
Heute kein Reisebericht, aber ein kleiner Hinweis auf eine neue Seite, eine neue Abteilung: Kulinaria!
Was ißt der Mann, wie bereitet er es zu, mit Rezepten. Vorerst nur eines, aber es werden im Lauf der Zeit mehr werden . . .
Heute kein Reisebericht, aber ein kleiner Hinweis auf eine neue Seite, eine neue Abteilung: Kulinaria!
Was ißt der Mann, wie bereitet er es zu, mit Rezepten. Vorerst nur eines, aber es werden im Lauf der Zeit mehr werden . . .
Es war ein anstrengender Tag für den alten Herrn Magirus, von La Seu d’Urgell auf 691m über dem Meer in Catalonien durch das Fürstentum Andorra hindurch ständig steil aufwärts zum Port (Pass) d’Envalira auf 2408m, abwärts bis Ax-les-Thermes im französischen Tiel der Pyrenäen in 720m Höhe, ein Besuch im Intermarché, und schon wieder steil hinauf auf 1431m zum Col du Chiula. Manchmal waren wir ganz schön flott unterwegs, meistens aber schön langsam in kleinen Gängen, da kletterte die Nadel für die Temperatur des Motoröls zum ersten Mal über 120° ~ aber bravo, gut gemacht!
Die Photos, diesmal in der umgekehrten Reihenfolge präsentiert, zeigen die Bilder in den hohen Pyrenäen mit den verschneiten Gipfeln des Circ de Pessons mit bis zu 2858m Höhe. Der daneben liegende Alt del Griu ist sogar 2874m hoch. Das Licht war in dieser Höhe und mit den wilden Wolken dermaßen blaubetont, daß eine Nachbearbeitung dringend nötig schien. Ein Herunterziehen der Gradationskurve im Blauspektrum führte dann zu den ~ aber nur fast ~ schwarzweißen Eindrücken der obigen zwei Bilder ~ sonst waren einfach kaum Farben vorhanden. Mir gefällt’s!
Im Gegensatz dazu die Bilder vom Übernachtungsplatz auf einer durch einen Tunnel verwaisten Schlaufe der N230 über dem Segre. Wild verwuchert platzt alles in frischem Frühlingsgrün. Hier oben auf 1350m Höhe bekommen die Laubbäume und Büsche gerade mal die ersten grünen Blättchen, es sieht alles noch ein wenig dünne aus. Aber das kommt, und ab jetzt wieder Leben als Vagabund in Fronkraisch . . . 🙂
aber gaaanz langsam!
Wie das oft so ist, wenn man Ziele erreicht und ‚abgearbeitet‘ hat, war da ein Moment der Ratlosigkeit ~ wo geht’s jetzt lang? Nach der Exkursion zur Ermita Magdalena und dem traditionellen Aussichtsplatz über Zaragoza mußte ich mich erst einmal an den Gedanken gewöhnen, die Nase des alten Herrn Magirus gen Norden zu wenden und gaaanz, gaaanz langsam wieder in Richtung Heimat zu rollen. Forchterbar! 🙁
Ziemlich planlos unterwegs, keine genaue Route im Kopf. Aber da begegnen einem, vor allem bei der Suche nach einem kuschligen Übernachtungsplatz, meist unerwartet die interessantesten Sachen. Wie der roca de Foradada (so heißt die Gemeinde, foradar heißt im Catalan ‚ein Loch machen‘) mit dem Loch. Wenn man dann noch einen lauschigen Platz für die Nacht mit Aussicht auf die Morgensonne findet, einen schönen Abendhimmel geschenkt bekommt und sich mit grünem Spargel und den üblichen Verdächtigen ein feines Abendmahl zaubern kann ~ was will man mehr?
Nachdem mich die Recherchen zum Ermita-Magdalena-Beitrag auf die Expo, die Weltausstellung 2008 in Zaragoza aufmerksam gemacht hatte, und es mir selbst beim Nachdenken etwas peinlich wurde, daß ich die zwei vergangenen Aufenthalte nicht für eine Stadtbesichtigung genutzt hatte, war nun also städtisches Leben angesagt.
Wobei sich das Areal der Expo weitgehend ausgestorben gibt. Viel Architektur mit imposanter Formensprache, weitgehend leerstehend. Nur wenige Gebäude sind von aragonesischer Verwaltung in Gebrauch genommen worden. Der Rest meist umzäunt, abgesperrt, damit die Leut, die ja im Gegensatz zu den Menschen, oft destruktive Gelüste ausleben, von eben diesen Gelüsten abgehalten werden. Trotzdem sehr interessant.
Aber der Blogger fühlt sich gerade nicht zum Dokumentar berufen, also das Fahrrad bestiegen und über eine ebenfalls pfiffig designte Fußgänger- und Radbrücke auf die andere Uferseite hinüber und auf gut und schön ausgebautem Radweg am Ebro entlang, dessen Wasser hier leider teilweise recht streng riecht, bis in die Innenstadt.
Wie soll ich sagen? Zaragoza hat als Stadt alles, was man so begehrt. Geschichte bis zurück zu römischen Mauern von Caesar Augustus, große Plätze, auf denen die Mädels und die Jungs flanieren und auch sitzend das Leben genießen, breite Alléen und schmale Gäßchen, in denen sich die Gastronomie ausgebreitet hat. Ein Goya-Museum, das man einmal zusammen mit einem kunstaffinen Menschen besuchen könnte . . . übrigens bin ich im Moment gar nicht so weit von Goyas Geburtshaus weg. Das aber liegt daran, daß ich mich schon wieder aus dem schönen Zaragoza verabschiedet habe, hinaus in die Landschaft.
Und was die Landschaft betrifft ~ ich wiederhole mich ungern, aber es ist so: Auf den kleinen Briefmarken im Blog gehen einfach zu viele Einzelheiten verloren. Deshalb habe ich das eine Bild sogar in doppelter Auflösung zum zoomen hochgeladen, nicht nur 2k (=tausend Pixel), sondern 4k breit. Also klickt, und die Maus schön sachte bewegen, gelle 🙂
PS: Wieso hat sich die Sonne kurz nach dem Aufgang hinter Wolken versteckt? Gerade mal 12° Außentemperatur? Wer hat das bestellt? Grrrrrrr! 🙁
Es war nicht geplant, wieder mal ein glücklicher Zufall, daß ich exakt zum selben Datum wie letztes und vorletzes Jahr an einem meiner Lieblingsplätze angekommen bin, auf einer Rippe der Kalksteinlandschaft südlich von Zaragoza, das der Deutsche auch gerne Saragossa schreibt. Ein Platz mit einer genialen Aussicht auf eine außergewöhnliche Landschaft, wo wir so stehen, daß wir genau in Richtung Sonnenuntergang schauen, oder wie gerade jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, eine schmale Mondsichel noch über einer Ahnung von Rot über dem Horizont schwebt.
Da macht es dann fast gar nichts mehr aus, daß die ersten vierundzwanzig Stunden grau, regnerisch und stürmisch waren, die Temperaturen nachts sogar bis unter vier Grad gefallen sind. Der Himmel hat sich aufgeklart, kalt und windig ist es geblieben, da schau ich lieber von drinnen nach draußen in die Landschaft. Wofür hat man so ein total verglastes rollendes ~ und bei Bedarf geheiztes ~ Heim? 🙂
Auf meimen Hochsitz über der Isla Magdalena habe ich in den letzten Tagen immer wieder heftig plätschernde Geräusche gehört, die mir nicht recht erklärbar waren. Gestern wurde dann der Grund offensichtlich, als ich zu einer zweiten Exkursion zur Ermita die Furt zur Insel durchwaten wollte. Jede Menge Fische, wahre Kaventsmänner, zum Teil wohl bis siebzig Zentimeter von Maul zu Schwanzflosse, im Ausleben ihrer Frühlingsgefühle am Strand. Zu zweit, zu dritt, zu viert, wer bietet mehr? Es geht ganz schön heiß zu bei den sogenannten Kaltblütern 🙂
Die Landschaft hier hat etwas von Fjorden, aber südlich. Einhundertzehn Kilometer ist das Mar de Agragón lang, hat aber dabei eine Küstenlinie von fünfhundert Kilometern. Klickt auf das Panorama, es ist diesmal besonders groß. Und schön sachte mit der Maus, gelle! Nicht gleich bis in die Ecken rutschen . . . 🙂
Und wer sich Mühe gibt, findet einen alten Herrn Magirus 🙂 (Iiiich freu mich immer, wenn ich ihn sehe!)
Ein Grund, wieso ich hierher an das Mar de Aragón zurückgekommen bin, neben dem allgemeinen, daß die Landschaft hier einen ganz eigenen Reiz hat, ist der ganz spezielle Grund, daß ich im letzten Jahr nur einen Blick aus der Ferne, über den aufgestauten Ebro hinweg, auf die Ruine der Ermita Magdalena werfen konnte. Um sie in halbwegs akzeptabler Auflösung photographieren zu können, mußte ich das 500mm-Spiegeltele (knapp 18facheVergrößerung) auf die Sony schnallen, stabiles Stativ darunter, und wegen schnell treibender Wolken ständig wechselnder Lichtverhältnisse einiges an Geduld und Zeit investieren, bis das Licht genau paßte, um das Photo unter diesem Text zu schießen. Die Ermita im Sonnenlicht, die Berge dahinter im Wolkenschatten.
Die Ermita gleich zu besuchen, stand außer Frage. Ich hätte, um die Distanz von gerade zwei Kilometern zu überbrücken, mal eben gut fünfzig Kilometer zurücklegen müssen, zum guten Teil auf unbefestigten Pisten, zusätzlich einen Fußmarsch von einer dreiviertel Stunde. So jedenfalls Google Maps und Internet. Aber losgelassen hat mich die Idee nie, dieses Jahr sollte es sein!
Ganz so schlimm war der Weg zwar nicht, die Straße ein Stück weit sogar asphaltiert, wenn auch arg wellig und nur teilweise notdürftig geflickt. Die letzten zehn Kilometer allerdings unbefestigt, davon die letzten zwei recht heftig. Herunterschalten bis zum Kriechgang, so gut wie möglich Schlaglöchern und Steinen ausgewichen, immer wieder sich durch zu eng stehendes Gestrüpp hindurchgezwängt. Solche Fahrten sind es, die das gewöhnlich etwas zerkratzte Äußere des Herrn Magirus verursachen, besonders vorn an den Ecken und den Seiten. Aber der Gute ist zum Glück hart im Nehmen, und wir kommen im Rückwärtsgang auch überall wieder raus, wo wir im Vorwärtsgang hineingefahren sind 🙂
Auch der Fußmarsch hatte seine Forderungen. An sich ist die Isla Magdalena eine Halbinsel, aber je nach Wasserstand, nach Internet meistens, ist eine Engstelle leicht überflutet. So auch bei meinem Besuch, da hieß es, Schuhe und Socken ausziehen, Hosen hochgekrempelt und durchgewatet. Der Rest ist dann ein Spaziergang über drei Hügel auf einem schmalen Trampelpfad, bevor man an der Rückseite des verlassenen Klosters ankommt.
Die breite Steintreppe hinauf, die zum Teil schon von Büschen erobert wird, und man steht zwischen den Resten der Kirche links und den vier Mauern des Wohnhauses, in dessen Grube man drei Stockwerke tief hinunterschauen kann. Der Blick nach oben zeigt einige verkohlte Restbalken, die frei vor dem blauen Himmel in der Luft schweben. In der anderen Richtung geht der Blick in das von herabgefallenen Deckensteinen übersäte Kirchenschiff, in der Mitte wachsen schon einige Bäumchen. Ein mißtrauischer Blick nach oben ~ was kommt von da als nächstes herunter, und wann? Nun ja, was lose war, wird wohl schon gefallen sein, was sich nicht entscheiden konnte hoffentlich noch bis nach meinem Besuch warten . . .
Während ich um die Apsis herumschleiche, höre ich sich über mir etwas regen, Geräusche mit dabei, die sich mit Vogelgezwitscher nicht wirklich beschreiben lassen. Da oben hat wohl der schwarze Milan sein Nest, der die ganze Zeit um die Ruine kreist und immer wieder über dem offenen Dach sichtbar wird. Was sich da regt und nach Nahrung ruft, werden seine Nachkommen sein. Später sehe ich auch noch einen Falken von der Zinne starten, und sogar einen kleineren Adler meine ich zu sehen.
Was aber wirklich eindrucksvoll ist, sind die Fresken, vor allem in den Kuppeln über der Apsis. Eine reich verzierte Orgie in Ocker- und Gelbtönen. Kein Gold, so reich war die Ermita wohl nicht, aber die nächste Annäherung daran. Die zwei Bilder mit den Sternchen um den Kommentar lassen sich wie üblich durch Klick vergrößern, um die Details bewundern zu können.
Bei meinen Recherchen im Internet, die leider nicht sehr ergiebig waren, habe ich einen Artikel im Heraldo gefunden, in dem es um die Ermita geht. Bilder sind keine dabei, und die Übersetzung von Google ist, naja, aber besser als nichts, oder als das, was der werte Blogger sonst verstehen würde 🙁 Sei es, wie es sei, der Regisseur Carlos Saura hat einen Film für den aragonesischen Pavillion auf der Expo in Zaragoza 2008 gedreht, Sinfonia de Aragón, der auch auf Youtube zur Verfügung steht. Die Ermita taucht bei Minute 5 im ersten von zwei Teilen auf. Anschauen lohnt sich . . . (Thema der Expo war Wasser, und darum geht es in dem Film auch).
In dem Artikel wird die Frage gestellt, ob die Ermita renoviert, gerettet werden soll, die Saura ‚aus dem Vergessen zurückgeholt‘ hat. Nun, das ist inzwischen schon wieder neun Jahre her, und an dem Wochenende, das ich mir zu meiner Exkursion ausgesucht habe, war ich alleine, bis auf die vielen motorisierten Boote der Angler, die die Isla Magdalena umschwirren. Es gibt wenige (unschöne!) Anzeichen dafür, daß ab und an Menschen hier sind, von einer Restaurierung der Ermita ist aber rein gar nichts zu bemerken. Das würde, glaube ich, auch wenig Sinn machen. Der Verfall ist schon viel zu weit fortgeschritten, die Architektur der Kreuzgewölbe scheint mir (Laie, der ich bin) ein wenig zu sehr improvisiert zu sein ~ weshalb die auch alle abgestürzt sind.
Vielleicht ist es auch nicht schlecht, die Ermita einfach in Ruhe und Schönheit sterben zu lassen. Der Wandel, also auch die Vergänglichkeit aller Materie, alles Seins, ist etwas, was wir viel zu oft verdrängen. Manchmal kommt es mir so vor, als ob das Motiv für die Bemühungen um den Erhalt kulturellen Erbes oft nur ein Festhalten an Vergangenem ist, ein Bemühen darum, die Welt so zu erhalten, wie sie ~ vielleicht ~ einmal war. Aber eine restaurierte Ermita Magdalena wäre nicht das erhaltene Alte, sondern zum größten Teil eine Nachbildung. Und in gewisser Hinsicht ein Fake ~ aber das ist ja gerade In!