Der Sonnenauufgang ist heute ausgefallen, eine dicke Wolkenbank hat sich auf den Horizont gelegt, nur die Schatten der Schiffe auf der Reede vor Sagunt zeichnen sich blaß vor der Kreislinie ab. Aber darüber klarer Himmel, der einen sonnigen Tag verspricht, obwohl meine Wetterapp wieder Regen ankündigt. Zum Glück hab ich große Fenster, durch die ich das Wetter in der Realität sehen kann. So sitze ich ganz entspannt mit der Kaffeetasse in der Hand und lasse das fast 180° umspannende Panorama einer ruhigen See in mich hineinlaufen, während es langsam immer heller wird. Wie jeden Morgen pickt eine Schar kleiner Vögel hüpfend und geschäftig zwischen Grashalmen und Moos auf dem Strand, einer fliegt den alten Herrn Magirus an, leises Klackern der Krallen auf dem Dach, dann sitzt der kleine Kamerad auf dem Gummiwulst der Dichtung der Dachluke, leicht in den Gelenken wippend . . . ein paar Schrittchen durch die Pfütze auf dem Glas, und weg . . .
Allmählich erscheint eine dünne goldene Linie um die Wolkenbank, und dann blitzt plötzlich doch die Sonne über den Rand und illuminiert eine gleißende Leuchtspur auf dem Meer, die direkt auf uns zuläuft. Pralles Licht, fast keine Farben, die Luft ist von dem gestrigen Regen frisch und klar gewaschen, obwohl der Hafen von Sagunt links von uns weich in einer Dunstschliere liegt. Das Streiflicht der frühen Morgensonne modelliert die grasbewachsenen Hügelchen auf dem Strand, jeder einzelne Halm und die Büsche mit einem schillernden Kranz von Licht, das sich im Tau bricht. Ich glaub, ich hole mal doch die Kamera aus ihrer Tasche, die Schönheit lockt!
Inzwischen haben die ersten sonntäglichen Angler ihr Equipment aufgebaut, die Spaziergänger mit Hund beleben den Strand, und auch eine Gruppe Joggerinnen sorgt für Unterhaltung. Auch die Guardia ist schon den Strand auf und ab gefahren, ich bin also nicht alleine 😉
Die Scheinwerfer der Guardia waren es auch, die mich heute Nacht gegen fünf geweckt haben. Reine Neugier, die wollten nur wissen, wer da so mutterseelenallein auf dem Strand steht. Es bleibt bei der kurzzeitigen Beleuchtung, aber es kann nie schaden, wenn man Bescheid weiß . . . im Prinzip könnten sie einen jederzeit wegjagen, es gibt ja die Ley de la Costa, die sich zwar mehr um die Differenzen von Besitz und öffentlichem Zugang kümmert, aber irgendwie auch um Wohnmobile auf dem Strand. Wie so vieles Interpretationssache, und vor Ostern schaut die Guardia eher zu, der alte Herr Magirus ist sowieso Sympathieträger. Wie das nach dem in diesem Jahr früh liegenden Osterfest aussieht, wird man dann feststellen.
PS: alle Bilderchen wieder durch Klick vergrößerbar!