Abendbild, Morgenbild, Quixote und die Jagd nach der Nekropolis, und die Sache mit dem Goldfisch . . .

Abendbild Pantà de Rialb (El Segre)
Abendbild Pantà de Rialb (El Segre)

Zu den Abend- und Morgenbildern eine kleine Erläuterung: Eine Pantà ist ein Stausee, was hier aufgestaut ist, ist der Fluß Segre. Und wie das so ist bei Stauseen, verändern sie die Umwelt, und vorher nicht gefällte Bäume müssen jämmerlich ertrinken. Können ja nicht weglaufen, gelle! 🙁

Morgenbild Pantà de Rialb (El Segre)
Morgenbild Pantà de Rialb (El Segre)
Pantà de Rialb ~ abgesoffene Bäume
Pantà de Rialb ~ abgesoffene Bäume

Muß ich mir jetzt Gedanken darüber machen, daß ich vielleicht zum Friedhofsfetischisten werde? Nun, das Hinweisschild auf eine Nekropole war jedenfalls zu reizvoll für mich, mit dem abgebildeten Logo eines Dolmen. Der Besuch der Bretagne vor zwei Jahren wirkte nach. Allerdings mußte sich der alte Herr Magirus kräftig ins Zeug legen, die fast zweieinhalb Kilometer lange Zufahrtsstraße war nicht nur schmal, sondern so steil, daß ich in den ersten Gang zurückschalten mußte, den wir normalerweise nur verwenden, um senkrechte Felswände hinaufzuklettern 🙂

das verlockende Hinweisschild ~ auf zur Nekropole!
das verlockende Hinweisschild ~ auf zur Nekropole!

Am Ziel angekommen konnte ich dann (ungewohnterweise!) nach Plan vorgehen, nach dem Plan, der zur Erläuterung an einem Pfosten neben der Straße ausgehängt war. Für eine ganze Stadt (Nekropolis=Totenstadt) hat die Gemeinde ziemlich wenig Einwohner, aber gut! Das erste Steinkistengrab war auch gut zu finden, links auf einem kleinen Hügel direkt nach dem Eingang. Ein bisschen klein, vielleicht, ich könnte mich nur embryonal zusammengerollt hineinzwängen. Es hatte aber auch niemand ein Hühnengrab versprochen . . .

der Plan der Totenstadt ~ eher ein Dorf mit drei Einwohnern
der Plan der Totenstadt ~ eher ein Dorf mit drei Einwohnern

Dann wurde das schwierig. Den Bach entlang aufwärts, stets den Blick nach links oben am Hang, um die nach Plan zweite Kiste zu finden. Das da? Nein, bei der näheren Untersuchung stellte sich das, wie einige andere Felsen, als natürlicher Felstisch heraus, das darunterliegende Erdreich vom Regenwasser weggespült. Und da gab es etliche auf dem Gelände!

Man(n) hätte einen fachkundigen Führer gebraucht, um nicht eine halbe Stunde auf der Suche nach den zwei weiteren Gräbern (schon eher im Erwachsenenformat) den Hang hinauf- und hinunterkraxeln zu müssen. Oder vielleicht besser eine fachkundige Führerin, ich denke da an Lara Croft. Das wäre sozusagen ein Arrangement mit Mehrwert. Lara Croft ist zweifelsfrei fachkundig und ja, auch hübsch anzusehen 🙂 Wichtiger aber, sie ist intelligent, reaktionsschnell und schlagkräftig. Man(n) müßte vor nichts mehr Angst haben in solcher Begleitung 🙂 Außer vielleicht vor Lara, wenn Man(n) in Ungnade fällt, aber darüber wollen wir lieber gar nicht nachdenken. 🙁

leicht zu finden: Steinkistengrab zum ersten!
leicht zu finden: Steinkistengrab zum ersten!

Über die sonstigen Qualitäten von Lara Croft ist mir nichts bekannt, aber ich nehme mal an, daß eine gewisse Portion Abenteurlust zu ihren Eigenschaften gehört. Die Portion sollte zumindest so weit reichen, daß sie damit auskommen kann, jeden Morgen woanders aufzuwachen (solange das Bett und der Mann neben ihr immer dieselben sind). Von so einer Frau träumen Nomaden 🙂

das da? Nein, das ist kein Grab, nur ein natürlicher Felsentisch . . .
das da? Nein, das ist kein Grab, nur ein natürlicher Felsentisch . . .
nach langer Suche ~ Steinkistengrab zum zweiten!
nach langer Suche ~ Steinkistengrab zum zweiten!
. . . uuund Steinkistengrab zum dritten!
. . . uuund Steinkistengrab zum dritten!

War da noch was? Ach ja, der Goldfisch! Da muß ich jetzt wieder ein wenig ausholen. Nach der Nekropolis wollte ich zur üblichen Entspannung am Abend auf Telepolis, einem Online-Magazin des Heise-Verlags (Herausgeber der c’t, einer Computerzeitschrift gehobener Qualität), wo ich immer wieder Informationen finde, nicht nur über digitale Themen, die sonst schwer aufzutreiben sind. An diesem Abend zum Beispiel über den gesellschaftlichen Wandel, den die Digitalisierung mit sich bringen wird (daß „mit Betteln im Realraum sich teilweise schneller und einfacher Geld verdienen lässt“ als mit digital(isiert)er Arbeit ~ das hat also auch schon mindestens ein anderer bemerkt!), oder einem Artikel, der sich damit beschäftigt, daß Popsongs mit den digitalen Hörgewohnheiten (Stichwort Streaming) starke Veränderungen erfahren: so sind sie schneller getaktet, haben kürzere Titel und vor allem auch ein kürzeres gesangfreies Intro als noch vor wenigen Jahren. Denn 24% z.B. der Hörer von Spotify klicken schon nach 5 Sekunden auf Skip für den nächsten Titel, und so ist die Länge des Intros auch auf 5 Sekunden gesunken gegenüber 23 Sekunden im Jahr 1986. Die Medienmacher, ob Song oder Text oder Photo, befinden sich im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit des Publikums, das vom digitalen Medienangebot im Internet schier erschlagen wird.

„Die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne sei – vor allem aufgrund von Smartphones und hektischem Hin- und Hergeklicke im Internet – von 12 Sekunden im Jahr 2002 auf 8 Sekunden im Jahr 2013 gefallen; das sei eine Sekunde kürzer als die Spanne eines Goldfischs.“ Das Zitat nimmt Bezug auf eine Microsoft-Studie (ich kann das Wort Studie bald nicht mehr hören!) zum Marketing in digitalen Medien, besonders im Internet. Die Sache mit dem Goldfisch und wie seine Aufmerksamskeitspanne gemessen wurde war für mich allerdings nicht auffindbar.

Aber, und Achtung, jetzt folgt ein im Prinzip geklauter Satz: Wer den Text bis hierher gelesen hat, hat eine Aufmerksamkeitsspanne, die über der eines Goldfisches liegt!

Lob, Lob, Lob!

🙂

3 Antworten auf „Abendbild, Morgenbild, Quixote und die Jagd nach der Nekropolis, und die Sache mit dem Goldfisch . . .“

  1. Wiedermal super recherchiert. Macht wirklich Freude die Fotos zu betrachten (wenn ich aus dem Fenster sehe, nur grau und Regen, doch die Natur braucht es !) und dann die interessanten Informationen … Danke
    Übrigens – Frohe Oktern

    Lass´ es dir gut gehen und sei lieb gegrüßt

    1. Danke! Euch auch frohe Oktern, alle miteinander!
      Für die, die einen Rechtschreibfehler zu finden glauben, es gab vor Böhmermann Kabarettisten mit Niveau . . . Emil z.B.

Kommentare sind geschlossen.