Bei meiner Fahrt den Rio Tejo hinauf, nicht immer direkt am Fluß entlang, mangels Straße, bin ich schließlich in einer interessanten Gegend gelandet, mit großen, von der Eiszeit (ja, die gabs hier auch!) rundgeschliffenen Felsen. Und immer noch: Korkeichen, und was für welche!
Ungefähr 28 Meter Durchmesser, egal in welcher Richtung, mißt die Krone dieses Veterans, vier von meinen Bussen könnte man hintereinanter darunter stellen, und gerade mal ein Meter würde auf jeder Seite herausschauen. An die großen Äste, die waagerecht abgehen, komme ich gerade mal so noch mit den Händen ran . . .
Ganz wohl war mir nicht, als am nächsten Morgen ein grauer Landrover angefahren kam ~ ich war von der Straße ab auf einer Piste durch eine Lücke in einem Zaun gefahren, zwar kein Schild, kein Tor, kein Nichts, aber immerhin . . . manchmal macht man, und ich im Besonderen, sich einfach zu viele Gedanken. Der Besitzer, denn der war das tatsächlich, war ausgesprochen nett, und wir haben uns (so gut wie es ging, auf Englisch) ausführlich über Korkeichen unterhalten. Dabei konnte ich mir auch einige meiner Mutmaßungen bestätigen lassen: Zum einen hat die Korkeiche ihre dicke Borke als Schutz vor den verheerenden Waldbränden, und auch diese offene parkähnliche Landschaft kommt nicht von ungefähr. Der Boden wird jährlich umgepflügt, um einem eventuellen Feuer nicht zu viel Nahrung zu geben.
Zur Zeit ist das Gras zwar schön grün und die Blumen schön bunt ~ wenn im Hochsommer allerdings alles vertrocknet ist, kann so ein Waldbrand mit einem halbwegs kräftigen Wind schon mal ganz fix 50 Kilometer über die Landschaft rasen . . . 2003 scheint das passiert zu sein, und sowohl Häuser als auch Menschen sind dabei ein Raub der Flammen geworden . . .
Er hat mir dann auch noch den Tip zu einer kleinen Wanderung gegeben, wo es noch mehr große, alte Korkeichen gibt, und gleich noch eine Geschichte dazu, die ihm sein Vater erzählt hat . . . ob das jetzt wirklich der Baum auf dem nächsten Bild war, weiß ich nicht . . .
Jedenfalls sollen, als Napoleon Portugal besetzt hat, also zwischen 1807 und 1814, einmal einige französische Soldaten von ihren Regimentern getrennt worden sein und sich verlaufen zu haben. Die Portugiesen haben die Soldaten gefangengenommen und dann an einer großen Korkeiche aufgehängt, schön in Reihe an einem dieser waagerechten Äste . . . rauhe Zeiten waren das!
Die Geschichte hat er mir übrigens erzählt, als ich ihn nach dem Alter der Bäume gefragt habe . . . weil das nun schon zweihundert Jahre her ist, und der Baum damals schon ausgewachsen gewesen sein muß, schätzt er diese Korkeichen auf drei- bis vierhundert Jahre!
Sehr geehrte Herr Gutmann,
auf der Suche nach einer alten Korkeiche habe ich Ihren interessanten Reisebericht und das Foto mit dem Prachtexemplar entdeckt. Gerne würde ich das Bild in meine Geschichte „die abenteuerliche Heimreise des Korkens Vasco“ einbauen, die demnächst auf meinem Blogg zu lesen sein wird. Über Ihr Einverständnis würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grüssen
Renate Herzog
Inzwischen hat Frau Herzog das Photo in ihr Märchen über den Korken Vasco und seine abenteuerliche Heimreise eingebaut . . .
Lesen!
Herzliche Grüße