Die Küste der Bretagne ist alles andere als geradlinig, Buchten und Flußläufe im Einfluß der Gezeiten zerfurchen die Küstenlinie. Die großen Straßen liegen deshalb in weiten Abschnitten im Hintergrund und berühren die Küste nur an der Innenseite der großen Buchten. Auch ein Übergang über die Flüsse mit ihren in der Regel recht großen Mündungstrichtern ist nur im Innenland möglich, wie bei der Brücke der D765 bei La Roche-Bernard, wo ich bei einem Spaziergang am Yachthafen unter der großen Hängebrücke ein wenig nostalgisch der ehemaligen, aber nur theoretischen Affinität zur Seesegelei gefrönt habe. Dabei fielen mir unter der nun auch nicht mehr ganz neuen großen Hängebrücke über die Vilaine die Fundamente der alten Brücke auf, die mit einem kleinen Wäldchen bewachsen sind. Da wachte wieder mal der kleine Abenteurer in mir auf und wollte das genauer erforschen.
Auf der Stadtseite war leider gar kein Durchkommen, der Bewuchs undurchdringlich urwaldmäßig, aber das Gegenteil von mäßig. Mit einer extrem scharfen Machete hätte man sich ~ vielleicht ~ durcharbeiten können, oder als Wiesel oder ähnlich schlankes Tier bodennah hindurchkrabbeln. Keine Chance hier . . .
Auf der anderen Seite an sich kein Problem, man kann mit dem alten Herrn sogar bis an die alte Auffahrt heranfahren und, man höre und staune, sogar parken. Allerdings sind wir nicht mehr in Spanien, wie ein Schild am Brückenansatz deutlich macht. Das Betreten der Brücke sei allerernsthafterweise amtlicherweise verboten, denn es bestünde die Gefahr, zu fallen! (echt wahr? Wer hätte das gedacht!) Man möge das doch respektieren . . . wir befinden uns also in einem zivilisiertem Land, wo man viele Worte darauf verwendet, dem Individuum seine Eigenverantwortung abzunehmen. Die Abwägung zwischen der Lust, am Rand des Brückenfundaments bis zum Kopf vorzulaufen und zum Fluß hinunterzusehen, und der Abneigung, sich dem wortgewaltigen, aber freundlichem Verbot zu widersetzen, fiel ~ dieses mal ~ gegen die Lust aus 🙁
Parallel zur vierspurigen und seeehr verkehrsreichen Straße fahre ich auf der alten Landstraße fast ganz alleine und biege bald wieder ab auf noch kleinere Sträßchen, die auf meiner Frankreichkarte nicht einmal mehr verzeichnet sind. Ich navigiere also mit Googles Map und hangle mich durch an das Ufer der Verlaine ziemlich weit vorne im Mündungsbereich, wo ich ein schönes Plätzchen direkt auf dem Ufer finde. Es ist Ebbe, und ich bin mal gespannt, wie weit das Wasser zum alten Herrn hinaufkommt. Wir stehen auf Sandstrand, der mit zerbröselten Muschelschalen durchsetzt ist, aber die Treibgutränder liegen zwei, drei Meter entfernt. Weit und breit kein Wohnmobil in Sicht 🙂
Das ändert sich aber, als ich einen kleinen Spaziergang mache. Aus kleiner Entfernung beobachte ich so einen Alkovenplastikbomber, wie er zuerst einen anderen Platz weiter weg erkundet, den alten Herrn Magirus sieht, dahinfährt, dann ausführlich und umständlich hin- und her und kreuz die quer einen angenehmen, ebenen Platz sucht und schließlich findet ~ direkt vor meinem Panoramablick. Es ist nicht zu fassen, zu was der ihm offensichtlich genetisch eingepflanzte Herdentrieb den Plastikofahrer treibt! Wahrscheinlich denkt er, ich bin den weiten Weg von Deutschland in die Bretagne gefahren, um ausführlich sein bayrisches Produkt (Bavaria, oheeeh!) zu bewundern ~ pfffft! Nachdem ich mich eine halbe Stunde still geärgert habe, werfe ich nochmal meinen Motor an und drehe den alten Herrn um 180 Grad, um wieder freien Blick auf die Flußlandschaft zu haben . . .
Ja, man ist nicht alleine auf der Welt, und am Wochenende merkt man das ganz besonders, am langen Pfingstwochenende schon ganz und gar. Da schwärmen alle Plastikos aus 😉 Die Gallier, wahrscheinlich auch die aus dem kleinen Dorf von Asterix, machen aus dem langen Pfingstfest mit dem angekündigten schönen Wetter einen Riesenact, wie ich gestern beim Einkauf im Super U von Muzillac feststellen konnte. Vorfeiertagsstreß hoch drei, man mußte aufpassen, nicht von Einkaufswägen überrollt zu werden. Nachdem meine Einkäufe erledigt waren, konnte ich noch ganz gemütlich und alleine im angeschlossenen Automatenwaschsalon eine Zehnkilomaschine mit Wäsche befüllen und anschließend an dem ebenfalls auf dem Gelände befindlichen Ver- und Entsorgungsareal sämtliche Tanks des alten Herrn versorgen. Die Suche nach dem Schlitz für den Münzeinwurf blieb ohne Ergebnis, und da der Knopf für Wasser marsch auch ohne sehr druckvoll funktioniert . . . einen herzlichen Dank, Super U!
Nachdem das alles erledigt war, war der Abend schon recht weit fortgeschritten. Einige andere Wohnmobilisten hatten anscheinend vor, auf dem nicht ungemütlichen Gelände des Super U zu nächtigen, aber ich wollte doch weiter. Ans Meer lieber nicht, weil es über die Feiertage da Hinz und Kunz hinzieht, und ich die letzten zehn Tage Meer ausführlich genießen konnte. Die Bretagne besteht schließlich nicht nur aus Küste, nicht wahr?! Also über eine kleine Landstraße im Landesinneren durch wunderschöne grüne Landschaft, auf Maps hatte ich einen Stausee entdeckt. Nun, man kann nicht immer das Optimum haben . . . das Gelände darum war alles als Privatgrund beschildert, deswegen stehe ich jetzt am Rande einer kleinen Ortschaft, aber auf der dem See abgewandten Seite, auf einem zur Bebauung vorgesehenen Gelände, auf dem aber schon eine Weile nichts mehr geschieht. Ruhig und mit viel Grün drumrum, ideal, um in den Blog zu schreiben 🙂 Euch allen fröhliche Feiertage!
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Hallo Ralf
vorhin habe ich einen blogbeitrag geschrieben, Namen und mailadresse vergessen, auf Absenden gedrückt und schon war er verschwunden?
Kommt sowas trotzdem bei dir an oder ist es notwendig, nochmal zu schreiben???? Du weißt ja, dass er von mir ist.
Liebe Grüße Ursula
Wech is wech, saaacht die Automatik 🙁
Oder kommt er wieder?
🙂