Nachtrag zum Hainich

Hab ich schon erwähnt, daß der Hainich absolut großartig ist?! Am vergangenen Sonntag war ich mehrere Stunden auf einem Fußpfad unterwegs mitten in einem Wald, der nun schon einige Zeit sich selbst überlassen ist. Da findet man nicht alle paar Meter die Spuren einer Forstwirtschaft, die mit schweren Maschinen quer durch den Wald pflügt, die Stämme „reifer“ Bäume aus dem Wald schlägt und den „unverwertbaren“ Rest, Äste, Zweige,  an Ort und Stelle liegen läßt.  Auch in sogenannten „nachhaltig“ bewirtschafteten (denn das heißt offensichtlich nur, daß die gefällten Bäume durch neugepflanzte ersetzt werden)  ergibt das ein Bild des Krieges gegen die Natur: Tiefe Furchen im Waldboden, verletzte Rinde von Bäumen, die den Maschinen im Weg waren, Häufen von Ästen und Zweigen als Mahnmal der kommerziellen Einstellung – ich nehm mir das, was ich brauche, was Geld bringt, was interessiert mich der Rest…

Im Hainich (genauer: in der Schutzzone 1) fällt ein Baum dann, wenn er seine natürliche Lebenszeit erreicht hat und zerfällt dann ganz, ganz langsam, ist Nahrung für Pilze, Moose, Farne. Vielleicht fällt er nicht mal zu Boden, lehnt an einem anderen Baum. Nicht immer geht das ohne Verletzungen und Verluste ab. Vom ästhetischen Standpunkt her (und der ist für mich als Photograph natürlich auch wichtig ;-}) hat das dennoch eine grundlegend andere Qualität.

Im Hainich hat eine Buche jedenfalls die Chance (hoffentlich, wenn das Nationalparkkonzept die Dauer hat), seine Lebensspanne von 3 bis 4 Hundert Jahren auszuschöpfen. Im kommerziellen Wald ist nach 40 Jahren Schluß, weil die Holzqualität sich dann „verschlechtert“ und sich die Sache ja rentieren muß. Noch gibt es wohl diese mehrhundertjährigen Bäume nicht im Hainich, so alt ist das Konzept Nationalpark ja noch nicht.

Einen Baum gibt es, der schon fast 1000 Jahre auf dem Buckel haben soll (nach dem Schild am Baum, nach Wikipedia ca. 800): Die Betteleiche.   Und sogar sie ein Bild der menschlichen Arroganz. Im Mittelalter sollen franziskanische Bettelmönche ein großes Loch in den schon gewaltigen Stamm geschlagen haben, um die Spenden der Wallfahrer vor dem Regen zu schützen!?! Die Betteleiche hat deswegen die Form eines Tores mit 2einhalb Metern Durchgangshöhe und ist ein Zeichen der Überlebensfähigkeit der Eichen im besonderen und der Bäume im allgemeinen.

Demnächst dann auch Photos von diesem Spaziergang auf www.ralfgutmann.eu, in der Abteilung ZauberWald.