Rox & Balance

Balance-Akt
Balance-Akt

Die Frage nach dem ‚Warum?‘, die sich beim Anblick megalithischer Anlagen in der Regel stellt, beantwortet sich vielleicht von selbst, wenn man durch Gegenden reist, die von in die Landschaft gestreuten großen Felsen geprägt ist, die einzeln oder in Gruppen, nebeneinander, aufeinander, übereinander angeordnet sind von einer willkürlichen, natürlichen Kraft.

Felsen auf die Kuhwiese gestreut . . .
Felsen auf die Kuhwiese gestreut . . .

Wer Beine hat, verspürt den Wunsch, zu laufen, wer Flügel hat, zu fliegen, wer Flossen hat, zu schwimmen . . . eine Voraussetzung für Glück ist die Auslotung seiner Fähigkeiten. Der Mensch hat mit der Expansion seines Gehirns die Fähigkeit und das Bedürfnis entwickelt zu denken, zu analysieren, zu assoziieren (der eine mehr, der andere weniger). Und da keinerlei Anlaß zur Annahme besteht, daß der Mensch des Paläolithikums geringere mentale Fähigkeiten gehabt hätte als wir heutzutage, wird er sich von dem inspirieren lassen haben, was er in seiner Umgebung vorgefunden hat.

. . . und gestapelt
. . . und gestapelt . . .
gekippt in den Himmel zeigend
. . . gekippt in den Himmel zeigend . . .

Ohne die Ablenkung durch die heute allgegenwärtigen Medien, ohne TV, Soaps, Stars und Sternchen, ohne den auf das Smartphone konzentrierten Blick, mit dem sich heute viele durch die Welt bewegen, liegt die Vermutung sehr nahe, daß ein Mensch in einer solchen Umgebung sich gefragt hat, wie diese Felskugel, die auf einem anderen Felsen balanciert, da hinaufgekommen ist. Wer hat das gemacht? Kann ich das auch? Können wir das auch? Denn eines ist sicher: ohne die Technik der modernen Zeit, ohne hydraulisch bepowerte Kräne, läßt sich nur mit vielen, sehr vielen Menschen, und einer Planung von technisch versierten Hirnen, ein viele Tonnen schwerer Felsblock entgegen der Schwerkraft nach oben oder gar in die Vertikale zwingen.

gekippt in den Himmel zeigend
. . . gekippt in den Himmel zeigend . . .
oder da liegend wie eine bezipfelte Murmel
. . . oder da liegend wie eine bezipfelte Murmel . . .

Eine der herausragensten Eigenschaften des Menschen ist, ob man das gut findet oder nicht, der Drang, die Welt, in der er lebt, zu manipulieren, zu verändern, und Spuren zu hinterlassen, Zeugnisse seiner Existenz, seines Da-Seins. Wer nichts anderes kann, macht kaputt, wer kann, der der schafft etwas, ein Werk, eine Kreation. Die Fähigkeiten, etwas zu schaffen (und auch der, zu zerstören), wachsen mit der Erfahrung über Generationen. Die Höhepunkte der megalithischen Zivilisation waren die Steinreihen von Carnac und die Mega-Anlage auf den Salisbury Plains. Zeugnisse dieser Kultur finden sich quer über Europa, aber nicht nur da.

. . . gestapelt . . .
. . . gestapelt . . .
massive vertical construction
massive vertical construction

Nun, dieser Photograph und Blogger hier läßt sich von dem, was ihm in Natur und Kultur über den Weg läuft, inspirieren zu bebilderten Artikeln, mit denen er Spuren hinterlassen will im Denken seiner Mitmenschen. Die Mittel und die Reichweite sind beschränkt, aber es liegt schon auch Befriedigung und sogar Glück darin, sein Erleben und sein Denken weiterzugeben an wen auch immer es interessiert.

. . . Beziehung . . .
. . . Beziehung . . .

Der reisende Photograph hat dabei den Vorteil, daß ihm mehr begegnet als dem zu Hause gebliebenen, muß aber mit dem Nachteil leben, daß die Beschränktheit seiner Zeit des Aufenthalts die Variationen der Motive, die sich mit der Jahreszeit und den Wetterverhältnissen ständig ändern, doch arg limitiert. Die Motive dieses Artikels hätte ich zum Beispiel sehr gerne bei ’schlechterem‘ Wetter vor der Kamera gehabt, solchem wie neulich auf dem Pic de Nore, wodurch die Stimmung der Bilder ganz anders geworden wäre . . . so bleibt aber immerhin die Erkenntnis, daß je nach Standpunkt, je nach Perspektive, sogar Felsen zueinander in eine andere, wandelbare Beziehung treten.

Höhlenbildung
Höhlenbildung

Genug für heute, denn gestern war ich ein wenig zu spät dran für die Bilder, die morgen den Blog zieren werden. Da geht es wieder einmal um großartige Aussichten, und dafür muß ich mich jetzt sputen 🙂

und nochmal ~ Balance-Akt
und nochmal ~ Balance-Akt

Les Cascades d’Orgon

Cascades d'Orgon ~ Blick von oben ~ uninteressant?
Cascades d’Orgon ~ Blick von oben ~ uninteressant?

Les Cascades d’Orgon, auch wieder so ein Thema, bei dem die Photographie, vor allem im kleinen Blog-Briefmarken-Format, an ihre Grenzen stößt. Schon, um sie mit bloßem Auge auch nur halbwegs vollständig in den Blick zu bekommen, muß man sich von einem Parkplatz um die hundertfünfzig Meter abwärts von dem Pfad, der zur Fußgängerbrücke führt, von der das erste Bild dieses Beitrags entstanden ist, auf eine dieser Felsrippen hinausbegeben, Überreste senkrecht geklappter geologischer Schichten. Kein Pfad führt da hinaus, kein Schild weist darauf hin. Wenige Besucher werden diesen Platz finden, und vielleicht ist auch deshalb nicht einmal auf der französischen Seite von Wikipedia etwas über diesen Wasserfall zu erfahren.

Cascades d'Orgon ~ nur fast die Komplettansicht ~ links oben nach rechts unten
Cascades d’Orgon ~ nur fast die Komplettansicht ~ links oben nach rechts unten

Auf dem großen Bild, das von da entstanden ist, kann man links oben die filigrane Fußgängerbrücke über die obere Kante des Wasserfalls kaum erkennen, auch den oberen Teil des Falls, bevor er sich hinter einer Felsrippe versteckt, sieht man nur, wenn man ihn sucht. Knapp unterhalb der Mitte des Photos taucht er wieder auf, um dann in die rechte untere Ecke zu fließen, aus dem Bild und aus dem Sichtbereichs des Aussichtspunktes auf der Felsnase heraus. Weiter steil bergab geht es da trotzdem. Und überall krallen sich Bäume in die fast senkrechte Felswand, schmiegen sich an.

Cascades d'Orgon ~ der obere Teil ~ das erste Bild entstand von der oben zu sehenden Brücke
Cascades d’Orgon ~ der obere Teil ~ das erste Bild entstand von der oben zu sehenden Brücke

Die nächsten zwei Bilder deshalb mit etwas längerer Brennweite aufgenommen, aufgeteilt in den oberen und den unteren Fall, damit ihr da etwas besser sehen könnt. Mit zweien sieht man besser, um einen öffentlich-rechtlichen Angeberspruch etwas zu verballhornen 🙂

Cascades d'Orgon ~ der untere Teil
Cascades d’Orgon ~ der untere Teil

Nochmal von der Brücke aus photographiert der Blick das Tal des Orgon hinab über die Bergketten am Rande der Cevennen, ganz hinten im Osten wäre vielleicht das Mittelmeer sichtbar, wenn, ja wenn die Luft etwas klarer wäre als in den letzten Tagen. Am rechten Hang sieht man die Felsnase, von der die Bilder entstanden sind, darunter als Doku noch ein Handybild von der Kameraarbeit 🙂

Blick von der Brücke aus ~ ganz hinten ein Streifen Mittelmeer
Blick von der Brücke aus ~ ganz hinten ein Streifen Mittelmeer
Dokumentation ~ mit dem Handy die Kameraposition für die Bilder von den Cascades ~ fast senkrecht nach unten
Dokumentation ~ mit dem Handy die Kameraposition für die Bilder von den Cascades ~ fast senkrecht nach unten

Um einen Aussichtspunkt zu finden, von dem aus man vielleicht mehr vom Wasserfall sehen könnte, vielleicht sogar von unten nach oben blickend, habe ich mich auf eine längere Wanderung begeben, auf einen Pfad, der direkt neben der Brücke nach rechts steil hinauf führt. Oben den Kamm entlang, erst eben, dann sanft abwärts, dann steil in Serpentinen den Hang hinunter, auf einem Pfad, der nun wirklich nicht behindertengerecht ausgebaut ist. Hätte ich mein Einbeinstativ dabei gehabt anstelle dessen mit den drei Beinen, hätte sogar ich als UrUrUrenkel einer Gemse dieses als unterstützenden Wanderstab benutzt. 🙁

Nach einhundertsechzig Höhenmetern, steil hinab, biegt der Pfad dann aber talabwärts ab, die Richtung auf den Wasserfall zu ist als wanderwegmäßig falsch markiert (gekreuzte Farbmarkierung anstatt parallel). Doch der Weg ist gangbar, also auf, nur nicht zagen! Der Pfad ist zwar erkennbar, aber auch erkennbar nicht mehr gepflegt. Immer wieder muß ich über quer über den Pfad gestürzte Bäume klettern, und dann geht es abrupt gar nicht mehr weiter. Links geht es steil nach unten, rechts steil nach oben eine Felsgruppe hinauf, vorn ist gar nichts mehr. Auch die Hoffnung, daß es oberhalb des Felsens weitergehen würde, trügt leider, und die Kletterei mit dem Stativ ist auch keine Freude, wird mir zu riskant. Immerhin, ich kann den Wasserfall nun hören, sehen leider nicht 🙁 Und so kämpfe ich mich die einhundertsechzig Höhenmeter unter beträchtlichem Flüssigkeitsverlust wieder hinauf (was dieser Blogger nicht alles tut für seine wehrte Leserschaft!), wenn man so will, erfolglos. Allerdings habe ich auf dieser Tour einige Wesen gesehen, die den zweiten Teil dieses Artikels füllen werden:


Buchen, Buchen, Buchen . . . und Buchenbabys 🙂


Buchen, dicht an dicht
Buchen, dicht an dicht

Gewöhnlich findet man auf den Bergen im südlichen Frankreich Stein- und Korkeichen, die den südlichen Flair dieser Landschaft ausmachen. Hier jedoch war der ganze Hang von dicht an dicht stehenden Buchen bewachsen, alle ungefähr gleich hoch, also alt. Mag sein, daß ihn einmal ein großer Waldbrand komplett leergefressen hat, es sind allerdings keine Anzeichen davon mehr zu sehen. Auch nicht von forstwirtschaftlichen ‚Ausdünnungen‘, die bei den übrig gebliebenen Bäumen für schnelleren Wuchs und dickere Stämme sorgen sollen.

Buchen, dicht an dicht . . .
Buchen, dicht an dicht . . .

Auch vom forstwirtschaftlich gewünschten ‚geraden Wuchs‘ kann oft ganz und gar keine Rede sein, die Buchen wachsen mitunter fast waagerecht vom steilen Hang weg, mag sein, daß in Jünglingsjahren mal der Boden weggerutscht ist, oder Büchlein hat sich da draußen etwas mehr Licht erhofft.

Buchen . . . nicht immer senkrecht wachsend
. . . nicht immer senkrecht wachsend

Der Nationalpark Cevennen ist 1970 ausgewiesen worden, ob der Hang deswegen so unbearbeitet aussieht? Wahrscheinlich liegt es eher daran, daß man die Stämme hier kaum abtransportieren könnte, so steil fällt der Hang ab. Die einzigen Sägespuren sind die, die den Wanderpfad von über ihn gefallenen Bäumen befreien sollten, die Sägestücke liegen da und gehen dem natürlichen Verfall entgegen.

Buchen . . . nicht immer senkrecht wachsend
. . . nicht immer senkrecht wachsend
viele Buchenbabys, noch dichter zusammenstehend
viele Buchenbabys, noch dichter zusammenstehend

Besonders gefreut hat mich, daß ich der Buchenkinderstube zusehen konnte, das machen die nämlich nicht jedes Jahr, aber dann alle gemeinsam. Überall standen die kleinen Buchenkinder herum, meist in Gruppen, selten einzeln, in jedem Fortschrittsgrad der Entfaltung. Zuerst streckt der kleine seine Wurzel aus der Buchecker, krallt sich im Boden fest. Dann wächst ein Trieb senkrecht nach oben, lüpft dabei die Buchecker mit in die Höhe, ein dunkelgrünes, fleischiges, rundes Doppelblatt drückt sich aus der Ecker, bis es sie absprengen kann, dann erst sprießen die ersten zarten, hellgrünen typischen Buchenblätter. Nur ganz wenige von den vielen werden es schaffen, zum veritablen Bäumchen zu wachsen, eine große Buche zu werden ist weniger wahrscheinlich als ein Sechser im Lotto. Denn die zarten Triebe sind natürlich Nahrung für viele Tiere, und im Kampf um Licht, Wasser und Mineralien als Nahrung können nur wenige Sieger werden . . .

 Buchenbaby, noch nicht ganz aus der Eierschale, Verzeihung, Buchecker herausgekämpft
Buchenbaby, noch nicht ganz aus der Eierschale, Verzeihung, Buchecker herausgekämpft
Buchenbaby ~ zuerst das rundliche, geteilte Blatt aus der Ecker gefaltet, erst danach kommen die typischen Buchenblätter
Buchenbaby ~ zuerst das rundliche, geteilte Blatt aus der Ecker gefaltet, erst danach kommen die typischen Buchenblätter

die Überraschungen am Wegesrand

gestern: abendlicher Ausblick vom Hang der Cevennen in Richtung Südwest
gestern: abendlicher Ausblick vom Hang der Cevennen in Richtung Südwest

Das faule Wochenende am Lac du Salagou fiel aus, da war mir schon zu viel Umtrieb. Also ein paar Lebensmittel ergänzt und weiter, mehr oder weniger planlos in Richtung Cevennen. Irgendwo wird man schon eine Straße finden, die bergauf führt. Und so wursteln wir uns durch mehrere kleine Orte bis Arboras, wo wir vor eineinhalb Monaten vom Vallée du Buèges heruntergekommen sind, fahren dann eine andere kleine Straße hinauf und finden auf halber Höhe unter dem Mont St-Baudille ein schönes Plätzchen direkt neben der schmalen Straße, aber mit einer wunderschönen Aussicht.

Grand Dolmen de Ferrussac
Grand Dolmen de Ferrussac

Am nächsten Tag ziehen wir ~ der alte Herr Magirus läßt seine Pferdchen traben, und ich trainiere meine Arm und Schultermuskeln ~ weiter in Serpentinen den Anstieg des Gebirges hinauf, über einen Paß und biegen dann (die Vorliebe für die schmalere Straße) rechts ab auf die Hochebene von Causse du Larzac. Der alte Herr schaukelt auf dem unebenen Sträßchen vor sich hin, als mir links neben der Straße auf einem kleinen Hügel plötzlich ein Steintisch auffällt . . .

Grand Dolmen de Ferrussac
Grand Dolmen de Ferrussac

Wikipedia meint, daß allein der Deckstein des Grand Dolmen de Ferrussac vier Meter und sechzig Zentimeter lang ist und über vierzehn Tonnen wiegt! Aber der Tisch ist nicht alleine, er ist nur das obere Stockwerk eines über sechs Meter langen Ganges und einer zwei Meter langen, einen Meter breiten und zwei Meter hohen Kammer. Das Ganze auf einem kleinen, mit Eichen bewachsenen Hügel. Die Anlage ist nicht nur beeindruckend durch die Masse der Steine, sie ist auch von einer einfachen und herben Schönheit . . .

Grand Dolmen de Ferrussac
Grand Dolmen de Ferrussac
Grand Dolmen de Ferrussac
Grand Dolmen de Ferrussac

Mit dem Gefühl, einige Tausend Jahre Menschengeschichte zurück (der Dolmen soll viereinhalb bis sechstausend Jahre alt sein) in die Vergangenheit gereist zu sein, ein wenig in Gedanken versunken, fahre ich um ein Haar unbemerkt an zwei Hinkelsteinen vorbei, die einer links, einer rechts der Straße auf der weiten Ebene stehen.

& der eine oder andere Hinkelstein
& der eine oder andere Hinkelstein

Was mag die Menschen damals zu solch gewaltigen Leistungen angetrieben haben? Eine 14 Tonnen schwere Steinplatte auf zwei senkrecht gestellte Platten zu hieven wäre sogar mit den heutigen technischen Mitteln nicht einfach. Damals müssen diese Projekte eine Herausforderung gewesen sein wie heutzutage ein Flug zum Mars. Über die Gedankenwelt der Steinzeitmenschen wissen wir leider so gut wie gar nichts gesichertes, es gab ja damals noch keine Schrift. So sind die meisten Theorien über Sinn und Zweck dieser megalithischen Anlagen nur Phantasien, die sich begeisterte Menschen aus den Fingern gesogen haben . . .

näher ~ der eine oder andere Hinkelstein
näher ~ der eine oder andere Hinkelstein
noch ein Hinkelstein
noch ein Hinkelstein

Leut, ich bin müde, der Tag war lang, den Rest erzähle ich morgen . . . guuute Nacht!

Blick von oben über die Gorges de la Vis
Blick von oben über die Gorges de la Vis

Weiter ging es über einen weiteren Pass, dann über viele Serpentinen hinunter in die Gorges de la Vis, die sich der Fluß im Lauf von Jahrmillionen durch das Gebirge ausgewaschen hat. Grandioser Anblick! Aber da stößt die Photographie an ihre Grenzen, vor allem bei den kleinen Briefmarken im Blog 🙁

La Vis ~ da unten windet sie sich durch die Schlucht
La Vis ~ da unten windet sie sich durch die Schlucht
La Vis bei Gorniès ~ Blick von der Brücke flussaufwärts
La Vis bei Gorniès ~ Blick von der Brücke flussaufwärts
La Vis bei Gorniès ~ Blick von der Brücke flussabwärts
La Vis bei Gorniès ~ Blick von der Brücke flussabwärts

Die Vis entlang bis nach Granges, für den alten Herrn wieder eine anstrengungsffreie Fahrt den Fluß entlang. Aber das ist nur ein kurzes Zwischenspiel, danach folgen wir dem Herault aufwärts. Die Gegend flußabwärts haben wir in den letzten Jahren häufig bereist, der Fluß hinauf ins Gebirge dagegen ist Neuland für uns. Es wird gegen Ende zu auch wieder anstrengend, dafür können wir uns auf halber Höhe an einer Quelle die Vorräte an Trinkwasser auffüllen 🙂 Das schmeckt um Längen besser als aus der Leitung oder in PET-Flaschen gekauft!

den Oberlauf des Herault hinauf ~ Blick zurück
den Oberlauf des Herault hinauf ~ Blick zurück

Oben am Pass angekommen wieder eine spontane Entscheidung. Im Kreisverkehr am Col de la Brue fällt mir ein Hinweisschild auf zu den Cascades d’Orgon ~ ab vom Weg, aber von welchem Weg? Wie sich auch heute gezeigt hat, führen gerade diese spontanen Entscheidungen und die schmalen Straßen immer wieder zu neuen Erlebnissen und Erfahrungen. Ich verrate nur so viel: auch diesmal hat sich der Ausreißer vom geraden Weg gelohnt. Aber die Cascades d’Orgon sind das Thema für den nächsten Beitrag in diesem Blog 🙂

den Oberlauf des Herault hinauf ~ Blick zurück
den Oberlauf des Herault hinauf ~ Blick zurück

dynamisches Wetter und andere Faszinationen

Chateau Fort in der Sonne
Chateau Fort in der Sonne
Chateau Fort in dicker Wolken/Nebelsuppe
Chateau Fort in dicker Wolken/Nebelsuppe

Vier Nächte war ich jetzt an diesem faszinierenden Platz, das Wetter ständig wechselnd zwischen Extremen, knallige Sonne und Sturm, dann drückende graudunkle Schwüle, Gewitter am Abend, ein Tag Dauerregen. Während ich diese Zeilen schreibe wieder Sonnenschein.

Berghang gegenüber, Schichten wie Damast, Auswaschungen, Farbe satt
Berghang gegenüber, Schichten wie Damast, Auswaschungen, Farbe satt
Ausschnitt ~ Rot/Grün-Kontraste
Ausschnitt ~ Rot/Grün-Kontraste

Auch die Landschaft ändert sich in Farbe und Charakter ständig mit dem Wetter, will heißen Licht. Spannend allemal, aber auch Herausforderung für die Technik, den Hirnschmalz und die handwerklichen Fähigkeiten des Photographen.

Berghang gegenüber, aufgekippte Schichten, Auswaschungen, Farbe satt
Berghang gegenüber, Schichten, Auswaschungen, Farbe satt

Die größte Herausforderung waren allerdings die Farben, die tatsächlich so abgefahren sind, wie sie auf den Bildern aussehen. Allein die Variationen in Grün bzw vom Gelb der Ginsterblüten über das warme Blattgrün frisch getriebener Strauchblätter bis hin zum kühlen Blaugrün, Richtung Cyan sind phänomenal.

Berghang gegenüber, Schichten wie Damast, Auswaschungen, Farbe satt
Berghang gegenüber, Schichten wie Damast, Auswaschungen, Farbe satt

Und vor allem die rote Erde, Schichten aus wohl eisenhaltigem Sediment, nicht wirklich massiver Fels, die je nach Lichteinfall und Feuchtigkeit fast purpurn krachend aufleuchten oder doch eher ins bräunliche gleiten. Während ich dies schreibe, habe ich so eine schräge Sedimentschichtung genau vor mir im Busfenster, mit den verschiedensten Grüntönen und dem Gelb des Ginsters oben drüber. Die Wahrnehmung variert auch je nach Zusammensetzung der Fabflecken, denn Blaugrün/Cyan und Rot sind Kontrastfarben, so wie wie das Gelbgrün des Ginsters und Purpur.

kühles Grün, warmes Grün
kühles Grün, warmes Grün

Bearbeitungstechnisch habe ich das ~ für die phototechnisch Interessierten ~ nach langen Versuchen dadurch in den Griff bekommen, daß ich die Bilddateien vom nativen RGB in das Lab-Format konvertiert habe, in dem die Farb- und die Helligkeitsinformationen in unterschiedlichen Kanälen codiert sind. Dadurch lassen sich Helligkeit und Kontrast regeln, ohne daß die Farbpalette verschoben wird. Obendrauf eine Einstellungsebene der Farbtemperatur auf 6000° Kelvin, also Tageslicht, und die Bilder sehen der Natur halbwegs ähnlich. Bis dahin war das aber Kampf 🙁

kühles Grün und rötliches Damast
kühles Grün und rötliches Damast

Nun aber werde ich mich hier losreißen und nach Clermont l’Herault fahren, um mich für den morgigen Sonntag mit frischem Proviant zu versehen. Den Sonntag dann noch am Lac du Salagou, dann geht es wieder weiter. Wohin, weiß man noch nicht so genau. Laßt euch überraschen. Das folgende Bild ist wieder eines, das man Klicken kann, um in der Landschaft spazieren zu gehen. Nur Mut! 🙂

* Berghang gegenüber, komplett *
* Berghang gegenüber, komplett *

Chateau Fort im Land der roten Erde

die Burg vom Platz im Nirgendwo gesehen
die Burg vom Platz im Nirgendwo gesehen

Auf dem Weg nach Norden von hinten durch die Berge angeschlichen in die Gegend des Lac du Salagou, und auf der Suche nach einem ruhigen, einsamen Übernachtungsplatz auf schmalen Pisten, nach einer Umkehraktion vor einer Pistenimitation, die ich dem alten Herrn Magirus nun wirklich nicht zumuten wollte, auf einem Weg gelandet, der nach Google blind enden sollte. Durch ein schmales, aber offenes Viehgatter über einen Stangenrost am Boden, das die Rinder an der Flucht hindern soll, schließlich ein schönes Plätzchen auf einer Wiese mit Aussicht gefunden. Mitten im Nirgendwo, aber mit einer beeindruckenden Burg in der Nachbarschaft. Wenn das nicht ein Grund ist, gleich eine Expedition zu starten! 🙂

Blick auf dem Weg zur Burg
Blick auf dem Weg zur Burg

Der Weg zu der Felskanzel über der Departmentstraße 8 führt durch in kräftigem Gelb blühende Ginsterbüsche auf eine kleine Wiese, aber wo ist der Aufgang zur Burg?

Chateau Fort
Chateau Fort

Ein Pfad, der scheinbar leicht abwärts links an der Feste vorbeiführt, bringt mich zu einem Schild, das mir den Zugang verbietet, denn es könnten Steine herabfallen. Das Schild selbst sieht freilich so aus, als ob es schon einige große Steine abbekommen hätte . . .

Gefahr </br> Zutritt verboten </br> es könnten Steine herunterfallen
Gefahr
Zutritt verboten
es könnten Steine herunterfallen

Darüber, direkt unterhalb der Mauer des Turmes, finde ich schließlich einen Spalt im Fels, durch den ein nicht zu dicker Mensch aufsteigen kann, steil nach oben, im Uhrzeigersinn hinaufspiralisierend auf die Südseite. Oben vor dem Eingangstor angekommen . . .

durch diesen Spalt im Fels möge er sich zwängen
durch diesen Spalt im Fels möge er sich zwängen
 Nackte Dame mit zwei krähenden Hähnen ~ was mag das zu bedeuten haben?!?
Nackte Dame mit zwei krähenden Hähnen ~ was mag das zu bedeuten haben?!?

. . . springt den unvorbereiteten Besucher zuerst einmal eine nackte Dame mit zwei krähenden Hähnen an, die da in Überlebensgröße, auf Papier gemalt und dann auf den Felsen geklebt, neben der Pforte Wache hält. Was mag das wohl zu bedeuten haben?!? Meine Internetrecherchen haben nur einen Stich von Barthel Beham (dessen Kunst ältere Semester vom alten 50-Mark-Schein kennen) aus dem sechzehnten Jahrhundert ergeben, den die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden als ‚Ornamentleiste mit Groteske mit zwei Hähnen‘ ausgibt. Nichts genaues weiß man nicht, und schon gar nicht, wer dieses Kunstwerk an dem alten Chateau Fort angebracht, und was er sich dabei gedacht hat.

 noch halbwegs gut erhaltener Torbogen ~ von außen
noch halbwegs gut erhaltener Torbogen ~ von außen
noch halbwegs gut erhaltener Torbogen ~ von innen
noch halbwegs gut erhaltener Torbogen ~ von innen
der Turm nur noch eine Mauer ~ und viel Landschaft
* der Turm nur noch eine Mauer ~ und viel Landschaft *

Durch die Pforte in das ~ ehemalig ~ Innere der Burg vorstoßend bleibt nur festzustellen, daß von der alten Feste so gut wie nichts mehr vorhanden ist. Der aus der Ferne und von unten schauend so beeindruckende Turm besteht nur noch aus einer einzigen Mauer mit einem winzigen Ansatz eines Bogens. Der Rest ist offensichtlich dem Ruf der Schwerkraft gefolgt. Die wenigen Steine, die noch unten auf der Wiese liegen, entsprechen wohl kaum den drei Vierteln des zu Tal gegangenen Bauwerks. Entweder sie sind noch weiter zu Tal gerollt, oder aber wie üblich in der näheren Umgebung für Neubauten verwendet worden, die inzwischen auch schon unter Denkmalschutz stehen dürften. Immerhin, ein Blitzableiter verhindert, daß die Unbillen des Wetters den Rest auch noch zum Absturz bringen 🙂

Ausschnitt ~ rotes Land
Ausschnitt ~ rotes Land

Aber auch wenn von der Feste nicht allzuviel übrig geblieben ist, der Ausblick auf diese grandiose Landschaft mit den manchmal knallend roten Felsschichten in grüner Vegetation und gelben Ginstertupfen ist eine schöne Belohnung für die gesuchten Verirrungen des Nachmittags. Google bildet die Burg in Maps zwar ab, aber sie bleibt namenlos.

Blick hinunter von der Westseite
Blick hinunter von der Westseite

Und ich? Ich kämpfe geschlagene zwei Tage mit durchwachsenem Wetter mit der Bildbearbeitung, weil dieses Rot einfach nicht so auf den Bildschirm will, wie es in der Landschaft in die Augen springt, wenn das Licht, was weiß ich, im richtigen Winkel, in der richtigen Intensität, wie auch immer auf diese Felsen fällt. Ich muß tatsächlich die RAW-Dateien in 16-Bit-Tiffs verwandeln, um eine Ahnung davon in die Bilder dieses Blogs zu retten, und etliche Versuche landen wegen mangelnder Befriedigung wieder im digitalen Orkus. Nun denn, wat mut, dat mut!

Land der roten Erde
* Land der roten Erde *
Blick von der Burg nach Norden ~ </br> Suchbild mit Magirus
* Blick von der Burg nach Norden ~
Suchbild mit Magirus *

jagende Wolken, grandiose Aussicht, eingeschränkt . . .

Pic de Nore ~ <Sonnenaufgang zwischen Sendetürmen und jagenden Wolken
Pic de Nore ~
Sonnenaufgang zwischen Sendetürmen und jagenden Wolken

Pic de Nore in den Montagne Noire. Mit 1211m Höhe über dem Meer und in weiter Umgebung keine vergleichbar hohen Nachbarn an sich Garant für eine grandiose Aussicht. Im Osten am Horizont das Mediterranum hinter Bizier und Narbonne, im Süden der Pic du Canigou und die Kette der Pyrenäen, davor die Ebene, die sich vom Meer über Carcassonne bis nach Toulouse erstreckt, im Norden der Ausblick in Richtung Zentralmassiv. Für ein Panorama ist es trotz sehr, sehr, SEHR kräftigem und kühlem Wind, der einem die Ohren vom Kopf zu blasen versucht, zu diesig. Schon kurz nach Sonnenuntergang fällt die Temperatur auf sechs Grad, später bis auf viereinhalb. In der Nacht glitzern vor mir im Tal die Lichter von Carcassonne, und von überall her blinken die Agglomerationen der Windräder mit den Signallampen, die die Flugzeuge fernhalten sollen.

Pic de Nore ~ Sonnenaufgang zwischen Sendetürmen und jagenden Wolken
Pic de Nore ~
Sonnenaufgang zwischen Sendetürmen und jagenden Wolken

Meine Hoffnung, von hier oben den Sonnenaufgang über dem Meer erleben zu können, wurde aus doppeltem Grund nicht erfüllt. Zum einen zeigt die Grafik meiner App inzwischen schon eher die Form eines Y anstatt eines T, die Sonne geht also um diese Jahreszeit schon eher im Nordwesten auf, wo ganz weit hinten die letzen Ausläufer der Alpen liegen. Genau zwischen den zwei Gittermasten, die neben dem großen, rot und weiß geringelten großen Fernsehturm stehen. Und dann treibt der Sturm die meiste Zeit dicke, tief jagende Wolken über den Gipfel des Pic, sodaß die Sonne nur ab und an zwischen den Gittermasten der Sendetürme auftaucht und der Blick die meiste Zeit im Nebel gefangen ist.

Wenn ich Glück habe, klart sich das aber im Lauf des Vormittags noch auf, und ich kann noch einige Bilder der Felsgruppen schießen, die hier im Heidekraut herumliegen, und die gestern nachmittag die Sonne von der falschen Richtung abbekommen haben . . .

Pic de Nore ~ natürlich geschichtete Felsen
Pic de Nore ~ natürlich geschichtete Felsen

Das mobile Internet gibt sich hier ziemlich zickig. Der Pic de Nore ist seit den sechziger Jahren Sendestation für Radio und Fernsehen, die geballte Nähe kräftiger Mikrowellenstrahler scheint die Kommunikation zwischen Handy und Basisstation so durcheinanderzuwürfeln, daß die Verbindung zum Netz immer wieder zusammenbricht, Fehlermeldung: Keine Daten-SIM 🙁

Fortsetzung Felsgruppen, die im Heidekraut herumliegen 🙂 es geht auch (fast) ohne Sonne, im Wolken/Nebel . . .

die im Heidekraut herumliegen
die im Heidekraut herumliegen
die im Heidekraut herumliegen
die im Heidekraut herumliegen
die im Heidekraut herumliegen
die im Heidekraut herumliegen
die im Heidekraut herumliegen
die im Heidekraut herumliegen
die im Heidekraut herumliegen
die im Heidekraut herumliegen

das Spiel mit den Wolken und dem Blau

blauer Himmel, Wolken
blauer Himmel, Wolken

Weil man mir heute morgen von Regen in der Heimat berichtet hat, nutze ich die Gelegenheit, ein wenig blauen Himmel mit hübschen Wolken nach Norden zu schicken. Es kann auch nicht schaden, an diesem Wahltag ein wenig blau (der Farbe der Wahlplakate von Marine Le Pen) aus Frankreich abzuziehen. Schaumermal, wer heute abend das Rennen gemacht haben wird.

Wer auf das Bild klickt, wird diesmal übrigens nicht mit einer Vergrößerung, sondern mit einer Überraschung belohnt 🙂