Bei meinem Aufbruch zur Morruda vom Meer weg hatte ich eigentlich nur eine Stippvisite mit maximal einer Übernachtung geplant und war deswegen bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Trinkwasser, sowohl der dicken 8L-PETflaschen als auch der Tankfüllung, sehr nachlässig ~ aber weil mir die Gegend so gut gefallen und die Ruhe in den Bergen gut getan hat, sind daraus bis jetzt schon drei Nächte geworden. Nun hatten bei meinen Recherchen über Wandermöglichkeiten die Existenz von mehreren Quellen in der Gegend meine Aufmerksamkeit erregt, und Quellwasser ist mir im Vergleich zum hier meist kräftig gechlorten Agua Potable aus der Leitung immer lieber. Also wacker an La Morruda vorbei weiter ins Gebirge gefahren . . .
Abenteuerlich wurde das, nachdem ich von der geteerten Straße an einem Schild mit der Beschränkung auf 5 Tonnen (mit LKW-Signatur, ist der alte Herr Magirus vielleicht ein LKW? 😉 ) auf einer langen Waldfahrstraße immer weiter hoch ins Gebirge gezogen bin. Und das kam so: Kurz nach der Morruda war die Straße kurzzeitig von einem Traktor blockiert, der wohl für die danebenliegende Olivenplantage eine Bewässerungsleitung gezogen hat. Nachdem ich an ihm vorbei auf einen neu geschotterten steilen Anstieg gefahren war, kam er hinter mir hergefahren, um mich darauf aufmerksam zu machen, daß ich wohl falsch wäre, weil es da nur zum nächsten Hof ginge. Die Frage nach den Quellen beantwortete er ausführlichst, aber für den Gutmann nur vage verständlich, da vorne rechts, dann rauf, irgendwann wieder runter, und da dann agua . . . meine fragende Bemerkung, daß das wohl für den alten Herrn Magirus schwierig wäre, beantwortete er definitiv sehr bestimmt mit ’no!‘, und ausführlichst, daß ich da sehr gut parken und wenden könne . . . alsdann fuhr er mir bis zur Abzweigung sogar voran und wies mich über die Spitzkehre auf den Waldfahrweg mit der 5t-Begrenzung, also herzlichen Dank und ‚a luego!‘
Und dann sind wir also auf einer Waldfahrstraße im Gebirge, wieder mal. Und die zieht sich hin und hin. Ab und an auch ein Abstecher nach rechts unten, aber immer sehr schmal, also geradeaus weiter. Rauf auf einen Kamm, nach rechts leicht nach unten, dann aber mehr oder weniger am Kamm entlang mit grandioser Aussicht. Beschluß: Hier wird übernachtet, nach dem Wasserfassen . . . bei der nächsten Abzweigung nach rechts unten, an der Ruine eines Bauernhauses, stelle ich den alten Herrn ab und mache mich zu Fuß mit zwei Wasserflaschen auf den Weg, das kommt mir zu unsicher vor. Unten angekommen alles trocken, obwohl Google Maps das Tal als ‚Barranco de agua amarga‘, Schlucht des bitteren Wassers bezeichnet. Also weiter geradeaus ins Gebirge, vorbei an einem Schild zu einer Quelle, die sich aber vor uns versteckt, immer weiter die Serra Calderona hinauf bis zu einem Pass, an dem wieder ein Schild steht, das auf eine Quelle in einskommadrei Kilometern hinweist. Vorbei an einem Schild, das die Einhaltung der Beschränkung auf 30km/h einfordert (wer auch immer auf diesem ausgewaschenen Track mit welchem Fahrzeug auch immer mehr als 5km/h fährt, sollte sich auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen!) rechts hinunter und irgendwann wieder hinauf zu einem Kamm, wieder einem Pass und dann am Berghang entlang bis zur Zivilisation in Gestalt einer geteerten schmalen Straße und einem grandiosen Ausblick auf obigem Abendhimmel, wo wir uns endlich zur Ruhe begeben, der alte Herr Magirus und ich. Immer noch ohne Wasser, aber zufrieden mit der erbrachten Leistung und der erfahrenen Umgebung 🙂