noch nicht aller Tage Abend . . .

. . . aber einer, so schön wie die meisten zur Zeit 🙂

die Sonne hinter der Zeppelinhalle
die Sonne hinter der Zeppelinhalle

Von der Zeppelinhalle werde ich euch vielleicht demnächst mal erzählen, aber das ist ein ausführlicheres Thema und ich lasse das deswegen noch zurückstehen. Das schöne Wetter spielt aktuell eine aufmunternde Rolle und darf deswegen nicht unerwähnt bleiben. Wenn ich einen Blick auf ein paar schöne Bäume habe, darüber ein blauer Himmel, und abends die Gold- und Rottöne, wenn sich die Sonne verabschiedet, dann fühle ich mich in einer freundlichen Welt gut aufgehoben, und dann halte ich auch einiges aus.

das sich gleichende ungleiche Pärchen ~ Getriebe aus Magirus 120-R80 und 130-R81
das sich gleichende ungleiche Pärchen ~ Getriebe aus Magirus 120-R80 und 130-R81

Und das war vorgestern auch notwendig, nachdem ich meinem neu angeschafften und in intensiver Reinigungsarbeit anfaßbar gemachten Getriebe vergleichenderweise mit Metermaß und Schieblehre zu Leibe gerückt bin. Ei der Daus (wer auch immer das ist?), sooo einfach passen die so nahe verwandten Aggregate nachfolgender Generationen, Bus Magirus 120/R80 ~ Magirus 130/R81, Motor Deutz F6L912 ~ F6L913, Getriebe FZ S5-30 ~ S5-35/2, dazwischen die Kupplung Sachs HV280 ~ MFX 310 K, denn doch nicht zusammen 🙁 Da können die Experten noch so sehr meinen, daß Kompatibilität gegeben ist, und auch eigene Internetrecherchen, die das für Traktoren belegen, treffen im konkreten Fall nicht so einfach zu.

gleicher Durchmesser des glatten Teils der Welle, aber der gezahnte Teil unterschiedlich stark
gleicher Durchmesser des glatten Teils der Welle, aber der gezahnte Teil unterschiedlich stark

Nun ist also die Eingangswelle des Getriebes fast zwei Zentimeter zu kurz und erreicht nicht das Lager, in dem sie in der Kurbelwelle Halt finden soll, dafür ist der verzahnte Teil der Welle nicht 32mm, sondern gleich 38mm stark, paßt damit nicht zu der Kupplung, die den Kraftschluß vom Motor zum Getriebe herstellt. Da ist es schon ein kleineres Problem, daß das Schaltgetriebe fünf Zentimeter länger ist als das alte, das könnte die Kardanwelle, die aus zwei ineinander verschiebbaren Teilen besteht, wahrscheinlich ausgleichen. Zur Not kann man die auch ein wenig kürzen. Insgesamt aber erstmal Bauchlandung und Frust ~ da ist gutes Wetter schon hilfreich, um den Mut zu bewahren, den man für solche Improvisationsbasteleien einfach braucht.

carpe diem ~ nutze den Tag :)
carpe diem ~ nutze den Tag 🙂

Im Lauf der zwei Tage dann verschiedene Lösungsansätze durchgespielt, im Kopf und an der Maschine mit Meßzeug, sowohl der eine mit dem neuen Getriebe, wobei ich auch die größere Kupplung des Nachfolgemodells brauche, die an den alten Motor durchaus passen könnte, plus einem auf der Drehbank herzustellenden Adapter, der die Brücke zwischen Kurbel- und Eingangswelle schaffen soll, plus eventuelle Modifikationen auf der Ausgangseite. Oder doch den anderen mit dem alten Getriebe, zerlegen und aufbereiten, wobei das eher ein Lassen, eine Auftragsarbeit und entsprechend teurer wäre. Jedenfalls bleibt es spannend, näheres demnächst in diesem Theater!

Und deshalb auch das Motto dieser Tage: Carpe diem ~ Nutze den Tag! Die zwei Kumpels im obigen Bild können mir also ein gutes Beispiel geben! 🙂

ein kurzer Ausflug in die Nibelungen . . .

. . . genauer gesagt, in die Nibelungenstadt Worms am Rhein.

das Nibelungentor, der Eingang nach Worms direkt am Rhein
das Nibelungentor, der Eingang nach Worms direkt am Rhein

Kurz war zumindest der Aufenthalt in Worms. Ein kleiner Spaziergang am Rheinufer entlang durch einen kleinen Park bis hin zum hinter der bewirteten Standbar-Landschaft (mit Sonnenliegen und Aussicht auf den Fluß) liegenden Verladestation von ,gefährlichen und brennbaren Flüssigkeiten‘, wo es nicht mehr weiter geht. Also zurückflaniert zur Nibelungenbrücke mit dem eindrucksvollen Nibelungentor.

Silhuette von Worms, inklusive gnadenlos blauem Himmel
Silhuette von Worms, inklusive gnadenlos blauem Himmel

Wobei nun ausgerechnet die Nibelungenbrücke mit dem Nibelungentor eher die jüngere Geschichte der alten Stadt Worms präsentiert. Zwischen 1900 und 1945 gab es sogar auf jeder Rheinseite ein solches Tor an den Enden der Ernst-Ludwig-Brücke. Die wurde 1945 von deutschen Pionieren gesprengt, um die Amerikaner aufzuhalten, die schon bei Oppenheim über den Rhein gesetzt hatten und nur eine Stunde brauchten, um als Ersatz eine befahrbare Pontonbrücke über den Rhein zu spannen. Die Brücke wurde dann als Nibelungenbrücke im Jahr 1951 wieder aufgebaut, allerdings mit nur einem Turm.

 schon vorbei ~ Pfingstmarkt mit Riesenrad
schon vorbei ~ Pfingstmarkt mit Riesenrad

Für die ältere Geschichte der Stadt Worms blieb wenig Zeit, da der Ausflug zualleresrt einmal das Ziel hatte, für den alten Herrn Magirus ein Spendergetriebe zu organisieren. Daß die Welt der Magirusfreunde ein kleines Dorf ist, stellte sich bei der Inspektion der Zahnradkiste heraus. Das Getriebe stammt aus dem allerersten Bus, den ich bei der drei Viertel Jahre dauernden Suche nach dem alten Herrn Magirus angeschaut, aber wegen sehr maroden Zustands nicht gekauft hatte. Auch der heutige äußere Zustand des Getriebes ist weniger schön als der des Alten, hoffen wir, daß die inneren Werte stimmen. Weniger als 105tausend Kilometer soll es auf dem Buckel haben, ein Nichts für einen Magirus und ein FZ-Getriebe. Aber es ist sehr lange gestanden, zumindest die zehn Jahre, seit ich den Bus besichtigt habe. Das könnte nach den einen Fachleuten tödlich enden durch Korrosion in den Lagern, die auch durch Kondenswasser entstehen kann. Wenn sich die Ölschicht aber so lange gehalten und die Lager beschützt hat, ist das ein Jungbrunnen für den alten Herrn. Mit dem Risiko werden wir leben müssen, jetzt wird die Kiste von außen so schön wie möglich gemacht und mit neuen Simmerringen und feinem Hypoidöl gepimpt, und dann: Schaumermal, dann sehmerscho!

abseits von historischer Romantik ~ Behälter für ,gefährliche und brennbare Flüssigkeiten'
abseits von historischer Romantik ~ Behälter für ,gefährliche und brennbare Flüssigkeiten‘

Und wenn der alte Herr Magirus dann wieder fit und munter ist, ist Worms ganz sicher wieder ein Ziel auf einer der Deutschlandtouren im Sommer. Dann wird die neue Bekanntschaft in der Magirusgemeinde gepflegt und auch die ältere Geschichte besichtigt ~ versprochen!

Spendergetriebe für den alten Herrn Magirus ~ fest verzurrt im Benz-Kombi
Spendergetriebe für den alten Herrn Magirus ~ fest verzurrt im Benz-Kombi
Spendergetriebe für den alten Herrn Magirus ~ da hängt es nun an der Gabel des Staplers . . .
Spendergetriebe für den alten Herrn Magirus ~ da hängt es nun an der Gabel des Staplers . . .

Destruktive Phase . . . Work in Progress

Morgen, Arbeitsbeginn, Hintern normal, geöffnet ~ wie man sieht, sieht man einen Motor: Deutz F6L 912
Morgen, Arbeitsbeginn, Hintern normal, geöffnet ~ wie man sieht, sieht man einen Motor: Deutz F6L 912

Nach gut zweieinhalb intensiven Arbeitstagen steht nun der Motor/Getriebeblock auf einem drei Europaletten starken Türmchen separiert da, bereit für weitere Zerlegungsarbeiten. Anders als in einem LKW sind diese Kerningredienzen beim Bus so gut wie möglich versteckt eingebaut, und man sollte es nicht für möglich halten, wie viele Käbelchen, Schläuche, Steuergestänge und Kleinkram bei einem so ‚einfachen‘ Selbstzünder von der Karosserie zu trennen sind, bevor man die Antriebseinheit mit einem Gabelstapler extrahieren kann. Ganz am Schluß, der Block schwebt schon frei auf den Gabeln des Staplers, müssen noch links und rechts Motorlager vom Leiterrahmen des alten Herrn Magirus abmontiert werden, damit man das Gewicht eines Kleinwagens langsam und vorsichtig, links und rechts einen knappen Zentimeter Spiel, aus dem Motorraum ziehen kann . . .

Für heute Feierabend ~ dem alten Herrn Magirus fehlen Heckklappe, Stoßstangen und der aberwitzige Kladderadatsch um die Anhängerkupplung
Für heute Feierabend ~ dem alten Herrn Magirus fehlen Heckklappe, Stoßstangen und der aberwitzige Kladderadatsch um die Anhängerkupplung

Als nächstes steht eine intensive Reinigung der Kraftmaschine an, bevor das Getriebe vom Motor getrennt werden kann. Dann wird vielleicht auch eine eingeschlagene sechsstellige Nummer sichtbar werden, die vorerst letzte Möglichkeit, genauere Kenndaten des ZF S5-30 Getriebes herauszufinden. Dummerweise hat sich nämlich das Typenschild, auf dem diese Dinge normalerweise eingeschlagen sind, irgendwann einmal verabschiedet.

Ausgebautes Schwermetall, massive Träger für zwei Tonnen Anhängelast ~ bis hierhin mit dem kleinen Besteck und Sprühöl
Ausgebautes Schwermetall, massive Träger für zwei Tonnen Anhängelast ~ bis hierhin mit dem kleinen Besteck und Sprühöl

Schwierige und in jedem Fall kostspielige Entscheidungen stehen an. Das vorhandene malade Getriebe wegschicken zur Überarbeitung? Die Zahnradfabrik Friedrichshafen, kurz FZ, teilt mit, daß es für ein Getriebe dieser Generation (1973) nicht mehr alle Ersatzteile gibt. Ein gebrauchtes Getriebe eines ausgeschlachteten Busses einbauen? Es kann ein Getriebe des R80, auch eines des Nachfolgemodells R81 passen. Der hatte aber 10 PS oder aber in der Turboversion 40 PS mehr, wobei wohl auch die Gangabstufungen modifiziert wurden, oder doch nicht? Und ist das gebrauchte Getriebe auch wirklich so fit, daß ich damit noch ein paar Jährchen fahren kann? Einige angedachte Bezugsmöglichkeiten haben sich schon wieder in Luft aufgelöst, es bleibt spannend. Mehr demnächst in diesem Theater!

der alte Herr Magirus ausgeweidet :(
der alte Herr Magirus ausgeweidet 🙁

Jedenfalls ist die Gelegenheit optimal, um sowohl Maschine als auch Motorraum die notwendige Pflege zukommen zu lassen. Zwischen den Kühlrippen des Deutz hat sich auf staubigen spanischen Pisten jede Menge Staub abgelagert, der entfernt werden will. Nie vorher war der Motor so schön zugänglich, um alle Wartungsarbeiten durchzuführen. Und der Motorraum freut sich auf eine Behandlung mit der elektrischen Stahlbürste und einer anschließenden neuen Beschichtung mit Korrosionsschutz. Im eingebauten Zustand ist da nicht dranzukommen . . .

Motor&Getriebe separiert auf Palette(n)
Motor&Getriebe separiert auf Palette(n)
da ist der Wurm drin!
da ist der Wurm drin!
Kupplungsglocke, Winkeltrieb, Schaltgetriebe ZF S5-30
Kupplungsglocke, Winkeltrieb, Schaltgetriebe ZF S5-30

und ab in die Heimat!

der alte Herr Magirus auf dem Tieflader
der alte Herr Magirus auf dem Tieflader

Und dann ging alles ganz schnell ~ entgegen der Ansage wurde der alte Herr Magirus am frühen Nachmittag auf den Tieflader gefahren, festgezurrt und schon am nächsten Morgen an seinem Bestimmungsort abgeladen. Inzwischen steht er unter einem Dach vor Regen geschützt und wartet darauf, daß seine Wewehchen geheilt werden.

gut festgezurrt für die Reise
gut festgezurrt für die Reise

Für mich selbst war die Heimreise mit einigen Hindernissen gepflastert. Kaum war meine rollende Wohnung auf dem Tieflader festgezurrt, legte ein heftiges Gewitter los und die Wolken ließen die Wasser über der Erde herunterfallen auf dieselbige. Für mich, der neun Kilometer bis zu seinem Mietwagen auf dem Fahrrad zurücklegen mußte, eher ein ungeschickter Zeitpunkt. Selbst völlig durchnäßt, aber auch das Gepäck, die Kleidung zum Wechseln und einiges an Papierkram, wie sich später herausstellte.

Die Fahrt in einem so gut wie neuen Opel Corsa dann für mich reichlich ungewohnt. Eine Schaltung, die man sozusagen mit einem Fingerschnippen zum Gangwechsel bewegen konnte, Servolenkung ohne die geringste Kraftanstrengung, und die sogenannte eingebaute Intelligenz, die einem besserwisserisch Schaltpunkte vorgibt oder den Motor nicht anspringen läßt, wenn man nicht die Kupplung tritt. Alles in allem ist mir der herzhafte und kraftzehrendere Umgang mit der alten Magirus-Technik doch lieber.

Heimreise über kleine Landstraßen, gegen 22 Uhr eine Pause, nach ungemütlicher Nachtruhe gegen drei Uhr morgens aufgewacht und weiter. Dann kurz nach sieben in einem kleinen Örtchen an einer Kreuzung. Stoppschild, angehalten, rechts abgebogen, da kommt ein großer, überbreiter Traktor, den ich erst vorbeilassen will, also halte ich noch einmal an, da rummst es von hinten. Das wäre nun wirklich nicht nötig gewesen! Bis alle Formalitäten erledigt und Daten ausgetauscht sind, vergeht mehr als eine Stunde, und so komme ich einige Stunden nach dem alten Herrn Magirus an dem Ort an, an dem seine Heilung versucht werden soll.

Man wird sehen. Die Voraussetzungen sind nicht schlecht. Freundliche Aufnahme, regengeschützte Unterkunft, kräftiges Werkzeug und diverse technische Hilfsmittel für das Handling von schweren Dingen sind vorhanden. Ein Segen, denn die Motor- und Getiebeeinheit, die ich komplett ausbauen muß, bevor das Getriebe separiert werden kann, wiegt schon allein soviel wie ein Kleinwagen.

Wird schon werden! Mehr erfahrt ihr hier im Blog, sobald sich die Dinge klären . . .

Sury Impressionen

Abendhimmel
Abendhimmel
Sury Le Comptal ~ L'église Saint-André
Sury Le Comptal ~ L’église Saint-André
Sury Le Comptal ~ L'église Saint-André ~ Portal
Sury Le Comptal ~ L’église Saint-André ~ Portal
Sury Le Comptal ~ Passage alentours  (um 1500)
Sury Le Comptal ~ Passage alentours (um 1500)
Sury Le Comptal ~ Blick in den Park des Château
Sury Le Comptal ~ Blick in den Park des Château
Sury Le Comptal ~ Blick in den Park des Château ~ mit Pferd
Sury Le Comptal ~ Blick in den Park des Château ~ mit Pferd

église prieurale Saint Romain Le Puy

Silhouette im Abendlicht ~ was mag das sein?
Silhouette im Abendlicht ~ was mag das sein?

Die Silhouette einer ‚Burg‘ auf einem Hügel weit hinten im Westen, beobachtet bei meinem abendlichen Spaziergang zum Genuß des Sonnenuntergangs, wollte ich mit einer kleinen Radtour erkunden und ~ man hält es kaum für möglich 🙂 ~ schon wieder jede Menge gelernt! Und das Gelernte könnte ich, wenn denn Platz vorhanden wäre, einrahmen und an die Wand dübeln. Dummerweise hat der alte Herr Magirus zugunsten großer Glasflächen zur Aussicht dafür keine Möglichkeiten zu bieten . . .

église prieurale Saint Romain Le Puy
église prieuralee Saint Romain Le Puy

Die Burg stellte sich dann als Kirche heraus, und zwar eine Prioratskirche, will heißen, als Ableger eines Klosters und sozusagen hierarchisch unter diesem stehend. Wohldenn, die église prieurale Saint Romain Le Puy läßt sich für den moderaten Obulus von €uro zweieinhalb besichtigen, man darf photographieren und ich als des Französischen nicht allzu mächtigen bekam sogar leihweise ein Heftchen in die Hand gedrückt, das mir in englischer Sprache ihre Geschichte erzählen sollte.

église prieurale Saint Romain Le Puy
église prieurale Saint Romain Le Puy

Zu viel für diesen kleinen Blogeintrag, nur ein paar kurze Infos aus dem verlinkten Wikipedia-Artikel. Schon in keltischer Zeit ist wohl auf diesem aus der Ebene der Loire ragenden Basaltkegel ein heilender Stein verehrt worden, das ‚heidnische Heiligtum‘ wurde dann mitte des vierten Jahrhunderts durch eine christliche Kapelle ersetzt, will sagen okkupiert ~ und zwar von Martin von Tours, dem bekannten Heiligen, den die Kinder am Anfang des Winters mit Laternenumzügen feiern. Der Wikipediaartikel liefert einen interessanten Lebenslauf, kein Scherz.

église prieurale Saint Romain Le Puy ~ Altarraum
église prieurale Saint Romain Le Puy ~ Altarraum

Die Kirche selbst wurde kurz vor der Jahrtausendwende von Graf Bouchitaleus Miles (Bouchetal) auf dem Puy-Gipfel gebaut (bestimmt ganz alleine!) und der Benediktiner-Abtei Saint-Martin d’Ainay in Lyon geschenkt. Im Verlauf der Jahrhunderte ist sie mehrmals erweitert und umgebaut und im hundertjährigen Krieg auch durch starke Mauern wehrhaft gemacht worden. Nach 1684 war Saint Romain Le Puy verlassen und verfiel, seit 1982 kümmert sich der Verein Aldebertus um die Erhaltung. Die ehemalige Kirche wird auch für kulturelle Veranstaltungen benutzt, der Altarraum ist eine stilvolle Bühne, die mit einer professionellen Lichtanlage erleuchtet werden kann.

église prieurale Saint Romain Le Puy ~ Säulen, Fresken
église prieurale Saint Romain Le Puy ~ Säulen, Fresken
église prieurale Saint Romain Le Puy ~ Krypta
église prieurale Saint Romain Le Puy ~ Krypta
église prieurale Saint Romain Le Puy ~ Krypta
église prieurale Saint Romain Le Puy ~ Krypta

Nach so viel geballter und in gewisser Hinsicht unerwarteter und deshalb überraschender Kultur war es dann eine Erholung, im Schatten eines großen, alten Baumes auf einem Bänkchen sitzend diesen Ausblick zu genießen. Bei der Hitze wäre es nicht so schön gewesen, wenn die Bank unter dem kahlen Baum gestanden wäre . . .

mit nackerten Fingern in den Himmel zeigend
mit nackerten Fingern in den Himmel zeigend

schlechte Nachrichten . . . :(

Metallabrieb an den magnetischen Ablaßschrauben ~ das Getriebe des alten Herrn Magirus malade
Metallabrieb an den magnetischen Ablaßschrauben ~ das Getriebe des alten Herrn Magirus malade

Diesen Artikel habe ich nun einige Zeit hinausgezögert, eine Woche, um genau zu sein. Aber irgendwann, und wenn nicht jetzt, muß es doch einmal heraus: Diese Reise ist vorerst zu Ende, wir befinden uns im Wartezustand.
Denn der alte Herr Magirus hat bei den Klettereien in den Cevennen ein sehr ungesundes Geräusch entwickelt. In den niederen Gängen ein schabendes Dröhnen, das anscheinend überwiegend über Körperschall nach vorn ins Führerhaus übertragen wird. Nur der fünfte und größte Gang hört sich noch normal und schweigsam an, aber damit kann man halt nicht immer fahren. Als ich dann am letzten Sonntag zu Analysezwecken das Getriebeöl abgelassen habe, waren an beiden magnetischen Ablaßstopfen reichlich Metallpartikel zu sehen, die sich zu richtigen Fahnen zusammengerottet haben.

der alte Herr Magirus im Rückspiegel des großen Abschleppwagens
der alte Herr Magirus im Rückspiegel des großen Abschleppwagens

Nun, vor Ort auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums läßt sich da wirklich gar nichts machen, also so gut wie möglich die Metallpartikel entfernt und dann das Öl wieder ins Getriebe gefüllt. Und am nächsten Tag den ADAC kontaktiert, in Ernstfall immer eine hilfreiche Adresse, vor allem im Ausland ohne ausreichende Sprachkenntnisse.
Abgeschleppt mit einem Abschleppmonster für Schwerlastwagen zur Begutachtung durch eine Werkstatt, Auftrag für den Heimtransport des guten Stückes . . . denn wir sind um die fünfhunder Kilometer weg von Freiburg, die Strecke möchte ich dem alten Herrn Magirus in dem Zustand nicht zumuten.

wieder abgehängt ~ im Vordergrund das Abschleppmonster
wieder abgehängt ~ im Vordergrund das Abschleppmonster

Seither warten wir auf den Transporter, aber das zieht sich hin. Denn für uns wird natürlich keine Extrawurst gebraten, klar. Der alte Herr Magirus wird auf einer Sammeltour aufgepickt, dann erst einmal in einem Depot abgestellt, bis er auf einer Auslieferungstour da hingebracht wird, wo ich mich dann um die Heilung kümmern kann, entweder Reparatur oder Tausch des Getriebes. Einen festen Termin gibt es weder für die Abholung noch für die Auslieferung, der Auftrag ging an eine Fremdfirma, und zu der kein Kontakt. Nach Info des ADAC kann diese Chose zwei bis drei Wochen dauern, von denen jetzt knapp eine vergangen ist.

der alte Herr Magirus unter dem Schutz der Jungfrau höchstpersönlich
der alte Herr Magirus unter dem Schutz der Jungfrau höchstpersönlich

Gutes gibt es aber auch zu berichten. Tips von sachverständigen Freunden zum Beispiel. Eine unkomplizierte Zusage für ein Asyl für den alten Herrn Magirus und seinen dienstleistenden Reparateur 🙂 Und hier vor Ort sehr hilfsbereite Menschen, die einem Wildfremden aus der einen oder anderen Klemme helfen. Und wenn man sich bedankt für diese Hilfsleistungen, die ungefragt an einen herangetragen werden, heißt es nur: C’est normal! Iiiich finde es eher außergewöhnlich und phänomenal! Habt Dank, alle miteinander! Mercie bien!

und beschattet vor der heißen Sonne von einer freundlichen Linde
und beschattet vor der heißen Sonne von einer freundlichen Linde

Und so verbringen wir diese Wartezeit unter dem Schutz vor allen Unbillen des Schicksals der heiligen Jungfrau persönlich und und der heißen Sonne von einer großen und einer kleinen Linde, plus zweier Betula Pendula als Assistenz ~ man könnte es bei allem Pech schlechter erwischt haben!

und nochmal einen Friedhof . . .

sinnierend ~ aber über was?
sinnierend ~ aber über was?

Nicht wundern, ich finde sie einfach interessant, diese französischen Friedhöfe. Diesen hier, den Friedhof von Sury-le-Comtal, gibt es laut Tafel am Eingangstor mindestens seit dem XIIIten Jahrhundert. Nicht daß da noch solch ganz alte Gräber zu bestaunen wären, aber schon welche, an denen die Spuren der Zeit nagen, der Vergänglichkeit der Dinge ~ und des menschlichen individuellen Lebens. Genug Stoff, über den die Dame oben sinnieren könnte, wenn sie denn nicht aus Stein wäre.

die Zeit läuft ~  ist die menschliche Seele Gefangener des Körpers? was bleibt über nach dem Tod?
die Zeit läuft ~ ist die menschliche Seele Gefangener des Körpers? was bleibt über nach dem Tod?

Was auf einem Friedhof auf jeden Fall lebt, ist die Symbolik als Ausdruck für die Vorstellungen vom Tod als Antagonisten des Lebens, und für die Fassungslosigkeit, die uns letztlich befällt, wenn ein uns naher Mensch aus dem Leben scheidet. Für uns selbst bleibt der Tod, das definitive Ende des eigenen Lebens, nicht mehr zu sein, letzlich unvorstellbar. Was ist, wenn unsere Zeit abgelaufen ist, der Sand in der Uhr nach unten durchgerieselt ist? Gibt es eine ‚unsterbliche‘ individuelle Seele, die den Tod des Körpers überdauert, wie auch immer? Ist diese Seele im Körper gefangen, kann dieses Gefängnis erst nach dem Tod verlassen, zu fliegen, wohin auch immer?

Kreuze aus der gußeisernen Aera
Kreuze aus der gußeisernen Aera

Das Bild von der Seele hat in den letzen hundert, hundertfünfzig Jahren eine starke Veränderung erfahren, weg vom christlichen Bild zur Begrifflichkeit der modernen Psychologie, und mit den siebziger und achziger Jahren des letzten Jahrhunderts in eine breitgestreute ‚esotherische‘ Interpretation des Wortes, zu was immer es auch bedeuten mag. Ich erinnere mich an eine Sammlung von Sponti-Sprüchen, die sich im Buch von James A. Michener, ‚Die Kinder von Torremolinos‘ oder amerikanisch ‚The Drifters‘ befanden. Ein Buch über die Hippie-Revolution. ‚Von ihnen werden es jeden Tag weniger, von uns jeden Tag mehr‘, aber auch, irgendwo im Buch, die Bemerkung, daß diese Generation erst dann wirklich eine neue Welt geschaffen hat, oder so ähnlich, wenn sie eine Form gefunden hat, ihre Toten zu bestatten. Womit ich nach einer kleinen Schlaufe wieder am Thema angekommen wäre.

Kreuze aus der gußeisernen Aera
Kreuze aus der gußeisernen Aera

Von einer neuen Form, die Toten zu bestatten, ist nirgens viel zu finden. Aber die Accessoirs unterliegen dem Wandel. Die emaillierten Herzen sind aus der Mode gekommen, man läßt in Stein gravieren, das kostet nicht mehr die Welt. Die gußeisernen Kreuze wird man heute nirgens mehr bestellen können, und die alten rosten vor sich hin, zerbrechen unter roher Gewalt. Schade eigentlich, und doch auch wieder nicht. Sie gefallen mir gerade in diesem vergehenden Zustand.

das Kreuz zerbrochen, emaillierte Herzen
das Kreuz zerbrochen, emaillierte Herzen
emailliertes Herz
emailliertes Herz

Was es aber immer noch gibt, hier in Frankreich und auch in Italien, sind die Plaketten mit den Photos der Verstorbenen. Für die Verwandten und Freunde wird es vielleicht nur ein kleines Hilfsmittel sein, sich besser an die erinnern zu können, die jetzt nicht und nie mehr da sind. Für mich als zufälligen und fremden Besucher eines solchen Friedhofs entsteht an einem solchen Grab eine gewisse Nähe. Man bekommt eher eine Vorstellung des Menschen, der da liegt. Das Gesicht weckt Assoziationen, macht Symphatie, oder auch nicht. Dieser da könnte der ganz normale Nachbar von nebenan sein, wenn man in Frankreich wohnen würde. Der da hat wirklich ein prägnantes, ein ganz besonderes Gesicht. Der sieht aus, als ob er Freude am Leben gehabt und auch vermittelt hätte, während der da genau das Gegenteil gewesen zu sein scheint. Diese hübsche Frau ist viel zu früh gestorben. Die da sieht aus, als ob sie mitten im Leben gestanden und es gemeistert hätte. Dieses Paar da hat hoffentlich eine lange, glückliche Ehe geführt. Und der da mit dem Hut, der war wahrscheinlich ein angesehener Bürger dieser Stadt.

Photos der Verstorbenen
Photos der Verstorbenen
Photoplakette
Photoplakette
Photoplaketten
Photoplaketten
Photoplaketten
Photoplaketten
Photoplakette ~ Paar
Photoplakette ~ Paar
Photoplakette ~ jung gestorben
Photoplakette ~ jung gestorben
Photoplaketten ~ die Zeit vergeht ~ die Erinnerung bleibt
Photoplaketten ~ die Zeit vergeht ~ die Erinnerung bleibt
Photoplakette ~ würdevoller Herr mit Hut
Photoplakette ~ würdevoller Herr mit Hut
Photoplakette ~ mitten im Leben
Photoplakette ~ mitten im Leben
Photoplakette ~ der Mann von nebenan?
Photoplakette ~ der Mann von nebenan?

Nachdem nun auch ihr diese ganzen Bilder gesehen habe, verlassen wir den Friedhof wieder. Ich zumindest möchte nicht Dauerbewohner sein, bin noch viel zu sehr damit beschäftigt, Dinge zu tun, Erfahrungen zu machen, um irgendwann einmal mit dem Bewußtsein gehen zu können, vor dem Tod gelebt zu haben. Das mit dem Bewußtsein läßt sich vielleicht nicht wirklich realisieren, aber das vorher gelebt zu haben ~ das ist, finde ich , erstrebenswert! 🙂

Photoplakette
Photoplakette

Loire

morgendlich vernebelter Blick hinunter auf die Loire ~ kein Schloß in Sicht :)
morgendlich vernebelter Blick hinunter auf die Loire ~ kein Schloß in Sicht 🙂

. . . am Oberlauf der Loire, und inzwischen scheint die S☼nne.

♬♪♬♫ Das ist angenehm,
                  das ist angenehm! ♬♪♬♫
🙂

Rendevous mit dem Chassezac

les gorges du Chassezac
* les gorges du Chassezac *

Die Gorges du Chassezac . . . der langjährige treue Leser erinnert sich vielleicht an diesen Namen. Im Silvester 2011 und im darauffolgenden November 2012 hatte ich schon einmal Panoramen der Schlucht in den Blog gesetzt. Trotzdem sind es jetzt ganz andere Bilder, denn die Location von damals und die von heute liegen wohl um die 35 Kilometer auseinander. Diesmal waren auch keine waghalsigen Klettereien auf Felsnasen nötig, denn hier gibt es einen gut gesicherten Aussichtpunkt über dem Knie des Chassezac. Wobei ich zugeben muß, daß ich, um das vor dem Geländer aufgebaute Stativ auszurichten, will heißen, einen flachen Stein unter das nach außen gerichtete Bein zu klemmen, mich mal eben auf die ‚falsche‘ Seite der Sicherung begeben mußte. Ein Krux mit der Panoramaphotographiererei ist nämlich, daß das Rack exakt waagerecht ausgerichtet sein sollte. Naja 🙂

les gorges du Chassezac ~ ganz tief unten: Canyoning, abseilen am Wasserfall
les gorges du Chassezac ~ ganz tief unten: Canyoning, abseilen am Wasserfall

Während ich mich oben um präziese Ausrichtung und punktgenaue Ablichtung bemüht habe, konnte ich eine Gruppe junger Leutchen beobachten, die in mehreren kleinen Bussen auf dem Parkplatz angekommen war, während ich den gestrigen Artikel in Arbeit hatte. Da hatten sie sich in Montur geworfen, Neoprenanzüge übergezogen, die um den Steiß herum verstärkt waren (lacht nicht, einmal auf den Steiß gefallen und gebrochen, heilt der nicht sehr gut ~ wie sollte man den schienen oder gipsen?), Gurte angelegt, blaue Helme (Kopf heilt noch schlechter, die Führung hatte gelbe) wurden verteilt, Seile aufgerollt und verpackt, dann waren sie losgelaufen. Jetzt waren sie da unten und kämpften sich den Chassezac abwärts durch die Schlucht. Am Wasserfall abgeseilt, an der Engstelle am Seil die fast senkrechte Felswand entlang, durchs offene Wasser geschwommen . . . tapfer, tapfer, die Jungs und Mädels!

les gorges du Chassezac ~ ganz tief unten, an der schmalsten Stelle: Canyoning
les gorges du Chassezac ~ ganz tief unten, an der schmalsten Stelle: Canyoning

Die Bilder davon sind mit dem 210mm Telzoom aufgenommen und nochmal herausvergrößert, ich schätze mal, das ist so ungefähr 25-fache Vergrößerung.

les gorges du Chassezac ~ ganz tief unten: Canyoning
les gorges du Chassezac ~ ganz tief unten: Canyoning
les gorges du Chassezac ~ ganz tief hinuntergeklettert ~ eigene Eindrücke
les gorges du Chassezac ~ ganz tief hinuntergeklettert ~ eigene Eindrücke

Und weil die Schlucht halt nun einmal gerade da war, bevor sie wegläuft also, habe ich es mir nach einer kleinen Radtour gegen Abend doch nicht verkneifen können, da hinunterzusteigen, um selbst einen Eindruck zu bekommen, wie es da aussieht. Die Pfade sind farbig markiert und nummeriert, ich bin den lilafarbigen (für den Pabst? für ältere Fräuleins?) mit der Nr7 hinuntergestiegen. Das war zumindest anfangs so schwierig nicht, nur war der Weg durch loses Geröll etwas unbequem. Je weiter nach unten es ging, desto steiler ging es aber bergab, desto schmaler wurde der Pfad. Unten, knapp über dem Fluß, mußte ich dann tatsächlich kurz nachdenken, ob ich da wirklich hinunter sollte. Eine recht steil abwärts führende Felsplatte, größtenteils feucht und glitschig von Wasser, das sich seinen Weg in den Fluß suchen wollte. Runter ja, aber wie wieder hinauf? Kaum was zu festhalten, mhhh?!? Aber wie neulich gesagt, meine Urururgroßmama war schließlich Gemse, und so kann ich euch tatsächlich ein paar Impressionen von der Basis der Gorges präsentieren. Und ja, ich bin wieder hinaufgekommen 🙂

les gorges du Chassezac ~ ganz tief hinuntergeklettert ~ eigene Eindrücke
les gorges du Chassezac ~ ganz tief hinuntergeklettert ~ eigene Eindrücke

Der Aufstieg war dann wieder schweißtreibend, was mich daran erinnert, daß ich wieder einmal einen Waschsalon heimsuchen müßte, sonst muß ich bald nackig laufen 🙁 Aber so ist das, etwas ab von der Zivilisation, in den Bergen, sind die Möglichkeiten leicht eingeschränkt. Diverse Warnschilder ermahnen übrigens die abenteuerlustigen Besucher, daß das Canyoning im Chassezac einiges an Kondition erfordert und nicht ungefährlich ist. Man sollte nur mit entsprechender Ausrüstung losziehen (Neopren, Helm, ect) und die Telefonnummern der Rettungsdienste im Kopf oder im Handy haben. Recht haben sie, nur mit dem Handyempfang unten in der Schlucht, da sieht es an den meisten Stellen wohl ziemlich mau aus . . .

les gorges du Chassezac ~ ganz tief hinuntergeklettert ~ eigene Eindrücke
les gorges du Chassezac ~ ganz tief hinuntergeklettert ~ eigene Eindrücke
und die vier Meter wieder hinauf ~ wer wagt, gewinnt!
und die vier Meter wieder hinauf ~ wer wagt, gewinnt!

Zum Schluß gibt es nochmal ein Panorama von oben. Das Problem ist, daß je nach Tageszeit (und Wetter sowieso) nie die ganze Schlucht im Licht der Sonne liegt. Gestern am Nachmittag war der Teil rechts unter dem Knie im Schlagschatten der Felsen darüber, heute morgen bei Starkwind und schnell treibenden Wolken, die Schattenflecken über die Landschaft gleiten ließen, war die beste Gelegenheit, eine bedeckte Phase abzuwarten, um die Gorges in halbwegs gleichmäßigen Licht zu haben. Klickt für die Vergrößerung!

les gorges du Chassezac
* les gorges du Chassezac *