La Morruda * ~ 500 A.D.

La Morruda, ~ 1550 Jahre alter Olivenbaum
La Morruda, ~ 1550 Jahre alter Olivenbaum

Nicht wie angekündigt hingefahren, nach meinem Spaziergang um die Laguna La Rosa hatte ich mehr Lust, mich zu Fuß zu bewegen, und so habe ich die viereinhalb Kilometer Distanz per pedes überbrückt. Denn im Auto entgeht einem der Geruch des hier überall wild wachsenden Rosmarins und das Rauschen des Windes in den Pinien . . . immer wieder bin ich versucht, mir einen Rosmarinzweig durch die Hand gleiten zu lassen, um hinterher in der Hand nach dem intensiven Geruch zu schnuppern. Thymian, die andere Nasenpflanze der spanischen Gebirge, gibt es hier auch, aber nur wenig. Da werde ich noch weiter ins Innenland und höher hinauf müssen, um den Thymian für mein Thymianmeersalz zu sammeln. Die Mandelblüte ist anscheinend schon vorbei, da bin ich zu spät dran 🙁 Bewundernswert allerdings, wie an einem Mandelbaum, der von einem offensichtlich im letzten Jahr hier durchrauschenden Feuersturm arg mitgenommen aussieht (verkohlte Mandeln hängen noch an den Zweigen), neue flaumige Mandelfrüchte hängen . . .

La Morruda, ~ 1550 Jahre alter Olivenbaum
La Morruda, ~ 1550 Jahre alter Olivenbaum

In viel größeren Ausmaß Respekt einflößend ist alledings La Morruda, die geschätzt 1550 Jahre alte Olivendame, mit einem Durchmesser der Krone von fast 13 Metern. Der Stamm alleine hat einen Umfang von 6 Metern und 45 Zentimetern, der Durchmesser beträgt 1 Meter 30 Zentimeter. Ich hab es nicht selbst nachgemessen, sondern mich auf das daneben aufgestellte Schild und auf das Internet verlassen, nach eigenem Augenschein wird das aber schon stimmen 🙂 Und die alte Dame ist noch fit und munter, fruchtbar wie eh und je, hängt sie übervoll mit saftigen Oliven, die anscheinend deshalb nicht abgeerntet werden, weil der Baum öffentlicher Besitz ist. Man hat ihr mit drei Stahlstangen stützend unter die Arme gegriffen, wohl mehr zur Vorsicht, weil schon mal einer der dicken Äste abgebrochen ist. In dem Alter (geboren um 500 nach Christi Geburt!) ist das auch nicht weiter ehrenrührig.

* La Morruda ~ Stammumfang 6 Meter 45, Stammdurchmesser 1 Meter 30 *
* La Morruda ~ Stammumfang 6 Meter 45, Stammdurchmesser 1 Meter 30 *

Die beiden Bilder mit den *chen um die Unterschrift könnt ihr wie üblich mit Klick vergrößern, um die eindrucksvolle Struktur des Baumes und der Rinde zu erforschen. Weil die Zoomware eher auf Panoramen zugeschnitten ist, die normalerweise horizontal orientiert sind, springt das Photo gleich auf die ganze Bildschirmbreite, steht oben und unten über den Bildschirm hinaus. Solange die Lupe mit dem Plus noch sichtbar ist, zoomt sie bei Klick noch weiter ins Bild hinein bis zur Auflösung von zwei Kilopixeln Breite, und ihr könnt die Rinde anfassen. In einer zukünftigen Version wird der Zoom wahrscheinlich auch solche Bilder besser darstellen, aber auch das ist nochmal Programierarbeit für sellen Gutmann . . .

* La Morruda ~ Stammumfang 6 Meter 45, Stammdurchmesser 1 Meter 30 *
* La Morruda ~ Stammumfang 6 Meter 45, Stammdurchmesser 1 Meter 30 *
La Morruda ~ immer noch fruchtbar, und wie!
La Morruda ~ immer noch fruchtbar, und wie!

Zum Schluß nochmal ein (vergrößerbares!) Panorama der Laguna La Rosa, Suchbild nach dem alten Herrn Magirus. Wie die anderen Seen hier in der Serra Calderona ist sie ein Baggersee oder Baggerloch, wie man das je nach Region von Deutschland nennt. Allerdings wurde hier kein Kies ausgebaggert wie bei mir am Rhein, sondern Ton für die hier sehr rege Keramikindustrie (vor allem Kacheln und Fliesen). In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde dafür das halbe Gebirge umgegraben, Abraumhalden und massive Auswaschungen durch Erosion bestimmen die Landschaft. Der Spanier an sich (wer ist das?) kennt da nix. Da die großen Erdbewegungsmaschinen schon mal angeschafft sind, wollen sie selbstverfreilich benutzt werden. Wer rastet, der rostet. Erst, wenn die Landschaft zertört ist, macht man ein Naturschutzgebiet daraus 😉 Laßt mal nochmal fünfzig Jahre ins Land ziehen, dann wird das vermutlich auch wirklich schön. Bei uns ist das nicht anders, ich denk dabei an die Panzerübungsgelände in der Heide und im Hainich, nur als Beispiel. Wirklich ursprüngliche Landschaft gibt es fast nirgends mehr.

* Laguna La Rosa ~ Suchbild mit altem Herrn Magirus *
* Laguna La Rosa ~ Suchbild mit altem Herrn Magirus *

Gestern abend habe ich mich übrigens ganz flott vom Acker, will sagen, von meiner Aussichtsterrasse gemacht. Dicke schwarze Regenwolken waren aufgezogen, das sah richtig heftig aus. Und wenn dieser Lehmboden erst mal naß ist, hat der alte Herr Magirus schlechte Chancen, sich aus dem sich bildenden Schlamm wieder herauszuarbeiten. Bis der Kompressor den Drucktank der Feststellbremse soweit geladen hatte, daß wir losfahren konnten, prasselte schon der Regen auf Dach und den zweifelhaften Untergrund. Nochmal gutgegangen, und der Regen hielt auch entgegen aller Befürchtung nicht lange an. Aber das Risiko von heftigen Regenfällen darf man in Spanien nie unterschätzen, das hat so manchen unvorsichtigen oder blauäugigen Menschen sein Leben gekostet. Das kann sogar schon mal eine halbe oder ganze asphaltierte Straße wegspülen, ein Stück Lehm oder Dreck sowieso . . .