Seit ich 2015 das erste Mal den Pfifferdaj in Ribeauvillé besucht habe ist das erste Wochenende im September ein fest im Kalender verankerter Termin. Und auch dieses Jahr, das mich so immobil sieht, bin ich zumindest am Sonntag, dem Tag des großen Umzuges, auf den Straßen der Stadt unterwegs, um mit meiner Kamera zwischen hunderten kostümierten Menschen mit guter Laune zu flanieren, und zu versuchen, diese Stimmung in Bildern einzufangen und über diesen Blog hinaus in die Welt zu tragen . . .
Wie schon 2016 hat Antoine Helbert die Geschichte entworfen und und bebildert, die den Rahmen für dieses Spektakel bilden. ‚Anselme et la Source Miraculeuse‘ ist eine Fortsetzung der letztjährigen Geschichte ‚Blanche et la Perle de Lumière‘ ~ traurig, aber wahr, die Perle des Lichts hat immer mehr von ihrem Glanz und ihrer magischen Kraft verloren. In einem Traum unter einem alten Apfelbaum offenbart die Königin der Feen Anselme, dem Sohn von Blanche, den Reiseplan, der ihn durch die Welt unter der Erde, durch das Königreich der Termiten, die Welt des Schachs, durch die Lüfte auf dem sagenhaften Vogel Phönix, verfolgt von Hexen der Unterwelt, zur wundersamen Quelle führt, die der Perle des Lichts wieder ihren Glanz und ihre magische Kraft zurückbringen soll. Zurück mit einem Luftschiff, aber die Phiole mit dem Wunderwasser wird geklaut, ein Kampf mit dem in einem Märchen obligatorischen Drachen muß bestanden werden, eine Bibliothek der Zauberbücher muß durchsucht werden, um zum Palast des Königs der Zeit zu gelangen, denn ja, sogar die Zeit selbst muß angehalten und zurückgesetzt werden, um das magische Wässerchen zurück zu bekommen! Ein wildes, phantastisches Abenteuer nimmt seinen Lauf . . .
Der Pfifferdaj lebt von den hunderten Freiwilligen, die sich in Vorbereitung des großen Umzuges, in der Konstruktion und Gestaltung sowohl der Wagen, als auch der Kostüme engagieren, und natürlich von denen, die an diesem Tag aktiv und kostümiert die phantastische Geschichte für ein paar Stunden in die reale Welt hineintragen.
Noch mehr als den Umzug selbst genieße ich in den Stunden davor, wie sich die Teilnehmer auf das große Ereignis vorbereiten und mit guter Laune die Stimmung immer weiter anheizen. Ich flaniere zwischen holder Schönheit und praller Weiblichkeit, zwischen märchenhaften Helden und Schurken, denn wie immer im Märchen geht es auch um den Kampf zwischen Gut und Böse, verkörpert durch die Horden von Darkstein. Alles wie im wirklichen Leben, gelle, oder mehr, viel mehr, wie es im wirklichen Leben (leider?) nicht vorkommt . . .
Aber nun genug des blabla, begleitet mich auf meinem Spaziergang und genießt einfach die Bilder, die sprechen für sich selbst . . .
Der verhexte Photograph verkneift sich jetzt nicht ein paar technische Bemerkungen ~ bei dieser Gelegenheit offenbart sich, daß meine geliebten manuellen Pentax-Objektive der Lebendigkeit und Dynamik des Pfifferdajs nicht gewachsen sind. Zu lange dauert das exakte Fokusieren, oft genug liegt die Schärfe nicht da, wo sie hingehört. Ein Verwacklungsschutz gegen die Hektik wäre gut, auch ein Zoom für die Anpassung an wechselnde Umstände, da der Standpunkt nicht mehr gewechselt werden kann, wenn der Umzug erst im Gange ist. Im nächsten Jahr sollte die Sony also mit einem großen Autofokus-Zoom bewaffnet sein. Und auch der Standpunkt des Photographen sollte mit mehr Bedacht gewählt werden ~ die Sonne versteckte sich im Lauf des Umzugs hinter dem gegenüberliegenden Haus, und die Motive lagen in bläulichem Schatten. Das muß besser werden!
Zum Abschluß einen Dank an alle Teilnehmer und Mitstreiter des Pfifferdaj, und einen besonders dicken Dank an Uschi, die mich vor zwei Jahren erst auf diesen Event aufmerksam gemacht und mich dieses Jahr da hingebracht hat!