Lissabon ~ Lisboa ~ ist eine Stadt mit dem gewissen ‚Etwas‘, wie hat man ‚früher‘ gesagt, dem ‚Touch‘, eine Stadt, in der man sich sogar da wohlfühlt, wo sie von uns Touristen überlaufen ist. Und sie hat ein Metro-System, das auch ich begreifen kann: Vier Linien, in vier Farben markiert, rot, grün, blau und gelb. Ein Ticketsystem, das am Automat sogar ohne die mir gewährte Hilfe einer jungen ‚Dame‘ begreifbar wäre, die sich damit wohl Taschengeld, Studium oder Lebensunterhalt? verdient . . . man kauft für fünfzig Cent ein elektronisches Ticket (RFID-Chip), läd das dann mit einem Tagesvolumen für fünf Euro auf, und hat dann berührungsfrei Zugang zum Verkehrsverbund aus Metro, Bus, Straßenbahn . . .
Ja, es gibt sie, die kleinen alten Straßenbahnen, die durch die Engen Gassen der Alfama und Garç
a fahren, wenns zu eng wird, dann einspurig ~ und die Fußgänger müssen sich gelegentlich in die nächst erreichbare Ecke drücken, weil zwischen Straßenbahn(spiegel) und Häuserwand nur eine Handbreit Raum bleibt . . .
Ja, es gibt sie, die Ascensadores, die Standseilbahnen, die die steilen Straßen senkrecht zum Hang hinauffahren, und den senkrechten Elevador de Santa Justa, der einen in die nächsthöhere Etage der Stadt lifted . . .
Ja es gibt sie, die engen Gäßchen, durch die kein Auto paßt, und für mich das Markanteste: Überall in den alten Wohnvierteln hängt die Wäsche zum trocknen draussen vor den Fenstern . . .
Unten in der Baixa, dem Geschäfts- und Bankenviertel, eine Fußgängerzone, mit weißen Kieseln gepflastert, in der ich einem Straßenkünstler zusehen durfte, der mit solcher Eleganz und Kunstfertigkeit eine apfelsinengroße Kristallkugel zwischen den Händen balancierte und über Schultern und Arme rollen ließ, daß die Schwerkraft schlicht außer Kraft gesetzt war . . .
Eine Musikgruppe, die für mich, als ich sie ~ aus der Entfernung ~ photographieren wollte, ihre Flagge ausgebreitet hat ;-} . . .
Eine Gruppe Jugendlicher, die mich zu einem Gruppenphoto vergewaltigt ;.} hat . . .
Eine freundliche, offene Stadt, in der man sich wohlfühlen und in die man sich verlieben kann . . . und was noch dazukommt: Ausgesprochen attraktive Frauen, gaaanz gefährlich. Ich durfte mich hier nicht zu lange aufhalten, sonst würde ich mich nicht nur in die Stadt verlieben . . . gefährliche Sache, vielleicht wäre meine Rückkehr in die Heimat gefährdet, und das wollen wir doch nicht, oder? Oder wohl? Oder doch? Jedenfalls genug Gründe, nach meiner Stippvisite zum Cabo da Roca, dem nun wirklich westlichsten Punkt Kontinentaleuropas, vielleicht nochmal dahin zurückzukehren . . .
Und wie war das jetzt mit dem Blutspenden?
Tja, das kam dann nach meiner Rückkehr zum Bus. Weil das richtig heiß und schwül geworden war, hatte ich den Bus auf einen Parkplatz unter der Ponte Vasco da Gama verlegt, weil Schatten und deswegen kühler. Sämtliche Deckenlüfter und Luken offen, damit sich die Hitze nicht staut . . . und nach dem Nach~Hause~Kommen, zu faul zum Kochen, ein Gläßchen portugiesischen Rotwein und ab ins Bett!
Aus der ungestörten Nachtruhe ist aber leider gar nichts geworden . . . in meiner Abwesenheit hatten sich wohl sämtliche! Mosquitos des Tejo (und vielleicht der von mir übersehenen benachbarten Kläranlage) ausgerechnet meinen Bus zum Haupt- und Jagdrevier erkoren . . . ich sag euch, so viele von den Biestern habe ich meinen Lebtag noch nicht zu Gesicht bekommen! Kaum fielen mir, von einem ganzen Tag Stadterkundung hundemüde, die Augen zu, summte es um mich herum im Duett, im Quartett, im Sextett . . . wenn ich eines von den Biestern erschlagen habe, sind gleich noch zwei, drei andere aufgeflogen, und die wurden nicht weniger, sondern immer mehr :~[ genauso wie die Blutflecken, die alsbald Decken und Schrankwände ‚zierten‘ . . . MEIN Blut!
Zudecken mit der noch im Wintermodus zusammengeclipsten Bettdecke führt zu Saunagefühl, weil die Temperatur ausgerechnet in dieser Nacht nicht unter 26° Celsius fällt ~ sowohl die Tages- als auch die Nachttemperatur hat fast einen Zehn-Grad-Sprung gemacht . . .
Keine Ruhe, bis ich im Morgengrauen schließlich aufgestanden bin und mich mit einer Kanne Expresso halbwegs tagestauglich gemacht habe . . . ich glaube kaum, daß ich mehr als eine Viertelstunde am Stück geschlafen habe . . .
Der Versuch, durch Ausschütteln der Vorhänge, Hin- und Herschieben der Klamotten im Schrank, und dem Erzeugen neuer Blutflecke zusammen mit der Fahrtwinddurchlüftung mein Schlafzimmer wieder ruhetauglich zu machen, ist nicht ganz gelungen. Auch letzte Nacht, wenn auch viel weniger, war ich immer wieder mit der Jagd auf Quälgeister beschäftigt. Dazu kamen die bestialisch juckenden Stiche der Vornacht, besonders auf den Handrücken, Knieen und den Füßen. Alleine auf meinem linken Knie, weniger als zehn mal zehn Zentimeter Hautfläche, ein gutes Dutzend Stiche! Sogar das Wundemittel Aloe Vera konnte die Qual nur vermindern, die bei jedem Kontakt mit irgendwas wieder aufgeflammt ist . . . aber wie heißt das so schön?! In hundert Jahren ist alles vorbei . . .
Das Thema hatten wir gestern auch. Schon mit ätherischen Ölen versucht? Petroleumfunzeln sollen auch wirksam sein, sind aber vielleicht im Inneren nicht so angesagt. Moskitonetz?
Gegen Brute Force Mosquito Attack hilft:
1) Standortwechsel ~ ist für euch mit Haus nicht so einfach ;-}
2) Fahrtwinddurchlüftung ~ s.o. . . .
3) Ebenso brutale Jagd ~ hit them where you see them!
Der Erfolg: In der ersten Nacht ca 70 erlegt, 140 übrig, in der zweiten Nacht ca 7 erlegt, ? übrig, dritte Nacht 1 erlegt, keine übrig ;-}
Gegen die (üblen) Beschwerden hilft nach meiner Erfahrung baden im Atlantik. Zuerst an den Füßen verifiziert durch spazieren durch die Wellen, am nächsten Tag als Ganzkörpertherapie ~ echt gut! Die Stiche sind zwar materiell noch spürbar, jucken aber nicht mehr . . .