eins zeigt das Original-JPG, wie es aus der Kamera kam. Zwei Stufen unterbelichtet, weil sonst die Farben total zu weiß ausgebrannt wären.
Bild Zwei zeigt, was die Automatik meines Bildverarbeitungsprogramms daraus gemacht hat.
Bild Drei ist eine Kombination aus zwei ausführlichen Bearbeitungen sowohl in RAW, einmal wie oben zwei Stufen unterbelichtet, einmal vier Stufen darüber, um Meer und Himmel so zu zeigen, wie wir Menschen die Situation sehen, Farben korrigiert auf das Neutralgrau. In der Bildbearbeitung dann Sonne und Umgebung montiert. Sieht unwirklich aus. Sah auch unwirklich aus, nur anders . . .
Zufrieden bin ich mit keinem Bild 🙁
Wer öfter hier in den Blog schaut und die Sonnenaufgangsbilder rekapituliert, wird feststellen, daß die Sonne in aller Regel nur ein intensiv helles weißes Loch ist, die Farbigkeit findet nur im umgebenden Himmel und Wasser statt. Das Licht der Sonne ist so energiereich, daß es in jedem Fall den Sensor zum tilten bringt, da ist leider nichts zu machen. Und heute gab es Farbe nur in der Sonne selbst, aber nicht darstellbar . . . Muß man selber gucken!
Und dann noch das Wetter! Unvorhersagbar scheint es zu sein 😉 Gestern morgen alles grau in grau, Sonnenaufgang fällt also aus. Ich schau mir die Symbole auf der HandyWetterApp an, für den hächsten Tag, also heute, ist eitel Sonnenschein angesagt, da freut sich der Vagabund, und tatsächlich klart es schon im Lauf des Tages auf und wird freundlich und warm . . . nach vielen busmännlichen logistischen Pflichten und etlichen Stunden später auf meinem Strand angekommen versteckt sich die Sonne immer mehr hinter Wolken, es kühlt ab. Und die App zeigt nur noch fünf Tage Wolken, Sonne abgesagt, so ein Mist! Wenn es das dann gewesen wäre, aber es kommt noch schlimmer und fängt an zu regnen, und nicht nur ein bißchen! Sackzement auch!
Nun, wenn man das mal ein wenig realistisch sieht, gibt es keinen Grund zu klagen ~ es ist schließlich Winter in Spanien, gelle!?!
ein Stück weit in den Bergen . . .
hinter Quart de les Valles . . .
Nach Quart de les Valles bin ich gefahren, weil es da eine Quelle geben soll, was mich als Fan von Quellwasser sehr interessiert. Obwohl die Quelle um die 25 m³ Wasser pro Minute in mehrere gefasste Becken unter Pinien strömen lassen soll, ist das allerdings hochoffiziell kein Trinkwasser, und es gibt auch keine Zapfmöglichkeit.
Also weiter in die Berge, wobei ich nach einer Neugierfahrt über kleine Sträßchen und Waldfahrstraßen im Kreis wieder hinter Quart de les Valles hersausgekommen bin. Wahrscheinlich werde ich wieder auf die Quelle stoßen, da, wo die Durchfahrt von der anderen Seite durch ein Schild gesperrt war . . . 🙂
. . . war da noch was?
Zwei Tage grauer Himmel in unterschiedlichen Dunkelheitsgraden, zum Teil ausgiebiger Regen, über den sich die Natur hier freut. Heute morgen dann ein klarer Himmel, über den ich mich freue, und den ich nach Wetterbericht noch gar nicht erwartet hatte . . . und wieder schön warm, nach der Fröstelei.
Immerhin gaben diese zwei Tage die Muße, meine andere Website, die ralfgutmann.eu, wieder in einen ansehbaren Zustand zu bringen. Was ein Zwangsupgrade der Serversoftware so alles mit sich bringen kann. Keinerlei Bilder mehr zu sehen auf einer Photowebsite 🙁 Und das alles, weil ein neuer Zeichensatz (UTF-8 anstatt ISO-8859-1) zum Standard erklärt wird, der Umlaute und so manches Sonderzeichen nicht interpretieren kann. Und weil man in einer Funktion, die die Bilder erzeugt, keinen leeren String (""
, zwei Anführungszeichen mit nichts dazwischen) mehr verwenden darf, stattdessen muß man jetzt NULL schreiben (genau so!). Der Sinn der Änderungen wird mir auf immer und ewig verborgen bleiben . . . Nun, die Hauptfehler sind inzwischen nach mühevoller Forschungsarbeit beseitigt, es gibt wieder Photos zu sehen. Ein paar Knoten gibt es noch zu lösen, da bleibt noch etwas Fleißarbeit . . .
War noch was? Ach ja, die Wahl(en) am Sonntag . . .
für mich zu früh dieses Jahr, aber es bleibt der Trost, daß „meine“ Partei wieder mal eh nicht im Landtag BW vertreten ist.Auf der Welle der sogenannten „Flüchtlingskrise“ ist mit der AfD eine sogenannte „populistische“ rechtsgerichtete Partei in alle betroffenen Landtage eingezogen, die etablierten Parteien ringen um Koalitionsmöglichkeiten, und alle wundern sich . . . worüber, um Himmels Willen?
Wenn in einer der reichsten Nationen der Welt eine Ausnahmesituation einer Zuwanderung im allerniedrigsten einstelligen Bereich (einskommairgendwas Prozent der Bevölkerung) von sämtlichen Medien zur Superkrise hochstilisiert wird und die neoliberal-bürgerliche Presse (FAZ) versucht, eine Kanzlerin zu zerlegen, die ausnahmsweise mal das Richtige tut, und dieselben Medien sich dann wundern, daß eine sogenannte Alternative (harrharrharr!) aus dem Stand in zweistelligem Prozentbereich in die Landtage gespült wird ~ sagt mal, wie vernagelt kann man sein?
Besorgte Bürger, tsssss! Ja, Sorgen mache ich mir auch. Aber realistisch betrachtet ~ der sogenannte rechte Rand war in der deutschen Gesellschaft schon immer vorhanden, genauso wie die interessierten Kreise, die diesen Rand immer wieder mal für ihre eigenen Zwecke instrumentalisieren. Dazu braucht es in der Regel einen Sündenbock, und der sind diesmal halt nicht die Juden, sondern die Flüchtlinge, besonders die aus islamisch geprägten Ländern. Seelig sind die geistig Armen, denn sie merken nicht, wie sie hinter die Fichte geführt werden . . .
„Wachstum“sraten in dieser Größenordnung würden ansonsten von unseren neoliberalen Leitmedien als viel zu niedrig und fast schon in eine Rezession führend beschrieben, wenn es denn um unsere bedauernswert arme Wirtschaft ginge. Geht das aber um Flüchtlinge (aus islamischen Staaten, oder wahlweise für die USA aus Mexico, genauso im Süden), dann wird das eine Schwemme, eine Flut, um nicht zu sagen ein Tsunami ~ richtet Dämme auf, auf daß wir nicht ersaufen!
Die wirkliche Krise fällt unter den Tisch. Diese Menschen(!) kommen zu uns nach Europa, weil in ihrem Land durchgeknallte sogenannte islamistische Horden verschiedener Couleur mit unterschiedlich motivierter Unterstützung, auch von westlichen Ländern, auch Europa, auch Deutschland, und auch mit Waffen, die wir verkaufen oder verschenken, sich gegenseitig die Köpfe abhacken. Es mögen auch einige sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge dabei sein, Menschen(!), die sich ein besseres Leben erhoffen, im Übrigen eine legitime in der amerikanischen Verfassung verankerte Motivation (das Recht auf Streben nach Glück, explizit auch in $).
Zum Verständnis hilft es vielleicht, sich die armen Irren anzuschauen, die zu hunderten aus England, Frankreich und auch aus Deutschland nach Syrien gezogen sind, um auf der Seite des Daesch (Dāʿisch / داعش), der von den deutschen Medien tatsächlich durchgängig als „Islamischer Staat“ tituliert wird, zu kämpfen. Es handelt sich durchgehend um junge Menschen, die in ihren Heimatländern keine Perspektive gefunden haben, die zu denen gehörten, die im Auswahlprozess um die Plätze an der Sonne unten rausgefallen sind. In Frankreich sind das gewöhnlich als Erbe aus der Kolonlialzeit junge Menschen mit Wurzeln in der x-ten Generation im Maghreb, in Deutschland Türken der dritten oder vierten Generation der für das Wirtschaftswunder ins Land gerufenen Gastarbeiter, die am überall vorhandenen latenten Rassismus scheitern. Solange Jugendliche bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz nur wegen eines türkischen Namens im Absender vom Personalmanager aussortiert werden, ohne überhaupt die Bewerbung gelesen zu haben, kann von Integration keine Rede sein. Und solange unser Wirtschaftssystem einen wachsenden Prozentsatz auch der „biodeutschen“ Bevölkerung über Harz IV aus der Teilhabe an der Gesellschaft ausschließt, und der „besorgte Bürger“ Angst hat, ebenfalls unten rauszufallen, wird es einen Pool von Wählern geben, die sich im Zweifelsfall für den Fremdenhass als Ablenkungsmanöver instrumentalisieren lassen.
Die wahre Krise liegt in der Tatsache begründet, daß sowohl auf nationaler, europäischer als auch globaler Ebene die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Die 62 reichsten Menschen besitzen inzwischen so viel Vermögen wie die Hälfte der Menschheit ~ 3,5 Milliarden (Quelle: Zeit, Oxfam). Zum einen ist das begründet in den systemischen Grundlagen unserer Wirtschaftsordnung, zum anderen, nicht ohne Zusammenhang damit, den systemischen Grundlagen der Macht, auch in unseren parlamentarischen, repräsentativen Partei-Demokratien, und der Struktur der Massenmedien. Ich hör schon wieder einige schreien: Verschwörungstheorie! Verschwörungstheorie! Aber dafür braucht es gar keine Verschwörung, nur Egoismus und das Schwimmen in der heimischen Meinungsblase, nicht nur auf Fakebook.
Als ich in meiner Jugend das Denken gelernt habe, war der Bericht des Club of Rome zu den Grenzen des Wachstums ein viel diskutiertes Buch. Die Schlußfolgerungen aus der Studie, daß jedes letztendlich exponentielle Wachstum in einer begrenzten Welt mit begrenzten Resourcen zum nicht nur wirtschaftlichen Kollaps führt, sind anscheinend spätestens mit dem Beginn der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts vergessen. Wachstum, Wachstum über alles, das macht die Investoren glücklich, und jeder, absolut jeder Sender, auch der öffentich-rechtlichen Bedürfnisanstalten, hat seinen Aktienticker zur Primetime um die Hauptnachrichtenzeit. Und immer geht es um Wirtschaftsdaten, Aktienindexe und BIP, und nur wenn die wachsen, wachsen, wachsen ist die Welt in Ordnung.
Der Slogan „small is beautiful“ aus den alten Zeiten ist anscheinend auch den Grünen nicht mehr präsent, auch nicht Kretschmann, dem grün angemalten schwarzen, der sogar mal rot gewesen sein soll. Daß in diesem Wirtschaftsystem der Außenhandelsüberschuss der Bundesrepublik, auf den wir so stolz sind, logischerweise Verschuldung in den Ländern bedeutet, aus denen dieser Überschuss zu uns fließt, wen scherts! Daß die CO²-Reduktion der Bundesrepublik zum allergrößten Teil mit einer Erhöhung in China generiert wurde, wo ja inzwischen die hier konsumierten Waren hergestellt werden ~ pffffft! Daß der Herr Draghi, Zögling von so integren und vertrauenswürdigen Institutionen wie Goldman Sachs sechzig Milliarden €uro jeden Monat in den „Markt“ schmeißt, damit der Geldfluß zu denen, die schon haben, nicht abreißt, auch wenn die Altersversorgung der Bevölkerung (Kapital-Lebensversicherung, Rentenversicherung) damit in Dutt geschmissen wird ~ was solls! Wenn die IWF den Ländern der dritten Welt (oder auch Griechenland) Kredite nur unter Auflagen genehmigt, die neoliberalen Spielregeln entsprechen, Korruption fördern und die ärmsten der Armen den Preis bezahlen lassen ~ wen kümmerts?
Daß die großen europäischen und amerikanischen Medienkonzerne mit ihrer West/USA/Nato Vernetzung in das neoliberale Horn blasen, nun gut. Das sind schließlich Wirtschaftsunternehmen. Daß unsere politischen Parteien auch nur das Lied der Wirtschaft singen, daran hat man sich gewöhnt. Auch die Grünen sind nach einer revolutionären Phase aus ihren Turnschuhen gestiegen, haben die Häkelnadeln beiseite gelegt und sich dem Erhalt und dem Ausbau der Macht gewidmet. Und der Durchsetzung politischer Interessen mit Waffengewalt zugestimmt . . . zum Zustand unser Partei-Demokratien allgemein gibt es auf heise.de eine interessante Artikelserie des Volkswirts und Politikwissenschaftlers Wolfgang Koschnik, ~ lesenswert!
Eine Lösung der Krise(n) ist jedenfalls weder von der Politik, den Parteien, der Wirtschaft, noch den Medien zu erwarten. Denn alle schwimmen in ihrer eigenen Blase von virtuellem oder realem sozialen Netzwerk, die Probleme machen immer die anderen. Und so wird alles weiter so laufen wie gehabt.
Es ist alles eine Frage der Perspektive, das ist einem als Photograph vielleicht bewusster. Was du siehst, hängt immer davon ab, von wo du kuckst. Und wenn dir irgendeiner irgendwas erzählt, solltest du dich immer fragen, wer dir da was von welchem Standpunkt aus und zu welchem Zweck erzählt . . .
Verpennt! und Unterschiede zwischen Berg und Tal / Meer . . .
Wieder unten am Meer, nach siebzig Kilometer Abfahrt und etlichen Einkäufen, um fürs Wochenende genügend Essbares und Trinkbares an Bord zu haben. Die Temperatur heute morgen noch im lebbaren Bereich, fünfeinhalb statt zweikommaeins gestern, über Null anstatt wie in den Bergen jetzt wahrscheinlich unter Null. Im Bus selbstverfreilich, draußen nochmal mindestens ein Grädchen weniger. Auch die Sonne scheint zum Wohlbehagen des Vagabunden, die angekündigten Wolken lassen zum Glück auf sich warten ~ schaumermal, gell, dann sehmerscho!
Als ich nach dem Aufwachen den Vorhang meines Schlafabteils ein wenig beiseite geschoben hatte, war schon ein roter Sonnenball zwischen Schilfstauden zu sehen, da war also Hektik angesagt. So wie ihn wer auch immer erschuf aus dem Nest gesprungen, das dicke Tele an die Sony geschnallt und eine Aufnahme vom Wageninneren (unzensiert mit dem dicken Stromkabel, das unschön vor dem Strand hängt), dann in Büx und Tongs gesprungen und auf zum Strand, Sonne anbeten und photographieren. Erst danach Kaffee zubereiten und die geruhsamen Rituale des Morgens . . . normalerweise bin ich lieber mindestens eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang wach, dann läuft am Point Zero schon die Heizung und der Kaffee ist in der Tasse. Aber das wird langsam schwieriger, weil sich der Sonnenaufgang immer mehr nach vorne verschiebt (und inzwischen auch schon ein ganzes Stückchen weiter nach links), außerdem neige ich dazu, mitten in der Nacht aufzuwachen und ein Stündchen oder zwei nicht mehr einschlafen zu können, was die Aufstehzeit nach hinten verschiebt.
Kontraste im Erleben und Empfinden zwischen den letzten Tagen im Gebirge und dem hier am Strand: Dort oben ist die Luft so trocken, sauber und klar, daß ein Sonnenaufgang fast wie das Anknipsen des elektrischen Lichts erschiene, wenn es nicht schon vorher langsam immer heller werden würde. Aber das Erscheinen der Sonne über irgend einem Bergkamm ist ein Ereignis mit brachialer Gewalt, da hineinzuschauen ist fast unmöglich, zumindest ungesund. Die zarten Farbverläufe des Sonnenaufgangs über dem Meer sind nicht existent. Dafür die Nacht absolut still und kein, absolut kein Licht weit und breit, Sterne so viel und so klar im durch keine Streuung von künstlichem Licht gestörten Dunkel. Hüh oder Hott, man kann nicht beides zugleich haben . . .