abgeschweift ~ La Dordogne

Blick in 'meinen' Park direkt an La Dordogne heute Nacht
Blick in 'meinen' Park direkt an La Dordogne heute Nacht

Bin etwas abgeschweift und hab mich treiben lassen ~ nicht mehr Garonne, sondern Dordogne heißt der Fluß, an dem ich mich die letzten Tage aufgehalten und eine kleine Blogpause eingelegt habe. Initiiert wurde der Wechsel durch eine französische Eigenheit, an die ich mich erst wieder gewöhnen muß. Viele Städte sperren Fahrzeuge über 3,5t durch Schilder aus, die französische Variante der Umweltzone. Man darf das nicht wirklich ernst nehmen, manchmal gibt es gar keine Umfahrung, und auch sonst wäre eine Versorgung der Bevölkerung ohne LKW (Poid Lourde) nicht möglich. Manchmal ist die Beschränkung auch offiziell beschränkt auf den Transitverkehr, dann reicht es also, dem örtlichen Supermarkt eine Visite abzustatten 😉 Jedenfalls habe ich mich bei Marmande von der Beschilderung auf eine falsche Straße scheuchen lassen, weil ich die Flußseite nicht wechseln wollte, und ’schnupp!‘ bin ich in einer wunderschönen Landschaft und am Abend am Ufer des nächsten Flußes, La Dordogne gelandet . . .

ein Boot namens Manhattan, geparkt auf La Dordogne
ein Boot namens Manhattan, geparkt auf La Dordogne

In der Zeit nicht gebloggt, nichtsdestotrotz eher mehr Zeit am Rechner verbracht, bei schönstem Wetter. Aber irgendwann mußte es sein, denn meine Bilderwebsite ralfgutmann.eu braucht dringend eine Erfrischungskur, da sie ~ was Wunder, da ich mich so wenig um sie kümmere ~ kaum noch Besucher bekommt und auch technisch, obwohl komplex mit PHP und Javascript handgewebt, etwas in die Jahre gekommen ist. Die Entwicklung des Webs schreitet voran, mit HTML5 und CSS3 sind Möglichkeiten entstanden, dem werten Publikum ein spannenderes und komfortableres Erlebnis zu gestalten ~ demnächst . . . denn das Frickeln von Code ist, bis es denn das tut, was es soll, eine sehr anstrengende und zeitraubende Tätigkeit.

von Brücke zu Brücke ~ die hintere führt die Eisenbahn über die Dordogne
von Brücke zu Brücke ~ die hintere führt die Eisenbahn über die Dordogne

Apropos Zeit ~ für diesen Artikel erlaube ich mir etwas, was im realen Leben nicht funktioniert, ich drehe den Verlauf der Zeit um! Die Bilder führen euch also von der vor kurzem verstrichenen Vergangenheit in die weiter zurückliegende der letzten blogfreien Tage . . . das Photo oben entstand bei meinem von den Verkehrsplanern nicht vorgesehen Bemühen, den Fluß möglichst ufernah zu folgen, so entdeckte ich beim Überqueren einer alten, schmalen Brücke die Ahnung der Ausblicke auf die großartige Konstruktion aus genietetem Stahl, die die Eisenbahn noch heute über die Dordogne führt.

die Eisenbahnbrücke über die Dordogne im Anlauf
die Eisenbahnbrücke über die Dordogne im Anlauf

Die Brücken hier bei Cubzac-les-Ponts, denn es gibt auch noch die alte Autobrücke der D1010 und auch die moderne Brücke der Autobahn A10, brauchen, um unten größere Schiffe durchzulassen, eine gewisse Höhe und damit in der flachen Landschaft einen großen Anlauf, um die Höhe ohne gewaltige Steigung zu erreichen. Und so auch eine Länge, die weit über die Breite des Flußes hinausreicht.

* Eisenbahnbrücke über die Dordogne bei Cubzac-les-Ponts ~ durch Klick vergrößern *
* Eisenbahnbrücke über die Dordogne bei Cubzac-les-Ponts ~ durch Klick vergrößern *
Eisenbahnbrücke über die Dordogne bei Cubzac-les-Ponts ~ obligatorischer Sonnenuntergang ;)
Eisenbahnbrücke über die Dordogne bei Cubzac-les-Ponts ~ obligatorischer Sonnenuntergang 😉
 Sonnenuntergang unter der Eisenbahnbrücke über die Dordogne bei Cubzac-les-Pont
Sonnenuntergang unter der Eisenbahnbrücke über die Dordogne bei Cubzac-les-Pont
* die alte Straßenbrücke für die D1010 *
* die alte Straßenbrücke für die D1010 *
die alte Straßenbrücke ~ filigranes Geflecht aus genietetem Stahl
die alte Straßenbrücke ~ filigranes Geflecht aus genietetem Stahl

Diese Stahlkonstruktionen aus dem 19. Jahrhundert haben mich schon immer fasziniert. Eine damals moderne Technik, die bis dahin unerreichbare gigantische Größen von Bauwerken ermöglichte, im Styling der Stützbögen aber fast noch an Kathedralen erinnernd. Wobei die Bögen aus Kalkstein vom Zahn der Zeit und der schwefligen Abgase teilweise so geschwächt sind, daß sie mit dicken Stahlstempeln verstärkt wurden, um dem gewachsenen Schwerverkehr der heutigen Zeit standhalten zu können.

* die alte Straßenbrücke ~ Stützbögen aus Kalkstein wie in Kathedralen *
* die alte Straßenbrücke ~ Stützbögen aus Kalkstein wie in Kathedralen *
* Zeitsprung zurück zum Sonntag ~ Postkartenbild von Castillon-la-Bataille *
* Zeitsprung zurück zum Sonntag ~ Postkartenbild von Castillon-la-Bataille *

Weiter zurück in der Zeit: Freitag, Kirche Saint-Nicolas-de-Blasimon. Verwirrend . . . die Kirche heißt Saint Nicolas, die Abtei Saint Maurice

Portal von Saint-Nicolas-de-Blasimon
Portal von Saint-Nicolas-de-Blasimon
* Portal von Saint Nicolas *
* Portal von Saint Nicolas *
am Portal von Saint Nicolas ~ links
am Portal von Saint Nicolas ~ links
am Portal von Saint Nicolas ~ rechts
am Portal von Saint Nicolas ~ rechts
Saint Nicolas ~ zum Teil Ruine
Saint Maurice ~ zum Teil Ruine
Saint Nicolas ~ Turm und alter Herr Magirus
Saint Maurice ~ Turm und alter Herr Magirus

Ich laß es mal gut sein . . . und wie immer: Bilder mit *-chen um den Kommentar -> klicken, vergrößern . . . Es lohnt sich!

Spickeleien

auf La Garonne gespickelt
auf La Garonne gespickelt

Eine Fahrt durch die schöne Landschaft der Gascogne. Von der Garonne kriegt man allerdings weniger zu sehen, als man das gerne hätte ~ meist führt die Straße in einiger Entfernung vorbei, und sogar mit dem Rad oder zu Fuß schlechte Chancen. Kein Weg, kein Steg, aber ein Streifen wunderschöner Laubwald . . .

* Sichtschutz für die Garonne ~ eine Wand aus Bäumen *
* Sichtschutz für die Garonne ~ eine Wand aus Bäumen *

Und sonst? Es ist Frühling, die Tauben turteln auf den Kaminen 😉

Tauben turteln ~ Turteltauben?
Tauben turteln ~ Turteltauben?

suivre la Garonne

La Garonne westlich Toulouse ~ gut gefüllt
La Garonne westlich Toulouse ~ gut gefüllt
La Garonne, gut gefüllt
La Garonne, gut gefüllt

Die Entscheidung ist gefallen: Ich werde dem Lauf der Garonne bis zum Atlantik folgen, dann wird man weitersehen. Der Fluß ist vom Schmelzwasser frühlingshaft gut gefüllt, und bei der Weiterfahrt hat sich schnell gezeigt, daß die Warnungen des freundlichen Grundbesitzers nicht unbegründet waren. Schon wenige Kilometer weiter waren immer wieder Stellen zu sehen, an denen die Uferbefestigungen weggespült waren.

Inzwischen sind wir aber weit die Garonne hinuntergetrieben, schon an Toulouse vorbei und immer noch mit der Umgewöhnung beschäftigt, die beim Überqueren einer nationalen Grenze immer fällig ist. Supermärkte mit verändertem Sortiment, Internet mit französischer SIM (wann, wann ist es endlich soweit, daß ein Datenkontingent der eh international agierenden Provider europaweit gilt? Wieso funktioniert verschlüsseltes FTP nicht bei SFR? Honi soit, qui mal . . .) und auch die Landschaft verändert sich nördlich der Pyrenäen. Überbordender Pflanzenwuchs für jemanden, der sich über den Winter an das recht karge Andalusien gewöhnt hatte . . .

Jean Moulin ~ Portrait an der gleichnamigen Schule in Blagnac
Jean Moulin ~ Portrait an der gleichnamigen Schule in Blagnac

Beim gestrigen Spaziergang ~ die Garonne entlang und zurück durch das Städtchen Blagnac ~ gleich noch eine Geschichtsstunde, Wikipedia sei Dank! Jean Moulin, dessen Portrait mir an der gleichnamigen Schule auffiel, war sozusagen die verbindend-koordinierende Person der französischen Resistance, bevor er von der Gestapo unter dem Sadisten Klaus Barbie gefaßt und gefoltert wurde. Als er Papier und Stift erhielt, um Namen von Mitkämpfern der Resitance aufzuschreiben, zeichnete er eine Karikatur seines Folterers, und obwohl ihm beide Arme, beide Beine und die meisten seiner Rippen gebrochen wurden, verriet er nichts. Er starb im Zug, der ihn ins Konzentrationslager bringen sollte, an Herzversagen . . .

Ecole Jean Moulin, Blagnac
Ecole Jean Moulin, Blagnac
l'art pour l'amour ;) ~ im Park von Blagnac
l'art pour l'amour 😉 ~ im Park von Blagnac

Es menschelt aber auch angenehm in Fronkraisch. Nicht nur die Kunst im Park von Blanac (die Liebe macht den Kopf klein und den Körper groß, ein angenehmes Gefühl gut getroffen 😉 ),auch sonst freundliche Begegnungen allenthalben, allerdings fällt es mir momentan noch schwer, nach all der Zeit nicht mehr ‚hola, bon dia‘ sondern ‚bon jour‘ zu denken, wenn man sich unterwegs freundlich zuwinkt. Nachdem wir hier in Ondes einen Platz für die Nacht gefunden hatten, wurde ich erstmal von einer Gruppe Jugendlicher angesprochen, die Fan von einem Fußballer namens Müller oder was 😉 in der Art waren, später kam mich Lauric begrüßen, der wohl meine Kamera gesehen hatte und anscheinend auch nicht an einem verlassenen Gebäude vorbeigehen kann, ohne es mit der Kamera zu erforschen. Seine Bilder veröffentlicht er auf Flickr, schaut sie euch an! Merci Lauric, enchanté!

das ging flott!

Gipfelphoto :) der alte Herr Magirus am Port de la Bonaigua auf 2072 Metern
Gipfelphoto 🙂 der alte Herr Magirus am Port de la Bonaigua auf 2072 Metern
das Schild am Paß ~ beklebt mit allerlei Stickern
das Schild am Paß ~ beklebt mit allerlei Stickern

Das ging ganz schön flott voran gestern! Von einem günstigen Rückensturm getrieben segelten wir fast ohne Gas die gut ausgebauten Straßen die Pyrenäen hinauf, erst der steile Anstieg hinauf zum Paß (Port) de la Bonaigua in 2072 Metern Höhe war für den alten Herrn Magirus etwas anstrengender, da verlangte er den dritten und in einer besonders engen und steilen Haarnadelkurve sogar den zweiten Gang. Hat sich aber wacker geschlagen, und hat deshalb wieder mal ein Lob und in diesem besonderen Fall auch ein Gipfelphoto am Paß verdient . . . danach gings genauso steil wieder bergab . . .

Nach Auffüllen der Vorräte in Viella, oder Vielha, wie der Catalane schreibt, haben wir dann einen Platz auf einem frisch planierten Gelände an einer brandneuen kleinen Betonbrücke gefunden, und der Schofför (ihm is nix zu schwör!) hat sich am Fluß in seinen Lowridersessel gefläzt, um das spanische Abschiedseis zu genießen, das er sich in der örtlichen Mercadona geleistet hatte. Ein wunderfeines Schokoladeneis mit Brownies, das es nach verlassen des Landes nicht mehr gibt 🙁

Da kam ein älterer Herr in einem Geländewagen angefahren und zeigte sich neugierig, stellte sich als Besitzer des Grundstückes vor . . . über Nacht bleiben? an sich kein Problem. Platz sauber (limpio) hinterlassen. Aber ja doch! Nur vielleicht nicht ganz so nah am Ufer, der Fluß führt grad ziemlich viel Wasser, und wenn das heute Nacht regnet . . . das letzte Mal hat der Fluß das ganze Gelände überschwemmt und bei der Gelegenheit gleich die Brücke mitgenommen, deshalb ist die jetzt neu. Ich verspreche, den alten Herrn auf die leichte Erhöhung in der Mitte zu stellen, sobald ich mein Eis verputzt habe. Bus anschauen, na klar!
. . . danach bedanke ich mich nochmal und überreiche dem freundlichen Besitzer noch eine Visitenkarte.

der alte Herr Magirus auf seinem Thron in der Mitte des Geländes
der alte Herr Magirus auf seinem Thron in der Mitte des Geländes

Nachdem ich den alten Herrn versetzt hatte und, als es langsam dunkel wurde, zur Zubereitung des Abendmahls schritt, kam der Besitzer nochmal wieder, um seinen Bagger auch etwas weiter weg vom Ufer zu plazieren, auf die andere Seite der Zufahrt zur Brücke . . . nun ist das ja so, daß jeder, der mit offenen Augen vier Winter hindurch durch Spanien reist, vor der verändernden Macht, die fließendes Wasser in diesem Land hat, gehörigen Respekt bekommt. Und wenn ein Einheimischer seinen ausgewachsenen schweren Bagger in Sicherheit bringt . . . da bekommt man schon Bedenken. Sollte ich vielleicht auf die andere Seite der Nationalstraße umziehen? Inzwischen hatte nämlich ein veritabler Sturm angefangen, das Tal hinabzudüsen, sodaß in den Böen das Geländer der Brücke anfing zu singen, als ob ein nasser Finger ein Weinglas reiben würde, und immer wieder schauerte es ganz erschröcklich 🙁 Wenn es in den Bergen regnet, kann im Tal der Wasserstand ganz schnell einen Sprung machen, und dann wird das gefährlich . . .

Eth Garona gemorpht zwischen 1/125 und 1/3 Sekunde

Also umziehen oder nicht umziehen, das war hier die Frage . . . ich bin nicht umgezogen, und habe Glück gehabt. Am Morgen war der Wasserspiegel gleich und der Fluß brav in seinem Bett geblieben.

Beim Studium meiner Karten, der spanischen und der französischen Ausführung, habe ich festgestellt, daß dieses wilde Flüßchen, das später mein Schlafzimmer mit einem lauten Rauschteppich füllte und immer wieder mit dumpfem Klonk und Rumpeln von großen Steinen, die das Schmelzwasser aus den Pyrenäen mit sich reißt, daß dieses Flüßchen also wenige Kilometer später an der spanisch-französischen Grenze seinen Namen wechselt und von da an La Garonne heißt, nach rechts abbiegt nach Toulouse, da links und dann an Bordeaux vorbei bis zum Atlantik. Und so spielte ich im Bett liegend und Eth Garona lauschend mit der Idee, diesem Fluß bis zur Atlantikküste zu folgen . . . eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, bis Toulouse entspricht der Flußlauf eh der Strecke Richtung Heimat. Man wird sehen!

Jetzt aber gibt es noch Dringenderes zu erledigen: Frühstück 😉 und die technischen Voraussetzungen für das weitere Blogschreiben schaffen ~ spanische SIM parken für das nächste Jahr, die französische wieder freischalten und mit Guthaben versehen. Und dann ab über die Grenze!

Pyrenäen

* Sandsteinwand in den Pyrenäen ~ in der Mitte im unteren Drittel stand heute Nacht der alte Herr Magirus *
* Sandsteinwand in den Pyrenäen ~ in der Mitte im unteren Drittel stand heute Nacht der alte Herr Magirus *

Also mal ääährlich! Ich bin heilfroh, daß dieses verlängerte Wochenende endlich vorbei ist! Die Nacht von Samstag auf Sonntag hatte ich in Campo (nordnordöstlich von Barbastro) am Ufer der Ésera verbracht, die Weiterfahrt auf der N260 Richtung Norden gestaltete sich erstmal nervig. Die Straße eng, auf der rechten Seite mehr als senkrecht wachsende Felswände, auf der linken Seite kamen mir immer wieder sportlich dynamisch angehauchte Ausflugsfahrer pulkweise entgegen. Die Erinnerung an den Rumms vor zwei Jahren, als ich beim Ausweichen eines entgegengekommenen Alkovenmobils die rechte oberen Buskante an überhängenden Felsen eingedrückt hatte, ließ mich die Fahrt äußerst vorsichtig und sachte angehen. Den hinter mir drängelnden deutschen Alkoven-Wohnmobilisten habe ich so schnell als nur möglich vorbeigelassen, jeder soll schließlich seine Erfahrungen selber machen. Sein Aufbau würde bei der Gelegenheit als Konfetti auf der Straße liegenbleiben . . .

;) ~ Dank dem unbekannten Künstler (bei Campo)
😉 ~ Dank dem unbekannten Künstler (bei Campo)

Eine Zeitlang habe ich mir tatsächlich überlegt, die Kurverei durch die Pyrenäen vorzeitig abzubrechen, um durch den Tunnel bei Viella so flott wie möglich nach Frankreich hinüberzufahren. Aber inzwischen . . . nach der ersten Etappe war das dann, obwohl es auf der Karte schlimmer aussah, wesentlich zahmer, und vor allem fast ohne Verkehr und sehr schön . . .

Rafting auf der Ésera bei Campo
Rafting auf der Ésera bei Campo

Obwohl man auf den Gipfeln immer noch Schneeflecken sieht (was Wunder, die sind hier um die 3400 Meter hoch!), liegen die Temperaturen bei bedecktem Himmel inzwischen bei 30°, auch nachts kaum unter 18°, und schwül. In den nächsten zwei Tagen werde ich auf der N260, der C13 und C28 eine schöne Schlaufe durch das Gebirge ziehen, um den Tunnel bei Viella zu umfahren, dann auf der N230 schwupps rüber nach Frankreich. Inschallah!

* Blick hinunter zum El Flamsell unter der Felswand *
* Blick hinunter zum El Flamsell unter der Felswand *
Blick hinunter zum El Flamsell unter der Felswand
Blick hinunter zum El Flamsell unter der Felswand

Tag der Arbeit ~ der erste Mai

der alte Herr Magirus nach einem anstrengenden Tag der Arbeit an seinem Ruheplatz unter der alten Eiche
der alte Herr Magirus nach einem anstrengenden Tag der Arbeit an seinem Ruheplatz unter der alten Eiche

Da der erste Mai auch in Spanien offizieller Feiertag ist und Einheimische so wie Touristen aus dem nicht weiten Frankreich und sogar aus dem weit entfernten Deutschland in die Sierra de Guara zieht, um Natur, frische Luft oder Adrenalin und Dopamin durch sportliche Aktivitäten zu genießen, waren die gestrigen mehr als hundert Kilometer über schmale, kurvige Gebirgssträßchen ein recht anstrengendes Vergnügen. Während wir meist moderat mit weniger als 30 km/h unterwegs waren, war unser Gegenverkehr in der Regel viel flotter unterwegs, um dann ~ uuups!, da kommt ja ein Bus ~ verschreckt an den rechten Straßenrand zu bremsen, das Adrenalin zu verdauen und uns das Durchwursteln zu überlassen . . . naja, da kam jedenfalls nie Langeweile auf 😉

* Sierra de Guara ~ eindrucksvolle Felswände und Canyons *
* Sierra de Guara ~ eindrucksvolle Felswände und Canyons *

Die Sierra de Guara, nicht weit nördlich von Zaragoza, bietet eine Landschaft voll von eindrucksvollen Felswänden (zum Beispiel diese hier mit der horizontalen Schichtung ~ wieder mal durch Klick zu vergrößern!) und Canyons, die Sträßchen führen teilweise nur hinein und enden in einer Sackgasse . . .

Sierra de Guara ~ Ende in einer Sackgasse . . .
Sierra de Guara ~ Ende in einer Sackgasse . . .

entweder einfach so mitten im Gebirge, oder auch in einer touristisch gut ausgebauten Ortschaft wie Rodellar, an dem sich an diesem ersten Mai mit dem so schön zu verlängenden Wochenende die halbe Welt trifft ~ zumindest der Kletterer.

Sierra de Guara ~ die Kirche von Rodellar auf ihrer Felswand
Sierra de Guara ~ die Kirche von Rodellar auf ihrer Felswand

Wem also der Spaziergang durch das schöne Bergdörfchen nicht genug Abenteuer ist, der erforscht zu Fuß den dahinter liegenden Canyon, die nicht so abenteuerlustigen Menschen machen es sich auf auf der Terrasse einer der Bars bei Kaffee oder Bierchen gemütlich. Da die Rückfahrt über das aufregende Sträßchen bedacht werden muß kein Bierchen, lieber Entdeckungstour in den Canyon 😉

hinter Rodellar ~ überhängende Felswände mit Terrassen . . .
hinter Rodellar ~ überhängende Felswände mit Terrassen . . .
. . . Felstoren . . .
. . . Felstoren . . .
. . . und Felsnadeln
. . . und Felsnadeln

Daß dieser Canyon bei den Kletterern beliebt ist, wundert bei diesen Variationen von überhängenden Felswänden, Felsnadeln und Toren überhaupt nicht, und so kleben, wohin man auch blickt, mit Schnürchen gesicherte Menschlein in den gigantischen Wänden . . .

überall Menschen, die an Wänden kleben
überall Menschen, die an Wänden kleben
Mensch an Schnur ~ am Felsentor
Mensch an Schnur ~ am Felsentor
Mensch an Schnur ~ in der überhängenden Wand
Mensch an Schnur ~ in der überhängenden Wand
Mensch an Schnur ~ bei der Terrasse
Mensch an Schnur ~ bei der Terrasse
Mensch an Schnur ~ bei Fehler erfrischendes Bad?
Mensch an Schnur ~ bei Fehler erfrischendes Bad?
Mensch an Schnur ~ schaumermal, wie weit wir kommen!
Mensch an Schnur ~ schaumermal, wie weit wir kommen!

Ein Plätschern unweit des Pfades führte mich zu einer französischen Gruppe von Kletterern, die sich ein besonders reizvolles Plätzchen ausgesucht hatte, das bei Fehlern ein erfrischendes Bad garantierte . . . wenn da nicht die Sicherung gewesen wäre 😉

Mensch an Schnur ~ gerade nochmal trocken geblieben!
Mensch an Schnur ~ gerade nochmal trocken geblieben!
über dem Spektakel kreisen die Geier
über dem Spektakel kreisen die Geier

Die über dem Spektakel kreisenden Geier hatten offensichtlich keine Ahnung davon, daß Mensch sich mit modernem Material gegen Herunter- und Zu-Tode-fallen absichert, die erhoffte ausgiebige Mahlzeit blieb aus 😉

die Kleinen klettern lieber auf Bäume
die Kleinen klettern lieber auf Bäume

Unsereiner war jedenfalls nach der gemeisterten Ausfahrt aus dem Naturpark (übernachten strengstens verboten!) auch ohne Kletterei so richtig herzhaft müde. Die Energie reichte gerade noch dazu aus, eine Portion grünen Spargel mit den üblichen Verdächtigen durch die Pfanne zu jagen, zu verspeisen und sich dann hinten flach auf den Rücken zu legen ~ und aus die Maus!

am Rand der Sierra de Guara ~ grün ist normal

* am Aufstieg zur Sierra de Guara, Blick in Richtung Ebrotal nach Südwest *
* am Aufstieg zur Sierra de Guara, Blick in Richtung Ebrotal nach Südwest *

Von Zaragoza aus in Richtung Norden, dann östlich . . . ein Stückchen weit von der Nacional 240 den Anstieg zur Sierra de Guara hinaufgefahren . . . hier ist das Grün schon wieder normal, keine Ausnahme. Die Böden um die Oliven (kühleres, bläulicheres Grün) und Mandeln (das hellere, gelblichere Grün) werden nicht mehr aus Brandschutzgründen mit dem Pflug umgebrochen, es wächst ganz normales Gras. Erfrischend! 😉

. . . um Zaragoza herum . . .

* Blick auf Zaragoza bei Nacht *
* Blick auf Zaragoza bei Nacht *

Seit meinem letzten Artikel sind einige Tage vergangen, aber der Titel stimmt immer noch: Es scheint auch in Spanien nicht jeden Tag die Sonne. Heute morgen in einem Vorort von Zaragoza (die Deutschen schreiben mit einem Buchstaben mehr aber sehr viel weniger ausführlich Saragossa) von Regentropfen aufgewacht, die auf das Dach des alten Herrn Magirus trommelten. Das Wetter macht zur Zeit einige Kapriolen. Sturm mit Regen, Sturm ohne Regen, Sturm mit Sonnenschein, zwischendurch mal nur Sonnenschein, dann zur Abwechslung mal wieder Regen. 😉

Suchbild mit Magirus ~ Platz auf der Kante vor den Windmühlen
Suchbild mit Magirus ~ Platz auf der Kante vor den Windmühlen

Die Fahrt auf der Nacional 330 in Richtung Zaragoza mit sintflutartigen Regenfällen hatte so an meiner Laune geknabbert, daß ich vorhatte, in dieser Stadt nur meine Wäsche zu waschen und ein paar Einkäufe zu erledigen, um dann im Sauseschritt über die Pyrenäen nach Südfrankreich hinüberzuwechseln. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz für uns zwei Vagabunden sind wir dann aber an die Kante der Hochebene über Zaragoza hinaufgeklettert, und diese Landschaft hat mich dann total gepackt.

Land Art ~ Getreidefeld im Kalkgebirge I
Land Art ~ Getreidefeld im Kalkgebirge I
Land Art ~ Getreidefeld im Kalkgebirge II
Land Art ~ Getreidefeld im Kalkgebirge II

Man müßte etwas fitter in Geologie sein . . . Zaragoza liegt am Ufer des Ebro, wo von Süden der Huerva und von Norden der Gallejo mündet. Da sich die deutsche Wikipedia der Geologie enthält, die spanische sich mir immer noch nicht recht erschließt, verweise ich auf ein als Google-Ebook gefundenes Werk von 1835 eines Herrn Schweizerbart. Die Flüsse haben sich in eine im Tertiär gebildete Sedimentschicht im Lauf der Zeit mal schlappe vierhundert Meter eingegraben, im Übergangsbereich der Flußtäler zur übriggebliebenen Hochebene bildete sich diese Landschaft aus gerundeten Hügeln und scharfen Kämmen aus Kalksediment, das durch um die zwanzig Zentimeter dicke waagrechte Schichten von Marmor beziehungsweise Bruchkiesel davon strukturiert wird. Atemberaubend! Und durch die Kontraste von weiß bzw Hellgrau und dem grünen Bewuchs, der im Kleinen aus duftendem Thymian und Rosmarin, im Größeren aus Pinien besteht, auch (photo-)graphisch sehr interessant. Allerdings nicht einfach einzufangen, vor allem nicht, wenn ein wütender Sturm jede zweite Panoramaaufnahme verwackelt, trotz schwerem Equipment 🙁

* der Ausblick  tagsüber nach rechts . . . *
* der Ausblick tagsüber nach rechts . . . *

Diese beiden Bilderchen jedenfalls ¡unbedingt! durch Klick vergrößern, auch wenn ich nicht so recht damit zufrieden bin. Beide müßten riesengroß an der Wand hängen, um den Eindruck nachvollziehbar zu machen, den ich hatte, und das zweite sollte durch eine Serie bei besserem Licht ersetzt werden, was aber wie gesagt der Sturm vereitelte . . .

* . . . und Ausblick nach links *
* . . . und Ausblick nach links *

Im Lauf der Zeit . . . das ist so ein Ding, das ich bei der Gelegenheit nochmal ansprechen muß, auch wenn der eine oder andere das wahrscheinlich weniger interessant findet. Das Tertiär (ein veralteter Begriff, den man eigentlich nicht mehr verwenden sollte) umfasst einen Zeitraum von vor 66 ¡Millionen! Jahren bis zum Ende vor zweieinhalb ¡Millionen! Jahren, in denen die Sedimente aufgeschichtet wurden, und dann nochmal die zweieinhalb ¡Millionen! Jahre, in denen die Flüsse ihre Betten graben konnten. Was wiegt da die Geschichte der Menschheit, die sich ach so wichtig nimmt, oder das einzelne Menschenleben, gar das eigene? Und das ist nur ein winziger Abschnitt der Erdgeschichte, im Ganzen müssen wir den Zeitraum von 13kommasechs ¡Milliarden! Jahre in Gedanken fassen ~ das dürfte die meisten von uns über unsere Grenzen treiben. Demut . . . ein etwas antiquierter Begriff, ist das, was da angebracht wäre. Und steht nicht im Widerspruch zu Begeisterung!

* Zählbild mit Windturbinen I *
* Zählbild mit Windturbinen I *

Am Morgen nach der ersten Nacht in dieser Umgebung, da stand ich noch etwas tiefer, zählte ich mit der Kaffetasse in der Hand, nur in eine Richtung blickend, fünfzig Windturbinen, die über die Kante der Hochebene spickelten. Insgesamt hat die Firma RWE auf dieser Seite des Huervas 160 dieser Energiequirle aufgestellt. Wer mag, kann sich die beiden Bilderchen durch Klick vergrößern und anfangen, die auf der anderen Seite zu zählen . . . und sich links und rechts vom Bild und die hinter der Kante stehenden dann dazudenken! 😉

* etwas später ~ Zählbild mit Windturbinen II *
* etwas später ~ Zählbild mit Windturbinen II *

Und ich? Ich stehe in Zaragoza, die Sonne kommt gerade heraus, werde heute arbeitsam meine Wäsche waschen und Besorgungen erledigen, unter anderem Material für einige Basteleien; danach tanken und weiter in Richtung Pyrenäen. Zaragoza wäre zwar eine sehr interessante Stadt, aber ich merke, daß die Erlebnisse in Cordoba im letzen Jahr noch nachwirken, auch wenn es Diebe nicht mehr so einfach hätten wie damals. Außerdem sind mir die Menschenmassen momentan emotional nicht so zuträglich. Ich werde noch ungefähr eine Woche im spanischen Teil der Pyrenäen bleiben, um den noch nicht erforschten östlicher liegenden Bereich zu erkunden . . . danach steht Frankreich an.

auch in Spanien scheint nicht immer die Sonne . . .

Heute zum Beispiel Himmel grau in grau, aus dem es ausgiebig und heftig regnet, dazu ein ekelhafter Wind . . . ein Glück, daß ich das Wetter von drinnen durch meine großen Scheiben beobachten kann. Dazu ein paar Bilderchen vom gestrigen Tag, an dem ich auch nicht allzuviel Sonne gesehen habe. Der alte Herr Magirus hat sich wacker geschlagen beim Durchqueren der Serrata de Cuenca. Steigungen und Gefälle bis über 12%, einmal mußten wir sogar in den zweiten Gang zurückschalten. Aber da bleibt noch Luft, buchstäblich. Mit dem Luftgekühlten Deutz-Motor krabbeln wir senkrecht die Wände hoch, ohne in Temperaturprobleme zu kommen, Hauptsache, der Untergrund trägt uns. Und der erste, auch Kriechgang genannt, den haben wir gestern nicht mal nutzen müssen 😉

CM201 irgendwo zwischen Beteta und Molina de Aragon
CM201 irgendwo zwischen Beteta und Molina de Aragon

Die Gegend hat wirklich phantatische Felsfomationen, aber genau da natürlich keine Haltemöglichkeiten für den alten Herrn Magirus. Und wenn, dann schon vorbei, und keine Wendemöglichkeit. Also Photo mit dem aufs Saugnapfstativ montierten Handy ~ die Balken sind Scheibenwischermechanik.

* eine Felswand wie aus Ziegelsteinen gemauert *
* eine Felswand wie aus Ziegelsteinen gemauert *

Das obige Bild wieder mit der ‚richtigen‘ Kamera. Eine auch in dieser Gegend ungewöhnliche Felswand, gebrochene Schichten, wie aus Ziegelsteinen gemauert. Auf Wunsch durch Klick vergrößerbar.

Impression eines alten Ventils an einer Staustufe inclusive Bewuchs
Impression eines alten Ventils an einer Staustufe inclusive Bewuchs
Impression eines alten Ventils an einer Staustufe ~ Ausschnitt Bewuchs
Impression eines alten Ventils an einer Staustufe ~ Ausschnitt Bewuchs

Ansonsten? Abwarten und erstmal frühstücken. Mal sehen, was der Tag noch bringt!

Mal wieder einen Sonnenaufgang

vorher
vorher
* ¡gleich! *
* ¡gleich! *
* ¡jetzt aber! *
* ¡jetzt aber! *

Ansonsten die Zeit nach Sonnenaufgang damit verbracht, den weiteren Reiseweg auszuarbeiten, und dabei festgestellt, daß mir der Überblick über meine Routen der letzten drei Winter fehlt. Es wird Zeit, eine neue (die alte liegt in Einzelteilen an den Falzen zerrissen) Spanienkarte mit dem Netz der Entdeckungen der letzten Jahre zu bemalen. Weil man sich zum einen besser und schöner erinnern, zum zweiten die aktuelle Route einfacher in ein neues, spannendes Gebiet legen kann . . .

Auch bei den Protokollen über die Zugriffe auf diesen Blog habe ich längst den Überblick verloren. In früheren Zeiten ließen sich noch menschliche und maschinliche Zugriffe unterscheiden, weil Bots und Spider in der Regel ordentlich gekennzeichnet waren. Seit ich aber einige politisch gefärbte Artikel über NSA/Datenschutz und Kapitalismuskritisches in diesem Blog veröffentlicht habe, herrscht Überschwemmung in den Logs. Viel Zugriffe aus Berlin, wo die Botschaften aller interessierten Länder sitzen. Ich selbst kenne da keine Handvoll Leute, aber der Blog hat da viele Freunde. Auch aus den anglo-assoziierten Ländern der Five Eyes, und um gerecht zu sein, natürlich auch aus ukrainischen, russischen und chinesischen Ecken der Welt. So gewinnt man also Freunde 😉

Aber ich bin ja nicht der einzige, der so langsam den Überblick verliert. Auch unser Kanzleramt, zuständig für die Kontrolle der Geheimdienste, auch des BND. Und der BND selbst, der bei der Unmenge von Selektoren, der Suchbegriffe, nicht mehr imstande war, die auszusortieren, die offensichtlich zur Ausspionierung der europäischen Rüstungsindustrie und europäischen Politikern in die von der NSA übermittelten Aufgabenlisten ~ sicherlich nur aus Versehen . . . ~ gerutscht waren. Aber immer noch ist das Kanzleramt mehr damit beschäftigt, unseren transatlantischen ¡Freunden! so tief wie möglich in den Hintern zu kriechen . . .

Auf der anderen Seite ist es ungeheuer wichtig, die zwanzig Männekens eines russischen Motorradklubs aufzuhalten, die eine Ausfahrt von Moskau nach Berlin zur Erinnerung an das Ende des zweiten Weltkriegs und die Rolle der Sovietarmee bei der Bekämpfung von Hitler und Nazi-Deutschland machen wollen. Aufgepaßt! Die Leutchen sind schließlich ¡Putin-Freunde! und deswegen ¡böse! Wer weiß, was die alles ¡Demokratiegefährdendes! auf ihren Maschinen transportieren. Polen hat vorsichtshalber dem Klub den Transit verboten, man hat ja seine Erfahrungen mit Russen, die in Richtung Berlin durchmarschieren . . .

In Deutschland überschlägt sich die Presse: Provokation! Die Russen kommen! Laut Bild, jederzeit Garant für korrekte Berichterstattung (¡uhhh!), hat die deutsche Botschaft in Moskau zehn Visa ausgestellt. Da das Bundesinnenministerium und die Sicherheitsbehörden ¡massive! ¡Bedenken! hatten, hat laut Bild das Kanzleramt das Auswärtige Amt aufgefordert, die Visa wieder zu annulieren . . .

Jaja, die ¡Freie Welt! Ließe man den Klub seine Reise machen, würden die vielleicht sogar auf den Trichter kommen, daß bei allen Verdiensten der sovietischen Armee bei der Terminierung des NS-Staats Stalin nun wirklich nicht viel besser war als Hitler . . .

Die Links lasse ich diesmal weg, kann jeder nach Wunsch in unseren Medien nachvollziehen. Und wie immer lassen sich die Bilderchen mit den *chen um den Kommentar mit Mausklick vergrößern . . .