Montgó

. . . Aussicht morgens beim Kaffee

Nach diesem wunderschönen Morgen hätte man sich eigentlich sagen können, daß man für heute genug Schönheit gesehen hätte . . . aber der Internetwetterbericht hat für morgen die Möglichkeit von Schauern angekündigt, und ich wollte noch unbedingt auf den Montgó klettern, seit ich ihn vor ein paar Tagen vom Cap di Antoní gesehen hatte.

Also doch auf in die Puschen, denn heute ist noch T-Shirt-Wetter, und flott los, weil ich da oben Schilder gesehen habe, daß die Tour über 5 Stunden dauern soll ~ eine Richtung!

Zum Glück stellt sich das dann als übertrieben heraus. Von meinem Parkplatz aus sollen es zweidreiviertel Stunden sein. Trotzdem nehme ich außer Kamerakram mit Stativ auch noch eine Flasche Wasser und etwas zu Essen mit, das ist für mich schon außergewöhnlich vorsorglich ;-}

Ihr würdet lachen, was ich auf der Tour photographiert habe . . . man hat da einen ‚wunderschönen‘ Blick auf eine große Villensiedlung am Fuß des Montgó, und bei jeder dieser Villen leuchtet ein Pool knallig Blau. Hunderte, aberhunderte! Eine Synphonie in Terrakotta, Piniengrün und Poolblau. Ich hab Aufnahmen gemacht, aber das ist wohl eher was für die Kunstkiste im Stil von Gursky. Leider erzielen meine Photos (noch ;-}) nicht die Preise, die mir den optimalen Aufnahmestandort erlauben würden, nämlich vom Hubschrauber aus!

Zwischendurch gegen eins mein erstes Frühstück. Die Catalanischen Essenszeiten mögen für so manchen gewöhnungsbedürftig sein, aber ich muß mich eigentlich nicht umstellen. Baguette, Schinken, Tomaten, dann Baguette mit Tunfisch und Tomate, jeweils mit schwarzen Oliven gesnackt, danach als Dessert Clementinen. Die Gesund-Ernährer können zufrieden sein mit mir. Und nicht über das Baguette meckern, gelle?! ;-} Gibt hier kein vernünftiges Brot, ich vermisse meine Dinkelrolle!

Dann auf dem Gipfel die Belohnung einer weiten Rundumsicht, die Siluetten der Bergketten im Binnenland, den Felsen von Calpe silbern umstrahlt im Meer, jau, ganz nett, aber nix was man wirklich photographieren muß. Gegen sechzehn Uhr bin ich wieder am Parkplatz und beschließe, wieder hinunterzufahren, um den Montgó in der Abendsonne zu photographieren, und das . . . ja das war wirklich der Bringer! Eine wirklich überwältigende Schönheit!

. . . der Montgó in der Abendsonne . . .

Und jetzt ~ es ist schon lange dunkel und wird bald neun ~ muß ich auch nach catalanischer Sitte langsam daran denken, mir meine zweite Mahlzeit heute zuzubereiten. Mein Magen knurrt, also gehabt euch wohl, bis bald!

 

 

Cap de la Nao

. . . selten ~ Buchten ohne Bebauung . . .

Gestern war also Wäschewaschen angesagt, genauer: Wäsche waschen lassen ~ eine Automatenwäscherei habe ich hier nirgens gefunden. Also blieb trotzdem Zeit für einen großen Spaziergang beziehungsweise einer kleinen Wanderung von fünfeinhalb Stunden genutzt werden konnte. Vom Cap de la Nao zum Cap Pim, zum Teil auf einem schmalen Pfad durch eine wunderschöne Landschaft. Und von da wieder zum Bus zurück . . .

Aufnahmehöhe: 159 m über dem Meer ;-}

Ich hoffe, ich gehe euch nicht zu sehr damit auf die Nerven, aber daß ich die Gelegenheiten zur Zeit besonders gerne nutze, von irgendwelchen hohen Klippen hinunterzuphotographieren, das ist pure Lebensfreude! Ich genieße es, nach den Schwierigkeiten mit meinem rechten Ohr das Vertrauen in meinen Gleichgewichtssinn wiedergefunden zu haben ~ keiner von euch Daheimgebliebenen muß sich da irgendwelche Sorgen machen . . . ja, ich passe auf, nein, mir passiert nichts. Aber ich genieße es, eben nicht an den Geländern für die Rentnertouristen stehenzubleiben, und auch nicht auf dem vorvorletzten Hügel des Cap Pim, sondern auf dem letzten, da wo das Meer beginnt. Und ich genieße es, auch steilere Wände wieder auf meinen zwei Beinen hochzulaufen, ohne die Hände zu Hilfe nehmen zu müssen ~ und mich dabei sicher zu fühlen. Sicher, und gut!

. . . philosophische Pause . . .

Auf der Insel im Hintergrund gibt es tatsächlich ein kleines Häuschen, das sympathischerweise nicht wie eine Villa aussieht. Da könnte man davon träumen, so eine ganze Insel für sich alleine . . . ;-}

Die philosophische Pause gabs aber bei der Betrachtung der Felsengruppe in der Mitte. Ganz links neben dem letzten sichtbaren Felsen gabs noch einen, der wohl gerade mit der Meeresoberfläche auf einer Ebene endete, mal war er über Wasser, mal darunter.  Jede See, die in die Bucht rollte, veränderte das Bild der Wasseroberfläche, mit den Reflexionen des Wassers und dem Umspülen in unterschiedlichen Richtungen ein Anblick des ständigen Wandels.

Ich glaube, man könnte eine automatische Kamera auf diese Felsengruppe richten, jede Sekunde der Helligkeit ein Bild schießen, ein ganzes Jahr lang, und diese Bilder dann von einem Computerprogramm vergleichen lassen. Es gäbe keine zwei gleiche Bilder ~ ähnliche ja, gleiche nein . . . je genauer man hinschaut, desto mehr Unterschiede fallen auf . . .

Wenn man daran denkt, daß die ‚Wissenschaft‘ vor gar nicht so langer Zeit noch allen Ernstes der Meinung war, daß diese komplette Welt berechenbar wäre, und wenn man nur die Ausgangsituation kennen würde, könnte man die ganze Zukunft errechnen . . . ;-} dabei ist schon eine so einfache Situation viel zu komplex (und ‚chaotisch‘ im modernen wissenschaftlichen Sinn), daß von einer Berechenbarkeit keine Rede sein kann . . .

Seit Heisenberg ist der Physik klar, daß sie nicht einmal Position und Geschwindigkeit eines Elektrons gleichzeitig feststellen kann, daß Teilchen durchaus sowohl ~ als auch sein können, ohne daß wir die Welt auf einen der beiden, oder mehreren Zustände festnageln könnten . . .

Und was hat das mit uns zu tun? Nichts ~ Alles . . .

Aber wir leben in einer Welt, die unfaßbar groß ist, auch in ihren Möglichkeiten, und es macht verdammt viel Spaß, sie sich anzuschauen und zu erleben!

 

Sonne, wieder ;-}

Gestern nichts mehr geschrieben, denn der Tag war reichlich voll, und nachdem ich von einem zur Wanderung ausgeuferten Spaziergang mit müden Knochen und vieieiel Hunger zum Bus zurückgekommen bin ~ am Abend vorher war ich zu faul gewesen zu kochen ;-} ~ war dafür einfach keine Zeit mehr.

Auch hier wird es jetzt kühler, aber tagsüber ist das auf alle Fälle gut auszuhalten, da ich ja in einem passiv geheizten Solarbus unterwegs bin. Nachts sollen die nächsten Nächte auch frostig werden (hoffentlich nicht zu sehr, wegen der Tanks!), tagsüber bei Sonne aber sollen es zwischen 12 und 18 ° werden . . . na denn, man wird damit leben können!

Die Halbinsel hier besteht aus Kalk, der mal ausgewaschen in höhligen Mikrolandschaften daherkommt, aber auch in kristalliner Form, in der Sonne leuchtend. Manchmal liegt das so in der Landschaft rum wie das Bröselglas nach einem Autounfall.

Kalk ~ ausgewaschen . . .
. . . oder als Kristall!

Da an diesem Sonntagnachmittag mein Parkplatz touristisch gut belebt war und ich dann irgendwann ein gewisses Ruhebedürfnis verspürte . . . bin ich dann nochmal losgelaufen, über kleine Pfade dieser Halbinsel, mit farbigen Strichen auf Steinen gekennzeichnet . . . trotzdem, da es viele solche Trampelpfade gibt und nicht jede Abzweigung gekennzeichnet ist, bin ich dann wieder mal ganz wo anders gelandet als geplant ;-} und zwar von ursprünglich knapp 160 Metern über dem Meer über ein Arroyo steil hinab auf einer Höhe von 10 Metern über dem Meer.

Das war dann die Gelegenheit, auf einem Felsen in der Sonne zu sitzen und dem Meer zuzusehen, wie es um die Ecke in die Bucht rollte, immer wieder und wieder mit Macht einen Felsen hochbrandete, um da ein Becken mit Schaum zu füllen, der dann über Ritzen im Gestein wieder ins Meer zurücklief, um dann wieder . . . das Meer, der alte Schaumschläger . . . diese Energie, diese Ausdauer . . . welche Massen von Wasser, da lief auf einer zwei Meter breiten Stufe der halbe Meter Wasser länger ab als die nachste Welle brauchte, um wieder heranzurauschen . . .

Gelegenheit auch, über dieses Leben nachzudenken, über den Traum, den ich jetzt lebe. Der hat ja in den Jugendjahren auch mit dem Meer angefangen, salzigem Wasser, da wollte ich auf einem selbstgebauten Segelboot über die Ozeane und die Welt entdecken . . . jetzt halt mit meinem Bus, auf dem Land gibt es doch mehr Bäume zu sehen, und ohne die könnte ich auf Dauer nicht.

Und immer noch hat dieses Leben auch viel zu tun mit der Flucht vor den menschlichen Umtrieben, das Heckmeck um Geld, Macht, Kinkerlitzchen. Und immer noch ist nicht klar, ob ich auf diesem Weg finde, was ich suche, oder überhaupt mal rausfinde, was ich denn finden könnte ;-} (Uuuups! Schon wieder mal zu viel von mir verraten! ;-}) Aber immerhin, schöne, intensive Eindrücke , bei denen ich dann doch diese Verbindung mit der Welt, mit dem Leben spüre . . .

Schluß für heute, zu diesem Leben gehören auch so profane Dinge wie . . . na zum Beispiel Einkaufen, Wäsche waschen, manchmal sogar sich selbst! ;-}

grau . . . in Grau

Trost für die Daheimgebliebenen ~ aufgenommen in Grao / el Grau

Also so war das Wetter heute, und auch der Aufnahmeort . . . inzwischen bin ich aber schon wieder weiter, am Cap Sant Antoni südlich von Denia ~ und da über mir die Sterne funkeln, hoffe ich, daß morgen die Sonne wieder scheint . . .

Kurz und knapp!

Heut gibts nicht allzuviel zu erzählen, Spanien will mir zeigen, daß Sonnenschein keine Garantieleistung ist, Himmel und alles drumherum dunkelgrau, stürmisch, sogar richtig doll geregnet hat es vorhin!

Heute war auch der Tag, wo ich mich wieder um meine Wasser- , Abwasser- und unaussprechliche Tanks kümmern mußte, und da hats dem Faß (oder Tank) den Deckel rausgehauen. Glücklich, tatsächlich nach meiner Liste einen Campingplatz zu finden, der das WoMoTank-Symbol am Eingang hatte, hab ich mich in die nötigen Aktivitäten gestürzt ~ um hinterher beim Bezahlen festzustellen, daß die acht €uroz für die hundert Liter Wasser plus Ablaß haben wollten! Zu Hause zahle ich einen einzigen €uro, bis zwei sind normal, vier in Südfrankreich waren bis heute die einsame Spitze.

Nun gut, ich verrechne das mit den auf dieser Reise bis jetzt öfter recht günstigen (= 0 €) Tankfüllungen und / oder indem ich das auf die Woche Unabhängigkeit umrechne, die mir die Veranstaltung gibt . . . macht dann auch nur einen €uro pro Tag, was solls ;-} . . . aber Touristen anlocken tun die mit DEM Tarif garantiert nicht!

Das stürmische und graue Wetter hat ein paar Kitesurfer hier in der Gegend zu sportlichen Aktivitäten animiert ~ das könnte mir wohl auch gefallen . . . eine dicke Neoprenhaut brauchts dazu aber allemal!

Macht jut für heute, bis zum Nächsten!

Entscheidungen . . . und zu was sie führen . . .

Lustigen Platz hab ich heut ergattert ;-} mit Blick auf den Hafen von Valencia im Norden, ein Parkplatz am Strand, mit Rotkreuzstation, an der (jetzt im Winter) alle Türen und Fenster zugemauert sind . . . im Sommer muß es hier abgehen wie bei Baywatch, mit Rettungsschwimmern auf Hochsitzen und Fähnchen, die einem sagen, ob man schwimmen darf, nur mit Vorsicht, oder nicht. Zur Zeit keine Fähnchen, keine Rettungsschwimmer(innen ;-}), aber die Strandduschen duschen, das Wasser läuft . . .
Bin hier relativ früh (drei, halb vier nachmittags) angekommen und hab beschlossen, nach dem Ausgang des gestrigen Tages (von dem ich eigentlich berichten wollte, aber das muß jetzt noch ein bischen warten . . .) hier zu bleiben und es ruhig angehen zu lassen. Warn ein paar seltsame Typen da, die im Auto sitzend mit laufendem Motor mal hier mal da stehengeblieben sind, aber auch ein älterer Spanier, der vor 38 Jahren (in etwa als mein Bus gebaut wurde) in Deutschland war, sich aber noch recht gut auf deutsch verständigen konnte . . . die Guardia Civil ist in knapp drei Stunden drei mal über den Parkplatz gefahren, das hat mir ein bischen Sorgen gemacht . . . aber seit es um sechs dunkel geworden ist (und die um die hundert Straßenlaternen alle dunkel geblieben sind . . .), haben sie sich nicht mehr blicken lassen, man will ja nicht stören ;-}
Ich hatte nämlich schon bei meinem ersten Spaziergang über den Parkplatz festgestellt, daß da ziemlich viel Kondome (benutzt) und deren Verpackungen herumlagen, und gegen sechs fing dann die Karusselfahrerei der Suchenden an . . . Nun ist es ja so, daß ich Gays in der Regel als liebenswert unagressive Menschen kennengelernt habe, und von den Damen bin ich auch noch nie (oder selten) gewalttätig angegangen worden, also habe ich mir darüber nicht sehr viel Sorgen gemacht. In der Regel reicht ein dezentes Kopfschütteln, und die Sache ist geklärt ;-} So mancher fährt aber doch ein Dutzend Runden über den Parkplatz . . .
Vielleicht interpretiere ich aber auch ein wenig einseitig, denn der Betrieb hat sehr nachgelassen, seit in dem Autokino, dessen Leinwand ich zu 80% im direkten Blickfeld habe (in der rechten Ecke ein Busch, links unten fehlt auch eine Kleinigkeit, in der Mitte der Mast einer Straßenlaterne), seinen Abendfilm gestartet hat . . . es scheint sich um eine spanische Komödie der B-Klasse zu handeln, und ich glaube nicht, daß ich viel dadurch verpasse, daß ich den Film ohne Ton genießen muß (Gott sei Dank, und ich würde eh nix verstehen ;-} ) .

Der Film spielt ~ nach der Wohnung ~ in der sogenannten ‚besseren Gesellschaft‘, und die Hauptperson ist eine dunkelhaarige Walküre mit gigantischer Oberweite, die sich durch ein sehr dialogbetontes Drehbuch schauspielert. Sie setzt sich auf ein Pony, das dann unter ihr zusammenbricht, erweist sich auf dem Fußballfeld als steppender Ballkünstler alla Rodino, wird anschließend mit gespreizten Beinen von zwei Fans über den Platz getragen (man sieht nix, aber kann sich alles denken!), und irgendwann bestätigt sich auch mein Verdacht, daß es sich eigentlich um einen Mann handelt, als er sich zwei Honigmelonen in den BeHa Marke Übergröße stopft ;-}}}}}} . . . und inzwischen läuft schon die Werbung für die Filme, die demnächst kommen, unter anderem Spielbergs War Horse . . . und der nächste Film ist dann offensichtlich ein amerikanischer, wie sich das gehört . . . die bieten hier ein abendfüllendes Programm!
Jaja, aber eigentlich wollte ich euch noch von gestern erzählen, was alles passiert ist, nachdem ich meinen Beitrag zum Blog geschrieben hatte . . . was so alles von Entscheidungen abhängt, was man verpasst hätte, wenn man nicht, und auf was man eher verzichtet hätte, wenn man’s vorher gewußt hätte . . .
Die Frage der Fragen war: Gleich losfahren oder doch noch den kleinen Spaziergang auf den anderen Kamm links neben dem Paß? Und obwohl der Himmel verhangen war und die Stimmung dem entsprach, habe ich mich zum Glück noch auf den Weg gemacht, besser auf den Pfad, steil bergan, diesmal nicht mit Farbstreifen gekennzeichnet, sondern nur durch ‚Refugio de Caza‘-Tafeln (Jagdschutzgebiet) und einzelne Steinmännchen . . . nicht immer ganz klar, wo es langgeht, nach einer Weile Kletterei über Sandsteinklötze, wie von Riesen in die Landschaft geworfen . . . interessante Felsformationen, da schau her . . . und da ein großer Felsblock, da kletter ich mal rauf . . . na gut, bis zu der einen Pinie, die da oben steht, da geh ich noch rauf! . . . und dann gings los!
Da konnte ich wieder mal meiner Leidenschaft frönen, oben auf der Kante zu stehen und unter mir nur hundert(e) Meter Luft und erst ganz weit unten wieder Landschaft(nach Google Earth aus 666 m, die Ebene liegt bei 320 m) . Täuscht euch nicht, das hat weniger mit Adrenalin zu tun als mit sowas wie Ehrfurcht und Demut, auch wenn diese Worte anscheinend aus einer weit zurückliegenden Zeit stammen. Einfach GE-WAL-TIG! Man selbst als Mensch in den richtigen, winzigen Dimensionen, aber trotzdem mittendrin! Uh-Uhhhhh! Waaahhhnsinn! Da oben zu stehen und diese Dimensionen zu spüren . . .

senkrecht nach unten . . . Fuß mit Absicht im Bild ;-}

Das Stehen ist das Eine, aber das zu photographieren ist das Andere . . . zum Einen ist die Höhe soo gar nicht darstellbar, ein Photo ist nun mal eine zweidimensionale Fläche, und die Bildsprache ist da viel zu eingeschränkt . . .

. . . in die Ferne . . .

aber wie weit kann man sich vorlehnen, mit einer Kamera vor den Augen, die einen mit eineinhalb Kilo aus dem Gleichgewicht zu bringen versucht? Wie nah kann man an der Kante stehen, auf ein Handy konzentriert eine Kreisbewegung ziehen, um ein Panorama einzufangen?

da lang? quo vadis, Steinmännchen?

Stehen und Schauen ist toll, alles, was den Blick auf die Position und das Gleichgewicht ablenkt, ist ausgesprochen zweifelhaft . . . gefährlich . . .
Auf dem Rückweg dann der gutgelaunte Übermut. Selbstauslöser ~ kommt man innerhalb der 12 Sekunden den Felsen rauf? Schließlich hat es mit 10 Sekunden geklappt, 2 noch oben warten ;-}

. . . zehn Sekunden! ;-}

Ja, das hätte ich also verpaßt, wenn ich mich nicht doch noch aufgemacht hätte, gestern. Man kann so vieles verpassen, und man verpasst so vieles. Bleibt einem auch gar nichts anderes über, denn egal, wo man hingeht, links wie rechts bleibt etwas über, was man nicht mitkriegt . . .
Andererseits . . . weil meine Lebensmittel und das Wasser knapp waren, mußte ich ja wieder runter aus den Bergen . . . nach dem Einkaufen dann wieder so ein ‚Seebad‘, Betonblöcke, Ferienhäuser, Verbotsschilder. Nur ja keine Wohnmobile . . . um an den Rand der Verbote zu kommen immer weiter die Promenade entlanggefahren, schlechtere Straßen, ein heruntergekommener Wohnblock, der Teer hört auf, die Schlaglöcher nehmen zu, schließlich nur noch Schlaglöcher auf immer schmalerer Piste, auf der einen Seite das Meer und Müll, auf der anderen Ruinen von Ferienhäusern/hütten, in denen aber noch Menschen wohnen! Ich bin in einer Art Favela gelandet, aber fast vor jeder Ruine ein Auto, Hunde. Die Piste ist so schmal, daß Wenden vorerst nicht möglich ist, Hunde verfolgen mich kläffend, Menschen werden munter. Ich muß den Bus um schrägstehende Strommasten und Überreste von Mauern herumwürgen, es wird immer knapper! Und als ich schließlich umdrehen kann, ist es auch schon dunkel.
Auf dem Rückweg plötzlich ein Knall, wie ich später sehe, hat ein dicker Stein die hintere rechte Radkappe zusammengefaltet! Das tut weh, obwohl mir die Radkappen schon länger auf den Geist gehen, weil ich durch sie den Luftdruck der Zwillingsreifen nur nach aufwendiger Demontage (verschraubt!) und anschließender Remontage kontrollieren kann. Nun gut, werden die Felgen halt in Wagenfarbe gestrichen, und alles wird einfacher!
Also, Buntgemischtes gestern, auf die abendliche Erfahrung hätte ich doch eher verzichtet, wenn das möglich gewesen wäre . . .

. . . und wieder in die Berge . . .

Nachdem das an der Küste nur noch so ausgesehen hat . . .

Skyline der BetonBettenBurgen

. . . und da ein Schild aufgetaucht ist nach ‚Desert de les Palmes‘ ~ bin ich also nochmal rechts abgebogen und auf einer Pinienallee wieder in die Berge hochgefahren. Beim ‚Desert de les Palmes‘ handelt es sich um einen Naturpark, was den Vorteil hat, daß ich da tatsächlich einen Parkplatz ein paar Meter von der Straße weg gefunden habe . . . und dann gleich eine kleine Wanderung zu einer  Burg, des ‚Castillo de Montornès‘ , und diese kleine Wanderung hat sich dann bis zum Sonnenuntergang hingezogen, weil es, obwohl nur wenig mehr als ein Kilometer Weg, zum Teil eine arge Kletterei war, um an die Positionen zu kommen, von denen aus man photographieren wollen konnte ;-}

Der Turm des Castillo

 

. . . einmal 'wow!' zum Abend . . .

Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen war die Sache so reizvoll, daß ich am nächsten Morgen gleich wieder da hin mußte, damit das Licht von der richtigen Seite kam . . .

Licht von Links ~ Castillo de Montornès

Die Burg, denn nichts anderes bedeutet  Castillo, ist noch aus der maurischen Zeit, zumindest der Turm ist aus dem 10. Jahrhundert, trotzdem sind noch einige gemauerte Gewölbe intakt und von oben begehbar. Da sieht man wieder, daß Architektur durchaus eine langlebige Kunstform sein kann . . . ;-}

Castillo de Montornès, Morgenstimmung

Gestern Mittag bin ich dann noch ein Stück höher den Berg hinaufgefahren, von da konnte ich heute morgen die Burg im leichten Nebel vor dem Hintergrund des Meeres sehen, inclusive Spiegelung der Sonne, die es sich heute ein wenig schwertut, die Wolken, den Nebel, oder was immer das auch ist, endlich aufzulösen . . .

Während gestern den ganzen Tag die Sonne geschienen hat, wie ich das jetzt so gewohnt bin . . . die Fahrt hierhin waren gerade mal zweieinhalb Kilometert, die sich aber gelohnt haben. Ich stehe hier mitten im Wald, wo fast nur Wanderer und Radfahrer hinkommen . . .

 

so steht sichs gut!

Das Bild entstand auf der sehr schönen Wanderung zum “Cim de Bartolo‘, dem Gipfel des Bartolo, auf dem neben einem großen Betonkreuz und einer Kapelle mit Bild vom Bartolo ein regelrechter Antennenwald installiert ist, wahrscheinlich für jeden spanischen Fernsehsender eine . . .

Spanien wohin ~ Natur, Tradition oder Moderne?

Die Antennen machen in der Regel einen etwas gepflegteren Eindruck als das Kapellchen . . .

Man hat von da oben aber einen imposanten Ausblick über die Gegend, und kann auch von oben auf das alte Karmeliterkloster herabsehen, das dem ‚Desert‘ wohl seinen Namen gegeben hat. Wüstenhaft sieht es hier wahrlich nicht aus, aber die Gläubigen wollten sich in die ‚Einöde‘ zurückziehen, zu Arbeit und Gebet . . . mit den Palmen sieht das so ähnlich aus, es gibt hier jede Menge Pinien, Palmen habe ich keine gesehen. Erst auf meinem Spaziergang zur Burg fielen kleine ‚Palmschößlinge‘ auf, die überall in der Macchia wachsen, einzelne Palmblättchen . . . es handelt sich anscheinend um eine Zwergform der Zwergpalme  ~ „Palmetto-Formation“ mit ihren kurzen, kaum den Boden überragenden Stämmen . . .

das alte Karmeliterkloster ~ es gibt noch einen Neubau . . .

Auf dem Rückweg von dieser Wanderung wieder einer dieser Ausblicke in den Abend, für den sich für mich jede Anstrengung lohnt . . .

nochmal 'wow!'

Den mit anstrengenden Klettereien erarbeiteten Hunger mußte ich dann mit einfacher, aber feiner mediterraner Kost stillen, da ich unvorsichtigerweise vor dem Abbiegen in die Berge nichts mehr eingekauft hatte . . . So gab es ’nur‘ bunte Spiralnudeln in Olivenöl, etwas Butter, Pepperoni, Knoblauch und schwarzen Oliven . . . dazu ein Glas Rotwein, Reserva aus dem Rioja, was will man mehr?

 

Raus aus dem Delta . . . rein in die Berge . . .

Windhexe
Sahara Feeling

Zum Abschied vom Ebro-Delta habe ich mir den Luxus geleistet, ein Stück den (Sand-)Strand entlang zu fahren. Das ist irgendwie witzig, das Ebro-Delta ist ein offizieller Naturpark, und Campen ist natürlich streng verboten, aber man kann ~ auch unter den Augen der Guardia ~ auf dem Strand Auto fahren. Und nachdem gegen Mittag ein ganzer Allrad-Club aus Barcelona mit gut einem Dutzend zum Teil riesiger Wüstenschiffe an mir vorbei auf die Strandpiste gefahren war, konnte ich es mir auch nicht verkneifen, auch ein allerdings recht kurzes Stückchen auf dem Strand zu fahren. An sich kein Problem, der Sand ist hart und tragfähig, aber ich hab mich dann doch wieder auf die geteerte Straße auf dem Damm begeben, sicher ist sicher!

. . . über die Reisfelder . . .
. . . auf dem Damm . . .

Anschließend dann auf der Nationalstraße gen Süden, bei Peníscola habe ich gehofft, einen schönen Standplatz zu finden, aber da ist die Küste total touristisch versaut, Betonblöcke und Hochhäuser am Strand, und am Sonntag auch massig Betrieb.

Also wieder Mal Flucht ins Hinterland, Vorberge . . . auf winzigen Straßen, Orangen- , Mandarinen- und Olivenplantagen. Auch ein Refugium von Deutschen entdeckt, mit einem originalen Tipi im Garten. Das Problem ist, daß auf diesen kleinen Sträßchen, die zum Teil von der Gemeinde für landwirtschaftliche Zwecke gebaut wurden, keiner das zusätzliche Geld für eine kleine Parkbucht neben der Straße ausgeben will ;-[ und so bin ich nach mehreren Stunden Fahrt durch diese schöne Landschaft am Rand von Càlig gelandet, auf dem Platz in einer Weggabelung. Mittelprächtig, die Dorfköter haben sich Tag wie Nacht viel zu erzählen . . . also bald weiter, wieder Richtung Süden auf der Nationalstraße ;-}

 

Im Ebro-Delta

Reisfelder in der Abenddämmerung

An sich wollte ich gestern ja weiter die Küste entlangfahren, da die Nationalstraße sich auf der Karte in einem Bogen um eine Felsbarriere herumwand, aber ein feiner grauer Strich an der Küste entlang führte. Nun, dieser Strich kann eigentlich nur die ~ in der Legende nicht aufgeführte ~ Eisenbahn gewesen sein, denn die Achsen- und Federbrechende Piste endete nach wenigen hundert Metern. Also Kommando zurück und doch Nationalstraße.

Um die Felsbarriere herum und urplötzlich wurde die Nationalstraße zum vierspurigen autobahnähnlichen Monster, ich also reflexartig die nächste, winzige Abfahrt genommen, eine schmale Straße mit erstmal uraltem Belag, die sich in Wellen und Kurven langsam ins Vorgebirge hineinbohrte. Achsen und Federn hatten wieder kräftig zu tun, auch bei mir kamen leichte Muckibudengefühle auf, aber landschaftlich sehr schön. Nicht unbedingt wild, links und rechts ab und an eine kleine Finka, der Wald wurde immer häufiger durch Olivenplantagen abgelöst. In der Ferne von Zeit zu Zeit ein Aufblitzen des Meeres . . . leider auf der ganzen Strecke kein vernünftiger Platz, um den Wagen abzustellen, sonst hätte ich da eine Übernachtung eingelegt. Immer nur Strand ist ja auch langweilig . . .

So bin ich aber doch planmäßig auf dem Ebrodelta gelandet, wo ich allerdings nach meinen Wochenendeinkäufen erst nach Sonnenuntergang angekommen bin. Der Ebro ist Spaniens größter Fluß und hat im Lauf der Zeit ein riesiges Delta im Meer vorgelagert, sehr fruchtbar, und so wird hier Reis angepflanzt.

Davon ist natürlich jetzt im Winter nichts zu sehen, auf der Fahrt, Kilometer nach Kilometer auf einem grade mal einen knappen Meter hohem Damm durch die Dämmerung waren links wie rechts die Felder mal als Stoppeln, als Schlamm oder als Wasserfläche zu sehen, je nach Bearbeitungszustand. Die Traktoren hier haben keine Gummibereifung, sondern rollen auf einer Art Gitterrädern, wie ihr auf dem Photo sehen könnt.

Und da ich jetzt doch wieder am Strand stehe, habe ich heute vor Sonnenaufgang einen Spaziergang begonnen, um das erste Aufblitzen mitzubekommen . . . man kann sich morgens anscheinend doch ohne Kaffee im Magen bewegen . . . ;-}

Guten Morgen!
Bitte Platz zu nehmen!

Die beiden Seiten . . .

in allen Dingen, nicht nur in der Politik . . .

Die Suche nach einer Möglichkeit, die einen Tanks zu leeren und den Trinkwassertank zu füllen, hat sich gestern auch wieder sehr schwierig gestaltet. Meine Internetliste hat sich nicht als sehr hilfreich herausgestellt, da scheint ein Spaßvogel herumgefahren zu sein und keine vernünftigen Adressen eingetragen zu haben, sondern nur Geo-Positionen ~ von der Ortsmitte ;-}

Zudem ist der Tourismus hier sehr auf stationäre Strandurlauber, sprich Hotel, Ferienwohnung, Campingplatz eingestellt, und das eher während der Saison. Jetzt im Winter sind die Möglichkeiten da seeehhhr beschränkt!

Im Unterschied zu Südfrankreich, wo fast in jedem Ort ein Schild an der Durchgangsstraße auf die Möglichkeit der Ver- und Entsorgung von Wohnmobilen hingewiesen hat, und diese Facilitys oft von der Gemeinde gestellt wurden, ist hier in Spanien die Welt gepflastert mit Verbotsschildern für WoMos. Es hat sich  hier noch nicht herumgesprochen, daß es eine wachsende mobile Gemeinde gibt, die zum Teil mit Mobilen, die mehrere hunderttausend Euros gekostet haben, diese Welt entdecken und in ihrem eigenen Bett schlafen wollen. Und die (ich nur eingeschränkt, da ja finanziell nicht soo potent . . .) geben auch richtig Geld aus, gehen Essen, kaufen in Läden und Boutiken ein . . .
Nun, jetzt im Winter nimmt allerdings nicht mal die Guardia Municipal die Verbotsschilder besonders ernst.

Die andere Seite ist dann die, daß ich gestern abend dann von einem Wachmann eines geschlossenen Camping-Resorts zur nächsten Tankstelle geschickt wurde, und da an der Luft- und Wassertankstelle meinen Tank füllen konnte. Da man da normalerweise nur den Kühler nachfüllt, kommt aus dem Hahn allerdings nicht sehr viel und das hat entsprechend gedauert . . . auf die Frage, was ich den dafür bezahlen solle, kam die Antwort: Nein, nein, das wäre umsonst . . . also herzlichen Dank!

Und dann habe ich doch noch mein erstes Schild auf eine Entsorgungsmöglichkeit gesehen, auf einem Campingplatz mit WoMoAbteilung. Die haben die flaue Jahreszeit für Bauarbeiten benutzt, ich konnte den Wassertank und den Toilettentank geregelt ablassen, und obwohl ich nicht bleiben wollte, wieder die Antwort ‚Nein, nein, das ist umsonst, und gute Fahrt! . . . also herzlichen Dank allen hilfsbereiten Katalonen!