Das Bild oben ist schon vor fast drei Jahren auf meiner ersten Spanientour entstanden, hier im Blog veröffentlicht habe ich damals vom Pantano, dem Stausee der Isabel II, nichts. Offensichtlich hat mich damals der gesichtete doppelte Regenbogen mehr beeindruckt, und hinterher die Landschaft in der Wüste von Tabernas, wo viele Wildwestfilme meiner Jugend gedreht worden sind 😉
Über Isabella II auf Wikipedia, wie sie die deutsche Wikipedia nennt, zu lesen, ist eine amüsante Beschäftigung. Königin von Spanien wurde sie im zarten Alter von zwei! Jahren, aller Wahrscheinlichkeit nach hat es sie noch nicht sehr gekümmert, als im Jahr 1841 der Almeríaner Diego María Madolell den Bau des Damms als Wasserspeicher initiierte. Im Alter von dreizehn Jahren wurde sie für mündig erklärt, an ihrem sechzehnten Geburtstag heiratete sie ihren Cousin Franz d’Assisi. Beide waren Enkel des Königs Karl IV von Spanien, ihre Väter waren Brüder. Aber der Inzest unter den Hochwohlgebohrenen war halt zum Thronerhalt nötig, was willst da machen?!? 😉
Jedenfalls wurde im Juli 1848 entschieden, daß das Rückhaltebecken ihren Namen tragen sollte, und im Mai 1850, im Alter von zwanzig Jahren, weihte sie die Anlage zusammen mit dem Gobernador der Region Almería ein. Der Artikel auf almeriapedia.wikipandia.es spricht davon, daß sie das mit der Assistenz des Gobernators gemacht hat, aber ich nehme an, daß sie das in dem Alter auch ohne ihn geschafft hätte 😉
Die einhundertfünfundsechzig Jahre, die seither vergangen sind, haben den See nicht unberührt gelassen. Wie bei jedem Stausee sammelte sich mit der Zeit immer mehr Geröll, Kies und Sediment, das der Regen aus den Bergen mitbrachte und vor der Staumauer ablagerte. 1871 war die Rambla schon so zugeschüttet, daß der See nicht mehr benutzbar war. Der ‚See‘ hat jetzt eine Oberfläche aus Büschen und Bäumen, von oberhalb ist die Staumauer aus der Entfernung kaum auszumachen . . . trotzdem kann man sich auch beim Herunterfallen auf dieser Seite der Staumauer sehr wohl den Hals brechen, Geländer gibt es nichtsdestotrotz keine. Auf der anderen Seite ist das schon etwas für alle, die vom Fliegen träumen.
Aber wir sind in Spanien! Über das, was in Deutschland jedem Vertreter der Bauaufsicht die Tränen in die Augen treiben würde, regt sich hier keiner auf. In das Loch da oben, in dem der Schieber zur Regelung des Durchflußes lief, würde bis auf Arnie Schwarzenegger Jedermann hineinpassen, der nicht gerade die Arme ausstreckt. Zur Ehrenrettung muß man sagen, daß über dem Loch wohl schon einmal ein Moniereisengitter befestigt war, man sieht immerhin noch eine Befestigungsklammer; aber das muß schon lange her sein. Das große Loch mit der stark beschädigten Wendeltreppe ist jedenfalls abgedeckt, denn welchen Jugendlichen würde da nicht die Abenteuerlust packen?! 😉 Beide dürften wohl bis zum Fuß der Staumauer reichen.
Von der Staumauer weg talabwärts führen zwei Wasserkanäle, ein kleiner, schmaler für das abwärts gelegene Tal, in dem auch noch Wasser mehr steht als fließt. Der andere, breitere und tiefere, trockene, führt eine Weile am rechten Berghang entlang, bevor er scharf abknickt und in einen Tunnel durch den Berg führt, auf die andere Seite der Bergkette, wo das Tal um Campohermoso bis Almería heute mit Gewächshäusern gepflastert ist. Heutzutage wird das Wasser für die Tomaten, die wir in den deutschen Supermärkten angeboten bekommen, von weit weg im Norden, vom Ebro herangeführt. Nicht den vom Ebro, diesen alten Kanal wollte ich entlanglaufen.
Der Kanal ist gut begehbar, manchmal wächst Gras und kleine Büsche. Der kleine Kanal kommt schon kurz nach der Staumauer über eine Brücke herüber und kreuzt unterhalb des großen, nach wohl fünfhundert Metern dann der Knick in den Berg. Der Tunnel ist hoch genug, daß man ohne Sorge aufrecht gehen kann, auf der anderen Bergseite führt der Kanal noch einige Meter durch eine wie ausgesägte Schlucht, bevor er sich wieder an den Berghang anschmiegt und in sanftem Gefälle talwärts führt.
Ein paar hundert Meter weiter hat das dann aber ein jähes Ende! Der Kanal hört auf, ein Loch von siebzig, achtzig Zentimetern Durchmesser ließ das nicht vorhandene Wasser über ein Fallrohr an die zwanzig Meter senkrecht nach unten stürzen. Das war der Punkt, wo ich vor drei Jahren kehrtgemacht hatte, diesmal wollte ich weiter und kletterte den Fels hinunter zum Ausgang des Schachtes, will heißen, dessen kurzer, mit Büschen zugewachsen Tunnel.
Am Fuß des Fallrohrs hatte sich übrigens ein kleiner Babygecko häuslich eingerichtet, aber bis ich mein Handy so weit klarhatte, daß es mit künstlichem Licht photographiert, hatte der sich vorsichtshalber in irgendeine Spalte verdrückt. Die große Kamera hatte ich im Rucksack am Tunneleingang zurückgelassen, und als ich den holen wollte, mußte ich feststellen, daß eine Kappe mit Schirm kein Hard Hat ist ~ rummmsss hatte ich mir an der am Eingang etwas durchhängenden Tunneldecke den Kopf blutig gehauen ;( nun denn, er lebt noch, der Laientunnelforscher!
So im Tunnel tönte dann plötzlich spanisches Geplauder auf mich herein, ich konnte nicht so recht feststellen, ob vom oberen oder vom unteren Ausgang . . . nun, es war der untere, und eine Gruppe von einem Mann und zwei Frauen war ganz aufgeregt. Sie dachten, ein Tier käme da aus dem Tunnel, un animal grande 😉 zumindest bei denen hab ich jetzt einen neuen Spitznamen. Die Frau auf der Staumauer gehört übrigens zu der Gruppe . . .
Und jetzt? Da ich den Kanal nicht bis Campohermoso runterlaufen wollte, hatte diese Exkursion ein Ende an einem verlassenen Bauernhof. Aber die Bilder kommen in den nächsten Artikel, der blogüblich dann oberhalb erscheinen wird. Also jetzt umgekehrt und wieder zurück zur Mauer.
Beziehungsweise der Blogger macht sich einen Tee 🙂