Viel Platz . . .

Blick über die Ebene zur Sierra de Guadarrama
Blick über die Ebene zur Sierra de Guadarrama

Wir bewegen uns voran über die Hochebene nördlich der Sierra de Guadarrama in Höhe von um die 1050 Metern, rechts immer Blick auf die Berge, auf den Gipfeln zum Teil Schnee, die sind 2410, 2127 Meter hoch. Viel sanft gewelltes Land, Getreidefelder, lange Dächer von Ställen, die Viehzucht wird hier nicht so getrieben wie vor einer guten Woche beschrieben in der Sierra Norte, eher EU-Norm-mäßig 🙁 Es gibt nur kleine Städchen, und wo die Leute hier einkaufen, hab ich noch nicht herausgefunden. Vielleicht gibt es in den Städtchen noch kleine Tante-Emma-Läden, aber da müßte man danach fragen. Vielleicht fährt man ja auch mal eben 50 km zum nächsten Supermarkt, Spanien ist ein Flächenland, in dem Entfernungen anders gehandhabt werden . . .

Heute Morgen eine gute Nachricht, um ein wenig im politischen Modus zu bleiben. Der europäische Gerichtshof hat die Richtlinie zur Vorratsdatensammlung für verfassungswiedrig erklärt. An sich ein erfreulicher Vorgang, aber schon geht der Streit um die Deutungshoheit wieder los, die Kontrollfetischisten in den Innenministerien und die Polizeiverbände sind natürlich der Meinung, das Gericht hätte nur strengere Vorgaben gemacht, die Datensammelei an sich sei nicht verfassungswidrig. Die Freude der Bürgerrechtsgruppen und Datenschützer dürfte also nicht lange anhalten, man darf gespannt bleiben. Für alle diejenigen, die immer noch meinen, sie hätten nichts zu verbergen und das sei erstens harmlos und in unser aller Sicherheitsinteresse ~ es geht keinen etwas an, mit wem ich wie lange und wie oft telefoniere oder maile, und von wo. Aus solchen Daten lassen sich wunderschöne Profile erstellen, die zur Kontrolle der Bürger herhalten können . . . und wer ein braver Bürger ist, entscheidet dann ein anonymer Apparat nach intransparenten Regeln. Das sieht im Ernstfall so aus, daß Politiker sich darüber beklagen, daß das Bundesverfassungsgericht sich zu sehr in die Politik einmische, wenn es immer wieder Gesetze kassiere. Die kommen nicht mal auf die Idee, sich das Grundgesetz mal durchzulesen und verfassungskonforme Gesetze zu machen! Es gärt in mir, und irgendwann werd ich mal einen Beitrag über Demokratie, sogenannte Demokraten und unsere Medien schreiben, lang ist nimmer hin!

Aber jetzt ist erstmal die Sonne untergegangen und ich werd mir was kochen!

Farben ~ die schönen Dinge des Lebens!
Farben ~ die schönen Dinge des Lebens!

Kilometerfresser . . .

Talavera de la Reina ~ Puente de Castilla la Mancha über den Rio Tajo I
Talavera de la Reina ~ Puente de Castilla la Mancha über den Rio Tajo I
Talavera de la Reina ~ Puente de Castilla la Mancha über den Rio Tajo II
Talavera de la Reina ~ Puente de Castilla la Mancha über den Rio Tajo II

Seit Cordoba fressen der Alte Herr Magirus und ich die Kilometer, jeden Tag an einem anderen Ort . . . zum einen war das Wetter zeitweise nicht besonders toll und ein wenig frisch, zum anderen machen ein paar mehr private Wellen, die nicht unbedingt in diesen Blog gehören, mich ein wenig ruhelos . . . und das Fehlen einer vernünftigen Kamera. Die alte Pentax sträubt sich mit einer anderen, inzwischen ungewohnten Bedienung, die Bilder sind teils deswegen (sprich, Fehler des Photographen) und teils wegen des gesegneten Alters grottenschlecht. Da kommt Frust auf!

Also nur wenig Bildmaterial, und dafür mal etwas modernes menschgemachtes 😉 als Zeichen dafür, daß ich nicht nur romantisch historisch Altes oder menschenfreie Natur mag. Die Hängebrücke bei Talavera de la Reina ~ Puente de Castilla la Mancha über den Rio Tajo zum Beispiel hat der Autor des Wikipedia-Artikels über die Stadt nicht für erwähnenswert gehalten, ich finde die an einem Mast am Ufer aufgehängte Brücke mit den vier Seilfächern, zwei zum Ufer und zwei zu den Brückenseiten sehr eindrucksvoll.

Vom Charakter ganz anders die alte Brücke über den Rio Tiétar, die den Fußgängern vorbehalten ist. Die N502 führt jetzt über eine langweilige Betonkonstruktion parallel dazu, die Füße kann man durch die Bögen der alten Brücke hindurch noch sehen. (Grausige Qualität, das Bild 🙁 )

die alte Brücke über den Rio Tiétar
die alte Brücke über den Rio Tiétar

Unter der Brücke gibt es einen geschwungenen Fischkanal, der wohl bei Trockenheit (zur Zeit gibts Wasser in Mengen ~ kein Wunder bei dem Wetter 🙁 ) auch noch Wasser führt, wenn die schöne jetzt überschwemmte Flußlandschaft trocken fällt . . .

Fischkanal am Rio Tiétar
Fischkanal am Rio Tiétar

Kurz zuvor hatten wir den vierzigsten Breitengrad in nördlicher Richtung überquert, ab jetzt gabs wieder Sonne 😉 und gestern kämpfte sich der alte Herr Magirus wacker den südlichen Hang der Sierra de Gredos hinauf, deren schneebedeckte Gipfel bis auf 2592 m hinaufreichen. Über einen ersten Paß mit 1352 Höhenmetern, wieder ein wenig herunter, dann rauf auf den nächsten Paß mit 1566 Höhenmetern. Gut gemacht! Zur Belohnung werde ich dem alten Herrn nachher einen kleinen Kanister Öl zum Nachfüllen kaufen . . .

über den Puerto del Pico (1352m) windet sich eine alte Römerstraße
er den Puerto del Pico (1352m) windet sich eine alte Römerstraße

Über den Paß Puerto del Pico windet sich eine alte Römerstraße und überquert dabei die moderne Autostraße. Ich glaub ja nicht, daß die heutige N-502 in zweitausendzweihundert Jahren noch in so gutem Zustand sein wird 😉 Was sich rechts einer gedachten Diagonale den Berg hinaufwindet, ist die alte Römerstraße aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus, links davon die Nationalstraße.

Praktisch war, daß es am Paß eine Quelle gibt, an der ich die Tanks mit frischem Trinkwasser füllen konnte. Danach gings weiter über die Puerto de Menga (1566m) und dann hinunter nach dem alten Städtchen Ávila, von wo aus das Bild der Sierra de Gredos geschossen ist. Wenn man genau hinschaut, sieht man die Stadtmauer . . .

Sierra de Gredos über Ávila ~ durch diese Lücke fuhr der alte Herr Magirus :)
Sierra de Gredos über Ávila ~ durch diese Lücke fuhr der alte Herr Magirus 🙂

Ávila liegt auf gut elfhundert Metern Meereshöhe, insofern war es heut Nacht wieder etwas kälter, aber tagsüber? Nach Sonnenaufgang wurde das auch richtig schön warm 🙂 Ich saaach euch, die Sonne brennt!

Ávila und die Stadtmauer mit 88 Türmen und 9 Toren ~ ich hab sie nicht gezählt!
Ávila und die Stadtmauer mit 88 Türmen und 9 Toren ~ ich hab sie nicht gezählt!

Außer der eindrucksvollen Stadtmauer hat Ávila eine Fabrik von Nissan und die nationale Polizeischule zu bieten. Und eine Geschichte, die mich davon abgehalten hat, die Stadt genauer zu erkunden. In der Zeit der Franco-Diktatur führte die Stadt den Spitznamen „Ávila de los leales“, die Stadt der Treuen . . . und im spanischen Bürgerkrieg war sie zeitweise Stützpunkt der Legion Condor, die auch den bekannten Überfall auf Guernika flog. Ohne die Unterstützung faschistischer deutscher (vor allem Luft-) Truppen wäre ein Sieg der Putschisten von Franco über die demokratisch gewählten Republikaner kaum möglich gewesen . . .

Leider hat die Angewohnheit, demokratisch gewählte Regierungen zu stürzen, beziehungsweise auch verdeckt solche Umstürze zu untestützen, in meiner Lebenszeit nicht nachgelassen. Mal über den Atlantik schauen, Transatlantiker! Und deutsche Regierungen und die deutsche Wirtschaft haben sich auch nicht abgewöhnt, mit Diktaturen zusammenzuarbeiten. Da kann man herrlich Geld verdienen. Und offiziell über Menschenrechte zu hadern, die natürlich nur auf der jeweiligen anderen Seite des Zaunes mit Füßen getreten werden, gelle?
In der Stadt sollen immer noch Gedenktafeln für den ‚großen‘ Franco aufgestellt sein, die wollte ich mir jedenfalls lieber nicht antun!

Bei der Gelegenheit möchte ich auch noch darauf aufmerksam machen, daß seit einiger Zeit ein Freihandelsabkommen zwischen EU und den USA verhandelt wird, hinter verschlossenen Türen, ohne demokratische Kontrollen, das die Diktatur des Kapitals weiter verfestigen würde.
Stopp TTIP!
Und ab jetzt auch wieder ein Banner rechts oben, Stop TTIP!, das direkt zur entsprechenden ATTAC-Website führt ~ zur freundlichen Beachtung!

Morgenstimmung in der Mancha

Morgenstimmung in der Mancha I
Morgenstimmung in der Mancha I
Morgenstimmung in der Mancha II
Morgenstimmung in der Mancha II

Irgendwo mal ne falsche Abzweigung genommen und auf eine Landstraße ins Nirgendwo geraten, dazwischen Glück gehabt, noch eine Tankstelle aufzutreiben. Wenig später dann am Ende des Asphalts ein sehr schöner, ruhiger Übernachtungsplatz. Ein wenig frisch heut morgen, nur 5°, aber so langsam kommt die Sonne raus und es wird richtig kuschlig 😉

Einen halben Kilometer weit weg hinter einer Baumgruppe geht seltsames vor sich, mal kurz durchs Fernglas geschaut . . .

Mit dem Handy durchs Fernglas ~ Frühstück unter Geiern I
Mit dem Handy durchs Fernglas ~ Frühstück unter Geiern I

Eine Gruppe Geier macht sich über ein totes Schaf her, mit dem Handy durchs Fernglas zu photographieren ist ganz schön schwer, und qualitativ nicht sehr berauschend . . . aber besser geht zur Zeit nicht . . .

Zoom ~ Frühstück unter Geiern II
Zoom ~ Frühstück unter Geiern II

Auf der Wiese viel näher bei mir äst friedlich ein einzelnes Reh. Aber als ich aus dem Bus aussteige, um es in Bits und Bytes und Pixel zu bannen, springt es davon und hüpft über die Zäune in Sicherheit . . .

Nachtrag am Abend . . .

nochmal Geier ~ schon gut abgeräumt . . .
nochmal Geier ~ schon gut abgeräumt . . .

Im Lauf des Vormittags hab ich noch Batterien und eine Speicherkarte rausgekramt und die kleine Pentax zur Mitarbeit überredet. War gar nicht so einfach, sie wollte zuerst die Batterien und dann die Speicherkarte nicht akzeptieren. Außerdem Dreck auf dem Sensor . . . trotzdem besser als nichts.

Die Geier hatten da die Platte schon ziemlich gut abgeräumt. Zeitweise waren zwei Dutzend Tiere am Gange! Aber jetzt genug der Leichen! Die Natur ist manchmal auch nicht im wahren Sinn romantisch 😉

Shit Happens!

Sollten tatsächlich alle ihren Teller aufgegessen und gestern in den Blog geschaut haben? Dann gabs sicher enttäuschte Gesichter oder auch Klagen über den unzuverlässigen Reisenden . . .

Tatsächlich haben sich gestern allerdings andere, wie mans nimmt noch spannendere Umstände ergeben (auf die ich aber eher verzichten hätte können!), die mich daran gehindert haben, die angekündigten Offenbarungen zu leisten 🙁 Nach einem ausführlichen Stadtrundgang durch Cordoba war ich noch mal schnell weg, um mir beim Mediamarkt Haar- und Bartschneidemaschinen anzuschauen und auch ein wenig Lebensmittel einzukaufen. Zurück beim alten Herrn Magirus mußte ich feststellen, daß irgendwelche Spitzbuben das Prohibido El Pasar durch mein Schlafzimmerfenster ignoriert hatten und neben einigen Beschädigungen ein Defizit von zwei Kameras, drei Objektiven, dem großen Rechner und dem Bildschirm sowie zwei alten Handys (mit meiner aktuellen deutschen SIM) hinterlassen hatten. Die Sicherungsfestplatten mit den alten Bildern und das Netbook, auf dem ich hier den Beitrag für den Blog schreibe, sowie das teure Panoramarack von Novoflex und das große Manfrotto-Stativ haben sie zum Glück dagelassen . . .

Das Schlafzimmerfenster natürlich beschädigt, die vordere, abgeschlossene Passagiertür verzogen, weil sie vergeblich versucht haben, da wieder herauszukommen. Haben sich dann durch die Fahrertür verabschiedet . . .

Da die Pentax und das Standardzoom dafür mit mir bekannten Seriennummern gezeichnet sind, hab ich mich diesmal entschlossen, die Sache tatsächlich bei der Polizei anzuzeigen, obwohl die Chancen wahrscheinlich eher sehr schlecht stehen. Zwei Telefonate und zwei Stadtrundfahrten später war ich dann am richtigen Kommissariat der Policia National angekommen und konnte erstmal mit Hilfe einer Polizeihotline ~ da vor Ort natürlich niemand Englisch oder gar Deutsch sprach ~ meine Anzeige loswerden, anschließend machte sich die Spurensicherung über den alten Herrn Magirus her. Mit der Erkenntnis, daß die bösen Buben wohl handschuhbewehrt waren . . . Erlebnisprogramm: Das schwarze Fingerabdruck-Pulver ist mit Eisen angereichert und deshalb magnetisch, das weiße ‚leicht‘ toxisch, ich möchte das doch mit einem Küchenpapier vorsichtig 😉 vom Eßtisch entfernen . . .

Bis das alles passiert war und ich zurück an meinem Übernachtungsplatz, war es kurz vor neun abends und dunkel, zum Kochen hatte ich keine Lust mehr und konnte dem zweiten Konzert der Truppe zuhören, die mit Trommeln und Trompeten, aber in zivil, für die Umzüge zur Semana Santa an Ostern probte. An sich wollte ich euch Bilder vom Vortag zeigen, die aber sind leider in der geklauten Pentax begraben . . . trotzdem mußte ich nochmal lachen, als der lautstarke Marsch in Moll zum Schluß mit einer Variante von ‚Freude schöner Götterfunken‘ aufgepeppt wurde 🙂

In der Nacht recht wenig geschlafen. Ich muß schon sagen, ohne vernünftige Kamera und dem Rechner, den man zum Bearbeiten der Bilder braucht, komme ich mir schon fast wie amputiert vor. Bis der Schaden ersetzt ist, werden wohl mehr als zwei-, zweieinhalbtausend €uro von meinem Konto verdunsten, das tut weh! Für die Heimreise und den Blog werde ich wohl meine mehr als zehn Jahre alte erste Digitalpentax reaktivieren, aber vernünftig arbeiten kann man damit eher nicht mehr, sie photographiert nur noch im vollautomatischen Modus und mit der damaligen Zeit geschuldeten kleinen Auflösung.

Wenn der Hahn kräht auf dem Mist . . .
Wenn der Hahn kräht auf dem Mist . . .

Nun denn, wenn der Hahn . . . gestern war gutes Wetter mit Sonnenschein, aber schlechten Erfahrungen, heut den ganzen Tag fast nur Regen. Aber heut abend werd ich mir eine Pfanne mit grünem Spargel und den üblichen Verdächtigen leisten. Man gönnt sich ja sonst nix!