Paradiese sind anstrengend!

Was macht Herrchen? Angelt!

Nach meinen Pflichten als Blogschreiber und dem müßigen Betrachten des Strandlebens habe ich gestern noch den Abendspaziergang vom Tag vorher zu einer ‚kleinen‘ ;-} Wanderung erweitert und bin nochmal den Küstenpfad entlanggetippelt. Die Idee am Abend vorher war ja, mal eben um die Ecke zu laufen und auf der anderen Seite der Landzunge, die die Bucht von Portus begrenzt, dann die Sonne im Meer versinken zu sehen . . . bei einem Blick auf die Karte wird einem aber schnell klar, daß das unmöglich ist. Die Küste verläuft hier in westlicher Richtung, eine Landzunge schiebt sich nach der anderen in südlicher Richtung ins Meer, und die Sonne geht immer hinter der nächsten unter . . .

Trotzdem ist eine Wanderung auf dem schmalen Pfad entlang dieser unbebauten! felsigen Steilküste wirklich ein Erlebnis. Kamerakram auf dem Rücken und das große Manfrottostativ über die linke Schulter hängend bin ich also der Küste folgend, immer wieder in die Falten des Küstenverlaufs eindringend, mal rauf mal runter, am Schluß richtig kräftig runter und dann wieder rauf, bis zu diesem Ausblick gekommen:

Paradies mit Tanker . . .

Im Vordergrund ein Sandstrand, zu dem anscheinend wirklich keine Straße, keine Piste führt, nur der Pfad, auf dem ich gelaufen bin und der im Vordergrund noch sichtbar dann hinunterführt . . . ins Paradies hinunter bin ich allerdings nicht gelaufen, zum einen, weils links oben noch was Interessantes gab, zum anderen hätte ich den Pfad ja auch wieder zurück (hoch!)  laufen müssen!

Burg oder nicht Burg, das ist hier die Frage . . .

Was auf diesem Berg aus der Ferne wie eine alte Burg ausgesehen hat, stellt sich allerdings bei näherem hinsehen als militärischer Beobachtungsposten jüngeren Datums heraus. Nicht mehr in Gebrauch außer als Refugio für Wanderer, gab es mir die Gelegenheit, noch ein Bild des Ölhafens Escombreras zu schießen für den gestrigen Artikel. Inzwischen liegen hier fünf Tanker auf Reede ~ Flaute im Ölgeschäft?

Dann wars auch schon wieder Zeit, sich auf den Rückweg zu machen. Aber zuerst nochmal ein Blick aufs Paradies, auf diese Bucht . . . Was höre ich da hinter mir, trapp, trapp, trapp? Zwei Powerjogger mit Wasserrucksack, vorn noch je zwei Ersatzflaschen. Die Hand kurz zum Gruß gehoben, dann wird weitergetrabt ~ die spinnen, diese Iberer!

Diese Pfade in der Dunkelheit zu gehen, ist wirklich nicht empfehlenswert. Schon bei Sonnenschein sind die Markierungen (roter und weißer Strich) auf den Felsen nicht immer sehr auffällig, und wo genau der Pfad entlanggeht nicht auf den ersten Blick erkennbar. Das, was da schräg nach unten /oben führt, mag zwar wie ein Pfad aussehen, endet aber unter Umständen an einem scharfen Abbruch oder im Gestrüpp. Während der Pfad sich oft fast unsichtbar durch Dornen, Pinien oder Rosmarin windet oder auf glattem Fels ganz unsichtbar wird. Wenn man also eine gewisse Zeit keine Markierung mehr gesehen hat, sollte man (eigene Erfahrung!) innehalten und überlegen, wie lange das her ist . . . ;-}

Fels wie Holz . . .

Der Fels hier besteht aus feinen Sedimentlagen in wild gekippten Richtungen und sieht oft aus wie verwittertes oder gesandstrahltes Holz ~ sieht schön aus und hat den Vorteil, sehr griffig zu sein . . . manchmal fast zu griffig, einmal bin ich fast gestolpert, weil sich die Sohle nicht mehr von messerscharfen Strukturen lösen wollte . . . ich halte übrigens nichts von den sogenannten ‚Bergstiefeln‘ mit den harten Sohlen, ich muß den Untergrund an den Füßen spüren können, wie sonst sollten die sonst wissen, wo der Auflagepunkt liegt, ob dieser Fels jetzt griffig oder glitschig ist, sicher oder riskant?

Auf dem Rückweg macht sich irgendwann dann auch bemerkbar, daß ich den Tag über und auch gestern abend nichts Vernünftiges gegessen habe (ich verbringe zu viel Zeit mit diesem Blog ;-}) , der Magen knurrt, die linke Schulter schmerzt vom Zug des Manfrotto,  auch die Beine werden müde von der dauernden Kletterei. Das ist nicht ganz ungefährlich, denn die Aufmerksamkeit läßt nach, genauso die Präzision der Bewegungen, die Trittsicherheit.

Als ich schließlich kurz vor Dunkelheit wieder beim Bus ankomme, bin ich wahrlich gebügelt, total platt. Die Statistiken des GPS-Trackers hören sich enttäuschend harmlos an: 8,73 Km in vierdreiviertel Stunden zurückgelegt, dabei 415 Höhenmeter erklettert . . . Schön wars, ganz schön anstrengend wars ;-}

Kontrastprogramm

Nachträglich über die Fahrt von Guardamar nach Cartagena.

Eigentlich wollte ich gar nicht so weit fahren, nur wieder ein wenig die Küste hinunter. Aber obwohl ich recht früh nach einem Platz gesucht habe, hat doch immer irgendwas nicht gestimmt. Entweder direkt neben der Straße oder zwar ohne Verbotschild, aber wahrscheinlich doch nicht recht legal. Und da gabs im Süden der Halbinsel unter dem Mar Menor auch noch ein auf der Karte grün angemaltes Fleckchen mit einem ‚Park Regional‘ ~ wobei die Infos der Karte wegen dem Maßstab immer recht zweifelhaft sind . . .

Die Straße in Richtung des Parks führte erstmal durch einen riesigen Golfplatz, quadratkilometerweise angelegte künstliche grüne Landschaft . . . und dann gings rauf ins Gebirge, jegliche touristische Installation plötzlich wie abgeschnitten. Normalerweise mag ich das, aber die Berglandschaft machte mehr und mehr den Eindruck eines aufgelassenen Tagebergbaugebiets, die Landschaft großflächig umgestaltet, terrassiert, zum Teil mit Gebäuden, von denen man nicht genau weiß, ob die noch in Gebrauch sind, zum Teil Ruinen, die es ganz bestimmt nicht mehr sind . . . aber nichts mit dem Flair der Natur, die sich ihr angestammtes zurückholt, mehr der Touch der zerstörten Landschaft.

Dann neben der ‚Hauptstraße‘ ein Stück der alten Straße, das hinter einem kleinen Berg verschwindet, mit einem schönen Ausblick auf die Bucht von Portman. In der Hoffnung auf einen wieder mal genialen Standplatz wie der letzte in Frankreich lenke ich den Bus ins Gelände ~ aber hinter der Kurve dann die unangenehme Überraschung: Irgendwer hat es für nötig gefunden, diesen an sich schönen Ort als Bauschuttlager zu mißbrauchen. Also Rückwärtsgang und weiter . . .

Unten in Portman der Eindruck, daß dieser Ort bessere Zeiten gesehen hat, aber da ist noch Leben, und stellenweise sogar sympathisch. Aber die Bucht ist verlandet, der Club Nautico, an dem ich auf der Suche nach einem Übernachtungsort lande, ist durch ein paar hundert Meter Schilf vom Meeresstrand getrennt. Führt aber wohl ein Nachleben als Kneipe, und obwohl keiner da ist, fühle ich mich schon durch die Aussicht auf ein Nachtleben nicht zum Bleiben ermutigt ~ also weiter . . .

Auf meiner Karte führt die Küstenstaße von Portman nach Escombreras, und ich will mich mal überraschen lassen, was mir der Ort bietet! Und die Überraschung folgt auf dem Fuß: Über dem nächsten Bergkamm lande ich in einer riesigen Müllkippe, über der Mövenschwärme kreisen und es stinkt, wie es auf einer Müllkippe zu stinken hat. Plastiktüten werden vom Wind herumgetrieben und bleiben im Zaun hängen, der die Straße durch die Anlage begrenzt, Müllwagen zirkulieren . . . das ist die Müllkippe von Cartagena, und ich werde so mit der Nase (buchstäblich!) darauf gestoßen, daß unser Lebensstil jede Menge Müll produziert, der irgendwo hin muß. Weit weg von denen, die ihn verursachen, ist bei uns nicht anders!

Weiter also, Richtung Escombreras . . . die nächste Überraschung! Ich lande in einem riesigen Raffineriegelände der Repsol. Escombreras ist wohl der zweitgrößte Ölhafen Spaniens, wo Rohöl für die Raffinerie angelandet und verarbeitetes wieder verschifft wird. Auch jetzt im Moment liegen auf der Reede drei Tanker in Warteposition, ein beladener, zwei leere . . . an einer Stelle in dieser gigantischen Chemiearchitektur steht noch eine alte Windmühle verloren herum, ansonsten gibt es da nichts, was nicht mit Erdöl zu tun hat . . . aber irgendwoher muß ja auch der Diesel für den Bus kommen, und so werde ich zum zweiten Mal heute auf die unangenehmen Seiten unseres Lebensstils gestoßen . . .

Escombreras ~ Blick von See

Und der Weg da wieder heraus ist auch nicht unkompliziert. Das erste Schild in Richtung Cartagena, dem ich folge, wird nach einer Weile von einer riesigen Hinweistafel versperrt: Zuläßiges Gesamtgewicht 3,5 Tonnen, Minimalstrafe bei Mißachtung: 1000 €uros! Das ist mir dann doch zu viel Risiko, und ich fahre wieder ein Stück den Berg hinauf bis zum nächsten Cartagena-Schild. Nach einer Weile wieder Schilder, aber 5,5 Tonnen (naja, da lieg ich drüber) und 3 Meter Höhe (das paßt gerade noch! ;-}) Noch weiter zurückzufahren, um die vierspurige Zufahrtstraße zum Ölhafen zu erreichen, will ich jetzt wirklich nicht. Ein bischen Gedanken über die 3 Meter mache ich mir schon ~ obs da wohl Tunnel gibt?
Nein, die Straße wird nur sehr schmal, zum Glück kommt mir niemand entgegen, nur einmal überholt mich ein Motorradfahrer. Das mit den 3 Metern hängt mit Kabeln zusammen, die an einer Stelle über die Straße geführt sind. Allerdings ist die Situation nicht mehr aktuell erfaßt ~ eines der drei Kabel liegt schon verrostet auf der Straße, das hat wohl irgendein LKW heruntergerissen, der sich nicht an die Beschilderung gehalten hat! Böser LKW!

Nachdem ich mich über die zwar neu asphaltierte, aber sehr enge Straße durchs Gebirge gezwängt habe, falle ich sozusagen durch die Hintertür nach Cartagena hinein, das erstmal einen sehr ärmlichen Eindruck auf mich macht. Wirklich heruntergekommene 6-Stockwerk-Blocks, überall Müll . . . Wäsche, die zum Trocknen vor den Fenstern hängt.
Ich beschließe, durch Cartagena durchzufahren und mir danach ein Plätzchen zu suchen . . . im Zentrum am Hafen wird Cartagena richtig repräsentativ, der Weg hinaus wieder mal kompliziert. Erstmal lande ich am Ende einer kilometerlangen Sackgasse erstmal vor dem Tor einer militärischen Anlage ~ Cartagena ist auch ein großer Marinestützpunkt. Also zurück und nach Himmelsrichtung weiter stolpere ich über ein Eroski-Einkaufszentrum. Trotz des Namens hat der Laden nichts an- oder auszügliches, die Eroski-Kette ist Spaniens drittgrößte Supermarktkette und befindet sich in einer Einkaufsgemeinschaft mit der EDEKA-Gruppe. Von Art und Sortiment muß man sich das so vorstellen wie einen Real-Markt oder einen Wertkauf (gibts die Firma noch?).

Nach dem Einkauf beschließe ich, in Sichtweite auf einem toten Ende der vierspurigen Palmenallee zu übernachten, denn inzwischen ist es ~ nach 122 km Fahrt ~ auch schon dunkel geworden und ich müde . . .

Am nächsten Morgen kann ich mir dann genau ansehen, was ich am Abend vorher nur so ungefähr erahnen konnte. Ich befinde mich am Rande einer zwischen Eroski-Markt und Sportstadion sich ausbreitenden Brache, einem Gelände, das zwischen dem Abriß alter Strukturen und dem ausgebliebenen Neuaufbau hängen geblieben ist. Auf der anderen Seite ist eine große Gruppe Schausteller untergekommen, LKW-Auflieger, Wohnanhänger, Teile eines Fahrgeschäfts. Ich stehe zwar auf einer schön angelegten Palmenallee, die aber zwanzig Meter vor mir aufhört und unvermittelt in eine scherbenübersähte Erdfläche übergeht, die nichstdestotrotz von dem letzten Modell des VW-Touareg SUV in reinweiß angefahren wird, damit der Hund zwischen den Scherben seinen Haufen legen kann . . . Kontraste . . .

Um mich herum weht der Wind Plastiktüten, die im Gestrüpp hängenbleiben und als Fähnchen flattern. Jede Menge leere Flaschen, Glas zum Teil in Scherben, aber auch PET in Massen, und auch Einweg Longdrink-‚Gläser‘ aus Plastik, denn hier glüht die Jugend wohl am Freitag vor, wenn sie in die nahegelegene Discothek gehen will. Der Sprit ist billig hier in Spanien, eine Flasche Rum oder Whisky gibts im Sonderangebot schon mal für fünf €uro fünfzig . . . So stellt sich der ordnungsliebende Deutsche das umwelt-un-bewußte Verhalten des verantwortungslosen, schmuddligen Südländers vor . . .

Mal davon abgesehen, daß der Spanier sehr wohl den Müll trennt ~ nur hat nicht jeder seine eigene Tonne, man bringt seinen gesammelten Müll zu den großen Containern an der Straße, die die Gemeinde aufstellt . . . und das funktioniert recht gut so . . .

Mal davon abgesehen, daß ich diese Vorglüh-Orgien und den Müll in der Landschaft auch in Deutschland gesehen habe, habe ich hier in der Hafenstadt Cartagena vor allem deutlich gesehen, daß Spanien mehr von der Krise geschüttelt ist als Deutschland. Viele Projekte bleiben unvollendet, verfallen, es gibt die first-class Architektur und total ärmliche Behausungen, wie man sie in Deutschland kaum mehr sieht. Es gibt die brandneuen Autos (auf Kredit?), viele in der Luxusklasse, und eine Jugendarbeitslosigkeit von über 50% . . . und den Tourismus, diese fremde Parallelwelt . . .

 

Carmen . . .

Heute mal was Schönes, gibts ja hier so selten! ;-}

Nein, aber ohne Witz ~ der gestrige Tag war recht zwiespältig, der Bericht darüber steckt deswegen noch in der Pipeline, da brauch ich noch ein wenig Zeit dazu . . . vielleicht morgen, und ohne Bilder . . .

Hab ne neue Bekanntschaft gemacht, hier in Portus, ein wenig südwestlich von Cartagena . . . damit ihr eine Vorstellung davon habt, wo ich bin, hier ein Postkartenphoto . . .

Suchbild mit Bus ~ wieder mal ;-}

Portus ist ein kleines Dorf an einer kleinen Bucht, dem man tatsächlich noch ein wenig seine Herkunft als Fischerdorf ansieht. Es gibt keine Kneipe, kein Restaurant, an sich nur den Parkplatz am Strand und eine Menge kleiner Häuschen darum, die inzwischen alle Ferienhäuser sind. Im Hintergrund sieht man aber hinter dem Felsen in der anderen Abteilung der Bucht die touristische Erweiterung mit zwei Campingplätzen, einer davon für ‚Naturalisten“.

Meine Bekanntschaft aber habe ich hier gemacht, und sie hat sehr hellblaue, fast weiße Augen . . . ;-}

verwackelter Schnappschuß ~ eisblau!

Carmen lernt gern neue Leute kennen, das muß man nicht so persönlich nehmen. Ein paar Leckerli nimmt man doch immer mit (und ich hab ja noch etliches an Schoggi!-Material, das sinnvoll verwertet werden sollte), und dann schwätzt man halt ein wenig miteinander . . . aber als ich von meinem Kneipgang im Meer zu meinem ‚Strandsessel‘ zurückgekommen bin, gabs unerwartet Protest. Carmen (so heißt sie jetzt halt, solange ich hier bin) hatte es sich im Schatten unter meinem flachen Klappstuhl bequem gemacht, und da ist nun wirklich nicht viel Platz . . . nun, war anscheinend kein sooo großes Problem, sie hat es sich dann einfach auf mir bequem gemacht ;-}

sieht das zufrieden aus?

Uns so haben wir eineinhalb Stunden am Strand relaxed, wir zwei . . .

Die Wellen hier brechen ein paar Meter vom Strand fast aus dem Nichts, man sieht es kaum kommen, und wechseln sofort in den Aggregatzustand Schaum, laufen flach die paar Meter den Strand herauf (der in der Konsistenz genau an der Grenze zwischen Sand und rundem Kiesel liegt) . . . das liegt an einer hohen Stufe ein paar Meter vor dem Strand, wenn ich morgen richtig mutig bin, erforsche ich das mal ganz aktiv . . . dem Körper könnte schon mal wieder ein Vollkontakt ganz gut tun, auch wenns nur ~ noch recht frisches ~ Meerwasser ist. Muß halt vorher eine warme Dusche vorbereiten, um das Salzwasser hinterher wieder abzuwaschen ;-}

Als ich dann gegen fünf aufstehen wollte, um noch einen Abendspaziergang zu machen, hat sich Carmen lautstark beklagt. Menschen sind immer viel zu unruhig, wenns ums Relaxen geht ~ aber Katzen bei Gelegenheit dann auch, sach ich mal! ;-}

So, und zum Schluß halt noch ein Bild, das auf meinem Abendspaziergang auf einem Pfad die Küste entlang in Richtung Sonnenuntergang entstanden ist:

. . . kurz vor . . .

Achja, und ich habs Carmen schon gesagt, daß sie sich einen suchen soll, der da bleibt. Nein, ich nehm sie nicht mit! Außerdem hat sie, wie ich auch schon gesehen habe, mindestens zwei Spielkameraden ihrer Art . . .

Wieder grüßt das Murmeltier . . .

Mediterranum am Abend, mit fast Vollmond (Suchbild ;-} )

und ich stehe am Rand einer Ferienhaussiedlung Schnauze mit Blick zum Meer. Wieder mal ein T-Shirt-Tag, nachmittags sind ein paar Wolken aufgezogen, was dem schönen Wetter aber keinen Abbruch getan hat. Olles Fleece über dem T-Shirt und gut! Im Moment zeigt das Thermometer noch gute 18°, wohlgemerkt über Zero!

Leere Sandstrände vom Feinsten, höchstens mal 1-2-3 Spaziergänger ~ aber im Sommer treten sich hier die Leute tot, deswegen gibts dann auch eine Rot-Kreuz-Station!

Die Sache mit dem Wasser ist inzwischen auch geregelt, allerdings nach einigem Suchen und Schleppen von sechs Kanistern à 20 Litern von Wassersäule zum Wagen inclusive Umpumpen in den Tank. Eine Stunde Arbeit, mein rechter Oberarm schmerzt vom ewigen Drücken dieses Wasserknopfes. Aber eine gute Woche Unabhängigkeit ist wieder gesichert!

Jetzt wirds langsam dunkel und ich freue mich auf mein Gläschen Wein. Gestern war weinfrei, Sonntags kann man nicht einkaufen und Samstag wollt ich nicht und Freitags hab ichs drauf ankommen lassen. Man muß auch ohne leben können, zumindest zeitweise ;-}

Nachtrag: Die Hilfe fürs Suchbild ;-}

Ausschnittsvergrößerung vom Handy-Pano mit Sehhilfe!

Der Stealth – Brite . . .

oder: das Crux mit der Wasserversorgung . . .

Das mit der Ver- und Entsorgung mit Wasser entwickelt sich zu einem wirklichen Problem, bin mal gespannt, wie das weitergeht! Während in Südfrankreich jede zweite Gemeinde einen Parkplatz als Wohnmobilstellplatz ausweist und mit Trinkwasserautomat und Senkgube ausstattet, habe ich sowas in Spanien noch nicht ein einziges Mal gefunden. Und das Problem habe ich nicht alleine, wie ich bei meinem jetzigen Aufenthalt ~ wo ich mich zum ersten Mal in die Hymer-Horde eingereiht habe ~ feststellen konnte.

Nach der Ankunft hatte ich mich mit einem 5-Liter PET-Behälter auf den Weg gemacht, eine Wassersäule am Strand zu erforschen: Da kam aber nur braunes Wasser raus, das auch nach längerem Durchspülen kaum klarer wurde und beim Nachschmecken auch noch salzig war, und nicht nur ein bischen! Wohl direkt aus dem Meer gepumpt!

Als ich gerade in den Vorgarten einer vernagelten Villa eingebrechen wollte, wo ich einen Gartenschlauch an einem Wasserrohr gesehen hatte, stoppte mich ein Brite und brachte mir einen 3-Liter Kanister, in dem wohl früher mal Rotwein war, voll mit Wasser als milde Gabe ;-} Er erzählte mir von dieser Wassersäule am Strand, einen guten Kilometer die Straße entlang, bei einem Anker . . . Anker hab ich dann jede Menge gefunden, die Wassersäule nicht . . . aber das Schwimmbad mit den Graffitys, insofern hat sich das schon wieder gelohnt!

Heute morgen wollte er seinen Kanister wiederholen und bot mir an, mit mir auf seinem Scooter zu der Säule zu  fahren, weil er auch Wasser holen mußte . . . schon in der Vorbereitung der Fahrt der Kommentar eines anderen Mobilisten, daß das Wasser an der Säule abgestellt wäre, worauf der Brite erstmal das Werkzeugset seines Scooters checkte ;-} . . . mit der Bemerkung, man müßte im ‚Stealth-Modus‘ die Säule wieder aufdrehen, denn die Polizei könnte einem sonst Ärger machen . . .

Die Fahrt dauerte dann eher zwei als einen Kilometer und wurde im ‚Stealth-Fighter-Modus‘ zurückgelegt, der ballerte mit mir auf dem Soziussitz mit fast unverminderter Geschwindigkeit über alle hochgestuften Zebrastreifen hinweg, die Federung knallte jedesmal bis zum Anschlag! Als der erste Versuch mit einer Flachzange die Säule nicht zum Wasserspender machte, verließ ihn aber der Mut und wir fuhren in die Tiefgarage des örtlichen Supermarktes, wo er in der Toilette zwei Kanisterchen füllte . . .

Zurück auf dem Platz am Hafen kam gleich der nächste Mobilist mit Wasserproblemen, um sich bei uns Praktikern Rat zu holen . . . aber so richtig weiterhelfen konnten wir ihm natürlich auch nicht :-[

Irgendwer müßte den spanischen Gemeinden mal erzählen, daß auch Wohnmobilisten nicht gerade wenig Geld ins Land bringen, die kaufen schließlich Lebensmittel, gehen shoppen, in Bars und Restaurants . . . sogar ich mit meinem schmalen Budget lasse jede Menge Geld hier, schon allein beim Tanken an die drei bis vierhundert €uroz im Monat hier.

Mit relativ geringen Investitionen, einem vorhandenen halbwegs ebenen Parkplatz, einem Wasseranschluß mit Automat, einer Sickergrube, lassen sich normalerweise durchaus finanzkräftige Mobilisten, die lieber unabhängig sind, im eigenen Bett schlafen und morgens auf der eigenen Schüssel sitzen, in eine Gemeinde bringen, wo sie dann ihr Geld ausgeben. Aber wenn man lieber für die wenigen Superreichen oder die Unmassen von Sauftouristen Millionen und Milliarden in Bauruinen investieren will, Geld, das man sich erst von den Banken leihen muß?!? Je weiter ich nach Süden komme, desto mehr von diesen ungeliebten Wohnmobilisten sind hier unterwegs, um den Minusgraden in ihren Heimatländern zu entgehen . . .

Kunst am Bau ~ mal anders . . .

Oder: Von Künstlern und Vandalen . . .

Danae im Pool von Santa Pola

Nachdem heute Nachmittag wie vom Wetterbericht vorhergesagt Wolken aufzogen und sogar ein paar Spritzer Wasser vom Himmel kamen, bin ich auf der Suche nach Stellplatz und ~ wieder mal ~ Wasser schließlich in Santa Pola gelandet, stehe in einer Horde Hymermobile auf einem Parkplatz am Hafen (für Wohnmobile verboten, außer für ‚Turismos‘, will wohl heißen auf der Durchfahrt ;-}.

Wasser habe ich keines gefunden, aber auf der Suche danach ein aufgelassenes Schwimmbad mit einem hundert-Meter-Becken, voller Graffitys und auch Müll. Hier haben sich sowohl Künstler als auch Vandalen umgetan, mehr Photos seht ihr auf der Photoseite in der ‚Aktuelle‘-Ecke beziehungsweise in der Galerie (‚Photographie‘) unter City~Graffity~SantaPolaPool. Dafür, daß die Photos nur mit dem Handy geknipst sind, sind sie doch recht gut geworden, und vielleicht geh ich morgen nochmal mit der Dicken hin . . .

Nachwort: Wie immer bei den Graffitys ~ Tribute to the Unknown Artist! Wie so mancher mit der Spraydose Farbverläufe und Schattierungen hinkriegt, das ist echt bewundernswert ~ ich habs bei meinem alten VW-Bus versucht und habs nicht geschafft!

¡hola! Spanien tut etwas . . .

für mein Selbstbewußtsein! ;-}

Heute Nachmittag hat mich die Verkäuferin im Supermarkt ‚Caballero‘ genannt, und das ist doch schon was ganz anderes als ‚Sie‘ oder ‚mein Herr‘ . . . ¡ Ritter! . . . kann man sich ruhig mal auf der Zunge zergehen lassen ;-} . . . naja . . . eigentlich hat sie mir nur erzählt, wo ich meinen Einkaufswagen hinstellen soll, während ich mir eine neue Tomate holen ging. Sie hatte den offenen Beutel etwas zu stürmisch über das Laufband gezogen, und eine Tomate ging zu Boden und mußte ausgezählt werden ;-}

Nach dem gestrigen Sauwetter und der für das Mittelmeer ungeheuer beeindruckenden Brandung in Xabià war ich gegen vier aufgebrochen und wegen steigender Hochhausdichte am Ufer an Calp und Benidorm vorbeigefahren. Benidorm hat anscheinend die höchste Hochhausdichte (345 Gebäude mit mehr als zwölf Etagen) pro Einwohner (72Tausend und ein paar zerquetschte, aber das ist so eine Sache ~ die dauerwohnenden Ausländer sind meist nicht gemeldet, und während der Saison treiben sich da mehr als eineinhalb Millionen Menschen herum). Und die bauen weiter, im Moment an zwei ultrahohen, sehr schlanken Türmen mit einer Brücke obendrüber . . . was soll man dazu sagen . . .  mich schleppen da keine zehn Pferde rein, schon gar nicht im Sommer!

Auch zwischendrin wieder nervig: Die Campingfahrzeuge-Verboten-Schilder überall. Schließlich bin ich in dem ‚Örtchen‘ mit dem hübschen Namen Villajoyosa gelandet, wegen der ätzenden Schilder raus in den Vorort(?!) Torres. Diesmal etwas unter Niveau auf einer Mischung zwischen Brachland und Parkplatz gegenüber dem Tennisgelände der Gemeinde. Ihr könnt mich mal kreuzweise . . . mit diesen Schildern!

Schon gestern Abend waren die ersten Sonnenstrahlen kurz vor Untergang zu sehen, heute wars wieder eitel Sonnenschein ~ allerdings ein bischen frischer, und die etwas höheren Berge in der zweiten Reihe von der Küste aus haben sich einen dünnen Schneeschleier auf die Gipfel gesetzt.

Industriegebiet? . . . Industriegebiet!

Jetzt hab ich mich fürs Wochenende, bzw mindestens für den morgigen Samstag, ins hinterste Ende eines nicht ganz bebauten Industriegebietes verholt. Ein bischen Ruhe vor den dauernden neuen Erlebnissen und Gelegenheit, den Bus etwas zu pflegen und die kleinen Wunden zu versorgen. Die Meeresnähe macht sich durch vermehrte Korrosion bemerkbar, besonders wenn ich, wie gestern noch, ein bischen nahe an der Brandung stehe . . .

apropos Schauer ~ schaurig!

Brecher vor Xàbia

Irgendwie muß ich irgendwann etwas falsch verstanden haben ;-}
Jedesmal, wenn der Wetterbericht von (kurzen?) ‚Schauern‘ spricht, entwickelt sich das Wetter zum Dauerregen . . .

Im Moment rollen kräftige Brecher gegen den Felsenstrand von Xàbia, und die in die Felsen geschnittenen Pools (oder sollte das mal als Steinbruch mißbraucht worden sein?) sind mit Meerwasser gefüllt. Die hab ich bei der Ankunft leer erlebt, inzwischen sind sie von den Brechern überrollt.

Gegen Abend soll der Regen wohl nachlassen, morgen wieder eitel Sonnenschein ~ dann is ja juut! Und ich werde dann nach fünf Tagen in der Gegend mal wieder einen (kleinen) Hüpfer nach Süden machen, in Richtung Calp(e) ~ bei der Gelegenheit: Wundert euch nicht, in der Schreibweise konkurriert hier immer noch kastilisch und kastellan, GoogleEarth spricht kastilisch . . .

Montgó

. . . Aussicht morgens beim Kaffee

Nach diesem wunderschönen Morgen hätte man sich eigentlich sagen können, daß man für heute genug Schönheit gesehen hätte . . . aber der Internetwetterbericht hat für morgen die Möglichkeit von Schauern angekündigt, und ich wollte noch unbedingt auf den Montgó klettern, seit ich ihn vor ein paar Tagen vom Cap di Antoní gesehen hatte.

Also doch auf in die Puschen, denn heute ist noch T-Shirt-Wetter, und flott los, weil ich da oben Schilder gesehen habe, daß die Tour über 5 Stunden dauern soll ~ eine Richtung!

Zum Glück stellt sich das dann als übertrieben heraus. Von meinem Parkplatz aus sollen es zweidreiviertel Stunden sein. Trotzdem nehme ich außer Kamerakram mit Stativ auch noch eine Flasche Wasser und etwas zu Essen mit, das ist für mich schon außergewöhnlich vorsorglich ;-}

Ihr würdet lachen, was ich auf der Tour photographiert habe . . . man hat da einen ‚wunderschönen‘ Blick auf eine große Villensiedlung am Fuß des Montgó, und bei jeder dieser Villen leuchtet ein Pool knallig Blau. Hunderte, aberhunderte! Eine Synphonie in Terrakotta, Piniengrün und Poolblau. Ich hab Aufnahmen gemacht, aber das ist wohl eher was für die Kunstkiste im Stil von Gursky. Leider erzielen meine Photos (noch ;-}) nicht die Preise, die mir den optimalen Aufnahmestandort erlauben würden, nämlich vom Hubschrauber aus!

Zwischendurch gegen eins mein erstes Frühstück. Die Catalanischen Essenszeiten mögen für so manchen gewöhnungsbedürftig sein, aber ich muß mich eigentlich nicht umstellen. Baguette, Schinken, Tomaten, dann Baguette mit Tunfisch und Tomate, jeweils mit schwarzen Oliven gesnackt, danach als Dessert Clementinen. Die Gesund-Ernährer können zufrieden sein mit mir. Und nicht über das Baguette meckern, gelle?! ;-} Gibt hier kein vernünftiges Brot, ich vermisse meine Dinkelrolle!

Dann auf dem Gipfel die Belohnung einer weiten Rundumsicht, die Siluetten der Bergketten im Binnenland, den Felsen von Calpe silbern umstrahlt im Meer, jau, ganz nett, aber nix was man wirklich photographieren muß. Gegen sechzehn Uhr bin ich wieder am Parkplatz und beschließe, wieder hinunterzufahren, um den Montgó in der Abendsonne zu photographieren, und das . . . ja das war wirklich der Bringer! Eine wirklich überwältigende Schönheit!

. . . der Montgó in der Abendsonne . . .

Und jetzt ~ es ist schon lange dunkel und wird bald neun ~ muß ich auch nach catalanischer Sitte langsam daran denken, mir meine zweite Mahlzeit heute zuzubereiten. Mein Magen knurrt, also gehabt euch wohl, bis bald!

 

 

Cap de la Nao

. . . selten ~ Buchten ohne Bebauung . . .

Gestern war also Wäschewaschen angesagt, genauer: Wäsche waschen lassen ~ eine Automatenwäscherei habe ich hier nirgens gefunden. Also blieb trotzdem Zeit für einen großen Spaziergang beziehungsweise einer kleinen Wanderung von fünfeinhalb Stunden genutzt werden konnte. Vom Cap de la Nao zum Cap Pim, zum Teil auf einem schmalen Pfad durch eine wunderschöne Landschaft. Und von da wieder zum Bus zurück . . .

Aufnahmehöhe: 159 m über dem Meer ;-}

Ich hoffe, ich gehe euch nicht zu sehr damit auf die Nerven, aber daß ich die Gelegenheiten zur Zeit besonders gerne nutze, von irgendwelchen hohen Klippen hinunterzuphotographieren, das ist pure Lebensfreude! Ich genieße es, nach den Schwierigkeiten mit meinem rechten Ohr das Vertrauen in meinen Gleichgewichtssinn wiedergefunden zu haben ~ keiner von euch Daheimgebliebenen muß sich da irgendwelche Sorgen machen . . . ja, ich passe auf, nein, mir passiert nichts. Aber ich genieße es, eben nicht an den Geländern für die Rentnertouristen stehenzubleiben, und auch nicht auf dem vorvorletzten Hügel des Cap Pim, sondern auf dem letzten, da wo das Meer beginnt. Und ich genieße es, auch steilere Wände wieder auf meinen zwei Beinen hochzulaufen, ohne die Hände zu Hilfe nehmen zu müssen ~ und mich dabei sicher zu fühlen. Sicher, und gut!

. . . philosophische Pause . . .

Auf der Insel im Hintergrund gibt es tatsächlich ein kleines Häuschen, das sympathischerweise nicht wie eine Villa aussieht. Da könnte man davon träumen, so eine ganze Insel für sich alleine . . . ;-}

Die philosophische Pause gabs aber bei der Betrachtung der Felsengruppe in der Mitte. Ganz links neben dem letzten sichtbaren Felsen gabs noch einen, der wohl gerade mit der Meeresoberfläche auf einer Ebene endete, mal war er über Wasser, mal darunter.  Jede See, die in die Bucht rollte, veränderte das Bild der Wasseroberfläche, mit den Reflexionen des Wassers und dem Umspülen in unterschiedlichen Richtungen ein Anblick des ständigen Wandels.

Ich glaube, man könnte eine automatische Kamera auf diese Felsengruppe richten, jede Sekunde der Helligkeit ein Bild schießen, ein ganzes Jahr lang, und diese Bilder dann von einem Computerprogramm vergleichen lassen. Es gäbe keine zwei gleiche Bilder ~ ähnliche ja, gleiche nein . . . je genauer man hinschaut, desto mehr Unterschiede fallen auf . . .

Wenn man daran denkt, daß die ‚Wissenschaft‘ vor gar nicht so langer Zeit noch allen Ernstes der Meinung war, daß diese komplette Welt berechenbar wäre, und wenn man nur die Ausgangsituation kennen würde, könnte man die ganze Zukunft errechnen . . . ;-} dabei ist schon eine so einfache Situation viel zu komplex (und ‚chaotisch‘ im modernen wissenschaftlichen Sinn), daß von einer Berechenbarkeit keine Rede sein kann . . .

Seit Heisenberg ist der Physik klar, daß sie nicht einmal Position und Geschwindigkeit eines Elektrons gleichzeitig feststellen kann, daß Teilchen durchaus sowohl ~ als auch sein können, ohne daß wir die Welt auf einen der beiden, oder mehreren Zustände festnageln könnten . . .

Und was hat das mit uns zu tun? Nichts ~ Alles . . .

Aber wir leben in einer Welt, die unfaßbar groß ist, auch in ihren Möglichkeiten, und es macht verdammt viel Spaß, sie sich anzuschauen und zu erleben!