On the road again, auf der französischen Route 66, der N66 über die Vogesen zum eigentlichen Startpunkt dieser Fahrt, der Quelle der Mosel. Die zieht sich in großem Bogen durch Frankreich, danach an der Grenze zwischen Luxemburg und Deutschland entlang und schließlich bis zu ihrer Mündung in den Rhein bei Koblenz. Diese Strecke bin ich in umgekehrter Richtung schon vor fünf Jahren gefahren, aufwärts, bei zum Teil schlechtem Wetter, jetzt soll es dem Lauf des Wassers folgend abwärts gehen, und für die nächsten Tage ist auch Sonnenschein angesagt ~ das freut den Gutmann und die Energiebilanz der Solaranlage 🙂
Die für die Touristen schön eingefaßte Quelle spuckt gerade mal ein dünnes Rinnsal aus, das sich im obigen Bild durch die untere Bildhälfte schwingt, aber schon einige Meter weiter schwillt sie zu einem kleinen Bach an, und gerade mal 21 Kilometer flußabwärts ist sie ein veritables kleines Flüßchen geworden, das zum angeln einläd.
Von der Quelle zur Mündung, das ist der grobe Plan, aber selbstverfreilich sind Abweichungen jederzeit möglich, zum Beispiel, wenn mir ein Schild ins Auge fällt zu einem Ort, den ich in jüngeren Jahren oft besucht habe, weil meine damalige Freundin an der Gegend einen Narren gefressen hatte.
Faucogney-et-la-mer ~ wobei ich la mer, das Meer, hier noch nie gefunden habe. Wenn man davon absieht, daß der gesamte Bodenbelag der alten Innenstadt komplett neu gemacht worden ist, macht der an diesem Sonntag völlig ausgestorbene Ort den Eindruck, als ob die Zeit hier nicht nur die letzten vierzig Jahre stehengeblieben wäre. Die Auberge, die meisten Läden, das Hotel und viele Häuser offensichtlich leer und unbewohnt, aber Mairie und Post frisch gemalt.
Der Laden von Monique, in dem es neben Büchern Lebensmittel und Kleider zu kaufen gab ~ wohl schon lange leer.Am alten Hotel au Coq Gaulois, dem gallischen Hahn, ist das Zimmerchen mit der schönen Terrasse davor möbliert zu vermieten. Ganz verwaschen und verblichen an einem Haus die Aufschrift Photographie Nouvelle ~ neue Photographie. Auch das liegt schon lange in der Zeit zurück.
Aber dann stellt sich heraus, daß der Ort deswegen so ausgestorben wirkt, weil sich alle Menschen vor der Stadt bei einem Faire Bio aufhalten, einer Art Leistungsschau und Markt für alle, die sich mit dem beschäftigen, was man so Bio nennt: Landwirte, Handwerker (z.B. ein Schmied, der noch Äxte, Messer und Gartenwerkzeuge von Hand herstellt), Kunsthandwerker, Imker und biologisches Bauen (Formsteine aus Lehm und Holzschnitzeln, interessant!). Auch daß das Wort faire machen, tun, aber auch flechten (Körbe, oder auch Netzwerke?) bedeuten kann.
Weiter dann im kühlen Licht eines bedeckten Himmels hinauf zum Plateau der tausend Teiche, Plateau de 1000 Etangs. Ob es wirklich tausend sind, das weiß man nicht genau, jedenfalls ganz schön viele auf dieser land- und forstwirtschaftlich geprägten Hochebene. Schmale Straßen, die wir so lieben, wenn uns nicht allzu Breites entgegenkommt 🙂 Unterwegs immer wieder alte Fahrräder an Leitungsmasten befestigt, anfeuernde Schriften auf der Fahrbahn. Da war wohl ein großes Fahrradrennen. Die Tour de France war es anscheinend nicht, die hat die Gegend ausgespart.
An einem der Teiche verbringen wir die Nacht, der Morgen geht wieder einmal damit drauf, Bilder zu bearbeiten, diesen Artikel zu schreiben und ins Netz zu stellen ~ aber jetzt, hopphopp, geht es weiter . . .