Auf dem Weg nach Granada auf einer schönen Landstraße durchs Gebirge und in Lanjaron an einem Brunnen mit beschildert trinkbarem und wohlschmeckendem Wasser meinen Tank und die inzwischen angesammelten fünf und sechs Liter PET-Wasserflaschen gefüllt. Nach dem ersten Kanister wird das Wasser etwas milchig-trübe, was solls! Beim dritten Kanister wird das Naß allerdings braun, was mir nicht ganz koscher vorkommt. Kanister gelehrt und die Umgebung erforscht. Eine Etage obenan ein Kinderspielplatz, noch eine Etage höher der Friedhof ~ ein Schelm wer Böses sich bei denkt! ;~} . . . aber ein paar Minuten später wird das Wasser wieder klar, so schlimm kanns wohl nicht sein . . . und in jedem Fall ist das natülich und organisch, gelle?
Im Ernst, auf spanischen Friedhöfen werden die Gewesenen in gemauerten Regalen bestattet, eine Trinkwasserkontamination scheint mir da eher ausgeschlossen . . .
Das letzte Stück nach Granada geht es auf der Autobahn, und die führt erstmal streng bergauf, was für mich bedeutet, daß die Geschwindigkeit bis runter auf 30 Km/h fällt. Der Peter hat mir das erklärt: Wenn an langen Steigungen die Abgastemperatur zu sehr ansteigt, schließen die Ventile konstruktionsbedingt früher, der Motor kriegt weniger Saurstoff, verbrennt den Diesel schlechter. Man könnte die Auspuffkrümmer isolieren, man könnte einen zuschaltbaren Ventilator (Turbo-Booster) in den Lufteinlaß einbauen . . . aber vorerst hilft nichts als Runterschalten und Geduld.
Wenn man an Granada denkt, fällt einem erstmal die Alhambra ein, und so hab auch ich mir die Wegweiser dahin zur Richtschnur gemacht und bin denen folgend bei einem Parkplatz gelandet, auf dem schon mehrere Wohnmobile und Reisebusse standen. Allerdings: Nicht umsonst, selbstverfreilich, aber was mut das mut! Nochmal allerdings: Der Monitor des Ticketautomaten vor der videoüberwachten Schranke gibt mir den freundlichen Hinweis, daß für heute (es ist 17 Uhr) bereits alle Tickets für den Besuch der Alhambra verkauft sind ~ und freundlicherweise auch, daß ich zehn Minuten Zeit hätte, den Parkplatz (24 Stunden geöffnet!) wieder zu verlassen, ohne bezahlen zu müssen . . .
Das Angebot nehme ich dankend an und lande am Fuß des Alhambra-Berges an einem kleinen Flüßchen, dem Genil, wo sich auch schon etliche andere Wohnmobilisten versammelt haben. Auf dem anderen Ufer ist die örtliche JoggerInnen-Rennstrecke, Hunde werden spazierengeführt, für Unterhaltung ist also gesorgt ;~} und ein kleiner Supermarkt ist in Fußgängerreichweite.
Morgen wird man weitersehen . . . was sich langsam bemerkbar macht, ist die vertrödelte Zeit . . . abends um halb acht hat es im Bus noch über dreißig Grad, viertel nach acht sind es noch achtundzwanzig, es scheint auf den Sommer zuzugehen! . . . lassen wir uns mal überaschen!
. . . von der Küste in die Berge . . . Richtung Granada . . .
Spanien im allgemeinen und Andalusien im besonderen ist ein fast überall sehr gebirgiges Land, und die nur 120 Pferdchen, die da unter meinem Schlafzimmer gallopieren, haben kräftig zu tun, um mein rollendes Heim in den kleinen Gängen die Berge hochzuschieben.
Dabei kommt es hier auf der Strecke immer wieder vor, daß Schilder am Straßenrand vor einem schlechten Zustand der carretera warnen ~ was dann in der Regel nicht auf einen alten, geflickten Teerteppich hinweist, sondern darauf, daß mal über einen Kilometer auf eine Fahrspur der Berg samt Maschendraht, der das eigentlich verhindern sollte, auf dem nächsten Kilometer dann umgekehrt die bergferne Fahrspur den Berg runtergefallen ist. Es regnet hier nicht sehr oft, aber wenn, dann anscheinend richtig!
Die Anstrengung für die Pferdchen führt aber zu Anblicken, die für den Andalusier und wegen Entwöhnung inzwischen auch für mich dem Auge schmeicheln: Bäume nicht nur als Einzelexemplare, sondern in zählbaren und später dann auch nicht mehr zählbaren Mengen! Pinien, Oliven, Mandeln, Eukalyptus . . . und fließendes Wasser!
Das, und als der absolute Überbrüller, Schneemützchen auf den Gipfeln der Sierra Nevada, mit der knalligen Sonne im Nacken zu beobachten, goutieren die andalusischen Straßenbauer mit beschilderten (Kamera!) Parkplätzen und Aussichtspunkten alle paar Meter . . . aber ohne Witz, auch ich bin von dem Anblick so angetan, daß ich beschließe, den Rest des Nachmittags und die Nacht in diesem Tal zu verbringen, am Fluß!
Die kleinen Feldwege, die da steil abwärts führen, sind mir aber nach meinen Erfahrungen in der Wüste von Tabernas ein bischen zu riskant, deswegen muß ich ein Stückchen fahren, bis eine schmale geteerte Straße ins Tal führt . . .
Den Rest des Nachmittags nutze ich zu einer kleinen Wanderung flußaufwärts, immer wieder den Rio Guadalfeo durchwatend, um die Seite zu wechseln, oder auch im Fluß watend, ohne einen Grund ausßer der Lust an der Freude ;-} . . . meinen ledernen Kamel-Sandalen wird so gründlich der Fußschweiß ausgespült, und ich genieße das wieder Erwarten fast lauwarm zu nennende Wasser. Nur in einem seitlich einmündenden Bach wirds dann ein wenig erfrischender . . .
Auch hier im Flußbett, das nicht wie die meisten Flüße und Bäche bei uns kanalisiert ist, ist die Gewalt des Wassers gut sichtbar, obwohl der Rio Guadalfeo im Augenblick flach und wie ein zahmer Bach erscheint. Das breite Flußbett mit Steinen, die mal wie gebürsteter Edelstahl in der Sonne schimmern, mal aussehen wie verwittertes Holz, das aber, im richtigen Winkel zur Sonne, ebenfalls anfängt zu schillern, ist durchzogen von alten Schleifen ~ das Wasser sucht sich immer wieder neue Wege . . . die Kanten des die Vegetation tragende Erdreichs sind zum Teil übermannshoch wie mit der Rasierklinge abgeschnitten. Wer da seine Hütte unbedacht zu nah am Flußlauf baut . . .
. . . kommt unter Umständen nicht mehr zur einzigen Tür hinein, bevor auch nur das Dach aufgesetzt ist . . .
Auch diese Ruine der Klasse ‚würd ich mir gerne als Altersruhesitz herrichten‘ direkt nebenan ist wahrscheinlich deswegen aufgegeben worden, weil sie doch ein wenig zu nahe am Wasser liegt . . .
Den Osterhasen bekomme ich zwar nicht zu sehen (ich glaub, der kommt gar nicht nach Spanien ;-} ), aber dafür zweimal ein Wachtelpärchen, einen Graureiher, einen Silberreiher immer wieder, zwei süße Geckos, die auf meiner Hose rauf und runter spazieren, einer klein, der andere winzig, Zitronenfalter, weiblich, mehrere, Zitronenfalter männlich, einmal (da sieht man mal, wir Männer sind in der Minderheit), Schwalben, die dann doch den Sommer machen, und viel viel mehr! ;-} Vögel zwitschern überall, die Gegend ist also sehr lebendig!
Neben ein paar Eukalyptusbäumen gibt es am Rand des Tales auch Olivenhaine, Mandeln, die man in dieser Jahreszeit frischgepflückt mitsamt Schale und Pelz essen kann (schmecken säuerlich fruchtig), und auch sonstige nicht näher zu bestimmende Obstbäume ~ ein kleines Paradies ;-} . . .