


. . . et cuncta erant bona . . .
Früh am Morgen ein wenig Regen aus dicken Wolken . . . inzwischen wieder praller Sonnenschein, aber es stürmt, daß sich der alte Herr Magirus in seinen Federn schüttelt. Gestern nachmittag habe ich einen ausführlichen Spaziergang durch die Fußgängerpfade im Parc Natural del Delta de l’Ebre gemacht. Das Panorama oben wäre in der Originalauflösung zehn mal so breit wie ein FullHD-Monitor, hier im Blog nur noch gut doppelt so breit. Bei beiden Bildern ist die zahlreich versammelte Vogelwelt nur als winzige Pünktchen zu sehen 🙁 um überhaupt etwas erkennen zu können, vergrößert die Bilderchen mit Klick . . .
Gestern früh sah der Wetterbericht noch nach eitel Sonnenschein für die nächsten Tage aus, gestern abend wurden dann doch zwei Tage mit leichtem Regen angekündigt. Und, tatsächlich, diesmal hat es gestimmt, soweit man das bis jetzt beurteilen kann. Heute morgen jedenfalls kein Sonnenaufgang und immer wieder kurze Phasen wechselnd starker Nieselregen . . . und frisch. Aber hinter mir ist schon blauer Himmel zu sehen, bis ich diesen Beitrag fertig habe, wird das wohl wieder freundlich sein 🙂
Beim Drücken des Auslösers für das Bild ganz oben hat mich übriges bald der Schlag getroffen. In just diesem Moment ging drüben auf der als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Insel eine Ballerei los wie bei uns zu Silvester ~ der Krieg gegen die Vogelwelt schien nicht nur mit Schrot-, sondern eher mit Maschinengewehrfeuer eröffnet zu sein. Gerade mal genug Licht, um irgendwas sich rühren zu sehen, und auf sie mit Geknall! Bedauernswerte Tierwelt . . . Stress oder gleich der Tod. Und das geht bis jetzt, gut drei Stunden später, weiter, mal mehr, mal weniger stark. Wenn ich allein an die Bleibelastung des Bodens denke 🙁 . . .
Beim ersten Photo mit *-chen lohnt sich heute übrigens der Klick zur Vergrößerung und der nochmalige für die volle Bildhöhe und Breite ganz besonders. Es erscheint ein Panorama dieser Inselsilhouette mitsamt Wolkenbank und Spiegelung im Ebro. Außerdem sind die zwei oberen Bilder sozusagen eine Fortsetzung des Photokurses neulich. Das blaue Bild wie gehabt mit fixem Weißabgleich von 6000°Kelvin. Zum Vergleich wollte ich eine auf neutral korrigierte Fassung über die Bildbearbeitung erreichen ~ unmöglich. Das Blau war so stark, daß die Grenzen der Korrekturfunktion viel zu eng waren, das Blau wurde allenfalls minimal abgeschwächt. Da mußte ich schon ein(ig)e komplette Schwarzweißumwandlung(en) durchführen. Davon eine Variante in der Mitte.
Und dann . . . eigentlich habe ich mich schon mit dem Gedanken getragen, nach zweieinhalb Wochen hier in dieser Gegend aufzubrechen und noch ein Stückchen weiter südlich zu fahren. Aber nachdem ich dieses schöne Plätzchen hier am Ufer gefunden habe, werde ich doch noch ein Weilchen bleiben. Und vielleicht die inzwischen wieder gut ladende Solaranlage dazu zu nutzen, mich hinter den Rechenknecht zu setzen, um eine Arbeit fortzuführen, die ich letztes Jahr einmal begonnen und nicht zu Ende geführt habe. Um euch in Zukunft eine noch bessere Präsentation vor allem der übergroßen Bilder aus dem Blog bieten zu können . . .
Die Bibel schreibt ja nur den einen Tag in der Woche als Ruhetag vor. Da inzwischen aber die 5-Tagewoche Usus ist und ich seit meiner Abfahrt fast jeden Tag einen Beitrag in diesen Blog gesetzt habe, wollte ich mir diese Woche eigentlich noch einen Ruhetag gönnen . . . aber aus gegebenem Anlaß ~ ich hab mir wieder mal ein kleines Flugzeug für Luftaufnahmen gechartert 🙂 ~ lade ich euch heute trotzdem zu einer virtuellen Wanderung durch diese durch Erosion zustandegekommenen kargen Landschaften ein . . .
Auch beeindruckt? Oder irgendwie nicht ganz überzeugt? Nun, die Auflösung aller Rätsel liegt in den unten abgebildeten alten Olivenstämmen. Die obigen Aufnahmen sind Ausschnitte der unteren, welche zusammen gehören, dürft ihr selbst herausfinden. Und macht euch das Vergnügen, die Bilder mit *-chen um den Kommentar mit Klick zu vergrößern 🙂
Der geneigte Leser/Betrachter (hihihihiiii! 😉 ) erlebt mich heute reichlich unzufrieden, einerseits . . . weil die Bilder des gestrigen Abendhimmels nun wirklich nur einen Abklatsch des Erlebnisses gestern abend darstellen. Im Ergebnis irgendwo zwischen mangelhaft und mau angesiedelt. Aber sei’s drum! Das von mir favorierte Thema Sonnenauf- und Untergänge rangiert in der „kunstaffinen“# Gemeinde eh irgendwo um die Grenze zum Postkartenkitsch, manchmal schön anzusehen, aber nichtssagend, bedeutungslos (motivunterstütztes Dösen) . . .
. . . andererseits: erlebe ich in diesem Grenzbereich zwischen Tag und Nacht die Relation zwischen den Bruchteilen einer Sekunde, in der diese Bilder entstehen und den Jahrmillionen, in denen diese beeindruckenden Farberuptionen schon stattfinden, von Tag zu Tag immer wieder und doch auch immer wieder anders . . . ich mag in diesem Zusammenhang allerdings das Wort ‚Naturschauspiel‘, das manchem von euch einfallen wird, ganz und gar nicht. Die Natur hat es nicht nötig zu schauspielern, sie IST. Und in diesem SEIN, in diesen alles menschliche Leben und auch menschliche Kultur sprengende Dimensionen des ‚Immer Wieder‘ liegt für mich der Reiz. Und im Erleben die Erkenntnis, daß auch ich, wenn auch winziger, Teil dieser großartigen Welt bin, daß ich BIN, und . . . ruhig und gelassen schwimme ich im Strom des Lebens . . .
Die Navajos haben einen Begriff, der sehr exakt das bezeichnet, was ich meine: Hózhó
Übersetzt normalerweise mit Harmonie, Schönheit, meint Hózhó einen Zustand des Gleichgewichts, des ‚Teil-von-Seins‘ und ‚Eins-Seins‘ mit dieser Welt. (übrigens, wer hören will, wie man das ausspricht, klickt hier) Ich habe den Begriff bei der Lektüre der Krimis von Tony Hillerman kennengelernt, die um die Stammespolizei der Navajo, besonders den Polizisten und gleichzeitig angehenden Sänger/Schamanen Jim Chee aufgebaut sind. Wer des Englischen mächtig ist, lese zumindest die ersten drei Abschnitte dieses Artikels, um eine genauere Vorstellung von Hózhó zu bekommen. Interessant im dritten Absatz, direkt von Jim Chee: Nicht um Regen beten, wenn die Welt vertrocknet, sondern etwas tun, um die eigene Einstellung zur (real und unabänderlich existierenden) Trockenheit zu verändern . . . 😉 Nicht die Welt verbiegen, daß sie sich unseren Bedürfnissen anpasst, auf Teufel komm raus, sondern unsere Einstellung hinterfragen und sich auf die Gegebenheiten dieser Welt einzulassen, in diesem Sinne ‚zu harmonisieren‘.
Auch der ferne Osten hat dazu etwas zu bieten: Tat Tvam Asi ~ du bist das . . .
Hinweise:
# fuck die kunstaffinen! Ich photographiere das, was iiich will! 😉
wattn’dattn? Dickes Schiff? Flugzeugträger? Nein, die futuristische Brücke von unten 🙂
* die Bilderchen mit *chen lassen sich wieder mal vergrößern. Klick!
Erstmal noch zwei übriggebliebene Panoramen des Parc Natural del Delta de l’Ebre von vorgestern. Die zwei Bilder lassen sich durch Klick vergrößern und in FullHD anschauen. Nicht Originalgröße, da kann man ohne weiteres die Grashalme zählen. Aber es gibt einen Eindruck davon, wie eine habwegs naturbelassene Landschaft des Ebrodeltas aussieht. Der weitaus größte Teil des Deltas ist von großflächigen Äckern bedeckt, vor allem zum Reisanbau, soweit das Auge reicht. Eher langweilig also, aber auch hier gilt: Money makes the world go round! Aber vielleicht sollte ich mir das mal im Sommer anschauen, wenn die Felder nicht kahl sind und der Reis sich im Wind wiegt . . .
Den gestrigen sonnigen Tag habe ich zu einer Radtour entlang dem Riu Migjorn (einem Nebenabfluß des Ebro) und dem Ebro genutzt, am Ebro entlang auf dem schön ausgebauten Radweg. Hier wurde auch neu aufgeforstet, wenn man eine einzelne Reihe von Tamarisken auf der flußabgewandten Seite des Radwegs so nennen kann. Auch am Riu Migjorn wird einiges an Aufforstung getan, zusammen mit Parkplätzen und Wänden mit Sehschlitzen zur Vogelbeobachtung.
Dieses Jahr bin ich um ungefähr einen Monat später dran als sonst, da sind die meisten Felder nicht mehr überflutet und zeigen ihren doch recht festen Untergrund. Das beantwortet auch die Frage von Ursula zu dem alten Artikel, wieso die Traktoren nicht im Schlamm versinken: der Boden ist nur oberflächlich aufgeweicht, die ca acht Zentimeter dicken Vollscheibenräder und die breiten Räder aus Winkelprofilen sacken nicht besonders weit durch. Wie bei der Schlammschlacht allerdings die Kühlung der Maschine noch halbwegs gewährleistet wird, ist mir ein Rätsel . . .
Vielleicht war die gestrige Interpretation der Knallerei doch etwas zu voreilig. Waren das etwa gar keine Vogel-, sondern Großwildjäger? Jedenfalls habe ich gestern kurz nach der Blogarbeit in der weiten Landschaft des Ebro-Deltas dieses Tier entdeckt, das ich zuerst gar nicht richtig identifizieren konnte. Also näher herangepirscht und ~ unter Lebensgefahr! ~ eine Nahaufnahme geschossen. Wahrhaftig, ein Hippopotamus, auch Fluss- oder Nilpferd genannt!
Das Wasservogelvolk versucht man zumindest vor gefährlichen Autofahrern zu schützen. Der wird mit kreativen Verkehrsschildern darauf aufmerksam gemacht, daß Enten mit noch etwas tapsigem Nachwuchs die Straße kreuzen könnten. Also Vorsicht, und bremsbereit . . .
Beim letzten Bild muß ich darauf aufmerksam machen, daß ich nicht das Tier an sich, sondern eine der vielen erklärenden Hinweistafeln an den Vogelbeobachtungsständen abgelichtet habe. Nicht mit der großen Kamera, sondern allein zu Erinnerungszwecken mit dem neuen Billighandy. Die unterirdische Kamera in Kombination mit geringer Auflösung und rigider Kompression führt, leicht nachbearbeitet, zu fast impressionistischer Bildanmutung. Hat was!
Nachdem das heute wieder ein grauer Tag zu werden verspricht, bleibt mir nur übrig, die sonnigen Aufnahmen vom Ebro gestern in den Blog zu laden. Irgendwann, wenn sich der Frühling mit wärmeren Temperaturen ankündigt, so in anderthalb Monaten wahrscheinlich, werde ich wohl den Ebro entlang flußaufwärts ziehen in Richtung Zaragoza, in der alten Tradition der Flußtouren. Vorerst bin ich zurück auf dem Delta, wo sich heute anscheinend neben den üblichen Anglern auch die Vogelliebhaber der besonderen Art tummeln, wie die immer wieder hörbare Schrot-Böllerei bezeugt. An sich ist das hier ja ein Naturschutzgebiet . . . was auch immer das bedeutet.
Nachdem gestern alle Verpflichtungen erledigt waren und der alte Herr Magirus sogar eine dringend benötigte Dusche erhalten hatte (Schnee und Matsch und Salz tun ihm überhaupt nicht gut) beschloß ich, den Ebro ein wenig aufwärts zu fahren und wenn möglich direkt am Ufer zu übernachten. Leichter gesagt als getan, da die Streifen links und rechts des Flusses landwirtschaftlich genutzt und somit in Privatbesitz sind. Die Feldwege, die zum Flußufer führen, sind im Eingang mit zwei Pfosten links und rechts geziert, dazwischen meist gespannt ein Drahtseil oder eine Kette.
Nun denn, bei Tortosa über die Ebrobrücke, es ist schon dunkel, den Wohnmobilstellplatz direkt unter der Autostraßenbrücke ignoriert und sich mit Hilfe von Google Maps auf die Suche nach einer Straße gemacht, die zum Ebro führen sollte, vorbei an einem Sackgassenschild mit einer Beschränkung von 2 Meter 30 Breite. Sackgasse ist OK, dann gibts nicht so viel Verkehr, und die Breite steht genau so in meinen Fahrzeugpapieren 🙂
Nun, das Schild ist wohl zu Zeiten aufgestellt worden, als die Zitronenbäume noch nicht ganz so weit in die Straße gewachsen waren. Nachdem wir uns nach einer Viertelstunde Fahrt auf der schmalen Straße mit etlichem Gegenverkehr, wo einer sich dann in eine hoffentlich vorhandene Ausweichbucht verdrücken mußte, vorbei an kläffenden Hunden, die direkt an der Straße festgekettet waren, und am Ende durchgedrückt zwischen einem Grenzstein und einem Zitronenbaum, der seine Zweige weit in die Straße streckte, vor zwei Torsäulen wiederfanden, die ein Privatgrundstück mit dahinterstehendem Haus beschützten, blieb nichts anderes mehr als der Rückwärtsgang 🙁 Vom Ebro nichts zu sehen, sowieso!
Mit der mittels Magnet an die hintere Stoßstange gehefteten LED-Lampe Stück für Stück wieder retour zwischen Grenzstein und Zitronenbaum, der bei offenem Seitenfenster gut einen drittel Meter ins Führerhaus federte und von Hand zurückgedrängt werden mußte (bei dieser Gelegenheit ‚erntete‘ der alte Herr Magirus ungefragt die vier abgebildeten Zitronen, die bei der Aktion in den Fußraum kullerten), danach zum Glück eine dürftige Gelegenheit zum Umdrehen mit viel Gemurkse in einer Einfahrt . . . eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, mir diese Abenteuermanöver zu ersparen. Nur weiß man’s im Voraus halt nicht immer . . .
Nach einer Irrfahrt durch ein etwas heruntergekommenes Industriegebiet, das kleine Städtchen Camp-Redó, über einen Bahnübergang ausgespuckt auf eine sehr schmale Landstraße landete ich schließlich hier am Canal de l’Esquerra de l’Ebre. Im dunkeln mit eingeschränkter Sicht vor einer Brücke, deren Tragfähigkeit ich nicht einschätzen konnte, hatte ich um halb acht abends genug von der Gurkerei und blieb einfach am Kanalufer stehen. Auch die kurz darauf gaaanz laaangsam vorbeifahrende Polizei (im dunkeln haben die freundlicherweise das Blaulicht als Dauerlicht an, damit man weiß, wer sich da um meine Sicherheit Sorgen macht 😉 ) konnte mich nicht vom Übernachten abhalten ~ genug ist genug!
Aber an sich ist das Plätzchen doch nett, oder? Und wenn mich nicht alles täuscht, führt die kleine Straße nachher tatsächlich abwärts am Ufer des Ebro entlang. Lassen wir uns überraschen! 🙂
Die Sonne macht sich ein wenig rar, wie das obige Bild von gestern morgen dokumentiert. Eine Sonnenbreite, um die fünf Minuten Licht und schwupp, hat sie sich wieder hinter einer dicken Wolkenwand versteckt und ist erst um vier nachmittags wieder hervorgekommen. Obwohl der Tag hier theoretisch 39 Minuten länger dauert als in Freiburg, hab ich fast das Gefühl, daß die Heimat gerade etwas mehr von der Sonne abkriegt als das Ebrodelta. OpenWeatherCom zeigt fast durchgehend 100% Luftfeuchtigkeit an, sobald das nur um ein Muckefitzchen abkühlt, fällt die Feuchtigkeit als Nebel oder Wolke aus und schiebt sich vor die Sonne . . . Drama! 🙁
Nichtsdestotrotz geht das Leben weiter. Der alte Herr Gutmann hat gestern eine Radtour zum und entlang des Ebro gemacht, der alte Herr Magirus wird heute mal vom Strand weg zum Wasserfassen, Einkaufen und Heizungsdiesel nachfassen fahren, wer weiß, wo wir heute abend landen. Ich jedenfalls noch nicht so recht.
Auch für die arbeitende Bevölkerung nimmt das Leben seinen üblichen Gang. Die Fischerboote bullern mit ihrem oszillierenden niederfrequenten V8-Sound schon früh, wenn das noch dunkel ist; an der Zufahrtsstraße zu dieser Ferientrabantenstadt hier wird seit über einem Jahr fleißig verbreitert, wozu die Straße von unten mit Tyvek abgedichtet werden muß, weil der Grundwasserspiegel hier im Delta sozusagen dicht unter den Graswurzeln liegt; und auch die Entwässerungskanäle, deren Mündung vom Meer unermüdlich immer wieder mit feinem Sand zugeschwemmt werden, müssen regelmäßig mit Hilfe eines Traktors mit angehängter Zugschaufel wieder freigebaggert werden, was auch mal bis nach Sonnenuntergang dauern kann. Dem Traktor tut das Salzwasser sicher nicht gut, aber was solls, wat mut, dat mut, würd der Plattdeutsche sagen 😉