. . . und es sieht nach einem weiteren sonnigen Tag aus 🙂


Und gerade geht die Sonne auf!
Nachdem es die letzten Tage vormittags meist trübe war und die Sonne erst am Nachmittag auftauchte, um die Temperaturen und die Stimmung in den freundlichen Bereich zu heben, gabs heute morgen den erstten richtigen Sonnenaufgang über dem Meer, eingefangen mit dem 500er Spiegeltele, also knapp 18-facher Vergrößerung. Von hinten weht ein stürmischer ablandiger Wind ganze Sandfahnen aufs Meer hinaus und bringt den alten Herrn Magirus mitsamt Photographen zum Schaukeln, aber zum Glück sind die Belichtungszeiten bei Sonnenaufnahmen recht kurz . . .
Während der Sturm sich alle Mühe gibt, die Fahnen an der Surfstation von den Masten, die Gischt von der Brandung mitsamt dem Sand aufs Meer hinaus zu reißen und die Möven ihren Spaß im Spiel mit den Elementen haben, freut sich der Vagabund an der mehr oder weniger ereignislosen Zeit. Zeit, sich treiben zu lassen, aber nicht zu sehr. Morgens eine Runde Joggen, vielleicht, tagsüber den einen oder anderen Spaziergang auf der nach dem belebten Wochenende eher wieder ruhigen Strandpromenade oder über den Strand. Aber ich fühle mich nicht so sehr getrieben, weiter zu fahren, ich kann es noch eine Weile hier aushalten. Es gibt nichts zu verpassen, genauer, das Verpassen oder das Erleben hängt nicht vom Hier oder Dort ab. Eher von der Bereitschaft, die Augen zu öffnen und die Welt in sich hereinzulassen.
Da gestatte ich mir sogar das Gedankenspiel, dieses etwas heruntergekommene Chalet zu bewohnen, das in der Architektur unter den hunderten auf Stelzen gebauten Chalets hier in Gruissan Plage insofern etwas besonderes ist, weil die Ecken zu Gunsten größerer Fensterflächen abgeschnitten sind und es durch eine von Ost über Süd nach West freie Ecklage tatsächlich, wie der Name rechts an der Dachkante schon sagt, und wirklich jederzeit exakt unter der Sonne liegt. Was das wohl kosten würde? Eine müßige Frage. Außerhalb der Saison sehr reizvoll, aber sobald der Piratenpark wieder geöffnet ist, der Parkplatz vor dem Chalet zum Brechen gefüllt und die Touristen sich am Strand gegenseitig auf die Füße treten, würde ich das hier nicht mehr aushalten . . .
Außerhalb der Saison, im Winter, komme ich allerdings seit vier Jahren immer wieder gerne hierher, eine erste Pause auf dem Rennen nach Süden, der Sonne nach. Für die treuen Leser und für die neu hinzukommenden habe ich ein paar Links zu alten Beiträgen zusammengestellt, hier und hier und hier und hier 😉
Meine Probleme mit der Telekommunikation konnte ich gestern mit einer kleinen (irgendwas zwischen 35 und 40 Kilometern) und schönen Radtour zum Darty (stellt euch das wie einen Mediamarkt vor, aber nicht ganz so großkotzig) in Narbonne und der Investition von nicht ganz vierzig €uronen in das billigste verfügbare Smartphone mit doppelten SIM-Schächten beseitigen. Somit kann ich die Karte meines deutschen Providers einstecken und bin unter meiner gewohnten Nummer erreichbar, im zweiten Schacht sitzt die jeweilige ausländische SIM für den Datenverkehr. Uuuund: Die Hoffnung trügte nicht, daß die neuere Variante des Android-Betriebssystems die Beschränkungen im Tethering zum Netbook beseitigen würde. Jetzt ist alles im grünen Bereich, ich muß mich nur wieder daran gewöhnen, mit meinen dicken Fingern die Tasten auf der virtuellen Tastatur des winzigen Displays mit der minimalen Auflösung zu treffen. Dafür geht die Blogarbeit wieder richtig komfortabel 🙂
Und weil zum Glück der Handywetterbericht wie öfter völlig daneben lag, war die Fahrradtour durch die reizvolle Sumpflandschaft zwischen Gruissan und Narbonne nicht durch Regen getrübt, sondern auf dem Rückweg am Canal de la Robine entlang sogar sonnenbeschienen. Weil ich mich nicht schnell genug von Schal und Fleece befreit habe, wurde ich allerdings naß von innen anstatt von aussen. Wie hieß der Spruch nochmal, leicht abgewandelt? Wer zu spät reagiert, den bestraft das Leben! 😉
Am Kanal de la Robine gab es neben einer Anzahl von kleinen Zelten, vor denen zum Teil sogar Gemüsegärtchen angelegt waren und Solarpanele für die Energie sorgten, auch eine Werft, in der ein neues Holzschiff gebaut, ein etwas mitgenommenes hoffentlich repariert wird. Im dabeiliegenden Flußkahn scheint der Werftinhaber zu wohnen . . .
Übrigens: Weil ich die Kamera nicht mitgenommen und im alten Herrn Magirus sicher weggeschlossen hatte, sind alle Bilder des letzten Tages mit dem Samsung Note entstanden. Die (vor allem die technische) Qualität erreicht deswegen nicht das wünschenswerte Niveau. Aber wie das zweite und das dritte Bild dieses Beitrags zeigen, kann dieser Mangel auch zu durchaus reizvollen Stimmungen führen. Die Bilder mit den *chen um die Bildunterschrift lassen sich wie gewohnt durch Klick vergrößern!
. . . so ein laaangweiliger Morgenhimmel 😉
Geschafft! Nach vier Tagesetappen und ein wenig mehr als neunhundert Kilometern bin ich wieder mal am Mare Mediterranum angekommen und genieße die morgendliche Tasse Kaffee mit Ausblick auf den poppig bunten Morgenhimmel über dem Meer. Die Sonne macht sich zwar rar, ich bin einen Tag zu spät dran. Gestern war war bei der Anfahrt südwärts von den Cevennen immer ein Streifen klarer blauer Himmel über dem Meer zu sehen, während die restliche Welt unter einem diffusen Wolkenschirm lag und die Sonne nur vergleichsweise kraftlos durchschimmerte. Immerhin, es ist wärmer geworden ~ ein Segen!
Knapp 200 Kilometer weiter südlich am Ufer der Rhone. Leider ein unkuschlig steifffffer und kalter Wind aus Süden, grau und regnerisch. Sonst wär das hier ein ausgesprochen schöner Platz . . .
Aber so – nix wie weiter nach dem Frühstück!
Nun hab ichs gestern doch noch geschafft, die Grenze zu Frankreich zu überfahren und uns auf Nationalstraßen – weil mir Autobahnen ein Graus sind – eilig eilig auf den Weg nach Süden zu machen. Von Petrus belohnt mit zeitweiligem Sonnenschein, fahren der alte Herr Magirus und ich bis in die Dunkelheit hinein 330 Kilometer bis zu einem kuschligen Übernachtngsplatz, den wir im November 2012 und 35tausend gefahrene Kilometer vorher besucht hatten. Mindestens zwei Tagesetappen an einem Tag, für unsere Verhältnisse des geruhsamen Reisens eine Tour de force.
Zwischendurch in Montbeliard bei Leclerc eine französische SIM fürs Handy besorgt, für knapp 15 Euros pro Monat und 5 Euros für die SIM zwei Gigabyte Daten und kostenloses Telefonieren und Simsen innerhalb Frankreichs (aber mit wem?). Innerhalb 20 Minuten steht die Verbindung mit dem Netz, Surfen und Email aus der Hosentasche 😉
Die Freude währt allerdings nur bis zum Abend, als ich versuche, mit dem Netbook über das Handy auf diesen Blog zuzugreifen . . . Nichts geht! Tethering ist nun also auch im Netz von SFR (nach allem Ärger mit Orange in den Jahren voher) blockiert. Auch meine Versuche, mit den Netzeinstellungen die Kommunikation zum Laufen zu bringen, sind erfolglos. Auch die APN mit der Modemoption führt nur zum kompletten Verbindungsabbruch, da wird wohl noch mal ein Extraobulus fällig, wobei ich noch keine Möglichkeit gefunden habe, die Option zu aktivieren . . .
Ein vernünftiges Arbeiten ist in der Situation natürlich nicht möglich. Dieser Artikel entsteht mit einer Bluetooth-Tastatur und angedockter kabelloser Maus auf dem Handy, die Bedienung des Blogprogramms WordPress ist trotzdem eine Zumutung, ganz zu Schweigen davon, daß Bilder selbstverständlich auf dem Netbook bearbeitet und mühsam vorher auf das Handy übertragen werden müssen.
Europa bleibt so für uns digitale Nomaden ein Entwicklungsland, und die Europäische Kommission scheint auch weiterhin vor den Lobbyinteressen der Telekommunikationskonzerne einzuknicken. Eine vollständige Aufhebung von Roaminggebühren, die europaweite Gültigkeit von Vertragsbedingungen ist mit den letztjährigen Äußerungen in ferne Zukunft verschoben worden. Alle diese Konzerne sind zum Geldverdienen europaweit aufgestellt, nur der europaweite Service ist anscheinend nicht möglich. Hier in Frankreich sind die Konzerne besonders restriktiv aufgelegt, Tethering, die Weitergabe des Internets an Notebooks nicht gestattet beziehungsweise besonders teuer, Protokolleinschränkungen (z.B. kein verschlüsseltes FTP möglich, eine Forderung der Geheimdienste?). Immerhin, ein Zusatzobulus wie vor einigen Jahren für Emailzugang ist anscheinend vom Tisch. Ich bin mal gespannt, wie das in Spanien läuft, auch da gab es letztes Jahr Probleme, die ich mit einem Providerwechsel in den Griff zu kriegen bemüht war. Schaumermal!
Sei es, wie auch immer: Unter diesen Umständen werden die Blogbeiträge dieser Reise wohl etwas seltener und nicht ganz so ausführlich ausfallen, ich bitte um Verständnis . . .
Es wird kälter und damit auch winterlicher. Tagsüber fällt das gar nicht so sehr auf, solange die Sonne lacht. Sobald sie sich hinter ein paar Bäumen versteckt oder gar untergeht, wird das frisch, nachts und vor allem gegen Morgen frostig. Heute beim Aufstehen minus zweikommasieben Gräder ~ im Bus 🙁 Welch Glück, wenn sich dann die Sonne über die Baumwipfel auf der östlichen Rheinseite hochschwingt und Wärme spendet. Da freut einen der Anblick von feinen Nebelschwaden über dem Wasser und der Anblick von Kormoranen und Schwänen, die genau wie ich den Tag ruhig angehen und erstmal Wärme tanken . . .
Tagsüber dann Exkursionen mit Kamera auf der Rheininsel. Kristallklares und knochenhartes Licht, das auch mittags lange Schatten wirft. Ich genieße die letzten Tage Sonnenschein, bevor Wolken und Nebel den Winter wirklich hart machen. Sogar die Natur gibt sich der Illusion hin, daß schon der Frühling vor der Tür steht. Blühender Thymian am Wegrand, sprießende Haselkätzchen. Wenn das mal gutgeht!
Nachdem ich nun den ganzen November und den angebrochenen Dezember auf dem Wohnmobilstellplatz in Freiburg verbracht habe, um den alten Herrn Magirus für die nächste Reise in den Süden und nicht zuletzt auch für die jährlich zu erkämpfende Legalitätsplakette im hinteren Kennzeichen fit zu machen, steht dem Aufbruch eigentlich nichts mehr entgegen, denn die Prüfung ist überstanden. Aber nicht nur das ausgesprochen schöne und für die Jahreszeit milde Wetter hält mich noch zurück. Es fehlt der letzte Kick (oder im Klartext der Tritt in den Hintern?), daß ich mich auf den Weg mache. Oder hab ich mein Herz tatsächlich an der Kasse des ‚Wir lieben Lebensmittel‘ liegen lassen?
Jedenfalls hab ich mich erstmal für ein paar Tage an einen meiner Lieblingsplätze am Rhein zurückgezogen, um wieder die frische Luft zu spüren und den freien Blick zu üben. Zur Belohnung gabs den ersten Morgenhimmel und anschließenden Sonnenaufgang ohne Wohnmobile und Häuser im Vordergrund. ‚Nur‘ Rhein, eine Baumreihe, ein Himmel in Flammen und Kormorane. Alles Weitere wird sich geben . . .