Mal eben noch schnell das letzte Guthaben aus Portugal via Roaming in Spanien verbraten . . .
Nachdem ich erstmal aus dem Gebirge heraus war, gings auf schnurgeraden Straßen übers Land ~ man hätte das Lenkrad festbinden und einen Backstein auf das Gaspedal legen können . . . sodaß ich erstmal den richtigen Abzweiger verschlafen habe und ums Eck herum Richtung Leon fahren mußte . . . schöner ruhiger Übernachtungsplatz etwas abseits der Straße auf einem freien Platz bei einer Felsgruppe und Steineichen, mit einer weiten Aussicht über das Land . . .
Am nächsten Morgen mit den Heilungsarbeiten für die Begegnung mit dem dicken Stein begonnen, danach endlich wieder den Luftdruck gecheckt und auf die Hinterräder etwas mehr Druck gegeben, danach gings nach Leon . . . wo ich in der Absicht, frische Milch zu kaufen, auf einem Parkplatz mit offiziellen Stellplätzen für Autocaravans gelandet bin . . . 48 Stunden kann man bleiben, sofern man keine Campingstühle aufstellt oder Wäsche aufhängt, weil das sonst als Camping gewertet und per Gesetz Camping verboten ist ;-}}}}} ¡Eviva Espana!
In der Beschreibung vom ADAC werden die Glasfenster der Kathedrale von Leon erwähnt, an denen sich noch keiner sattsehen konnte, also beschließe ich, das Angebot mit dem Stellplatz zu nutzen und laufe am Fluß entlang in die Altstadt und zur Kathedrale. Da tummeln sich die Touristen, die auch die Glasfenster sehen wollen, während ich erstmal durstig bin und mich auf ein Bierchen (Paulaner!) an ein Tischchen vor dem Gin / Ger (Ginger wird in zwei Zeilen geschrieben, und Longdrinks aus der ersten Hälfte sind die Spezialität der Lokalität ;~} ) setze . . . auf meinem Spaziergang durch die Altstadt hatte ich eher einen Eindruck von ausgestorben / tot als von lebendig und umtriebig, aber während ich mein Bierchen nippe ändert sich das zusehens, bis ich mich direkt in einer Szene eines Almodovar-Films wiederfinde, Jubel, Trubel und Heiterkeit, pralles Leben von der manchmal etwas schrägen Art, leider ohne syncronisierten Ton . . . ich dachte immer, dem läuft die Phantasie über, seit gestern denke ich, der setzt sich einfach vor eine Bodega, schaut und hört zu und macht dann einen neuen Film!
Weil ich mich so gut amüsiere, bestelle ich noch ein zweites Bierchen ~ die Glasfenster der Kathedrale verschiebe ich ~ mañana ist auch noch ein Tag, nicht wahr?!
Außerdem komme ich zu der Erkenntnis, daß ich wohl doch so einiges verpasse, wenn ich mich immer in die Pampa verziehe . . .
Geschicklichkeitsprüfung ~ diesmal durchgefallen :-[
Wie war das mit dem Krug und dem Brunnen? An meinem letzten Abend in Portugal wollte ich auf der Suche nach einem schönen Abschiedsübernachtungsplatz im Gebirge einem Schild nachfahren, auf dem eine schöne Aussicht versprochen wurde . . . war eine Staubpiste, der Bus sieht hinten aus wie mit braunem Tarnpuder besprüht . . . unterwegs auch ein gutes Beispiel, daß die Waldbrandgefahr hier durchaus real ist, ein ganzer Hang schwarz verkokeltes Baum- und Buschwerk.
Die schöne Aussicht hab ich als speziellen Punkt nicht gefunden, aber da gabs ein Stück weiter unten eine ebene Fläche am Hang, mit ein bischen Gras und ein paar Büschen . . . nur der Weg dahin kam mir ein bischen zu steil und uneben vor, also bin ich lieber umgekehrt, um mir was anderes zu suchen . . . aber dann kam ein anderer Abzweiger den Hang hinunter, mit Linksabbiegung in Richtung des kuschligen Plätzchens . . .
Hätt ich besser nicht nehmen sollen! Kurz nachdem das wieder auf einer Ebene weiterging, wurde das richtig eng und dann auch zu spät, rückwärts wieder rauszufahren. Nachdem ich ein Bäumchen mit Schnur etwas zurückgebunden hatte, sollte das wohl auch gehen . . .
Aber da hatte sich im bodennahen Gesträuch ganz hinterlistig ein dicker Stein versteckt, der mir dann vorne rechts (wieder mal, war ja gerade repariert . . . ) erstens die Radkappe, ein wenig die A-Säule und dann noch die Eingangstür unten verschrammelt hat . . .
Aus lauter Wut (über mich selbst) bin ich dann gleich den Weg hinaufgefahren, den ich vorher nicht runterfahren wollt, und zurück und hinüber nach Spanien . . . wo die Aufnahme entstanden ist.
Ist ja weiter nichts Schlimmes passiert, ärgert mich aber saumäßig ~ bestimmt wieder zwei Tage Arbeit!
Im Übrigen verabschiede ich mich jetzt für ein paar Tage, bis das Internet organisiert ist. Im Moment funke ich von Spanien aus mit dem portugiesischen Netz, das wird nicht lang gut gehen . . . bis bald, gehabt euch wohl ;-}
Ruhiges Wochenende
Nach einem ruhig verbrachten Sonntag auf einer Wiese mit Aussicht und explodierenden Farben (gelb der Ginster, violett der Lavendel, gelbe und weiße Blümchen, grünes Gras und Maroni ~ Esskastanien . . .) und Besuch von einer Schafherde und den dazugehörigen Hunden bin ich heute Morgen sehr früh aufgewacht und konnte den Sonnenaufgang ausführlich bewundern . . .
Außerdem habe ich die Zeit genutzt, um endlich den seit zehn Monaten in der Pipeline feststeckenden Artikel über Photosophisches fertigzustellen und ins Internet hochzuladen . . . Neugierige klicken hier drauf!
Im Übrigen neigt sich Portugal langsam aber sicher dem Ende zu. Heute werde ich noch nach Braganca fahren, dann einen oder zwei Tage im Parque Natural de Montezinho verbringen, danach gehts hinüber nach Spanien, an Leon vorbei Richtung Biscaya, Stück für Stück Richtung Heimat . . . wenn es also ab Mitte der Woche erstmal keinen neuen Artikel gibt, liegt das daran, daß ich erst wieder das Internet organisieren muß ;-}
Douro
Auf meiner Fahrt durch Portugal bin ich inzwischen am Oberlauf des Douro angelangt.
Bei meiner Übernachtung vorgestern tief im Tal direkt am Fluß bei Barca de Alva kein Empfang von Vodafone, also auch kein Artikel ;-[
Bis hierher jedenfalls ist der Douro schiffbar, wie es ein Fluß-Kreuzfahrtschiff mit Europaflagge am Heck, die Infante D. Henrique zeigt. Ob das Schiffchen allerdings wirklich vom Heimathafen Straßbourg hierher gedampfert ist, wage ich zu bezweifeln . . .
Allerdings, wie kommt so ein Flußdampfer von der Werft in sein Bestimmungsgebiet? Hochseetauglich ist so ein Flußschiff mit den Riesenfenstern direkt über der Wasserlinie wirklich nicht . . . Das blaue Rechteck auf dem Dach am Heck ist übrigens ein Swimmingpool ;-} . . . einige der Kreuzfahrer machen nach dem Abendessen von ihrem Liegeplatz auf der spanischen Seite über die Brücke einen Spaziergang nach Portugal, wo mein Busselchen steht . . .
Das Wetter schlägt seine Kapriolen. Abends nach 22 Uhr, es ist schon lange stockdunkel, hat es noch über dreißig Grad im Bus, und draußen nicht viel weniger. Tiefsttemperatur in dieser Nacht sind gegen Morgen neunzehn Grad! (Seit gestern abend sind die Temperaturen wieder im erträglichen Bereich und der Himmel übersäht mit hübschen Wölkchen, die einem zwischendurch immer wieder eine leichte schattige Abkühlung gönnen ;-})
Nachdem ich den Morgen mit Testaufnahmen für für eine Neujustierung des Panoramagears beschäftigt bin, quäle ich mich den ganzen nächsten Tag mit einem Kopfschmerz durch das portugiesische Hinterland. Zuerst führt die Straße in vielen Windungen den Douro entlang, dann gehts hoch ins Gebirge . . .
Mein Abzweiger auf eine Route der Burgen zeigt mir zwar keine einzige Burg, verlangt von mir aber wieder mal einen Geschicklichkeitstest . . . seit ich den Bus wegen der neuen Farbe nicht mehr im Gelände zwischen Dornenbüschen durchquetsche, komme ich immer wieder in Situationen, wo ich mich zwischen Häusern durchquetschen muß, so auch gestern. Ich lande in einem festlich geschmückten Dorf, Teer wird zu Kopfsteinpflaster, Musik füllt die Luft . . . auf dem großen Dorfplatz mehrere Möglichkeiten, wie es weitergehen kann, ich nehm die breiteste . . . Kurven, es wird enger, Balkone, Abzweigung, und dann stehe ich an einer Kreuzung, die wirklich eng ist. Nach rechts abgebogen in die Richtung, die nach Ortsausgang aussieht, auf der linken Seite Außenspiegel eingeklappt, auf der rechten Seite die obligatorischen drei Zentimeter zwischen Dachkante und Häuserecke . . . PUUUHHH!!! . . . das war knapp . . . es ist ja nicht so, daß das ganze auf einer ebenen Fläche stattfindet, das Kopfsteinpflaster ist alles andere als eben und der Bus neigt sich, mal nach links, mal nach rechts . . . die Hoffnung, aus diesem Irrgarten wieder ins Freie zu kommen, trügt allerdings . . . hundertfünfzig Meter weiter ist endgültig Schluß, zwischen einer Hausecke und einer Mauer wäre ich mit meinem alten VW-Bus wohl noch mit eingeklappten Spiegel durchgekommen, mit Magirus keine Chance . . . also Kehrtwendung in einer Einfahrt und das Ganze retour . . . an sich wäre es nett, wenn in diesen Dörfern irgendwelche Hinweisschilder für Breitenbeschränkungen eingeführt würden, aber die Einheimischen kennen sich ja aus . . . und die Schleifspuren an den Häusern sind wohl von zufällig durchkommenden Marsmenschen!
Mit Internet ist den ganzen Tag nix, auch in der größten Ortschaft nicht. Das Telefon zeigt als Provider nicht mehr Vodafone P für Portugal, sondern Groupo Vodafone mit Roaming-Zeichen, und da ich Datenroaming deaktiviert habe, läuft da nix . . . obwohl ich alle Nase an einem Funkturm vorbeifahre . . .
Der Abend sieht mich auf einer Plattform hoch über dem Douro bei Bemposta, und ich schalte jetzt mal das Datenroaming ein ~ schließlich habe ich ein Prepaid-Datenvolumen, mir kann also nichts passieren, oder? Und ich kann tatsächlich meine neuesten Emails lesen und Nachrichten aus Deutschland empfangen, schön, daß Vodafone so international ist, oder? Am nächsten Morgen, als ich die Karte in das Datenmodem des Netbooks einlege, wird mir klar, daß Vodafone so international nun auch wieder nicht ist. Da sie mir nicht mehr Geld abknöpfen können, versehen sie meine Datenpakete mit einem unbekannten Multiplikator und Schnupp! ~ mein Datenkontingent ist um 225 MB ärmer! Fast ein Viertel des für Portugal gebuchten Kontingents! Ein Schelm, wer sich böses dabei denkt! Also Internet getrennt und Check auf dem Telefon (da das Modem ursprünglich von O2 mit Festvertrag ist, bietet die Software nicht die Möglichkeit der Providerauswahl :-[) mit dem Ergebnis: Vodafone Portugal gibts nicht, Vodafone Spanien dicke, zweimal Orange, einmal TMN. Da ist guter Rat bzw die Internetverbindung teuer, deshalb dieser Artikel erstmal offline geschrieben zur späteren Übertragung ;-}
Trotzdem stellt sich später heraus, daß das Kontingent durch die Recherche nochmal gekürzt worden ist, insgesamt hat mich der nur virtuelle Ausflug nach Spanien 364 MB von meinem Datenvolumen gekostet ~ mehr als ein Drittel des für Portugal gebuchten Volumens . . . viel bleibt da nicht mehr übrig! Und weil Vodafone anscheinend bei jedem neuen Einloggen ein MB vom Volumen abzieht und in dieser Gegend ständig der Empfang zusammenbricht und deswegen neu eingeloggt werden muß, heißt es sparsam sein und die Verbindung nur noch schalten, wenn sie unbedingt nötig ist :-{
Hier macht Vodafone jedenfalls keinen guten Eindruck und die Abschaffung der Roaminggebühren für diese international operierenden *ehrenwerten* Gesellschaften sollte möglichst bald veranlasst werden!
Me on the rocks . . . ;-}
Den vierten Tag in Folge klettere ich jetzt mit der Kamera in diesen Felsen herum, die mich so begeistern . . . und versuche Photos mitzunehmen, die dieser Begeisterung gerecht werden . . . das ist gar nicht so einfach, diese Urlandschaft in Pixel zu klemmen . . .
Von meinem Standplatz auf einem Feldweg, der über ein paar Kuven zu einem kleinen Getreidefeld führt, umgeben von blühendem Gesträuch und dem Duft des genauso blühenden wilden Lavendels, arbeite ich mich eine gute Viertelstunde durch zum Teil übermannshohe Büsche ~ sogar Gras wächst hier so hoch, daß ich mit ausgestreckter Hand gerade so eben die Spitzen erreichen kann . . . der direkte Weg ist nicht gangbar, die Strecke ist ein großes Runen-S . . . überall verkohlte Überbleibsel eines Buschbrandes, der hier letztes oder vorletztes Jahr über das Gelände gerast sein muß . . . zwischendrin jede Menge frisches Grün . . . an einem Bäumchen sogar rabenschwarz verkohlte Zweige und Rinde auf der einen Seite, auf der anderen frische grüne Blättchen . . . ;-}
Auch heute nochmal, obwohl ich eigentlich weiterfahren wollte, denn diese Bilderbuchwolken an einem knalleblauen Himmel kann ich nicht ignorieren . . . und dieser kleine, lichtgrüne Land-Art Teich aus streichholzkurzen Grashalmen, einer wie der andere, oben auf einem großen Felsen, davon habe ich immer noch kein wirklich gutes Bild . . .
Gestern waren es fünf Monate, daß ich aus Freiburg losgefahren bin ~ und es wird wohl noch mehr als ein Monat vergehen, bis ich wieder in heimatlichen Breitengraden angekommen bin. An sich hatte ich eher mit drei, maximal vier Monaten gerechnet, aber so ist das halt: Zu spät losgekommen, von der Technik und der DHL über Gebühr aufgehalten, und immer wieder Eindrücke, die mich für ein paar Tage oder gar eine ganze Woche festhalten . . . und dabei warten zu Hause so wichtige Dinge wie der überfällige TÜV-Termin für den Bus und die wohl auch dieses Jahr überfällig werdende Steuererklärung . . .
. . . Ur wie Landschaft . . .
Nach zwei Tagen Übernachtungsplätze ohne Internet nun mal wieder einen Beitrag . . . ;-}
Die Fahrt den Tejo (sprich: Täscho . . .) hoch war zwischendrin geprägt von Verengungen und Hindernissen, durch die man sich und den Bus durchquetschen / mogeln mußte . . . ;-} Gleich im nächsten Ort, auf der Suche der Abzweigung zu der Strecke, die ich mir aus der Karte herausgesucht hatte . . . die Beschilderung ist mal wieder nicht sehr hilfreich ~ da steht öfters die Ansammlung der nächsten drei Häuser angeschrieben anstelle des nächsten größeren Ortes, der auch auf einer Übersichtskarte angezeigt ist. Denn die Einheimischen kennen sich ja aus, nichwahr?! Und so lande ich in der mittelalterlichen InnenStadt plötzlich vor einem etwas knapp geratenen Spitzbogentor, in das ich erst einschwenken und gleich anschließend wieder scharf abbiegen muß . . . die Einheimischen gucken ungläubig ~ da wollen sie durch? Klar doch, Spiegel eingeklappt, links und rechts an der Dachkante drei Zentimeter Platz, unten schleifen die Reifen an den Begrenzungssteinen. Paßt doch! ;-} Weder Tor noch Auto zerkratzt . . .
An der nächsten Wahlmöglichkeit, links? oder rechts?, frage ich einen älteren Einheimischen nach dem Weg nach Montalvao ~ und bekomme eine ganze Minute lang auf portugiesisch den Weg erklärt . . . verstanden habe ich davon: 500 Meter – links abbiegen – und daß es da Zweifel gibt . . .
An der Abzweigung dann den Grund für den Zweifel: Ein Schild, Gewichtsbeschränkung 3,5t . . . darunter auf Pappe 4,5 Km . . . von Montalvao nichts geschrieben . . . na das kann ja lustig werden!
Nach einer Weile taucht dann die erste Entfernungsangabe nach Montalvao auf, ich bin also zumindest auf der richtigen Strecke. Die Straße ist in gutem Zustand, wenn auch nicht gerade breit . . . und in der Befürchtung, nach diesen viereinhalb Kilometters dann vor einer wackligen, morschen Holzbrücke zu stehen, fahre ich weiter. Alles falscher Alarm, die Brücke ist aus stabilem Beton und die Strecke führt durch eine wunderschöne Gebirgslandschaft, immer aufwärts . . .
Das Verwirrspiel mit der Beschilderung geht in Montalvao dann weiter, ich sehe eines, das eine Straße zum Tejo und einem Stausee anzeigt ~ so soll es sein! Ich hoffe, daß es da einen Grenzübergang nach Spanien gibt (obwohl da auf meiner Karte nichts eingetragen ist), das sich da als Zipfel nach Portugal hineinschiebt. Sozusagen Abkürzung und Gelegenheit, die leere spanische Gasflasche gegen eine volle zu tauschen ;-} . . . das zieht sich aber, immer abwärts selbstverständlich, und ich ziehe meinen elektronischen Navigator zu Rate . . . aber wenn man Google mal braucht, ist der Empfang weg, und so drehe ich um und fahre den Berg wieder hinauf . . . kurz vor Montalvao Empfang und elektronische Hektik ~ Route wird neu errechnet . . . neu errechnet . . . neu errechnet . . . na, dann schau ich mir mal die alte Route an ;-} . . . aha, das sieht gut aus: Google sieht eine Straße nach Spanien, und es ist die, die ich hinuntergefahren bin! Also wieder umgedreht und los . . .
Unten allerdings stehe ich vor einem verschlossenen Tor, das die Straße über die Staumauer absperrt, die auf der anderen, spanischen Seite wieder den Berg hochführt ~ Prima! Google ist also doch nicht allwissend . . . da es aber schon sieben Uhr abends ist, quetsche ich mich zwischen einem Zaun und der Bergwand durch (wieder Spiegel einklappen!) auf einen Parkplatz über dem Stausee . . .
Am nächsten Morgen um neun Uhr taucht von der spanischen Seite ein Offizieller mit Schlüssel auf und öffnet das Tor, Google weiß also doch (fast) alles und ich fahre über den Tejo, der jetzt Tajo (sprich: Tacho!) heißt, nach Spanien hinüber . . .
Das Verwirrspiel mit den Schildern geht auch hier weiter . . . an einem kleinen Dorf vorbei steht auf einer schmalen Straße hundertfünfzig Meter NACH der letzten Abbiege- und Wendemöglichkeit plötzlich ein Schild: Sackgasse in 4,5 Km (die 4,5 Km müssen irgendeine magische Bedeutung haben . . . ;-}) ~ also rückwärts wieder hinaus und zum Wenden in eine schmale, steile Gasse eingebogen, rückwärts in die andere Richtung wieder raus auf die ‚Haupt-‚Straße . . . NIX geht mehr, die Anhängerkupplung setzt auf der Straße auf . . . also vorwärts . . . aber hundert Meter weiter geht dann da auch nichts mehr, zu eng, zu sehr um die Ecke. Rückwärts in eine andere Gasse könnte gerade noch gehen, aber die Einheimischen pfeifen mich zurück, meinen, das ist zu eng!!! Nach einigen Versuchen geht das doch wieder bei der ursprünglichen Abzweigung, aber doch wieder in die falsche Richtung . . . also nochmal 200 Meter rückwärts bis zu einer vernünftigen Wendemöglichkeit . . .
Nichtsdestotrotz, die Gegend hier ist atemberaubend schön! Extremadura, übersetzt äußerst hart, ich hatte mir das immer sehr karg und trocken vorgestellt. Aber zumindest jetzt im Mai fahre ich durch eine grüne, sanft gehügelte, mit Kork und Steineichen locker bewachsene Hochebene . . . hier könnte man mal Urlaub machen, will heißen, nicht nur durchfahren, länger bleiben. Es gibt mehrere ausgeschilderte Wanderwege (National/Naturpark), die man ablaufen könnte . . .
Aber für diesmal bin ich nur auf der Durchreise ~ nach Kauf eines Brotes und einer Flasche Fanta, nach Tausch der Gasflasche und Volltanken mit Diesel und Wasser geht es wieder hinüber nach Portugal . . .
Und lande einen Tag später, nach einer Durststrecke von Samstagabend auf Sonntagabend, es hat 10° abgekühlt und sieht so aus wie bei uns im Mittelgebirge (wieso fahr ich dann so weit?!?) in dieser Urlandschaft aus großen Felsbrocken, die anscheinend ein Riese (Eiszeit!) hier verteilt hat . . . jetzt weiß ich wieder, wieso ich hier bin . . . ;-}
Korkeichen und Felsen
Bei meiner Fahrt den Rio Tejo hinauf, nicht immer direkt am Fluß entlang, mangels Straße, bin ich schließlich in einer interessanten Gegend gelandet, mit großen, von der Eiszeit (ja, die gabs hier auch!) rundgeschliffenen Felsen. Und immer noch: Korkeichen, und was für welche!
Ungefähr 28 Meter Durchmesser, egal in welcher Richtung, mißt die Krone dieses Veterans, vier von meinen Bussen könnte man hintereinanter darunter stellen, und gerade mal ein Meter würde auf jeder Seite herausschauen. An die großen Äste, die waagerecht abgehen, komme ich gerade mal so noch mit den Händen ran . . .
Ganz wohl war mir nicht, als am nächsten Morgen ein grauer Landrover angefahren kam ~ ich war von der Straße ab auf einer Piste durch eine Lücke in einem Zaun gefahren, zwar kein Schild, kein Tor, kein Nichts, aber immerhin . . . manchmal macht man, und ich im Besonderen, sich einfach zu viele Gedanken. Der Besitzer, denn der war das tatsächlich, war ausgesprochen nett, und wir haben uns (so gut wie es ging, auf Englisch) ausführlich über Korkeichen unterhalten. Dabei konnte ich mir auch einige meiner Mutmaßungen bestätigen lassen: Zum einen hat die Korkeiche ihre dicke Borke als Schutz vor den verheerenden Waldbränden, und auch diese offene parkähnliche Landschaft kommt nicht von ungefähr. Der Boden wird jährlich umgepflügt, um einem eventuellen Feuer nicht zu viel Nahrung zu geben.
Zur Zeit ist das Gras zwar schön grün und die Blumen schön bunt ~ wenn im Hochsommer allerdings alles vertrocknet ist, kann so ein Waldbrand mit einem halbwegs kräftigen Wind schon mal ganz fix 50 Kilometer über die Landschaft rasen . . . 2003 scheint das passiert zu sein, und sowohl Häuser als auch Menschen sind dabei ein Raub der Flammen geworden . . .
Er hat mir dann auch noch den Tip zu einer kleinen Wanderung gegeben, wo es noch mehr große, alte Korkeichen gibt, und gleich noch eine Geschichte dazu, die ihm sein Vater erzählt hat . . . ob das jetzt wirklich der Baum auf dem nächsten Bild war, weiß ich nicht . . .
Jedenfalls sollen, als Napoleon Portugal besetzt hat, also zwischen 1807 und 1814, einmal einige französische Soldaten von ihren Regimentern getrennt worden sein und sich verlaufen zu haben. Die Portugiesen haben die Soldaten gefangengenommen und dann an einer großen Korkeiche aufgehängt, schön in Reihe an einem dieser waagerechten Äste . . . rauhe Zeiten waren das!
Die Geschichte hat er mir übrigens erzählt, als ich ihn nach dem Alter der Bäume gefragt habe . . . weil das nun schon zweihundert Jahre her ist, und der Baum damals schon ausgewachsen gewesen sein muß, schätzt er diese Korkeichen auf drei- bis vierhundert Jahre!
Eine Schweinehitze!
Hier ist es inzwischen so drückend heißßß geworden, daß die Säue auf die Bäume klettern und grunzend nach Luft schnappen. Ich hab mich hier zur Mittagspause so halbwegs in den Schatten eines Hauses gestellt, alle zu öffnenden Löcher aufgemacht und gehofft, daß das etwas erträglicher wird ~ aber die Temperatur ist von Fahrtwindgekühlt / Sonne gerade mal um ein Grad auf 35 gefallen und steigt jetzt wieder . . .
Also weiterfahren, obwohl das verrückt ist . . .
Point of Return und Lisboa zum Zweiten
Nachdem ich nun am Cabo da Roca war, dem westlichsten Punkt Kontinentaleuropas, und zwei Wochen vorher in Tavira, dem südlichsten meiner Reise, läßt es sich nicht mehr verdrängen: Der Scheitelpunkt dieser Reise ist überschritten, von nun an gehts bergab ;~[, heimwärts?!?
Auf diesen Schreck habe ich mir aber noch zwei Tage Erholung am Strand geleistet, Mosquitostiche therapieren und die Seele zum einen baumeln lassen und zum anderen mit den Schönheiten Portugals auftanken ;-} . . . uuund: Noch einen Tag in meiner aktuellen Lieblingsmetropole angehängt, Lisboa!
Diesmal (mehr oder weniger) ohne Programm, einfach sich treiben lassend, Eindrücke sammelnd, mit der Kamera . . .
Zum Beispiel den Sprayer, der ein Auto vergoldet . . . die Kuh, die durchs Schaufenster hindurch! beobachtet, was auf der Straße so vorgeht . . .
. . . Reizendes gibt es sowohl in den Schaufenstern als auch außerhalb . . .
Als ich mich dann, um in Ruhe eine Cervesa zu mir zu nehmen, an einem bewirteten Tischchen in einer Gasse niederlasse, fällt mir dieser Herrenfriseur auf, der noch richtig mit Kamm, Schere und Rasiermesser fast liebevoll einen älteren Herren wieder auf Vordermann bringt, der dann zwar nicht jünger, aber um einiges adretter wieder ins städtische Getümmel entlassen wird . . . meine Haare hätten das auch wieder mal nötig, denn meine Haarschneidemaschine läßt sich nur am Netz aufladen . . .
Seeehr nachdenklich macht mich allerdings, als ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Menschen direkt aus einer Mülltonne essen sehe, während im Hintergrund die Luxus-SUVs vorbeirollen und schick gekleidete Damen mit den Tüten der angesagten Labels vorbeiflanieren . . . auch das gibt es hier, Obdachlose, die in Hauseingängen oder neben Bänken schlafen, Menschen, die sich mit Betteln durchbringen . . . allerdings auch nicht mehr und präsenter als bei uns . . .
Gegensätze ~ Lisboa steckt voll davon und kann anscheinend recht gut damit umgehen. Interessantes Beispiel für das Nebeneinander und Ineinander von Alt und Modern, Ästhetik und Nützlichkeit ist für mich der Rossio-Bahnhof, Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Neben dem Bahnhof enthält er den in den letzten Jahren zur Pflicht erhobenen Starbucks, aber um die Ecke auch die Zentrale von Google Portugal . . .
. . . drinnen fährt man eine modern gestaltete Rolltreppenflucht hoch, die von transparenten Fußgängerbrücken überspannt wird, und landet in der alten, von einem genieteten Eisen- und Glasdach überspannten Bahnhofshalle . . .
Da der Bahnhof in den Hügel des Bairro Alto hineingebaut ist, fahren die Züge ersmal mehr als zweieinhalb Kilometer durch einen Tunnel, bevor die Fahrgäste wieder Tageslicht sehen . . .
Nachtleben gibts natürlich auch ~ inclusive der freundlichen Menschen, die einen, mit der Speisekarte in der Hand, zu einer Mahlzeit oder auch nur einem Drink überreden wollen . . . wenn man Glück hat (wie ich), auch Fado als Straßenmusik . . .
Zum Schluß nochmal als Wiederholung ein Bild von der Hängebrücke Ponte 25 de Abril . . . es gäbe noch viel mehr zu entdecken in dieser quirligen und schönen Stadt, aber heute geht es weiter, den Tejo entlang, wieder in etwas dünner besiedeltes Gebiet . . .
Lisboa ~ und wie ich Blutspender wurde . . .
Lissabon ~ Lisboa ~ ist eine Stadt mit dem gewissen ‚Etwas‘, wie hat man ‚früher‘ gesagt, dem ‚Touch‘, eine Stadt, in der man sich sogar da wohlfühlt, wo sie von uns Touristen überlaufen ist. Und sie hat ein Metro-System, das auch ich begreifen kann: Vier Linien, in vier Farben markiert, rot, grün, blau und gelb. Ein Ticketsystem, das am Automat sogar ohne die mir gewährte Hilfe einer jungen ‚Dame‘ begreifbar wäre, die sich damit wohl Taschengeld, Studium oder Lebensunterhalt? verdient . . . man kauft für fünfzig Cent ein elektronisches Ticket (RFID-Chip), läd das dann mit einem Tagesvolumen für fünf Euro auf, und hat dann berührungsfrei Zugang zum Verkehrsverbund aus Metro, Bus, Straßenbahn . . .
Ja, es gibt sie, die kleinen alten Straßenbahnen, die durch die Engen Gassen der Alfama und Garç
a fahren, wenns zu eng wird, dann einspurig ~ und die Fußgänger müssen sich gelegentlich in die nächst erreichbare Ecke drücken, weil zwischen Straßenbahn(spiegel) und Häuserwand nur eine Handbreit Raum bleibt . . .
Ja, es gibt sie, die Ascensadores, die Standseilbahnen, die die steilen Straßen senkrecht zum Hang hinauffahren, und den senkrechten Elevador de Santa Justa, der einen in die nächsthöhere Etage der Stadt lifted . . .
Ja es gibt sie, die engen Gäßchen, durch die kein Auto paßt, und für mich das Markanteste: Überall in den alten Wohnvierteln hängt die Wäsche zum trocknen draussen vor den Fenstern . . .
Unten in der Baixa, dem Geschäfts- und Bankenviertel, eine Fußgängerzone, mit weißen Kieseln gepflastert, in der ich einem Straßenkünstler zusehen durfte, der mit solcher Eleganz und Kunstfertigkeit eine apfelsinengroße Kristallkugel zwischen den Händen balancierte und über Schultern und Arme rollen ließ, daß die Schwerkraft schlicht außer Kraft gesetzt war . . .
Eine Musikgruppe, die für mich, als ich sie ~ aus der Entfernung ~ photographieren wollte, ihre Flagge ausgebreitet hat ;-} . . .
Eine Gruppe Jugendlicher, die mich zu einem Gruppenphoto vergewaltigt ;.} hat . . .
Eine freundliche, offene Stadt, in der man sich wohlfühlen und in die man sich verlieben kann . . . und was noch dazukommt: Ausgesprochen attraktive Frauen, gaaanz gefährlich. Ich durfte mich hier nicht zu lange aufhalten, sonst würde ich mich nicht nur in die Stadt verlieben . . . gefährliche Sache, vielleicht wäre meine Rückkehr in die Heimat gefährdet, und das wollen wir doch nicht, oder? Oder wohl? Oder doch? Jedenfalls genug Gründe, nach meiner Stippvisite zum Cabo da Roca, dem nun wirklich westlichsten Punkt Kontinentaleuropas, vielleicht nochmal dahin zurückzukehren . . .
Und wie war das jetzt mit dem Blutspenden?
Tja, das kam dann nach meiner Rückkehr zum Bus. Weil das richtig heiß und schwül geworden war, hatte ich den Bus auf einen Parkplatz unter der Ponte Vasco da Gama verlegt, weil Schatten und deswegen kühler. Sämtliche Deckenlüfter und Luken offen, damit sich die Hitze nicht staut . . . und nach dem Nach~Hause~Kommen, zu faul zum Kochen, ein Gläßchen portugiesischen Rotwein und ab ins Bett!
Aus der ungestörten Nachtruhe ist aber leider gar nichts geworden . . . in meiner Abwesenheit hatten sich wohl sämtliche! Mosquitos des Tejo (und vielleicht der von mir übersehenen benachbarten Kläranlage) ausgerechnet meinen Bus zum Haupt- und Jagdrevier erkoren . . . ich sag euch, so viele von den Biestern habe ich meinen Lebtag noch nicht zu Gesicht bekommen! Kaum fielen mir, von einem ganzen Tag Stadterkundung hundemüde, die Augen zu, summte es um mich herum im Duett, im Quartett, im Sextett . . . wenn ich eines von den Biestern erschlagen habe, sind gleich noch zwei, drei andere aufgeflogen, und die wurden nicht weniger, sondern immer mehr :~[ genauso wie die Blutflecken, die alsbald Decken und Schrankwände ‚zierten‘ . . . MEIN Blut!
Zudecken mit der noch im Wintermodus zusammengeclipsten Bettdecke führt zu Saunagefühl, weil die Temperatur ausgerechnet in dieser Nacht nicht unter 26° Celsius fällt ~ sowohl die Tages- als auch die Nachttemperatur hat fast einen Zehn-Grad-Sprung gemacht . . .
Keine Ruhe, bis ich im Morgengrauen schließlich aufgestanden bin und mich mit einer Kanne Expresso halbwegs tagestauglich gemacht habe . . . ich glaube kaum, daß ich mehr als eine Viertelstunde am Stück geschlafen habe . . .
Der Versuch, durch Ausschütteln der Vorhänge, Hin- und Herschieben der Klamotten im Schrank, und dem Erzeugen neuer Blutflecke zusammen mit der Fahrtwinddurchlüftung mein Schlafzimmer wieder ruhetauglich zu machen, ist nicht ganz gelungen. Auch letzte Nacht, wenn auch viel weniger, war ich immer wieder mit der Jagd auf Quälgeister beschäftigt. Dazu kamen die bestialisch juckenden Stiche der Vornacht, besonders auf den Handrücken, Knieen und den Füßen. Alleine auf meinem linken Knie, weniger als zehn mal zehn Zentimeter Hautfläche, ein gutes Dutzend Stiche! Sogar das Wundemittel Aloe Vera konnte die Qual nur vermindern, die bei jedem Kontakt mit irgendwas wieder aufgeflammt ist . . . aber wie heißt das so schön?! In hundert Jahren ist alles vorbei . . .