Nicht versäumen wollte ich die Steinreihen von Carnac, obwohl ich die Befürchtung hatte, ausgerechnet am Pfingstsonntag wäre die Anlage so überlaufen, daß ich die Stätte nicht in der ihr angemessenen Würde erleben könnte. Aber zum Glück verteilt sich der Trubel auf fast drei Kilometer Länge, außerdem ist Carnac ein Badeort mit großem Strand und Amüsiermeile, es war also auszuhalten.
* die Steinreihen von Carnac *
Für den Mann mit der Kamera ist die Anlage natürlich viel zu groß, um sie im Bild zu erfassen. Nicht zum ersten Mal wünsche ich mir eine Kameradrohne, um Bilder aus einer stark erhöhten Perspektive zu machen. Für den Mann hinter der Kamera ist die größte Frage die, welche Ideen eine Gemeinschaft (denn nur eine Unmenge Menschen konnte in koordinierter Arbeit in vielen tausenden Arbeitsstunden fast dreitausend Menhire, zwischen einem halben und vier Meter hoch, zu dieser beeindruckenden Anlage formen) vor mehr als sechstausend Jahren antrieb, welches Bild von Welt, welche Vorstellungen von Sinn . . .
* die Steinreihen von Carnac *
Wie immer: *chen um den Kommentar -> klicken, vergrößern!
da gibts was zu sehen! was gibts da zu sehen? Ääääkschen im Hafen von Vannes
Als ich gestern um die Mittagszeit in die Außenbezirke von Vannes einfuhr und mich langsam in Richtung Hafen vorarbeitete, wirkte die ganze Stadt wie ausgestorben, leer und tot. Die Leute mochten wohl alle entweder am Mittagstisch schlemmen, um die gestern im Ansturm eingekauften Lebensmittelvorräte zu dezimieren, oder sie waren ans Meer gefahren und grillten sich selbst und ihre Würste am Strand . . .
Am Hafen angekommen kippte der Eindruck dann total. Hiiieeer saßen die ganzen Menschen auf den Terrassen vor den Restaurants und Bars und schlemmten, was das Zeug hielt! Außerdem war auf dem langgestreckten Platz und anschließenden Park um den (Yacht-)Hafen so einiges los, was ich mir genauer ansehen wollte. Eine Spielshow wie im richtigen Fernsehen 😉 mit Frage- und Antwortspielen und Knöpfen, auf die die Teilnehmer hauen mußten. Skater zeigten ihr Können auf Slalombahnen mit Hütchen. Grüne Firmen warben für ihre Dienstleistungen. Und im Hafenbecken eine Handvoll seltsamer Wasserfahrzeuge, die aus PET-Flaschen, Kanistern und Abfallholz zusammengebastelt waren . . .
die Teilnehmer alle zusammen nach dem ersten SchaulaufFloß mit Seniorpaddler ~ liegt etwas tief im Wasserstabiler Matratzenrahmen ~ mit zwei Personen etwas untermotorisierthoch- und überzüchtete Technik ~ der Pedaloantrieb wollte nicht so recht
Wenig später gings dann los. Die Teilnehmer der Regatta streiften die obligatorischen Rettungswesten über, enterten ihre Rennboote, man versuchte, den nicht ausgereiften Pedalo-Antrieb doch noch in Gang zu bringen, improvisierte dann aber doch noch die Umstellung auf Paddel. Die Ääääkschen-Cam der Mädels wurde nochmal justiert, und los gings zu einem ersten Schaulauf . . .
nix als PET-Flaschen und Netze ~ mangelhafte Hydrodynamik erzwingt übermenschliche Anstrengung
Ich halt’s mal kurz und knapp: Die Mädelscrew dominierte die Verantstaltung, obwohl die Fanmeile zumindest einer Jungenscrew besser motiviert war und mit Aaaa-lex!, Aaaa-lex! Rufen ihre Mannschaft antrieb. Sie hatten schlicht die bessere Technik, die sie lässig zur Schau stellten. Da konnte die Nur-PET-und-Netz-Crew trotz übermenschlicher Anstrengung nicht mithalten, das Triplet mit dem Senior-Paddler schien einmal sogar mitten in der Strecke aufgeben zu wollen, weil irgendetwas unter Wasser sie zurückhalten wollte . . . aber alle hatten höllisch viel Spaß, auch die Zuschauer 😉
in best shape ~ die alles dominierende Crew der hübschesten Mädels der Stadt ~ Ääääkschencam fest montiert
unter/hinter der Hängebrücke über die Vilaine bei La Roche-Bernard die Fundamente der alten BrückeFundamente der alten Brücke über die Vilaine bei La Roche-Bernard* Strandspaziergang am Auslauf der Vilaine ~ Ebbe *
Die Küste der Bretagne ist alles andere als geradlinig, Buchten und Flußläufe im Einfluß der Gezeiten zerfurchen die Küstenlinie. Die großen Straßen liegen deshalb in weiten Abschnitten im Hintergrund und berühren die Küste nur an der Innenseite der großen Buchten. Auch ein Übergang über die Flüsse mit ihren in der Regel recht großen Mündungstrichtern ist nur im Innenland möglich, wie bei der Brücke der D765 bei La Roche-Bernard, wo ich bei einem Spaziergang am Yachthafen unter der großen Hängebrücke ein wenig nostalgisch der ehemaligen, aber nur theoretischen Affinität zur Seesegelei gefrönt habe. Dabei fielen mir unter der nun auch nicht mehr ganz neuen großen Hängebrücke über die Vilaine die Fundamente der alten Brücke auf, die mit einem kleinen Wäldchen bewachsen sind. Da wachte wieder mal der kleine Abenteurer in mir auf und wollte das genauer erforschen.
Auf der Stadtseite war leider gar kein Durchkommen, der Bewuchs undurchdringlich urwaldmäßig, aber das Gegenteil von mäßig. Mit einer extrem scharfen Machete hätte man sich ~ vielleicht ~ durcharbeiten können, oder als Wiesel oder ähnlich schlankes Tier bodennah hindurchkrabbeln. Keine Chance hier . . .
Auf der anderen Seite an sich kein Problem, man kann mit dem alten Herrn sogar bis an die alte Auffahrt heranfahren und, man höre und staune, sogar parken. Allerdings sind wir nicht mehr in Spanien, wie ein Schild am Brückenansatz deutlich macht. Das Betreten der Brücke sei allerernsthafterweise amtlicherweise verboten, denn es bestünde die Gefahr, zu fallen! (echt wahr? Wer hätte das gedacht!) Man möge das doch respektieren . . . wir befinden uns also in einem zivilisiertem Land, wo man viele Worte darauf verwendet, dem Individuum seine Eigenverantwortung abzunehmen. Die Abwägung zwischen der Lust, am Rand des Brückenfundaments bis zum Kopf vorzulaufen und zum Fluß hinunterzusehen, und der Abneigung, sich dem wortgewaltigen, aber freundlichem Verbot zu widersetzen, fiel ~ dieses mal ~ gegen die Lust aus 🙁
Parallel zur vierspurigen und seeehr verkehrsreichen Straße fahre ich auf der alten Landstraße fast ganz alleine und biege bald wieder ab auf noch kleinere Sträßchen, die auf meiner Frankreichkarte nicht einmal mehr verzeichnet sind. Ich navigiere also mit Googles Map und hangle mich durch an das Ufer der Verlaine ziemlich weit vorne im Mündungsbereich, wo ich ein schönes Plätzchen direkt auf dem Ufer finde. Es ist Ebbe, und ich bin mal gespannt, wie weit das Wasser zum alten Herrn hinaufkommt. Wir stehen auf Sandstrand, der mit zerbröselten Muschelschalen durchsetzt ist, aber die Treibgutränder liegen zwei, drei Meter entfernt. Weit und breit kein Wohnmobil in Sicht 🙂
Das ändert sich aber, als ich einen kleinen Spaziergang mache. Aus kleiner Entfernung beobachte ich so einen Alkovenplastikbomber, wie er zuerst einen anderen Platz weiter weg erkundet, den alten Herrn Magirus sieht, dahinfährt, dann ausführlich und umständlich hin- und her und kreuz die quer einen angenehmen, ebenen Platz sucht und schließlich findet ~ direkt vor meinem Panoramablick. Es ist nicht zu fassen, zu was der ihm offensichtlich genetisch eingepflanzte Herdentrieb den Plastikofahrer treibt! Wahrscheinlich denkt er, ich bin den weiten Weg von Deutschland in die Bretagne gefahren, um ausführlich sein bayrisches Produkt (Bavaria, oheeeh!) zu bewundern ~ pfffft! Nachdem ich mich eine halbe Stunde still geärgert habe, werfe ich nochmal meinen Motor an und drehe den alten Herrn um 180 Grad, um wieder freien Blick auf die Flußlandschaft zu haben . . .
Ja, man ist nicht alleine auf der Welt, und am Wochenende merkt man das ganz besonders, am langen Pfingstwochenende schon ganz und gar. Da schwärmen alle Plastikos aus 😉 Die Gallier, wahrscheinlich auch die aus dem kleinen Dorf von Asterix, machen aus dem langen Pfingstfest mit dem angekündigten schönen Wetter einen Riesenact, wie ich gestern beim Einkauf im Super U von Muzillac feststellen konnte. Vorfeiertagsstreß hoch drei, man mußte aufpassen, nicht von Einkaufswägen überrollt zu werden. Nachdem meine Einkäufe erledigt waren, konnte ich noch ganz gemütlich und alleine im angeschlossenen Automatenwaschsalon eine Zehnkilomaschine mit Wäsche befüllen und anschließend an dem ebenfalls auf dem Gelände befindlichen Ver- und Entsorgungsareal sämtliche Tanks des alten Herrn versorgen. Die Suche nach dem Schlitz für den Münzeinwurf blieb ohne Ergebnis, und da der Knopf für Wasser marsch auch ohne sehr druckvoll funktioniert . . . einen herzlichen Dank, Super U!
Nachdem das alles erledigt war, war der Abend schon recht weit fortgeschritten. Einige andere Wohnmobilisten hatten anscheinend vor, auf dem nicht ungemütlichen Gelände des Super U zu nächtigen, aber ich wollte doch weiter. Ans Meer lieber nicht, weil es über die Feiertage da Hinz und Kunz hinzieht, und ich die letzten zehn Tage Meer ausführlich genießen konnte. Die Bretagne besteht schließlich nicht nur aus Küste, nicht wahr?! Also über eine kleine Landstraße im Landesinneren durch wunderschöne grüne Landschaft, auf Maps hatte ich einen Stausee entdeckt. Nun, man kann nicht immer das Optimum haben . . . das Gelände darum war alles als Privatgrund beschildert, deswegen stehe ich jetzt am Rande einer kleinen Ortschaft, aber auf der dem See abgewandten Seite, auf einem zur Bebauung vorgesehenen Gelände, auf dem aber schon eine Weile nichts mehr geschieht. Ruhig und mit viel Grün drumrum, ideal, um in den Blog zu schreiben 🙂 Euch allen fröhliche Feiertage!
Achja! Bild mit *chen um den Kommentar ~ klicken! vergrößern!
Morgensonne über dem Marais Salante bei Quimiac* Bucht bei Préfailles, Ebbe *über die Hängebrücke von St-Nazaire
Die gestern angekündigte kleine Fahrradtour nach bloggen und Frühstück verzögerte sich wieder mal bis zur Mittagszeit, da ich mich dazu verleiten ließ, noch an dem Code für die Website zu frickeln. Selbst Schuld, könnte man sagen, aber nur morgens in der Frühe ist mein Kopf so aufgeräumt, daß ich mich in die streng logischen Tiefen der Programmierung begeben kann, ohne allzuviel Unsinn zu bauen. Das ist das Krux bei den Angelegenheiten: Ein Semikolon vergessen, ein Anführungszeichen falsch gesetzt, und der Code tut nichts mehr, oder zumindest nicht das, was er soll. Aber besser spät als gar nicht die Tour an der Landspitze von St-Gildas, als Ergebnis das Schnappschußpanorama der Bucht bei Préfailles, im Original über 22tausend Pixel breit, was eine Ausbelichtung in der nativen Auflösung der Laserbelichtung (wie sagt Apfel: Retina!) von mehr als einen Meter achzig zulässt 😉 Hier nur zweitausend Pixel, trotzdem klicken, vergrößern, schauen . . .
Fels'Statuen' bei Piriac-sur-Mer
Danach aber flott in die Puschen und weiter an der Küste entlang, über einen Ort mit dem witzigen Namen St-Michel-Chef-Chef und dann autobahnähnlich in hohem Bogen über die große Hängebrücke bei St-Nazaire, wobei man im absteigenden Bogen einen interessanten Ausblick auf die Werftanlagen mit einem riesigen Pott von Schiff hat. Weiter a la Autobahn bis bei Guérande, erst dann gehts wieder auf gemütlicheren Landstraßen weiter bis Turballe, wo im Super U mit einhundertfünf Litern Diesel für das leibliche Wohl des alten Herrn Magirus und Brot und Gemüse für den Vagabunden gesorgt wird . . .
in einer Felsspalte: Tang, Schnecken, Muscheln, auch Moule - Miesmuscheln
Da das Frühstück sehr mager ausgefallen war ~ kein Brot mehr ~ am Strand von Piriac-sur-Mer dringend nötiger Nachschub an Alimentation mit nachfolgenden Strandspaziergang. Schöne ‚organische‘ Felsstrukturen und die kleinen Entdeckungen bei genauerem Hinsehen. Daß zum Beispiel beim Spaziergang über die Felsen die Flipflops gar nicht den Felsen selbst berühren, sondern eine dichte Schicht von 5 bis 6 Millimetern großen runden Muscheln oder was auch immer. Mehr da, wo der Fels bei Flut regelmäßig überspült ist, immer weniger, je näher am Strand. In den Spalten zwischen den Felsen im Wasser Moules, Miesmuscheln, die ich besonders in Rieslingsoße sehr mag. An der Wasserkante Unmengen von Schnecken und auch Seepocken, die sich an die Felsen klammern. Auf dem Sandstrand selbst gefallen mir die vom Meer glattgeschliffenen und polierten Austernschalen, die ein Damastmuster wie bei einem Damaszenermesser zeigen, nur ganz in weiß schillernd . . . das ist schön hier, sehr schön . . .
vom Meer geschliffen und poliert ~ Austernschale mit Damastmuster
Die Suche nach einem nicht umzäunten und umgatterten Platz für die Nacht, mit Aussicht, gestaltet sich wieder einmal aufwendig, ist aber von Erfolg gekrönt. Wir stehen bei den Marais Salant von Quimiac, recht ruhig, obwohl direkt an der Straße. Die Marais sind ein Salzwassersumpf und Naturschutzgebiet, ehemals Salinen, durch die ein Wanderweg führt, auf dem man die Silberreiher aufscheucht, die da nach ihrem Abendessen stochern . . . aber auch hier ~ wunderschön!
Wir bewegen uns voran, haben einen Falz in der Karte ohne Probleme überwunden und hangeln uns die Küste entlang in Richtung Bretagne. Je nachdem, wie man die Bretagne definiert, sind wir vielleicht auch schon drin, denn das Departement Loire-Atlantique wurde mitsamt der ehemaligen bretonischen Hauptstadt Nantes 1941 abgespalten. So Sachen können passieren, da verliert ein kleines Land mal eben seine Hauptstadt und einen guten Teil der Fläche . . . armes Aremorika (wie die Gallier die Bretagne nannten, wie jeder Asterixleser weiß)
lieber so! Sonnenaufgang über Land, wolkenloser Himmel
Gemischte Gefühle. Die Fahrt entlang der Atlantikküste ~ meist aber gerade mal außer Sichtweite des Meeres, dafür in Reihe ein Campingplatz nach dem anderen, Fastfood, Vergnügungsparks mit Wasserrutschen, Gelände, auf denen man mit kleinen Quads in vorgefertigten Spuren durchs Gelände hetzen kann, und natürlich Immobilienbüros und Hotels . . . und allgegenwärtig Balken in zweimeterzehn über den Parkplatzeinfahrten, die Schilder, daß Camping Cars reglementiert oder sogar verboten sind. Natürlich auch jetzt, außerhalb der Saison, denn es ist so gut wie nichts los zur Zeit. Die leeren Tourismusinstallationen sind schon deprimierend genug, aber gut gefüllt wärs wahrscheinlich schon gar nicht auszuhalten. Es ist eine Plage mit den Plages (Stränden) bzw mit der Kommerzmaschine dahinter!
Man versucht, die vagabundierenden Wohnmobile über Nacht in umzäunte und umgatterte Areale ohne Aussicht einzusperren, kostenpflichtig selbstverfreilich, auch wenn außer der Schranke und dem Kassenautomaten keinerlei Installationen sichtbar sind. Und meinereiniger Vagabund, dem Gatter und Zäune und Schranken die Fußnägel hochrollen und der ganz dringend den Blick ins Freie braucht, versucht natürlich, allen Reglementierungsversuchen zum Trotz, einen Platz ohne Beschränkung zu finden.
Zum Point, der Landspitze, von St-Gildas bin ich gefahren, weil eine Assoziation aus der Lektüre der Merlin- und damit auch Artussaga mich im Hinterkopf kitzelte, ich erwartete ein Kloster oder wenigstens eine Kirche oder eine Burg. Nix da Romantik, einfach ein vom Tourismus lebendes Örtchen und ein moderner Freizeithafen. Das Schnappschußpanorama oben ist auf einem Minutenparklatz für Reisebusse entstanden, die da ihre Touristenladungen rauswerfen sollen, bevor sie zum ordentlichen Busparkplatz zurückfahren. Danach wieder zurück ins Innere der Landspitze, am Rand eines Gewerbegebiets dann ein Plätzchen, auf dem wir, richtig aufgestellt, einen Blick haben auf ein Getreidefeld und viel Buschwerk. Und am Morgen einen Sonnenaufgang auf einem wolkenlosen Himmel, der Lust auf eine Fahrradtour an der Küste macht. Mal sehen, ob sich das Wetter hält, die letzten Tage waren stürmisch, zum Teil wolkenverhangen mit Regen, viel kühler als gewünscht. Heute Nacht unter acht Grad im Bus, da braucht die Sonne lang, bis es halbwegs kuschlig wird am Frühstückstisch. Aber im Moment? Könnt nicht besser sein! 🙂
auch ich war ein carreletauch ich war ein carrelet
Uhhhhh! Ursula, daaas war ganz schön aufwendig!
Wie meistens, wenn man von Google eine Info will, die nichts mit Kommerz zu tun hat und etwas spezieller ist ~ und noch dazu in einer fremden Sprache . . . aaalso, zum Tidenhub in der Baie de Aiguillon ~ das sind um die fünfeinhalb bis sechs Meter. Da aber die ganze Bucht um die 4900 Hektar mißt und anscheinend bei Ebbe bis zum Horizont
trocken fällt, ist das für einen Vagabunden vor Ort schlecht festzustellen, man muß sich auf die Angaben im Internet verlassen. Auch bei Flut (da Neumond war, sollte die recht hoch gewesen sein) liegt die Platform noch um die zwei Meter über dem Wasserspiegel.
Was das Carrelet betrifft, waren die Ermittlungen schneller und ergiebiger. Von der Herkunft her stammt das Wort Carrelet aus dem südfranzösischn Oc und bezeichnet gleich drei Dinge:
und verallgemeinert die auf Stelzen installierte Platform (Ponton) inklusive Hütte (Cabane) und Seilzug mit Horizontalnetz.
Aber so lernt man jeden Tag wieder etwas dazu 😉
Ich kann mich übrigens erinnern, in meiner Kindheit ähnliche Installationen bei uns am Oberrhein gesehen zu haben. Die Netze waren allerdings größer und an einem großen Hebel befestigt, damit man sie schnell anlupfen konnte, wenn sich ein Schwarm Fische leichtsinnigerweise oberhalb aufhielt. Irgendwann verfielen die Dinger dann, wer wollte schon Fische aus dem mit Schwermetallen, Kalisalz und Chemikalien- bzw Pharmazieresten belasteten und von Kernkraftwerken aufgeheizten und so gut wie toten Rhein essen? Inzwischen hat sich die Situation so grundlegend geändert, daß sogar die Lachse wieder zurückkommen . . . gut so!
Und jetzt noch ein Bildchen von einem Gast, der sich gestern an meinen nicht ganz sauberen Scheiben niedergelassen hatte. Sah zuerst aus wie eine gemeine Stechmücke, die beim ersten Anblick plattgemacht werden sollte. Durch die filigranen Geruchssensorbüschel als etwas Besonderes und Interessantes ausgewiesen, durfte sie überleben und bekommt einen Platz im Blog.
. . . auf Wunsch also eine Ente, 2CV, die mir gestern noch hier an der Baie de Aiguillon begegnet ist. Da ich zwar um Erlaubnis für das Photographieren, nicht aber nach dem Baujahr gefragt hatte, mußte ich auf Wikipedia nachforschen. Der Chromstreifen auf der Motorhaube und die Blinker an der C-Säule, nicht auf dem Kotflügel, sprechen für eine Geburt vor 1960, ab 1957. Der gewölbte Kofferraumdeckel mag eine Spezialausführung gewesen sein, darüber habe ich gar nichts gefunden.
Auf meinem Nach-Blog-Spaziergang entlang der Baie de Aiguillon kam ich an mehreren dieser ‚Fischerhütten‘ auf Stelzen vorbei, die, wie ich inzwischen weiß, von den Einheimischen Carrelet genannt werden. Man kann sogar eines mieten, als Familie oder Gruppe bis einschließlich 10 Personen. Kostet fünfzig €uro für sechs Stunden. Ob man in dieser Zeit Fisch im Wert von fünfzig €uro fangen kann, mag man bezweifeln. In Anbetracht des Betrags von knapp 10000 €uro, mit der die EU den Bau des Carrelets gefördert hat, ist der Preis wohl doch angemessen . . .
Carrelet pédagogique ~ mietbar 😉
Die meisten Carrelets dürften aber im Privatbesitz sein und mehr dem Amüsement als dem wirtschaftlichen (Fisch-)Ertrag dienen. Am gestrigen Nachmittag habe ich einige Stunden der äußerst anstrengenden Tätigkeit gewidmet, in meinem Lowrider-Sessel das Heranrollen der Flut zu beobachten (ganz schön flott, hätt ich nicht gedacht) und eben auch eine Gruppe von Freizeitfischern auf einem Carrelet. Nervenaufreibendes Geschäft! Alle Viertelstunde wird das Netz angehoben ~ wieder nichts! 🙁 ~ und wieder abgelassen. Der Ertrag an diesem Nachmittag: Nichts, das ich mitbekommen hätte . . .
Carrelets an der Baie de Aiguillon* Carrelets an der Baie de Aiguillon *
Der End- bzw Umkehrpunkt meines Spaziergangs war eine bei Ebbe völlig trockengefallene Austernzucht, an der der Besitzer fleißig am arbeiten war. Obwohl ich das Bild auf dreitausend Pixel Breite eingestellt habe, ist die Auflösung schon grenzwertig. Auf die normalen zweitausend für die (*chen!) vergrößerbaren Bilder wären so gut wie keine Einzelheiten mehr zu sehen gewesen, die dieses Bild ausmachen. Das Ding gehört in der Originalauflösung an die Wand, naja, im Blog bleibt man bescheiden . . .
* Austernzucht an der Baie de Aiguillon *
Uns sonst? Nun, nicht nur anstrengendes Kontrollieren, ob die Flut auch ordentlich in die Baie reinkommt, zur Entspannung auch eine kleine Fahrradtour in den nächsten größeren Ort mit Kirche. Eine Kirche wie eine Festung, auf deutsch auch Wehrkirche genannt.
Bei meinen Bemühungen, die schöne Bogendecke der Église Saint-Martin d’Esnandes in eine anschaubare Datei einzufangen, hat INRI leicht gequält und indigniert geschaut. Ich hoffe mal, daß er mir trotzdem nicht allzu böse ist . . .
INRI schaut etwas gequält nach der Kamera
Wie immer: *chen um den Kommentar -> mit Klick vergrößern . . .
Aber vorher in Anknüpfung an den letzen Artikel ein einziges der alten Autos der Oldtimerparade, das für mich französischste und reizvollste: Citroën15CV Traction Avant, das aus alten Gangsterfilmen bekannte Flucht- und Verfolgerauto.
Citroën CV15 Traction Avant
Wobei mir gestern bei La Rochelle so viele Enten begegnet sind (Citroën 2CV, sozusagen die Variante fürs gemeine Volk), und zwar in jeder möglichen Variante: normale Enten, poppig bunte Enten, Kastenenten, Pickup-Enten, zum Teil in fabrikfrischer Anmutung, daß ich dann schließlich doch wieder Smartphone und Internet bemüht habe. Kein Wunder, der örtliche 2CV-Club Niortais veranstaltet vom 13. bis 17. Mai das nationale 2CV-Treffen, und so vergeht keine Minute, in der man nicht gleich mehrere dieser nostalgischen Gefährte auf der dicht befahrenen autobahnähnlichen D137 sieht . . . aber kein Photo während der Fahrt, außerdem wollen wir ja keinen Autoblog, oder?
Fischerhütten bei Saint-Palais-sur_Mer
Also zurück zur Gironde . . . bei diesen Fischerhütten bei Saint-Palais-sur_Mer, die auf Stelzen am Ufer der Gironde stehen, weiß man schon nicht mehr ganz genau, ob da Fluß- oder Atlantikwasser den Raum bis zum Horizont füllt. Ein gegenüberliegendes Ufer gibt es jedenfalls nicht mehr, zwischen den Hütten ist aber als schmale Nadel der Phare (Leuchtturm) de Cordouan auf der Insel vor dem Mündungstrichter zu sehen.
Fischerhütten bei Saint-Palais-sur_Mer
Die Gegend ist allerdings sehr stark touristisch geprägt, und von Menschen und deren Automobilen überschwemmt. Nachdem ich die letzte Zeit im ruhigen Hinterland der Dordogne verbracht habe, machen mich diese Menschenmassen und der Lärm nervös und fluchtbereit. Muß ich mir Gedanken machen über die Verbuschung des Vagabunden? Nichts wie weg hier . . .
definitiv Atlantik!
Auf der weiteren Fahrt durch den wunderschönen geschützten Wald der Coubre la Tremblade ergattern wir ein Plätzchen direkt hinter der Düne auf dem anscheinend einzigen Parkplatz, der nicht durch Balken höhenbegrenzt und durch Schilder für Camping Cars gesperrt ist. Nicht ganz alleine, aber doch fast. Und schon fühlt sich die Welt wieder viel besser an 😉
atlantischer Sonnenuntergang
Bis hierhin hat dieser Artikel 24 Stunden Verspätung ~ weil mich das Mobilfunknetz immer dann rausgeschmissen hat, wenn ich mich mit dem Netbook an den Blog anmelden wollte ~ pffffft! Aber das hatte den positiven Effekt, daß ich die Zeit für eine kleine Radtour und einen ausführlichen Strandspaziergang nutzen konnte.
Dreirad mit Kite ~ Begegnung am Strand la Tremblade
Das Wetter nicht wirklich optimal, ich war froh, bei dem kühlen Wind vom Atlantik den dicken Fleecepulli und die Cordjacke anzuhaben. Aber was für ein schönes Gefühl, barfuß feinen Sand in unterschiedlicher Dichte und Konsistenz zu spüren, und im Bereich der Wellen das salzige Wasser . . . aufgepaßt, um nicht auf eine der vielen Quallen zu treten, die da zwischen der Größe einer Zwei€uromünze und der einer Waschschüssel ihr Ende gefunden haben. Ich würde diese Tiere lieber in ihrem angestammten Element sehen, schwerelos in transparenter Schönheit dahintreibend, aber dazu müßte ich wohl ganz ins Wasser gehen . . .
bis zur Waschschüsselgröße ~ meine Füße nur als Größenmaßstab (43 -44)bis zur Waschschüsselgröße ~ nur mit großem Zeh
Aber auch sonst gabs am Strand jede Menge schöne Dinge zu sehen, man mußte nur die Augen aufmachen . . .
Treibholzskulpturfiligraner Hohlkörper ~ wenn man bloß fitter wäre in Biologie . . .SeesternMiesmuschel ~ ausgebleicht zu leuchtendem Blau
Danach weiter auf der schmalen D25 durch den heimeligen Wald, aber für meinen Geschmack wieder viel zu viel Verkehr. Ob das nach dem Wochenende besser ist? Vorbei an Rochefort, einen Abstecher nach Fouras, um die im Meer liegende Festung Fort Boyard zu sehen, die man sogar als Keksdose im Supermarkt kaufen kann . . . kein Photo, man müßte sich einen Hubschrauber mieten. Nach Kampf durch das wieder total überlaufene Örtchen ist der Anblick, den ich aus einem Fernsehbericht und Bildern kenne, alles andere als eindrucksvoll. Aber Fouras lebt nicht schlecht mit und von dieser Attraktion, die durch eine in Serie laufende Fernsehshow angeheizt wird. Nichts wie weg!
der nächste atlantische Sonnenuntergang I
Inzwischen habe ich schon den zweiten atlantischen Sonnenuntergang erlebt. Wobei das, was zurückbleibt, wenn sich der Atlantik zwecks Ebbe von dannen gemacht hat, genauer gesagt der Pertuis Breton ist. Ist euch übrigens klar, daß der Begriff Ebbe eine schwäbische Erfindung ist? ‚Ebbe war doch do noch Wasser, nit wohr?‘ Womit ich meine Pflicht der traditionellen Sticheleien zwischen Badenern und Schwaben erfüllt habe und zu meinem morgendlichen Spaziergang aufbrechen kann 😉
Westwärts, westwärts hoooh! Wir haben uns an den kleinen Freizeithafen (ein, zwei Fischer gibt es dennoch) von Saint-Fort-sur-Gironde verholt, der alte Herr Magirus steht an eine Weide gelehnt am Hafenkanal, auf dem gestern die örtliche Segelschule die Kinder im Umgang mit den Jollen der 2winner-Klasse geschult hat. Heute nur die gestern etwas genervten Enten. Es hat gerade angefangen zu regnen und zu stürmen . . . das kommt mir aber nicht ganz ungelegen, so kann ich ungestört von schlechtem Gewissen und übergroßem Feiertagsfreizeitverkehr an der Aktualisierung der Website frickeln.
La Gironde, Blick nach links Trichtereinwärts
Wobei, das ist noch nicht ausgemacht. Der Verkehr nimmt gerade jezt zur Mittagszeit heftig zu, zwischen Ente und Jaguar oder Ferrari die komplette Mischung. Uuuups! Bis jetzt drei Ferrari, eine alte DS, eine noch ältere Traction Avant, plus moderne Nobelkarossen. Da muß wohl irgendetwas Besonderes los sein, man besucht wohl nicht nur das Restaurant 😉
Schilf ~ unten frisches Grün, in der Mitte vertrocknete Stengel, oben Himmel
Gestern abend war es ~ bis auf das Rasenmähen wohl in Vorbereitung der heutigen Veranstaltung ~ um einiges ruhiger, nach ein paar Schritten auf dem zehnminütigen Fußweg durch das Schilf zum Ufer der Gironde war nur noch das Rauschen des Windes im Schilf zu hören. Am Rand des Weges frisches Grün, darüber das blasse Gelb der vertrockneten Stengel bis zum nicht sehr weiten Horizont, nochmal darüber nichts als Himmel und Ruhe . . . und danach die weite Fläche der Gironde, die hier schon fast zehn Kilometer breit ist, ohne sichtbares Gegenüber.
* Dordogne? Garonne? Gironde! Panorama Blick von der Citadelle de Blaye aus *
Was? Was ist passiert? 😉 Nun, die Dame Garonne hat sich mit der Dame Dordogne in ein Bett gelegt und ~ der Laie wundert sich ~ die Gironde geboren. Mal ganz von dem Wunder abgesehen, daß zwei weibliche Wesen zusammen ein Kind zeugen können, habe ich in meiner Naivität den Fluß Gironde gesucht und nicht gefunden. Und Google schreibt in diese ausgeweitete Fläche weiter ‚La Garonne‘, da macht sich Ratlosigkeit breit. Und was macht man in dieser neuen Zeit, wenn man ratlos ist? Man konsultiert sein Smartphone und Wikipedia. Wikipedia wiederum klärt uns auf, daß es sich bei dem Kind um ein Ästuar handelt, einen Ebbe und Flut ausgesetzen Mündungstrichter . . . schon wieder was gelernt!
der alte Herr Magirus in der Herde der Plasticos am Hafen von Blaye ~ Ebbe
Außerdem passiert: Der alte Herr Magirus hat eine Nacht mitten in einer Herde Plasticos verbracht. Auf die Frage, ob ihm das so gefällt, keine Antwort:( Auch eine Antwort? Nun ja, meinereiner war einfach zu faul, noch weiterzufahren, hat auch das Betrachten des mal mehr, mal weniger sprudelnden menschelnden Lebens um den Hafen genossen. Nicht genossen das Gewecktwerden morgens um fünf, als ausgerechnet aus dem Nachbarplastiko Türen- und sonstiges ausgiebiges Geklapper zu hören war, Abfahrt dann um 5:12 ~ dafür wieder genossen den Spaziergang über den in Steinwurfweite befindlichen Wochenmarkt. Da werd ich gleich nochmal . . .
zurück zur Gironde ~ Blick Blick von der Citadelle de Blaye
Aber zurück zur Gironde. Dieser Trichter (Zufahrt zur reichen Stadt Bordeaux) mußte natürlich ordentlich verteidigt werden, weshalb der allseits bekannte Architekt und Ingenieur Sebastian Le Preste de Vauban im 17ten Jahrhundert ein Festungskonzept entworfen hat, das aus drei Zitadellen, eine davon hier in Blaye, eine auf dem gegenüberliegenden Ufer und eine auf einer Insel in der Mitte bestand, damit die ganze Wasserstraße mit Kanonen bestrichen werden konnte. Inzwischen ist das weitläufige Areal der Zitadelle zu einer Parklandschaft geworden, die sich wunderbar für einen erholsamen Spaziergang eignet. Außerdem ein nobles Restaurant und ein lauschiger Campingplatz, der nicht einmal teuer ist . . .
Kanonen bestreichen die Gironde ~ Citadelle de BlayeParklandschaft mit pittoresken Ruinen ~ Citadelle de Blaye
Der gute Vauban hat sich auch um das leibliche Wohl der Soldaten gesorgt. Allerdings nicht um die Nahrungsaufnahme, sondern um die im Verteidigungsstress unter Umständen schnell nötige Abgabe der überschüssigen Nahrung. Logistisch sehr praktisch direkt neben den Kanonen, und ab unter der Festungsmauer hindurch nach draußen 😉
Abtritt zur schnellen Entsorgung ~ Citadelle de Blaye
Und wie immer ~ *chen um den Kommentar -> Bild mit Klick vergrößern . . . ich lauf nochmal über den Markt.