Die 1834 begonnene Förderung von Steinkohle in der späteren Hütte Zollverein wurde 1983 beendet, die Kokerei wurde noch bis 1993 betrieben. Seither wurde das Gelände einerseits zum Technikmuseum umgewandelt und 2001 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt, andererseits entstanden Firmen und Kulturstandorte, Stichwort Kulturschacht.
Da mein Besuch Mitte Oktober und damit zum Glück außerhalb der touristischen Saison stattfand, waren die Bespaßungsanlagen Sonnenrad und das Werksschwimmbad in der Kokerei geschlossen, dafür waren für Photos eine weitgehend freie Sichtbahn möglich ohne die Tourimassen, die in den Ferienzeiten über das Gelände schweifen. Der Blick von oben vom Sonnenrad auf die Anlage und speziell die Koksofenbatterie war mir aber deswegen leider verwehrt, weshalb ich auf das optisch reizvolle Glasmodell zurückgreifen muß, das in der ehemaligen Kohlewäsche ausgestellt ist.
Durch den Rundgang durch die Kokerei und die nachfolgenden Recherchen weiß ich nun auch, für was eine Kokerei gebraucht wird ~ nämlich um der Roh- (Fett-) Kohle durch Pyrolyse, Erhitzung unter Luftabschluß, die flüssigen und gasförmigen Anteile zu extrahieren, wodurch aus der Kohle der poröse kohlenstoffreiche Koks entsteht, der die bei der Verhüttung von Stahl notwendigen Temperaturen erzeugen kann. Die Rohkohle kann das nicht, außerdem vermindern die in ihr vorhandenen Stoffe wie Schwefel die Qualität des Eisens und des Stahls.
Die Bilder zeigen eine ganze Batterie von Koksöfen, die der Reihe nach laufend von oben befüllt, luftdicht verschlossen, danach auf eine Temperatur zwischen 900 und 1400 Grad aufgeheizt wurden, wobei die flüssigen und gasförmigen Bestandteile der Kohle ausdampfen und zur Weiterverarbeitung abgesaugt wurden. Die brennbaren Gase wurden zur permanenten Heizung der Koksöfen verwendet, der Überschuß ins öffentliche Gasnetz eingespeist. Nach 15 bis 30 Stunden war aus Fettkohle Koks entstanden, die vorderen und hinteren Türen des Ofens wurden geöffnet und der Koks mit den riesigen Druckmaschinen ausgedrückt, mit Wasser gelöscht und mit speziellen Wagons abtransportiert.
Der ganze Vorgang war in der Ofenbatterie der Kokerei so abgestimmt, daß nacheinander die Öfen beladen und der Koks alle paar Minuten ausgedrückt werden konnte; beim (nassen) Löschen entsteht dann die riesige Dampfwolke, die ich Anfang Oktober bei den noch aktiven Hütte HKM in Duisburg über den Rhein beobachten konnte und für eine chemische Fabrik gehalten hatte, weil ich vorher kilometerlang an einem Chemiepark der BASF vorbeigefahren war. Das ist in diesem Artikel inzwischen korrigiert.
Ansonsten wünsche ich viel Freude beim Betrachten meiner photographischen Impressionen der Zeche Zollverein. Nähere Informationen sind in den verlinkten Artikeln von Wikipedia abrufbar.
Links:
Wikipedia über Zeche Zollverein
Wikipedia über die Kokerei Zollverein
Wikipedia über die Funktionsweise einer Kokerei
Kulturschacht ~ PACT-Zollverein
Suuuper, ich bin begeistert, tolle Fotos von einem spannenden Ort. Und die olle Kokslok hat du auch gefunden . . .