Hatten wir schon lang nicht mehr :)

da wollt' ich übernachten
da wollt‘ ich übernachten

Da schau an, der geneigte Leser sieht mich leicht konfus, da laufen im Kopf drei verschiedene Sachen nebeneinander, und nur zwei haben mit den Bildern zu tun. Dazu irritiert das Netz mit Präzisionsverzögerung, sodaß die Buchstaben erst mehrere Sekunden nach der Eingabe auf dem Bildschirm erscheinen, Doppelblindtippen sozusagen 🙁

stattdessen großer Ausblick ~ vor Sonnenaufgang
stattdessen großer Ausblick ~ vor Sonnenaufgang

Dann erledigen wir halt mal die Dinge zuerst, die mit den Bildern zusammen laufen. Ich war gestern nachmittag am Meer bei Bacarès angekommen, hatte den alten Herrn Magirus an dem Platz abgestellt, an dem ich die letzten Jahre auf der Fahrt in den Winter jeweils eine Nacht verbracht hatte. Direkt am und mit Blick auf den Etang de Leucate, knapp außerhalb des Ortes neben einem Parkplatz mit aufgemalten Wohnmobilen. Neben deshalb, weil die Plätze etwas zu kurz sind für uns mit unseren siebeneinhalb Metern. Danach eine kleine Radtour, um zu kontrollieren, ob die Umgebung auch noch vollständig vorhanden ist 🙂 Ich hatte schon festgestellt, daß erheblich mehr Menschen und Autos als im Winter unterwegs waren, zu viel Umtrieb inzwischen für den einsame Gebirge gewöhnten Vagabunden. Dazu kam noch, daß es im prallen Sonnenschein nicht wie sonst nach Thymian und Rosmarin duftete, sondern immer wieder Schwaden von Hundekacke durch die Nasenflügel waberten . . . und die immer gleichen Tourismusinstallationen, nur langweilig. Da half es nicht einmal, daß die holde Weiblichkeit den Temperaturen schon mit leichterer Bekleidung ihren Tribut zollte. Ob das wirklich so eine gute Idee ist, am Mittelmeer entlang zu fahren? Je länger ich da herumfuhr, desto sicherer wurde ich mir, am nächsten Tag erst einmal wieder ins Gebirge zu wechseln, ins Corbière.

Sonnenaufgang über dem Mittelmeer
Sonnenaufgang über dem Mittelmeer

Der Entschluß wurde dann noch von extern beschleunigt. Ich war gerade dabei, meine Pfanne mit grünem Spargel und den üblichen Verdächtigen ihrer Destination zuzuführen, als ein Fahrzeug der Police Municipale neben uns anhielt und mir mit vielen Worten und mit Hilfe eines Zettels klargemacht wurde, daß entgegen des Anscheins hier kein legaler Wohnmobilparkplatz mehr wäre, und daß wir uns zum kostenpflichtigen Platz am Freizeithafen zu begeben hätten. Freundlich, es täte ihm leid, aber bis 21 Uhr. Eine halbe Stunde Zeit aufzuessen und dann Abflug . . . allerdings nicht zum Hafen. Ich mag diese offiziellen Plätze nicht, die für mich immer einen Touch von Konzentrationslager haben, vor allem, wenn man zwangsverschickt wird.

näher ran: Sonnenaufgang über dem Mittelmeer
näher ran: Sonnenaufgang über dem Mittelmeer

Anderthalb Jahre vorher hatte ich zwei Tage etwas weiter nördlich an einem kleinen Sträßchen fast am Meer verbracht, das wollte ich jetzt wiederfinden. Nicht so ganz einfach, denn es wurde langsam dunkel. Und dann versperrte ein Schild und eine allerdings offene Schranke die Durchfahrt zu meinem Ziel. War ich da damals etwa unerlaubterweise durchgefahren? Keine Ahnung, aber es gab da auch einen Strandparkplatz, an dem das letzte Mal, aber jetzt nicht mehr, ein Verbotsschild für Wohnmobile war. Nur hatte sich das offensichtlich herumgesprochen. Auf dem weitverzweigten Gelände waren schon so viele Wohnmobile aus allen europäischen Nationen abgestellt, daß ein unüberfühlbarer Widerwille in mir aufstieg, und ich kehrt machte und die sofortige Flucht ins Gebirge angetreten habe, inzwischen in wirklich dusterer Nacht.

noch näher ran: Sonnenaufgang über dem Mittelmeer
noch näher ran: Sonnenaufgang über dem Mittelmeer

Bin ich inzwischen tatsächlich so ‚verbuscht‘, wie es eine Reisebekanntschaft einmal ausgedrückt hat? Damals war das noch eine mehr theoretische Frage, eine in eine mehr oder weniger ferne Zukunft schauende. Aber das ist inzwischen auch schon vier Jahre her, genug Zeit, um eine Entfremdung und Menschenscheu fortschreiten zu lassen, die eh schon immer vorhanden war. Die Erfahrung vieler Nächte in Gebirge und im oft sehr leeren Binnenland von Spanien in absoluter Ruhe haben jedenfalls dazu geführt, daß die Hektik und der Lärm hier an der Küste mir unerträglich erscheint . . . Jedenfalls profitiert ihr mit einigen Bilderchen vom Sonnenaufgang über der Seen- oder Lagunenlandschaft um Sigean und Leucate, vom Abhang der Corbière aus gesehen. Und ich mache mal Schluß für heute, der Laptopakku schwächelt genau wie das Netz, und die Sachen ohne Bilder spar ich mir mal für später auf . . .

Panorama im Sonnenlicht ~ 'Seen'-Landschaft um Sigean und Leucate
Panorama im Sonnenlicht ~ ‚Seen‘-Landschaft um Sigean und Leucate

Fronkraisch . . .

immer eine Nasenlänge voraus ~ oder einen Bauchradius? Iiiich bin nicht dick!
immer eine Nasenlänge voraus ~ oder einen Bauchradius? Iiiich bin nicht dick!

Auf die andere Seite der Pyrenäen gewechselt, und damit auch in eine andere Nation eingetaucht. Internetmäßig diesmal relativ problemlos, da ich nur die vorhandene SIM von Réglomobil wieder aktivieren mußte. Bis auf daß verschlüsseltes FTP sperrt, ein Schelm, wer Böses sich bei denkt. Oder nach Anlaß auf gallisch: Honi soit, qui mal y pense! Auch die französischen Dienste sind halt neugierig, und die französischen Provider haben’s gerne mit Protokolleinschränkungen. Ein wenig schnarchig die Verbindung manchmal, was dann zu nervigen Anschlagsverzögerungen beim Blogschreiben führt.

Ansonsten Umstellung der Super- bzw Hypermarktgewohnheiten. Die Öffnungszeiten abends sehr eingeschränkt im Vergleich zu Spanien, 19:30 beim ersten Lidl, den ich ansteuere, um vernünftiges, will heißen nicht bröseliges und nicht weißes Brot für’s Frühstück zu kaufen. Es ist aber schon 19:45, Pech gehabt! Vorher in Spanien noch einiges eingekauft, was weder die französischen noch die deutschen Supermärkte anbieten. Zum Beispiel die Konserven mit den Calamares in ihrer eigenen Tinte, die ich für eine gerne gegessene Pastasauce brauche . . . einen Vorrat von fünf Döschen, muß ja für ein dreiviertel Jahr reichen . . . dafür freue ich mich auf die in französischen Märkten wieder vorhandenen kretischen trocken eingelegten schwarzen Oliven. Auf Peperoni werde ich noch eine Weile warten müssen . . .

Außerdem habe ich mir Assistenz besorgt, einen Bei- oder will ich sagen Vorfahrer. Einen, der uns immer eine Nasenlänge, oder soll ich sagen, einen Bauchradius voraus ist, als Gallionsfigur. Einen, der mir, wenn’s drauf ankommt, den Weg mit ein paar Fausthieben freihaut. Oder auch, wenn jemand den Gedanken in Erwägung ziehen sollte (oder in den Verdacht kommen, daß er in Erwägung ziehen könnte . . .), der Kumpel wäre dick. Nein, er ist nicht dick, aber stark gebaut, der Obelix 🙂

Pont Gisclard bzw Pont de Cassagne
Pont Gisclard bzw Pont de Cassagne

Beim Abstieg auf der N116 entlang des Têt fällt rechterhand tief unten eine großartige Schrägseilbrücke auf, über die die Eisenbahnlinie den Fluß in 80 Metern Höhe mit einer Spannweite von 115 Metern (Gesamtlänge 253 Meter) überspannt. Beim Sichten des Photos heute morgen zur Vorbereitung des Blogs erst einmal der Eindruck: Mist, verwackelt! Beim genaueren Hinschauen aber in gewisser Weise Entwarnung. Die Stützpfeiler sind knackscharf, aber das Spinnennetz der vielen parallelen und sich in der Mitte überkreuzenden Tragseile erzeugt bei Skalierung gewisse Treppen- und Moiré-Effekte, die diesen Eindruck hervorrufen. Falls ihr euch über mein überragendes Augenmaß wundert 🙂 ~ die Daten stammen aus den Wikipediaartikeln zur Brücke und zum Architekten Albert Victor Hippolyte Léon Gisclard, der die Eröffnung der Linie 1910 nicht mehr erlebte. Er starb bei einem Eisenbahnunglück auf der Strecke noch während der Baumaßnahmen. Ein Leck der Druckluftanlage für die Bremsen, der für einen Belastungstest der Brücke mit Schienen schwer beladene Zug läßt sich auf der Fahrt abwärts nicht mehr bremsen, wird immer schneller, entgleist in einer Kurve, sechs Tote, darunter auch Gisclard . . .

Pont Gisclard, Ausschnitt eins
Pont Gisclard, Ausschnitt eins

Interessant auch die private Website von Michel Wagner über die Brücken von Gisclard mit vielen historischen Bildern, auch vom Bau der Brücke und dem Unglück.

Pont Gisclard, Ausschnitt zwei
Pont Gisclard, Ausschnitt zwei
Pont Gisclard, Hinweistafel
Pont Gisclard, Hinweistafel

Und noch ein Nachtrag: Ich bin zur Zeit ein wenig nachlässig im Beantworten von Kommentaren. Verzeiht, seid nachsichtig. Ich registriere das, ich freue mich über jeden Kommentar, habt Dank!

Perspektive plus 300m

Panorama aus 1150 Metern Höhe ~ im Hintergrund Serra del Cadí
* Panorama aus 1150 Metern Höhe ~ im Hintergrund Serra del Cadí *

Aus der Radtour ist dann doch ein kleiner Spaziergang geworden. Hinter dem alten Herrn gab’s einen unbeschilderten Trampelpfad, der den Hügel hinauf führte. Einer von der Sorte ‚wo geht das jetzt gleich wieder entlang?‘, steil, schweißtreibend, Atem raubend. In vielen Serpentinen über den Tunnel hinweg, erst rechts den Hang entlang, dann wieder nach links, schließlich mehr querfeldein den letzten Hügel hinauf. Nach dreihundert zusätzlich erkämpften Höhenmeter als Belohnung den Ausblick ~ atemberaubend. Auf der Briefmarke im Blog wenig eindrucksvoll, auch in der Vergrößerung entspricht das leider nicht der Realität. Nun denn, dann ist das halt so. Nicht einmal von dem erhöhten Standpunkt begreifbar war auch, daß der Gipfel des Vulturó nochmal fünfzehnhundert Meter höher liegt. Die Entfernung täuscht das Gefühl für die Dimensionen . . . runter war wie immer weniger anstrengend 🙂

Pyrenäen ~ El Segre

Schuss am späten Abend durch die Dachluke
Schuss am späten Abend durch die Dachluke

Wir haben uns losgerissen vom Ebro und in nordwestliche Richtung aufgemacht in die Pyrenäen. Frisch ist es geworden in der Nacht, draußen nullkommaacht, drinnen heimelige zweikommasechs Gräder. So kalt hatten wir das nicht einmal vor anderthalb Monaten in der Serra Calderona auf vergleichbarer Höhe (915m). Das ist aber den etwas größeren Bergen mit mehr als zweitausendfünfhundern Metern geschuldet, die sich mit Schneehäubchen zieren und uns in mittelbarer Nähe umzingeln. Beim Vulturó auf dem Bild sind sich die Bergsteiger nicht ganz einig. Wahrscheinlich messen die einen mit, die anderen ohne Gipfelkreuz. Oder es ist einfach die moderne Technik, die an Genauigkeit zu wünschen übrig läßt . . . Wenn dann wie gestern noch ein eisiger Sturm dazu kommt, der volle Aufmerksamkeit fordert, um den alten Herrn Magirus auf der Straße zu halten, ist das anstrengend . . .

der alte Herr Magirus kuschelt sich unter die Eiche
der alte Herr Magirus kuschelt sich unter die Eiche

Für die Nacht haben wir uns ein kuschliges Plätzchen unter einer Eiche mit frischen Blättern gesucht, auf einer Schlaufe der alten N260, die die neue Straße durch einen Tunnel abkürzt. Die Eiche scheint keine Steineiche zu sein, denn die sind immergrün und haben deswegen dunkelkühlgrüne Blätter, nicht die leuchtend hellgrünen. Könnte laut meinem Bestimmungsbuch eine Turners Eiche (Quercus x hispanica ‚Turneri‘) sein, die hat auch noch ‚mehrjährige‘ Blätter. Aber nichts genaues weiß man nicht. Genausowenig über den weiß blühenden Busch auf der anderen Seite der Straße. Ach, wenn man bloß nicht so dumm wäre . . .

die alte N260, im Hintergrund Serra del Cadí, zweieinhalbtausend und siebenundsechzig
die alte N260, im Hintergrund Serra del Cadí, Vulturó, zweitausendsechshundertfünfzig Meter
Serra del Cadí, Vulturó
Serra del Cadí, Vulturó

Jedenfalls verläuft unterhalb der alten Straßenschlaufe der Fluß El Segre, und gestern abend konnte ich einem auf der Wiese friedlich äsenden Reh zuschauen, während eine große Eule vorbeiflog. Ein Uhu (Bubo Bubo)? Warum ist der nicht in seiner Tube? Pffffft! 🙂

El Segre, aufwärts
El Segre, aufwärts
El Segre, abwärts
El Segre, abwärts

Der gestrige Tag war ein wenig kompliziert, begann ohne 🙁 den Morgenkaffee, da das Gas ausging und es eine Weile dauerte, bis eine Tankstelle auftauchte, die meine Gasmarke vorrätig hatte. Dann ein kleiner Abstecher nach Andorra, um dem alten Herrn Magirus eine günstige Tankfüllung Diesel zu gönnen (82,9 €urocent anstatt einhundertsechs oder sieben, das macht bei den 113 Litern Luft, die aus dem Tank gedrückt worden sind, immerhin knapp vierzig €uro aus, um die mein Konto geschont wurde. Auf der Rückfahrt nach Spanien eine nicht mehr gewohnte Erfahrung: der alte Herr Magirus wurde am Douana herausgewunken und schriftlich in einer Tabelle fixiert, den Ausweis des alten Herrn Gutmann wollte der Beamte nicht sehen. Aber einen Blick in den Wagen (ohGottohGott!) und unter die Sitzbank werfen. Und wieviel Bargeld ich dabei hätte? Nicht viel, denn ich zahle ja alles mit Plastik, damit meine Ausgaben und mein Aufenthalt immer nachvollzogen werden können 🙂

Fundstück ~ der hat seine besten Zeiten schon lange hinter sich . . .
Fundstück ~ der hat seine besten Zeiten schon lange hinter sich . . .

Deswegen ~ weil der Tag gestern so anstrengend war ~ laß ich das heute eher ruhig angehen. Erstmal frühstücken, vielleicht eine Radtour. Schaumermal, gell, dann sehmerscho! Und wundern uns, zum Beispiel, wieso man Fische fängt, die man dann doch nicht in die Pfanne tut 🙁

Angeln, kontroliert, mit Fliegen, ohne tote Fische? Was der Mensch nicht alles Sport nennt . . .
Angeln, kontroliert, mit Fliegen, ohne tote Fische? Was der Mensch nicht alles Sport nennt . . .

und dann noch eine Leseempfehlung!

Wieder mal wie immer wieder begeistert mich der rabenschwarze Humor von Thomas Fischer, Verfassungsrichter in Karlsruhe. Der aktuelle Beitrag mit Seitenhieben auf A-, B- und C-Promis der politischen und satirischen Scene.

Jeder Beitrag der Kolummne immer wieder ein Grund zu gnadenlosem Amüsement. Danke, Her Fischer!

So manches in dieser Welt läßt sich nur mit dieser Sorte Humor ertragen . . .

Mar de Aragon ~ Isla Magdalena

* die Halbinsel Isla de Magdalena *
* die Halbinsel Isla de Magdalena *
Ermita Magdalena ~ 500mm Spiegeltele
* Ermita Magdalena ~ 500mm Spiegeltele *

Vom aktuellen Übernachtungsplatz aus ist gegenüber auf der langgestreckten Halbinsel Isla Magdalena die gleichnamige Ermita zu sehen. Das macht neugierig, die würde ich gerne besuchen . . . allerdings scheint die Ermita, in Luftlinie gerade mal 2,1 Km entfernt, nur über eine einzige Piste über einen ewig langen Umweg von 50 Kilometern und anschließenden Fußmarsch erreichbar zu sein. ¡Schlechte Planung, Hombre! Außerdem graues Wetter mit Regen. Das wird wohl eher in einem anderen Jahr stattfinden . . .

Muß ich’s nochmal sagen? Bilder mit *chen um den Kommentar sind durch Klick zu vergrößern! 🙂

. . . of men and mice . . .

Sonnenaufgang unspektakulär auf der hohen Ebene
Sonnenaufgang unspektakulär auf der hohen Ebene
nah ~ Sonnenaufgang unspektakulär auf der hohen Ebene
nah ~ Sonnenaufgang unspektakulär auf der hohen Ebene

Nach einer Fahrt im Bogen südlich von Zaragoza durch das Gebirge haben wir uns für die Nacht einen Platz auf einer Hochebene an der Kante eines Tales gesucht, auf dem auf der gegenüberliegenden Seite die Berge einer ausgewaschenen mächtigen Sedimentschicht zu sehen sind, unten das satt und warm changierende und leuchtende Grün frischer Getreidefelder und einer Mandelplantage, bei der eine aus Westernfilmen bekannte altertümliche Windturbine als Grundwasserpumpe zur Bewässerung zu sehen ist. Dazu heute morgen einen eher unspektakulären Sonnenaufgang, weil der Himmel völlig klar und wolkenlos war, so daß nur der Dunst über dem Horizont einen dezenten Farbverlauf von rötlichem Orange über goldgelb ins Blau hinzauberte. Und die Sonne erschien ungewöhnlich groß, ein Versprechen auf einen sonnigen Tag, der uns zurück zum Ebro führen wird . . .

* Panoramablick über's Tal *
* Panoramablick über’s Tal *
* näher ~ Panoramablick über's Tal *
* näher ~ Panoramablick über’s Tal *
Plantage mit Windturbine
Plantage mit Windturbine

Das war als Erholung auch dringend nötig. Ich muß gestehen, zur Zeit geht mir die Menschheit ziemlich auf den Sack, um es einmal etwas deftiger auszudrücken. Nicht konkrete Menschen, da habe ich dank großer Distanz und wenig Kontakt keinerlei Probleme, die wenigen Plaudereien mit den Einheimischen sind durchweg erfreulich. Nur läuft mir hier auf Schritt und Tritt der spanische Bürgerkrieg über den Weg oder gar hinterher. Und auf der virtuellen, sprich Internet-Nachrichtenebene hauen alle in dieselbe Kerbe. Mind-blowing!

Belchite ~ zerschossener Kirchturm
Belchite ~ zerschossener Kirchturm

Ich war deswegen nahe daran, den Besuch der neulich erwähnten Stadt Belchite, die während des spanischen Bürgerkriegs komplett zerstört wurde, ausfallen zu lassen, aber da der Weg dann doch daran vorbeiführte . . . die alte Ruinen-Stadt selbst ist völlig eingezäunt und nur mit Führer begehbar, für Spanien völlig ungewöhnlich wegen Gefahr für Leib und Leben durch herunterbrechende Mauer- und Dachteile. Das und die eh schon mangelnde Lust, mich zu intensiv auf dieses historische Denkmal einzulassen, weil die Chose mein Seelenleben eh schon unter den Wasserspiegel drückt, haben dann dazu geführt, daß ich nur mal eben im Vorbeifahren von außen ein paar Bilder von den zwei zusammengeschossenen Kirchen gemacht habe.

Belchite ~ zerschossene Kirche
Belchite ~ zerschossene Kirche

Ich habe ein echtes Problem mit dem spanischen Bürgerkrieg. An sich neige ich ja zur Solidarität mit der republikanischen Seite und auch mit den internationalen Brigaden, weil sie eine demokratisch gewählte Regierung vertreten, die durch einen Militärputsch mit Unterstützung deutscher und italienischer Faschisten attackiert wurde, was zu einer jahrzehtelangen Diktatur (einer von dreien) in Westeuropa führte. Bei näherer Beschäftigung sieht man aber, daß sich beide Seiten in diesem Konflikt so daneben benommen haben, daß man sie zusammen in einen Sack stecken und den vor einem Kriegsverbrechertribunal ausschütten sollte. Meine Solidarität hat sich recht schnell in ein Grausen verwandelt, zu was die Leut so fähig sind. Im Krieg gehen anscheinend immer zuerst alle menschlichen Werte vor die Hunde, das war damals so und ist heute nicht anders.

Belchite ~ zweite zerschossene Kirche
Belchite ~ zweite zerschossene Kirche

Die Frontlinien liefen damals quer durch Land und Bevölkerung, zum Teil auch an der Kante von Regionen und den Sprachgrenzen zwischen Kastilisch und Katalanisch. Das damals zugefügte Leid verschärft wohl heute noch die allerdings schon vorher vorhandenen Unabhängigkeitsbestrebungen von Katalanen und Basken. Eine der Spaltlinien war aber auch der Konflikt zwischen der traditionell die herrschenden Hierarchien stützenden katholische Kirche und der libertär eingestellten Demokratie und Volksfront. Ein Pfarrer, der von der Kanzel herab gegen die Revolution Stellung nahm, bezahlte oft genug mit einer Kugel für seine Predigt. Und das ist nicht einmal achzig Jahre her . . .

Vor diesem Hintergrund ist das Eindreschen vom hohen Roß herab auf den Islam mit seinen grausigen Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten ein wenig lächerlich. Da gibt es Leute, die ihre eigene Version von Christentum ja so was von humanistisch überlegen gegenüber dem Islam preisen, wobei die Ironie an der Geschichte offensichtlich die ist, daß genau die Leute von Humanität keinen Dunst haben und mit denen zusammen, die Flüchtlingsheime anzünden, sich sehr wohl mit denen vom sogenannten IS auf einer Ebene der Dummheit befinden. Die „Intelligenz eines leeren Aschenbechers“ . . .

Die Europäische Geschichte ist ausgesprochen reich an Beispielen für aus religiöser Intoleranz ausgeführten Grausamkeiten, und ist noch lange nicht zu Ende. Es ist ja auch nicht so, daß die christlichen Kirchen den Humanismus geboren haben, im Gegenteil, der mußte gegen die Kirchen erkämpft werden. Wer sich nur ein wenig mit Geschichte beschäftigt, zum Beispiel der Reformationskriege, dem 30jährigen Krieg, als ein Drittel bis zur Hälfte der Bevölkerung grausam abgeschlachtet wurde, oder eben moderner mit dem ersten und dem zweiten Weltkrieg, dem spanischen oder dem griechischen Bürgerkrieg, am nächsten dem nordirischen Konflikt, der wird den Mund nicht so voll nehmen. Und wie im spanischen Bürgerkrieg ist es immer noch nicht aus der Mode geraten, auf die eine oder andere Art demokratisch gewählte Regierungen aus dem Ausland heraus destabilisieren und stürzen zu wollen, siehe Ukraine und, ja auch: Syrien. Bezahlen tut die dortige Bevölkerung, und wir brauchen uns wahrlich nicht zu wundern, wenn uns dann die Flüchtlinge auf die finanziellen Füße fallen.

Und, ach ja, zum Titel . . . wie mein Vater immer gesagt hat: Es ist zum Mäuse melken! 🙁

Es ist getan!

20. Oktober 2010 ~ Störfall im Kernkraftwerk Fessenheim!
20. Oktober 2010 ~ Störfall im Kernkraftwerk Fessenheim! ~ zum Vergrößern anklicken

Fast zumindest ~ die Atomkraftwerksbetreiber sollen mit der Zahlung von 23,3 Milliarden €uro aus der Finanzierung eines Endlagers für Atommüll entlassen werden. Ist das jetzt Realsatire? Und Satire darf ja so gut wie alles im Sinne der Meinungsfreiheit, gelle!?!
Zur Erinnerung: Plutonium 239 hat eine Halbwertszeit von 24Tausend Jahren. Bei einer Lagerzeit vom zwanzigfachen der Halbwertszeit bis zur ungefährlichen Reststrahlung ergibt das eine Lagerzeit von 480Tausend Jahren, in der dieser Müll sicher verwahrt und vor unbefugtem Zugriff geschützt werden muss. Wie das mit einem von der Regierungskommission zur Überprüfung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs vorgesehenen Betrag von 23,3 Milliarden €uro (17,2 Milliarden plus Risikozuschlag 6,142 Milliarden) finanziert werden soll, wird wahrscheinlich auf immer und ewig Geheimnis der drei Vorsitzenden des Gremiums, Ex-Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne), Hamburgs Ex-Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und Brandenburgs Exministerpräsident, Matthias Platzeck (SPD) bleiben . . . die Energiekonzerne würden jedenfalls aus der Verursacherhaftung für den von ihnen erzeugten strahlenden Müll entlassen, auch von allen Kostensteigerungen für ein noch nicht einmal projektiertes Endlager. Die Kalkulationen beziehen sich auf Preise von 2014. Und alleine die Kosten für das Zwischenlager Asse sind inzwischen unerwartet auf bis zu 10 Milliarden €uro gestiegen . . .

Man sollte meinen, daß die Konzerne froh sind, so billig aus der Haftung zu kommen, aber die wollen den Preis nochmal herunterhandeln. Die Einigung belaste „die betroffenen Energieunternehmen über ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit hinaus“. Eine Runde Bedauern, bitte!

Die Betreiber haben sich in den Jahren vor der Energiewende eine goldene Nase verdient. Das Freiburger Ökoinstitut hat konservativ geschätzt 2014 einen Gesamtgewinn von 6,8 Milliarden Euro der deutschen Reaktoren für vier Jahre errechnet. Nach dem Beschluß zur Abschaltung der Reaktoren verhagelt den Unternehmen der Verlust von geschätzt einer Million €uro pro Tag und Reaktor ~ Gewinnerwartung! ~ die Bilanz.

Realistisch betrachtet war Kernkraft noch nie billig, und die langfristigen Kosten wurden systematisch ausgeblendet. Und war seit jeher hoch subventioniert, wobei sich die geschätzten Rechnungen zwischen 7,83 Milliarden €uro der Betreiber bis zu 204 Milliarden €uro des Bundesumweltamtes spreizen.

Eine Linksammlung zum Thema:

Frankfurter Rundschau aktuell:

Energie-Experten.org:

Süddeutsche ~ alte Atomkraftwerke – die Gelddruckmaschinen

Spiegel Online 2014: Debatte über Abbruch-Fonds: Was E.on und Co. mit ihren Atommeilern verdient haben

Und mein ich-habs-ja-schon-vorher-gewußt-Artikel

Noch etwas stößt mir heute sauer auf: Unsere Ministerin für Arbeit und Soziales Andrea Nahles will den Sozialhilfeanspruch von EU-Ausländern beschränken . . . hoch lebe die internationale Solidarität! Die SPD läuft den rechten Populisten hinterher, kann sie aber nicht einholen. Traurig, das! 🙁

Ich relativiere jetzt mal wieder, verpönterweise. Ein Herr Draghi wirft 80 Milliarden €uro in die ‚Märkte‘ ~ jeden Monat! Na denn . . . . . . . . . . .

Um euch nicht zu langweilen . . .

* Blick auf Zaragoza bei Nacht *
* Blick auf Zaragoza bei Nacht *

Gestern Abend habe ich meine Pilzpfanne auf quixotische Art mit obigem Ausblick genossen. Das Photo stammt allerdings vom letzten Jahr, ich kann mir also die Mühe sparen, nochmal das volle Programm in diesen Artikel zu quetschen. Würde euch ja doch nur langweilen 🙂 Wer mag, kann allerdings hier nachschauen, wie es tagsüber aussieht . . .

Ein Zufall war allerdings, daß es wirklich auf den Punkt genau ein Jahr her ist, daß ich diesen Platz entdeckt habe, kein Zufall, daß ich hierhin zurückgekommen bin. Ich wollte einfach nochmal dieses Panorama vor Augen haben. Zwei Tage werde ich hier verbringen, danach geht es wieder weiter. Wie immer steht nur die ungefähre Richtung fest, aber nicht einmal der genaue Verlauf der nächsten Kilometer. Nur die Richtung ist klar, über einen kleinen Umweg über Ligurien und den Ticino ins Badenerland. Wobei das noch eine Weile dauern wird, wir reisen langsam, gaaanz langsam . . .

Rodén

Rodén ~ darüber gestolpert auf der Suche nach einem Platz für die Nacht
Rodén ~ darüber gestolpert auf der Suche nach einem Platz für die Nacht

Über diesen Anblick bin ich gestolpert, als ich auf der Suche nach einem Platz für die Nacht in das Tal des Ginel, eines Nebenflusses des Ebro, eingebogen bin. Auch Rodél ist ein Opfer des spanischen Bürgerkriegs, allerdings mal nicht der Legion Condor. Bei Ankunft der republikanischen Armee waren die Bewohner nach Saragossa und in andere Orte geflohen, als sie nach sieben Monaten zurückkamen, mußten sie feststellen, daß ihre Stadt zerstört war ~ alles irgendwie Verwertbare war für Verteidigungs- und Befestigungsanlagen vor allem für die Stadt Belchite geplündert worden. Rodél wurde unter dem Hügel der alten Ortschaft neu aufgebaut, der Kirchturm der alten Stadt 2014 restauriert.

Rodén ~ Luftbild Dank Google Maps
Rodén ~ Luftbild Dank Google Maps

„La Guerra Civil fue demasiado sangrienta y destructiva para describirla con palabras…”

„Der Bürgerkrieg war zu blutig und zerstörerisch für Worte …“