Perspektive plus 300m

Panorama aus 1150 Metern Höhe ~ im Hintergrund Serra del Cadí
* Panorama aus 1150 Metern Höhe ~ im Hintergrund Serra del Cadí *

Aus der Radtour ist dann doch ein kleiner Spaziergang geworden. Hinter dem alten Herrn gab’s einen unbeschilderten Trampelpfad, der den Hügel hinauf führte. Einer von der Sorte ‚wo geht das jetzt gleich wieder entlang?‘, steil, schweißtreibend, Atem raubend. In vielen Serpentinen über den Tunnel hinweg, erst rechts den Hang entlang, dann wieder nach links, schließlich mehr querfeldein den letzten Hügel hinauf. Nach dreihundert zusätzlich erkämpften Höhenmeter als Belohnung den Ausblick ~ atemberaubend. Auf der Briefmarke im Blog wenig eindrucksvoll, auch in der Vergrößerung entspricht das leider nicht der Realität. Nun denn, dann ist das halt so. Nicht einmal von dem erhöhten Standpunkt begreifbar war auch, daß der Gipfel des Vulturó nochmal fünfzehnhundert Meter höher liegt. Die Entfernung täuscht das Gefühl für die Dimensionen . . . runter war wie immer weniger anstrengend 🙂

Pyrenäen ~ El Segre

Schuss am späten Abend durch die Dachluke
Schuss am späten Abend durch die Dachluke

Wir haben uns losgerissen vom Ebro und in nordwestliche Richtung aufgemacht in die Pyrenäen. Frisch ist es geworden in der Nacht, draußen nullkommaacht, drinnen heimelige zweikommasechs Gräder. So kalt hatten wir das nicht einmal vor anderthalb Monaten in der Serra Calderona auf vergleichbarer Höhe (915m). Das ist aber den etwas größeren Bergen mit mehr als zweitausendfünfhundern Metern geschuldet, die sich mit Schneehäubchen zieren und uns in mittelbarer Nähe umzingeln. Beim Vulturó auf dem Bild sind sich die Bergsteiger nicht ganz einig. Wahrscheinlich messen die einen mit, die anderen ohne Gipfelkreuz. Oder es ist einfach die moderne Technik, die an Genauigkeit zu wünschen übrig läßt . . . Wenn dann wie gestern noch ein eisiger Sturm dazu kommt, der volle Aufmerksamkeit fordert, um den alten Herrn Magirus auf der Straße zu halten, ist das anstrengend . . .

der alte Herr Magirus kuschelt sich unter die Eiche
der alte Herr Magirus kuschelt sich unter die Eiche

Für die Nacht haben wir uns ein kuschliges Plätzchen unter einer Eiche mit frischen Blättern gesucht, auf einer Schlaufe der alten N260, die die neue Straße durch einen Tunnel abkürzt. Die Eiche scheint keine Steineiche zu sein, denn die sind immergrün und haben deswegen dunkelkühlgrüne Blätter, nicht die leuchtend hellgrünen. Könnte laut meinem Bestimmungsbuch eine Turners Eiche (Quercus x hispanica ‚Turneri‘) sein, die hat auch noch ‚mehrjährige‘ Blätter. Aber nichts genaues weiß man nicht. Genausowenig über den weiß blühenden Busch auf der anderen Seite der Straße. Ach, wenn man bloß nicht so dumm wäre . . .

die alte N260, im Hintergrund Serra del Cadí, zweieinhalbtausend und siebenundsechzig
die alte N260, im Hintergrund Serra del Cadí, Vulturó, zweitausendsechshundertfünfzig Meter
Serra del Cadí, Vulturó
Serra del Cadí, Vulturó

Jedenfalls verläuft unterhalb der alten Straßenschlaufe der Fluß El Segre, und gestern abend konnte ich einem auf der Wiese friedlich äsenden Reh zuschauen, während eine große Eule vorbeiflog. Ein Uhu (Bubo Bubo)? Warum ist der nicht in seiner Tube? Pffffft! 🙂

El Segre, aufwärts
El Segre, aufwärts
El Segre, abwärts
El Segre, abwärts

Der gestrige Tag war ein wenig kompliziert, begann ohne 🙁 den Morgenkaffee, da das Gas ausging und es eine Weile dauerte, bis eine Tankstelle auftauchte, die meine Gasmarke vorrätig hatte. Dann ein kleiner Abstecher nach Andorra, um dem alten Herrn Magirus eine günstige Tankfüllung Diesel zu gönnen (82,9 €urocent anstatt einhundertsechs oder sieben, das macht bei den 113 Litern Luft, die aus dem Tank gedrückt worden sind, immerhin knapp vierzig €uro aus, um die mein Konto geschont wurde. Auf der Rückfahrt nach Spanien eine nicht mehr gewohnte Erfahrung: der alte Herr Magirus wurde am Douana herausgewunken und schriftlich in einer Tabelle fixiert, den Ausweis des alten Herrn Gutmann wollte der Beamte nicht sehen. Aber einen Blick in den Wagen (ohGottohGott!) und unter die Sitzbank werfen. Und wieviel Bargeld ich dabei hätte? Nicht viel, denn ich zahle ja alles mit Plastik, damit meine Ausgaben und mein Aufenthalt immer nachvollzogen werden können 🙂

Fundstück ~ der hat seine besten Zeiten schon lange hinter sich . . .
Fundstück ~ der hat seine besten Zeiten schon lange hinter sich . . .

Deswegen ~ weil der Tag gestern so anstrengend war ~ laß ich das heute eher ruhig angehen. Erstmal frühstücken, vielleicht eine Radtour. Schaumermal, gell, dann sehmerscho! Und wundern uns, zum Beispiel, wieso man Fische fängt, die man dann doch nicht in die Pfanne tut 🙁

Angeln, kontroliert, mit Fliegen, ohne tote Fische? Was der Mensch nicht alles Sport nennt . . .
Angeln, kontroliert, mit Fliegen, ohne tote Fische? Was der Mensch nicht alles Sport nennt . . .