höher hinaus!

Serra Calderona ~ noch höher oben
Serra Calderona ~ noch höher oben

Gestern waren wir ca 640 Meter über dem Meeresspiegel, heute sind es hundert Meter mehr . . . nicht nur an Metern sind wir reicher geworden, nein, der alte Herr Magirus trägt auch ungefähr einhundertfünfzig Liter allerfeinstes Quellwasser mit sich. Allerdings wurden wir erst bei der zweiten Quelle fündig, die erste war so trocken, daß ein Tasten unter dem Auslauf allenfalls ein feuchtes Gefühl an der Handfläche hinterließ.

Radarfalle zwischen Mandelbäumen? Naja, wenn das die Raser bremst ;)
Radarfalle zwischen Mandelbäumen? Naja, wenn das die Raser bremst 😉

Nach vollzogener Füllung nutzen wir die Gelegenheit, weiter auf einem kleinen Sträßchen ins Gebirge und ins Unbekannte zu fahren, vorbei an einer zweiten Quelle, um eine Haarnadelkurve und an einem 30km/h-Schild vorbei wie gestern, allerdings mit einem Zusatz, daß die Geschwindigkeit per Radar kontrolliert wird. Da kriegt man ja das Muffensausen, vor allem, weil sich das Sträßchen belagsmäßig kurzzeitig zu Beton und gleich darauf zur üblichen Schotterpiste mausert. Weit und breit nichts als Mandel- und Olivenbäume, später dann auch Pinien und Steineichen.

Blick ins Tal und noch ein Schild . . .
Blick ins Tal und noch ein Schild . . .

Da es schon nach vier Uhr nachmittags ist, beschließe ich, am ersten schönen Plätzchen halt zu machen für die Nacht und die Gegend in einem langen Spaziergang zu erkunden. Ein wunderschönes Tal auf der rechten Seite des Kammwegs entpuppt sich als militärisches Sperrgebiet, dessen Betreten erstens verboten und zweitens mit dem Risoko fallender Granaten auf die Mütze behaftet ist. Also bleibe ich auf der Höhe der Serra Calderona und spaziere weiter, bis ich hinter den letzten Hügeln den Standplatz der letzten Nacht sehen kann.

Durchgang verboten ~ Zone fallender Granaten und Projektile
Durchgang verboten ~ Zone fallender Granaten und Projektile
Dasselbe nochmal als Buchstabenrätsel ~ Kein Wanderweg!
Dasselbe nochmal als Buchstabenrätsel ~ Kein Wanderweg!
Blick ins Tal der fallenden Granaten
Blick ins Tal der fallenden Granaten

Der Rückweg dann gegen die untergehende Sonne mit Ausblick auf ferne Bergketten, die sich als Scherenschnitte vor dem Horizont reihen. Drei Stunden später, kurz vor Sonnenuntergang, erreiche ich wieder meinen treuen Reisebegleiter, der am Wegrand auf mich wartet . . .

Scherenschnitte in der Ferne
Scherenschnitte in der Ferne

Nachher werden wir uns wieder auf den Weg abwärts machen zum Meer, nicht nur, weil die Lebensmittel jetzt wirklich alle sind (gestern abend mußte ich die Aubergine schon mit Butter garen, weil Olivenöl alle war. Essbar, sogar nicht gar so schlecht ~ ich mag sie trotzdem lieber wie gewohnt mit 😉 ), sondern auch, weil für die nächste Nacht Temperaturen im mittleren einstelligen Minus!bereich angesagt sind, und Schnee. Und das brauch ich nun gar nicht!

Brav wartet der alte Herr Magirus im Licht der Abendsonne
Brav wartet der alte Herr Magirus im Licht der Abendsonne

Auf der Suche nach Agua im Gebirge ;)

* Wolkenpanorama mit Gebirge? ~ Gebirgssilhuette mit Wolken? *
* Wolkenpanorama mit Gebirge? ~ Gebirgssilhuette mit Wolken? *

Bei meinem Aufbruch zur Morruda vom Meer weg hatte ich eigentlich nur eine Stippvisite mit maximal einer Übernachtung geplant und war deswegen bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Trinkwasser, sowohl der dicken 8L-PETflaschen als auch der Tankfüllung, sehr nachlässig ~ aber weil mir die Gegend so gut gefallen und die Ruhe in den Bergen gut getan hat, sind daraus bis jetzt schon drei Nächte geworden. Nun hatten bei meinen Recherchen über Wandermöglichkeiten die Existenz von mehreren Quellen in der Gegend meine Aufmerksamkeit erregt, und Quellwasser ist mir im Vergleich zum hier meist kräftig gechlorten Agua Potable aus der Leitung immer lieber. Also wacker an La Morruda vorbei weiter ins Gebirge gefahren . . .

der alte Herr Magirus nach getaner Arbeit in der Abenddämmerung
der alte Herr Magirus nach getaner Arbeit in der Abenddämmerung

Abenteuerlich wurde das, nachdem ich von der geteerten Straße an einem Schild mit der Beschränkung auf 5 Tonnen (mit LKW-Signatur, ist der alte Herr Magirus vielleicht ein LKW? 😉 ) auf einer langen Waldfahrstraße immer weiter hoch ins Gebirge gezogen bin. Und das kam so: Kurz nach der Morruda war die Straße kurzzeitig von einem Traktor blockiert, der wohl für die danebenliegende Olivenplantage eine Bewässerungsleitung gezogen hat. Nachdem ich an ihm vorbei auf einen neu geschotterten steilen Anstieg gefahren war, kam er hinter mir hergefahren, um mich darauf aufmerksam zu machen, daß ich wohl falsch wäre, weil es da nur zum nächsten Hof ginge. Die Frage nach den Quellen beantwortete er ausführlichst, aber für den Gutmann nur vage verständlich, da vorne rechts, dann rauf, irgendwann wieder runter, und da dann agua . . . meine fragende Bemerkung, daß das wohl für den alten Herrn Magirus schwierig wäre, beantwortete er definitiv sehr bestimmt mit ’no!‘, und ausführlichst, daß ich da sehr gut parken und wenden könne . . . alsdann fuhr er mir bis zur Abzweigung sogar voran und wies mich über die Spitzkehre auf den Waldfahrweg mit der 5t-Begrenzung, also herzlichen Dank und ‚a luego!‘

Abenddämmerung solo
Abenddämmerung solo

Und dann sind wir also auf einer Waldfahrstraße im Gebirge, wieder mal. Und die zieht sich hin und hin. Ab und an auch ein Abstecher nach rechts unten, aber immer sehr schmal, also geradeaus weiter. Rauf auf einen Kamm, nach rechts leicht nach unten, dann aber mehr oder weniger am Kamm entlang mit grandioser Aussicht. Beschluß: Hier wird übernachtet, nach dem Wasserfassen . . . bei der nächsten Abzweigung nach rechts unten, an der Ruine eines Bauernhauses, stelle ich den alten Herrn ab und mache mich zu Fuß mit zwei Wasserflaschen auf den Weg, das kommt mir zu unsicher vor. Unten angekommen alles trocken, obwohl Google Maps das Tal als ‚Barranco de agua amarga‘, Schlucht des bitteren Wassers bezeichnet. Also weiter geradeaus ins Gebirge, vorbei an einem Schild zu einer Quelle, die sich aber vor uns versteckt, immer weiter die Serra Calderona hinauf bis zu einem Pass, an dem wieder ein Schild steht, das auf eine Quelle in einskommadrei Kilometern hinweist. Vorbei an einem Schild, das die Einhaltung der Beschränkung auf 30km/h einfordert (wer auch immer auf diesem ausgewaschenen Track mit welchem Fahrzeug auch immer mehr als 5km/h fährt, sollte sich auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen!) rechts hinunter und irgendwann wieder hinauf zu einem Kamm, wieder einem Pass und dann am Berghang entlang bis zur Zivilisation in Gestalt einer geteerten schmalen Straße und einem grandiosen Ausblick auf obigem Abendhimmel, wo wir uns endlich zur Ruhe begeben, der alte Herr Magirus und ich. Immer noch ohne Wasser, aber zufrieden mit der erbrachten Leistung und der erfahrenen Umgebung 🙂

La Morruda * ~ 500 A.D.

La Morruda, ~ 1550 Jahre alter Olivenbaum
La Morruda, ~ 1550 Jahre alter Olivenbaum

Nicht wie angekündigt hingefahren, nach meinem Spaziergang um die Laguna La Rosa hatte ich mehr Lust, mich zu Fuß zu bewegen, und so habe ich die viereinhalb Kilometer Distanz per pedes überbrückt. Denn im Auto entgeht einem der Geruch des hier überall wild wachsenden Rosmarins und das Rauschen des Windes in den Pinien . . . immer wieder bin ich versucht, mir einen Rosmarinzweig durch die Hand gleiten zu lassen, um hinterher in der Hand nach dem intensiven Geruch zu schnuppern. Thymian, die andere Nasenpflanze der spanischen Gebirge, gibt es hier auch, aber nur wenig. Da werde ich noch weiter ins Innenland und höher hinauf müssen, um den Thymian für mein Thymianmeersalz zu sammeln. Die Mandelblüte ist anscheinend schon vorbei, da bin ich zu spät dran 🙁 Bewundernswert allerdings, wie an einem Mandelbaum, der von einem offensichtlich im letzten Jahr hier durchrauschenden Feuersturm arg mitgenommen aussieht (verkohlte Mandeln hängen noch an den Zweigen), neue flaumige Mandelfrüchte hängen . . .

La Morruda, ~ 1550 Jahre alter Olivenbaum
La Morruda, ~ 1550 Jahre alter Olivenbaum

In viel größeren Ausmaß Respekt einflößend ist alledings La Morruda, die geschätzt 1550 Jahre alte Olivendame, mit einem Durchmesser der Krone von fast 13 Metern. Der Stamm alleine hat einen Umfang von 6 Metern und 45 Zentimetern, der Durchmesser beträgt 1 Meter 30 Zentimeter. Ich hab es nicht selbst nachgemessen, sondern mich auf das daneben aufgestellte Schild und auf das Internet verlassen, nach eigenem Augenschein wird das aber schon stimmen 🙂 Und die alte Dame ist noch fit und munter, fruchtbar wie eh und je, hängt sie übervoll mit saftigen Oliven, die anscheinend deshalb nicht abgeerntet werden, weil der Baum öffentlicher Besitz ist. Man hat ihr mit drei Stahlstangen stützend unter die Arme gegriffen, wohl mehr zur Vorsicht, weil schon mal einer der dicken Äste abgebrochen ist. In dem Alter (geboren um 500 nach Christi Geburt!) ist das auch nicht weiter ehrenrührig.

* La Morruda ~ Stammumfang 6 Meter 45, Stammdurchmesser 1 Meter 30 *
* La Morruda ~ Stammumfang 6 Meter 45, Stammdurchmesser 1 Meter 30 *

Die beiden Bilder mit den *chen um die Unterschrift könnt ihr wie üblich mit Klick vergrößern, um die eindrucksvolle Struktur des Baumes und der Rinde zu erforschen. Weil die Zoomware eher auf Panoramen zugeschnitten ist, die normalerweise horizontal orientiert sind, springt das Photo gleich auf die ganze Bildschirmbreite, steht oben und unten über den Bildschirm hinaus. Solange die Lupe mit dem Plus noch sichtbar ist, zoomt sie bei Klick noch weiter ins Bild hinein bis zur Auflösung von zwei Kilopixeln Breite, und ihr könnt die Rinde anfassen. In einer zukünftigen Version wird der Zoom wahrscheinlich auch solche Bilder besser darstellen, aber auch das ist nochmal Programierarbeit für sellen Gutmann . . .

* La Morruda ~ Stammumfang 6 Meter 45, Stammdurchmesser 1 Meter 30 *
* La Morruda ~ Stammumfang 6 Meter 45, Stammdurchmesser 1 Meter 30 *
La Morruda ~ immer noch fruchtbar, und wie!
La Morruda ~ immer noch fruchtbar, und wie!

Zum Schluß nochmal ein (vergrößerbares!) Panorama der Laguna La Rosa, Suchbild nach dem alten Herrn Magirus. Wie die anderen Seen hier in der Serra Calderona ist sie ein Baggersee oder Baggerloch, wie man das je nach Region von Deutschland nennt. Allerdings wurde hier kein Kies ausgebaggert wie bei mir am Rhein, sondern Ton für die hier sehr rege Keramikindustrie (vor allem Kacheln und Fliesen). In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde dafür das halbe Gebirge umgegraben, Abraumhalden und massive Auswaschungen durch Erosion bestimmen die Landschaft. Der Spanier an sich (wer ist das?) kennt da nix. Da die großen Erdbewegungsmaschinen schon mal angeschafft sind, wollen sie selbstverfreilich benutzt werden. Wer rastet, der rostet. Erst, wenn die Landschaft zertört ist, macht man ein Naturschutzgebiet daraus 😉 Laßt mal nochmal fünfzig Jahre ins Land ziehen, dann wird das vermutlich auch wirklich schön. Bei uns ist das nicht anders, ich denk dabei an die Panzerübungsgelände in der Heide und im Hainich, nur als Beispiel. Wirklich ursprüngliche Landschaft gibt es fast nirgends mehr.

* Laguna La Rosa ~ Suchbild mit altem Herrn Magirus *
* Laguna La Rosa ~ Suchbild mit altem Herrn Magirus *

Gestern abend habe ich mich übrigens ganz flott vom Acker, will sagen, von meiner Aussichtsterrasse gemacht. Dicke schwarze Regenwolken waren aufgezogen, das sah richtig heftig aus. Und wenn dieser Lehmboden erst mal naß ist, hat der alte Herr Magirus schlechte Chancen, sich aus dem sich bildenden Schlamm wieder herauszuarbeiten. Bis der Kompressor den Drucktank der Feststellbremse soweit geladen hatte, daß wir losfahren konnten, prasselte schon der Regen auf Dach und den zweifelhaften Untergrund. Nochmal gutgegangen, und der Regen hielt auch entgegen aller Befürchtung nicht lange an. Aber das Risiko von heftigen Regenfällen darf man in Spanien nie unterschätzen, das hat so manchen unvorsichtigen oder blauäugigen Menschen sein Leben gekostet. Das kann sogar schon mal eine halbe oder ganze asphaltierte Straße wegspülen, ein Stück Lehm oder Dreck sowieso . . .

Serra Calderona

Laguna la Rosa in der Serra Calderona
* Laguna la Rosa in der Serra Calderona *

Wechsel vom Standort Strand zwischen Sagunt und Valencia zum Bewegungs’ort‘ Serra Calderona. Nötig wars, weil Lebensmittel aus waren und neu besorgt werden mußten, und weil immer nur Strand mit der Zeit auch ein wenig dröge wird. Sogar der alte Herr Magirus hat seine 120 Pferdchen mit sichtlicher Freude gallopieren lassen, als er die A23 hinaufgezogen ist, ohne ob der Steigung auch nur den leisesten Anflug von Müdigkeit zu zeigen. Obwohl, der Sonnenaufgang war unten über dem Meer sicher farbenprächtiger und spektakulärer als hier oben auf meinem kleinen Plateau über der Laguna la Rosa. Mit Verspätung tauchte eine blasse Sonne über dem Bergkamm links im Bild auf, vorher nur eine helle rosarote Färbung der Zirruswolken, die einen mehr bedeckten Tag ankündigten. Das Bild der Laguna (das sich bei Klick auf vier Kilopixel Breite öffnet, in denen ihr dann spazierengehen könnt) zeigt deshalb über dem Kamm und unten im Wasser vor der Spiegelung der Bäume nur weiß, wo gestern der blaue Himmel und heute Nacht die Sterne des Orions im Wasser schwammen.

Heute, oder vielleicht auch morgen, je nach Wetter und Laune, werde ich nochmal bei dem über den großen Daumen eintausendfünfhundert Jahre alten Olivenbaum La Morruda vorbeischauen. Demnächst also ein Bildchen von der alten Dame hier auf diesem Blog. Wegen diesem alten Baum bin ich überhaupt erst hier hoch in die Berge gefahren, ein Tip von Emmi und Siegfried. Die allerdings daran zweifelten, ob wir durch die schmale Unterführung nach dem zweiten Kreisverkehr durchkämen . . . eine unbegründete Sorge, der alte Herr mußte nicht einmal die Ohren (Spiegel) anlegen 🙂 links und rechts zwei Zentimeter Raum ist doch wirklich komfortabel, gelle?

Wie auch immer, gestern nach dem Posten des Blogbeitrags eröffnete sich die unangenehme Aussicht auf einige Programmierarbeit. Gegen 11 Uhr früh spielte mein Provider ein Upgrade der PHP-Serversoftware ein, worauf die ralfgutmann.eu, die ich vor sieben Jahren programmiert habe, leider nicht mehr so funktionierte wie vorher. Die Blogsoftware hatte ich vor der Abfahrt schon auf eine neue Version aktualisiert, um eventuellen Problemen aus dem Weg zu gehen, bei der Bilderwebsite war ich dem aus dem Weg gegangen nach dem Motto ‚laß diesen Kelch an mir vorüber gehen, schaumermal‘ . . . nun denn, hinterrücks hat der Fortschritt zugeschlagen, kein Bildchen, kein Photo wird mehr durch die Leitung geschickt, und dieser Gutmann wird sich wieder in die Sphären der Bits und Bytes begeben müssen, Codezeile für Codezeile analysieren, was er sich vor sieben Jahren dabei wohl gedacht hat, und was sich die Programmierer der neueren PHP-Version bei den Änderungen gedacht haben. Wirklich schade, daß sich kein anderer (Gut/Mann) darum kümmert! 🙁

Die Gimmicks und Trickbits, mit denen ich z.B. über die Zoomfunktion vom Blog aus auf die Bilderseite zugreife, funktionieren zum Glück noch, und eine der ersten Aufgaben gestern abend war dann noch, das juristisch vorgeschriebene Impressum wieder zum Funktionieren zu bringen, bervor eine der allgegenwärtigen Schmarotzerkanzleien mir eine kostenpflichtige Abmahnung zukommen läßt. Aber für kurz oder auch etwas länger wird die ralfgutmann.eu wohl eine Baustelle sein, die einiges an Hirnschmalz verbraten wird.

Fessenheim abschalten!

Notaus in Fessenheim am 20.10.2010 ~ die Dampfwolke über dem Kraftwerk leuchtet in der Abendsonne
* Notaus in Fessenheim am 20.10.2010 ~ die Dampfwolke über dem Kraftwerk leuchtet in der Abendsonne *

Dieses Bild läßt sich durch Klick vergrößern!

Näher: Notaus in Fessenheim am 20.10.2010 ~ die Dampfwolke über dem Kraftwerk leuchtet in der Abendsonne
Näher: Notaus in Fessenheim am 20.10.2010 ~ die Dampfwolke über dem Kraftwerk leuchtet in der Abendsonne

Zur Zeit ist ~ wieder einmal ~ die Abschaltung des Reaktors Fessenheim auf der französischen Rheinseite in der nähe meiner Heimatstadt Freiburg Thema. Am 9. April 2014 war der Reaktor nach Wassereinbruch in diverse sicherheitsrelevante elektrische Schaltkästen vorübergehend außer Kontrolle geraten und nicht mehr steuerbar. Geregeltes Herunterfahren war nicht mehr möglich, sogar der Notaus über das rein mechanische Fallenlassen der Brennstäbe über die Schwerkraft, um die Kettenreaktion zu unterbrechen, war nicht erfolgreich. Erst die Einleitung von Bor über den Kühlkreislauf konnte den Reaktor kurz nach knapp herunterfahren, wobei offensichtlich keine Kontrolle der Temperatur mehr gegeben war, der Reaktor war zeitweise zu kalt, auch nicht ungefährlich . . . jedenfalls ist die Regio damals nur ganz knapp ein einer Kernschmelze und einem Gau wie in Fukushima vorbeigeschlittert. Wie ernst die Situation war, kommt anscheinend erst jetzt so richtig heraus. Die PR in Frankreich ist immer sehr bemüht, die kritischen Situationen so harmlos wie möglich darzustellen . . .

Zu der Zeit war ich in Nordspanien unterwegs und nicht wie oft auf dem Ufer des Rheins ganz in der Nähe geparkt. Allerdings war ich ein paar Jahre vorher, am 20. Oktober 2010, auf dem Batzenberg bei Freiburg, um den Sonnenuntergang zu genießen. Über dem Kernkraftwerk Fessenheim leuchtete damals im Licht der untergehenden Sonne, die durch ein Wolkenloch wie ein Spotlight die Reaktoranlage beleuchtete, eine dicke Dampfwolke. Besorgt, ob ich jetzt den lange befürchteten Gau photographierte, erfuhr ich erst später, daß der Reaktor automatisch herunterfuhr, weil ein Ventilator in der Turbinenhalle einen Kurzschluß hatte. Offizielle Version, nach der auch keinerlei Radioaktivität in die Umwelt gelangte.

KKW Fessenheim ~ sich ablösende Beschichtung auf dem Reaktordach
KKW Fessenheim ~ sich ablösende Beschichtung auf dem Reaktordach

Die Handy-Aufnahme vom Reaktordach entstand übrigens am 8. Mai 2014, also einen knappen Monat nach dem großen Störfall. Wie auch immer, dieser marode Schrotthaufen sollte abgeschaltet werden, zur Not mit Bor, am besten gestern. Und alle anderen auch . . .


Pressestimmen hier: ausführlich-Süddeutsche Heise.de Zeit

graue Decke

die Küste zugedeckt ~ nur über dem Horizont ein schmaler Streifen goldenes Licht
* die Küste zugedeckt ~ nur über dem Horizont ein schmaler Streifen goldenes Licht *

Auch wenn ich um das Wetter in der Heimat weiß, ist mir das hier auch nicht gerade recht. Eine graue Wolkendecke liegt über der Küste, im Gegensatz zu den Bildern ist auch die Linie über dem Horizont inzwischen allenfalls etwas lichter, trotzdem bedeckt. Die Temperatur draußen liegt bei zwölf Grad, drinnen je nach dem zwischen dreizehn und fünfzehn. Brrrrr!

die Küste zugedeckt ~ nur über dem Horizont ein schmaler Streifen goldenes Licht
* die Küste zugedeckt ~ nur über dem Horizont ein schmaler Streifen goldenes Licht *

Trotzdem war das heute früh, um den ausgefallenen Sonnenaufgang, mit da noch laufender Heizung, ein ausgesprochen reizvoller Anblick. Wie moderne und urzeitliche Tiere tummelten sich das eine oder andere Schiff auf der Reede vor Sagunt und einzelne oder auch Meuten von Kumuluswolken in dem schmalen goldenen Streifen über dem Horizont und änderten ständig ihr Aussehen.

moderne und urzeitliche Tiere auf dem Horizont
moderne und urzeitliche Tiere auf dem Horizont

Der Ärger ging hinterher wieder bei der Bildbearbeitung los. Irgendwie hat sich wohl mein Bildbearbeitungsprogramm in den letzten Tagen etwas verhaspelt und holt immer irgendwelche falschen Einstellungen aus dem Keller, sodaß die verschiedenen Farbräume RGB, HIS und Lab ihre Kanäle vertauschen und so zu untragbaren Farbverschiebungen führen. Da werd ich wohl nicht um eine Neuinstallation herumkommen . . .

urzeitliche Tiere auf dem Horizont
urzeitliche Tiere auf dem Horizont

Und inzwischen nieselt das vor sich hin . . . 🙁

Zeitreisende, Flieger und nicht Flieger . . .

Angler mit voller Ausrüstung, aus der Zukunft angereist
daaa brauchts eine Erklärung: Bei einem der nächsten Bilder ist mir dieser seltsame Mensch durch den Hintergrund gelaufen ~ ein Angler mit voller Ausrüstung, aus der Zukunft angereist . . . 😉

Am Wochenende tanzt hier auf dem Strand zwischen Valencia und Sagunt der Bär, es wird geritten, gesurft mit und ohne Wind, geflogen mit Motor und zumindest so getan als ob ohne . . . den Vogel abgeschossen hat für mich aber der oben abgebildete Angler, der mir bei einem der Schnappschüsse der Gleitschirmflieger, die bei dem starken ablandigen Wind das Aufziehen und unter Kontrolle halten des Schirms trainieren wollten, so mir nichts, dir nichts quer durch den Hintergrund gelaufen ist. Ein wenig verwackelt, stark herausvergrößert und im Gegenlicht wie eine Fata Morgana schillernd macht er mir mit seinem Aluminiumstuhl auf dem Rücken fast den Eindruck, aus einer fernen Zukunft mit einer Zeitmaschine hier auf dem Strand gelandet zu sein, um sein doch recht archaisches Hobby zu pflegen.

Gleitschirmfliegen am Strand? Alles nur Übung . . .
Gleitschirmfliegen am Strand? Alles nur Übung . . .

Die Gleitschirmflieger wollten natürlich gar nicht fliegen, es war schon das Gewicht von zwei ausgewachsenen Männneken nötig, um zu verhindern, daß der Sportler mit einem kurzen Hüpfer im nassen Mittelmeer landet. Lange, lange waren die beiden mit dem attraktiven leuchtendblauen und weißen Schirm am Gange, an dem waren aber wohl leider die Schnüre zu sehr verwurstelt, so daß das finale Ereignis mit dem nicht so eindrucksvollen dunkelroten Schirm stattfand. Ein schade-aber-Bild . . .

die Übung: Aufziehen und Kontrolle des Gleitschirms bei Starkwind
die Übung: Aufziehen und Kontrolle des Gleitschirms bei Starkwind
Abendlicht, ein paar Schritte im Hinterland
Abendlicht, ein paar Schritte im Hinterland

Etwas später dann ein wenig Abendstimmung auf einem kleinen Spaziergang ein paar Schritte ins Hinterland. Nicht jeden Abend sind die Farben am Himmel so spektakulär wie neulich, aber sie wechseln ständig, in der Intensität entwickelt sich das von schreiend bunt bis zum verhalten dunklen Purpur, mit dabei Farbtöne, die man sich freihändig nicht im Traum vorstellen würde. Überraschung, Überraschung!

Abendhimmel I
Abendhimmel I
Abendhimmel II
Abendhimmel II

Zwischen den Abendaufnahmen und den folgenden Morgenhimmeln liegt ein ganzer Tag mit Ääääkschän hier am Strand, wobei sich auch das Rätsel um die handvoll Container hinter dem Strand aufgelöst hat, die letzes Jahr noch nicht da waren. Eine Windsurfschule veranstaltete einen Wettbewerb, jede Menge Jung- und nicht so junges Volk tummelte sich auf dem Wasser zwischen den Buhnen. Gegen Abend, als die meisten schon ihre Segel zur Reinigung vom Salz an der Dusche abgelegt hatten, wirbelten mehrere Böenkreisel Sand und Segel durcheinander durch die Luft. Die noch draußen waren, landeten alle im Wasser, aber zum Glück ist nichts ernsthaftes passiert. Das sah alles andere als harmlos aus!

Morgenhimmel ~ Mond nur noch als schmale Sichel
Morgenhimmel ~ Mond nur noch als schmale Sichel
Mond als schmale Sichel
Mond als schmale Sichel

Die heutige Morgenhimmel-Session lief auch nicht ganz so ab, wie ich mir das vorgestellt hatte. Nicht, daß irgendwas aussergewöhnliches passiert wäre, aber nicht alle Bilderchen kamen am Rechner dann so raus, wie ich das in Erinnerung hatte. Die vom Sonnenaufgang sind alle in die Hose gegangen, knapp vorbei ist in der Belichtung auch daneben, und zwischen alles ganz dunkel bis Sonne total ausgefressen über die Hälfte des Bildes liegen manchmal nicht nur Nuancen, sondern Welten. Und eine besonders intensiv glühende Wolkenformation entpuppte sich in der Bildverarbeitung dann als matschige Orgie in Orangetönen, die ich euch lieber erspare ~ zum Davonlaufen! Da sieht man mal wieder, daß man auch mit viel Übung manchmal einfach eine Bauchlandung macht . . .

Morgenhimmel II
Morgenhimmel II
Morgenhimmel III
Morgenhimmel III

Aber ein paar sind doch ansehnlich geworden, und bei diesen beiden letzten finde ich die direkt auf dem Horizont liegende Wolkenformation irgendwo zwischen rätselhaft und genial verortet.

näher dran ~ Morgenhimmel IV
näher dran ~ Morgenhimmel IV

. . . nix Neues . . .

Morgenhimmel, 15mm  Brennweite, horizontal 77°
Morgenhimmel, 15mm Brennweite, horizontal 77°

Auf einer Ausstellung hat einmal ein sehr interessierter Betrachter versucht, die Sterne von einer Nachtaufnahme des Rheins zu kratzen. War kein Staub, deswegen hier ein Closeup (Neudeutsch für Ausschnitt, Nahaufnahme 🙂 ):

Ausschnitt ~ eine kleine Mondsichel
Ausschnitt ~ eine kleine Mondsichel

. . . ’nur‘ das Murmeltier, wie (fast) jeden Morgen 🙂

Sonnenaufgang
. . . das Erscheinen des Murmeltiers . . .
closeup ~ Sonnenaufgang
Ausschnitt Murmeltier

Aber: Seit gestern abend läuft der Kühlschrank wieder 🙂

der Wind, der Wind, . . .

* Morgenhimmel, Murmeltier. . . *
* Morgenhimmel, Murmeltier. . . *

Die Bilder mögen zwar nach Ruhe aussehen, aber es stürmt, was das Zeug hält. Der gestern prall gefüllte Kühlschrank tut nicht, der funktioniert mit Gas und die Flamme wird immer wieder ausgeblasen. Muß die Milch halt so halten . . . wobei bei der gestrigen Aktion Waschsalon die Temperatur im alten Herrn Magirus anscheinend über 38 Celsiusgräder angestiegen ist. Tja, die Winter in Spanien haben ihre eigenen Spielregeln 🙂

Reiter auf dem Horizont
Reiter auf dem Horizont