durchs Schilf zur Gironde

La Gironde, Flut leckt am Uferrand
La Gironde, Flut leckt am Uferrand

Westwärts, westwärts hoooh! Wir haben uns an den kleinen Freizeithafen (ein, zwei Fischer gibt es dennoch) von Saint-Fort-sur-Gironde verholt, der alte Herr Magirus steht an eine Weide gelehnt am Hafenkanal, auf dem gestern die örtliche Segelschule die Kinder im Umgang mit den Jollen der 2winner-Klasse geschult hat. Heute nur die gestern etwas genervten Enten. Es hat gerade angefangen zu regnen und zu stürmen . . . das kommt mir aber nicht ganz ungelegen, so kann ich ungestört von schlechtem Gewissen und übergroßem Feiertagsfreizeitverkehr an der Aktualisierung der Website frickeln.

La Gironde, Blick nach links Trichtereinwärts
La Gironde, Blick nach links Trichtereinwärts

Wobei, das ist noch nicht ausgemacht. Der Verkehr nimmt gerade jezt zur Mittagszeit heftig zu, zwischen Ente und Jaguar oder Ferrari die komplette Mischung. Uuuups! Bis jetzt drei Ferrari, eine alte DS, eine noch ältere Traction Avant, plus moderne Nobelkarossen. Da muß wohl irgendetwas Besonderes los sein, man besucht wohl nicht nur das Restaurant 😉

Schilf ~ unten frisches Grün, in der Mitte vertrocknete Stengel, oben Himmel
Schilf ~ unten frisches Grün, in der Mitte vertrocknete Stengel, oben Himmel

Gestern abend war es ~ bis auf das Rasenmähen wohl in Vorbereitung der heutigen Veranstaltung ~ um einiges ruhiger, nach ein paar Schritten auf dem zehnminütigen Fußweg durch das Schilf zum Ufer der Gironde war nur noch das Rauschen des Windes im Schilf zu hören. Am Rand des Weges frisches Grün, darüber das blasse Gelb der vertrockneten Stengel bis zum nicht sehr weiten Horizont, nochmal darüber nichts als Himmel und Ruhe . . . und danach die weite Fläche der Gironde, die hier schon fast zehn Kilometer breit ist, ohne sichtbares Gegenüber.

jetzt ists passiert!

* Dordogne? Garonne? Gironde! Panorama Blick von der Citadelle de Blaye aus *
* Dordogne? Garonne? Gironde! Panorama Blick von der Citadelle de Blaye aus *

Was? Was ist passiert? 😉 Nun, die Dame Garonne hat sich mit der Dame Dordogne in ein Bett gelegt und ~ der Laie wundert sich ~ die Gironde geboren. Mal ganz von dem Wunder abgesehen, daß zwei weibliche Wesen zusammen ein Kind zeugen können, habe ich in meiner Naivität den Fluß Gironde gesucht und nicht gefunden. Und Google schreibt in diese ausgeweitete Fläche weiter ‚La Garonne‘, da macht sich Ratlosigkeit breit. Und was macht man in dieser neuen Zeit, wenn man ratlos ist? Man konsultiert sein Smartphone und Wikipedia. Wikipedia wiederum klärt uns auf, daß es sich bei dem Kind um ein Ästuar handelt, einen Ebbe und Flut ausgesetzen Mündungstrichter . . . schon wieder was gelernt!

der alte Herr Magirus in der Herde der Plasticos am Hafen von Blaye ~ Ebbe
der alte Herr Magirus in der Herde der Plasticos am Hafen von Blaye ~ Ebbe

Außerdem passiert: Der alte Herr Magirus hat eine Nacht mitten in einer Herde Plasticos verbracht. Auf die Frage, ob ihm das so gefällt, keine Antwort:( Auch eine Antwort? Nun ja, meinereiner war einfach zu faul, noch weiterzufahren, hat auch das Betrachten des mal mehr, mal weniger sprudelnden menschelnden Lebens um den Hafen genossen. Nicht genossen das Gewecktwerden morgens um fünf, als ausgerechnet aus dem Nachbarplastiko Türen- und sonstiges ausgiebiges Geklapper zu hören war, Abfahrt dann um 5:12 ~ dafür wieder genossen den Spaziergang über den in Steinwurfweite befindlichen Wochenmarkt. Da werd ich gleich nochmal . . .

zurück zur Gironde ~ Blick von der Citadelle de Blaye
zurück zur Gironde ~ Blick Blick von der Citadelle de Blaye

Aber zurück zur Gironde. Dieser Trichter (Zufahrt zur reichen Stadt Bordeaux) mußte natürlich ordentlich verteidigt werden, weshalb der allseits bekannte Architekt und Ingenieur Sebastian Le Preste de Vauban im 17ten Jahrhundert ein Festungskonzept entworfen hat, das aus drei Zitadellen, eine davon hier in Blaye, eine auf dem gegenüberliegenden Ufer und eine auf einer Insel in der Mitte bestand, damit die ganze Wasserstraße mit Kanonen bestrichen werden konnte. Inzwischen ist das weitläufige Areal der Zitadelle zu einer Parklandschaft geworden, die sich wunderbar für einen erholsamen Spaziergang eignet. Außerdem ein nobles Restaurant und ein lauschiger Campingplatz, der nicht einmal teuer ist . . .

Kanonen bestreichen die Gironde ~ Citadelle de Blaye
Kanonen bestreichen die Gironde ~ Citadelle de Blaye
Parklandschaft mit pittoresken Ruinen ~ Citadelle de Blaye
Parklandschaft mit pittoresken Ruinen ~ Citadelle de Blaye

Der gute Vauban hat sich auch um das leibliche Wohl der Soldaten gesorgt. Allerdings nicht um die Nahrungsaufnahme, sondern um die im Verteidigungsstress unter Umständen schnell nötige Abgabe der überschüssigen Nahrung. Logistisch sehr praktisch direkt neben den Kanonen, und ab unter der Festungsmauer hindurch nach draußen 😉

Abtritt zur schnellen Entsorgung ~ Citadelle de Blaye
Abtritt zur schnellen Entsorgung ~ Citadelle de Blaye

Und wie immer ~ *chen um den Kommentar -> Bild mit Klick vergrößern . . . ich lauf nochmal über den Markt.

abgeschweift ~ La Dordogne

Blick in 'meinen' Park direkt an La Dordogne heute Nacht
Blick in 'meinen' Park direkt an La Dordogne heute Nacht

Bin etwas abgeschweift und hab mich treiben lassen ~ nicht mehr Garonne, sondern Dordogne heißt der Fluß, an dem ich mich die letzten Tage aufgehalten und eine kleine Blogpause eingelegt habe. Initiiert wurde der Wechsel durch eine französische Eigenheit, an die ich mich erst wieder gewöhnen muß. Viele Städte sperren Fahrzeuge über 3,5t durch Schilder aus, die französische Variante der Umweltzone. Man darf das nicht wirklich ernst nehmen, manchmal gibt es gar keine Umfahrung, und auch sonst wäre eine Versorgung der Bevölkerung ohne LKW (Poid Lourde) nicht möglich. Manchmal ist die Beschränkung auch offiziell beschränkt auf den Transitverkehr, dann reicht es also, dem örtlichen Supermarkt eine Visite abzustatten 😉 Jedenfalls habe ich mich bei Marmande von der Beschilderung auf eine falsche Straße scheuchen lassen, weil ich die Flußseite nicht wechseln wollte, und ’schnupp!‘ bin ich in einer wunderschönen Landschaft und am Abend am Ufer des nächsten Flußes, La Dordogne gelandet . . .

ein Boot namens Manhattan, geparkt auf La Dordogne
ein Boot namens Manhattan, geparkt auf La Dordogne

In der Zeit nicht gebloggt, nichtsdestotrotz eher mehr Zeit am Rechner verbracht, bei schönstem Wetter. Aber irgendwann mußte es sein, denn meine Bilderwebsite ralfgutmann.eu braucht dringend eine Erfrischungskur, da sie ~ was Wunder, da ich mich so wenig um sie kümmere ~ kaum noch Besucher bekommt und auch technisch, obwohl komplex mit PHP und Javascript handgewebt, etwas in die Jahre gekommen ist. Die Entwicklung des Webs schreitet voran, mit HTML5 und CSS3 sind Möglichkeiten entstanden, dem werten Publikum ein spannenderes und komfortableres Erlebnis zu gestalten ~ demnächst . . . denn das Frickeln von Code ist, bis es denn das tut, was es soll, eine sehr anstrengende und zeitraubende Tätigkeit.

von Brücke zu Brücke ~ die hintere führt die Eisenbahn über die Dordogne
von Brücke zu Brücke ~ die hintere führt die Eisenbahn über die Dordogne

Apropos Zeit ~ für diesen Artikel erlaube ich mir etwas, was im realen Leben nicht funktioniert, ich drehe den Verlauf der Zeit um! Die Bilder führen euch also von der vor kurzem verstrichenen Vergangenheit in die weiter zurückliegende der letzten blogfreien Tage . . . das Photo oben entstand bei meinem von den Verkehrsplanern nicht vorgesehen Bemühen, den Fluß möglichst ufernah zu folgen, so entdeckte ich beim Überqueren einer alten, schmalen Brücke die Ahnung der Ausblicke auf die großartige Konstruktion aus genietetem Stahl, die die Eisenbahn noch heute über die Dordogne führt.

die Eisenbahnbrücke über die Dordogne im Anlauf
die Eisenbahnbrücke über die Dordogne im Anlauf

Die Brücken hier bei Cubzac-les-Ponts, denn es gibt auch noch die alte Autobrücke der D1010 und auch die moderne Brücke der Autobahn A10, brauchen, um unten größere Schiffe durchzulassen, eine gewisse Höhe und damit in der flachen Landschaft einen großen Anlauf, um die Höhe ohne gewaltige Steigung zu erreichen. Und so auch eine Länge, die weit über die Breite des Flußes hinausreicht.

* Eisenbahnbrücke über die Dordogne bei Cubzac-les-Ponts ~ durch Klick vergrößern *
* Eisenbahnbrücke über die Dordogne bei Cubzac-les-Ponts ~ durch Klick vergrößern *
Eisenbahnbrücke über die Dordogne bei Cubzac-les-Ponts ~ obligatorischer Sonnenuntergang ;)
Eisenbahnbrücke über die Dordogne bei Cubzac-les-Ponts ~ obligatorischer Sonnenuntergang 😉
 Sonnenuntergang unter der Eisenbahnbrücke über die Dordogne bei Cubzac-les-Pont
Sonnenuntergang unter der Eisenbahnbrücke über die Dordogne bei Cubzac-les-Pont
* die alte Straßenbrücke für die D1010 *
* die alte Straßenbrücke für die D1010 *
die alte Straßenbrücke ~ filigranes Geflecht aus genietetem Stahl
die alte Straßenbrücke ~ filigranes Geflecht aus genietetem Stahl

Diese Stahlkonstruktionen aus dem 19. Jahrhundert haben mich schon immer fasziniert. Eine damals moderne Technik, die bis dahin unerreichbare gigantische Größen von Bauwerken ermöglichte, im Styling der Stützbögen aber fast noch an Kathedralen erinnernd. Wobei die Bögen aus Kalkstein vom Zahn der Zeit und der schwefligen Abgase teilweise so geschwächt sind, daß sie mit dicken Stahlstempeln verstärkt wurden, um dem gewachsenen Schwerverkehr der heutigen Zeit standhalten zu können.

* die alte Straßenbrücke ~ Stützbögen aus Kalkstein wie in Kathedralen *
* die alte Straßenbrücke ~ Stützbögen aus Kalkstein wie in Kathedralen *
* Zeitsprung zurück zum Sonntag ~ Postkartenbild von Castillon-la-Bataille *
* Zeitsprung zurück zum Sonntag ~ Postkartenbild von Castillon-la-Bataille *

Weiter zurück in der Zeit: Freitag, Kirche Saint-Nicolas-de-Blasimon. Verwirrend . . . die Kirche heißt Saint Nicolas, die Abtei Saint Maurice

Portal von Saint-Nicolas-de-Blasimon
Portal von Saint-Nicolas-de-Blasimon
* Portal von Saint Nicolas *
* Portal von Saint Nicolas *
am Portal von Saint Nicolas ~ links
am Portal von Saint Nicolas ~ links
am Portal von Saint Nicolas ~ rechts
am Portal von Saint Nicolas ~ rechts
Saint Nicolas ~ zum Teil Ruine
Saint Maurice ~ zum Teil Ruine
Saint Nicolas ~ Turm und alter Herr Magirus
Saint Maurice ~ Turm und alter Herr Magirus

Ich laß es mal gut sein . . . und wie immer: Bilder mit *-chen um den Kommentar -> klicken, vergrößern . . . Es lohnt sich!

Spickeleien

auf La Garonne gespickelt
auf La Garonne gespickelt

Eine Fahrt durch die schöne Landschaft der Gascogne. Von der Garonne kriegt man allerdings weniger zu sehen, als man das gerne hätte ~ meist führt die Straße in einiger Entfernung vorbei, und sogar mit dem Rad oder zu Fuß schlechte Chancen. Kein Weg, kein Steg, aber ein Streifen wunderschöner Laubwald . . .

* Sichtschutz für die Garonne ~ eine Wand aus Bäumen *
* Sichtschutz für die Garonne ~ eine Wand aus Bäumen *

Und sonst? Es ist Frühling, die Tauben turteln auf den Kaminen 😉

Tauben turteln ~ Turteltauben?
Tauben turteln ~ Turteltauben?

suivre la Garonne

La Garonne westlich Toulouse ~ gut gefüllt
La Garonne westlich Toulouse ~ gut gefüllt
La Garonne, gut gefüllt
La Garonne, gut gefüllt

Die Entscheidung ist gefallen: Ich werde dem Lauf der Garonne bis zum Atlantik folgen, dann wird man weitersehen. Der Fluß ist vom Schmelzwasser frühlingshaft gut gefüllt, und bei der Weiterfahrt hat sich schnell gezeigt, daß die Warnungen des freundlichen Grundbesitzers nicht unbegründet waren. Schon wenige Kilometer weiter waren immer wieder Stellen zu sehen, an denen die Uferbefestigungen weggespült waren.

Inzwischen sind wir aber weit die Garonne hinuntergetrieben, schon an Toulouse vorbei und immer noch mit der Umgewöhnung beschäftigt, die beim Überqueren einer nationalen Grenze immer fällig ist. Supermärkte mit verändertem Sortiment, Internet mit französischer SIM (wann, wann ist es endlich soweit, daß ein Datenkontingent der eh international agierenden Provider europaweit gilt? Wieso funktioniert verschlüsseltes FTP nicht bei SFR? Honi soit, qui mal . . .) und auch die Landschaft verändert sich nördlich der Pyrenäen. Überbordender Pflanzenwuchs für jemanden, der sich über den Winter an das recht karge Andalusien gewöhnt hatte . . .

Jean Moulin ~ Portrait an der gleichnamigen Schule in Blagnac
Jean Moulin ~ Portrait an der gleichnamigen Schule in Blagnac

Beim gestrigen Spaziergang ~ die Garonne entlang und zurück durch das Städtchen Blagnac ~ gleich noch eine Geschichtsstunde, Wikipedia sei Dank! Jean Moulin, dessen Portrait mir an der gleichnamigen Schule auffiel, war sozusagen die verbindend-koordinierende Person der französischen Resistance, bevor er von der Gestapo unter dem Sadisten Klaus Barbie gefaßt und gefoltert wurde. Als er Papier und Stift erhielt, um Namen von Mitkämpfern der Resitance aufzuschreiben, zeichnete er eine Karikatur seines Folterers, und obwohl ihm beide Arme, beide Beine und die meisten seiner Rippen gebrochen wurden, verriet er nichts. Er starb im Zug, der ihn ins Konzentrationslager bringen sollte, an Herzversagen . . .

Ecole Jean Moulin, Blagnac
Ecole Jean Moulin, Blagnac
l'art pour l'amour ;) ~ im Park von Blagnac
l'art pour l'amour 😉 ~ im Park von Blagnac

Es menschelt aber auch angenehm in Fronkraisch. Nicht nur die Kunst im Park von Blanac (die Liebe macht den Kopf klein und den Körper groß, ein angenehmes Gefühl gut getroffen 😉 ),auch sonst freundliche Begegnungen allenthalben, allerdings fällt es mir momentan noch schwer, nach all der Zeit nicht mehr ‚hola, bon dia‘ sondern ‚bon jour‘ zu denken, wenn man sich unterwegs freundlich zuwinkt. Nachdem wir hier in Ondes einen Platz für die Nacht gefunden hatten, wurde ich erstmal von einer Gruppe Jugendlicher angesprochen, die Fan von einem Fußballer namens Müller oder was 😉 in der Art waren, später kam mich Lauric begrüßen, der wohl meine Kamera gesehen hatte und anscheinend auch nicht an einem verlassenen Gebäude vorbeigehen kann, ohne es mit der Kamera zu erforschen. Seine Bilder veröffentlicht er auf Flickr, schaut sie euch an! Merci Lauric, enchanté!

das ging flott!

Gipfelphoto :) der alte Herr Magirus am Port de la Bonaigua auf 2072 Metern
Gipfelphoto 🙂 der alte Herr Magirus am Port de la Bonaigua auf 2072 Metern
das Schild am Paß ~ beklebt mit allerlei Stickern
das Schild am Paß ~ beklebt mit allerlei Stickern

Das ging ganz schön flott voran gestern! Von einem günstigen Rückensturm getrieben segelten wir fast ohne Gas die gut ausgebauten Straßen die Pyrenäen hinauf, erst der steile Anstieg hinauf zum Paß (Port) de la Bonaigua in 2072 Metern Höhe war für den alten Herrn Magirus etwas anstrengender, da verlangte er den dritten und in einer besonders engen und steilen Haarnadelkurve sogar den zweiten Gang. Hat sich aber wacker geschlagen, und hat deshalb wieder mal ein Lob und in diesem besonderen Fall auch ein Gipfelphoto am Paß verdient . . . danach gings genauso steil wieder bergab . . .

Nach Auffüllen der Vorräte in Viella, oder Vielha, wie der Catalane schreibt, haben wir dann einen Platz auf einem frisch planierten Gelände an einer brandneuen kleinen Betonbrücke gefunden, und der Schofför (ihm is nix zu schwör!) hat sich am Fluß in seinen Lowridersessel gefläzt, um das spanische Abschiedseis zu genießen, das er sich in der örtlichen Mercadona geleistet hatte. Ein wunderfeines Schokoladeneis mit Brownies, das es nach verlassen des Landes nicht mehr gibt 🙁

Da kam ein älterer Herr in einem Geländewagen angefahren und zeigte sich neugierig, stellte sich als Besitzer des Grundstückes vor . . . über Nacht bleiben? an sich kein Problem. Platz sauber (limpio) hinterlassen. Aber ja doch! Nur vielleicht nicht ganz so nah am Ufer, der Fluß führt grad ziemlich viel Wasser, und wenn das heute Nacht regnet . . . das letzte Mal hat der Fluß das ganze Gelände überschwemmt und bei der Gelegenheit gleich die Brücke mitgenommen, deshalb ist die jetzt neu. Ich verspreche, den alten Herrn auf die leichte Erhöhung in der Mitte zu stellen, sobald ich mein Eis verputzt habe. Bus anschauen, na klar!
. . . danach bedanke ich mich nochmal und überreiche dem freundlichen Besitzer noch eine Visitenkarte.

der alte Herr Magirus auf seinem Thron in der Mitte des Geländes
der alte Herr Magirus auf seinem Thron in der Mitte des Geländes

Nachdem ich den alten Herrn versetzt hatte und, als es langsam dunkel wurde, zur Zubereitung des Abendmahls schritt, kam der Besitzer nochmal wieder, um seinen Bagger auch etwas weiter weg vom Ufer zu plazieren, auf die andere Seite der Zufahrt zur Brücke . . . nun ist das ja so, daß jeder, der mit offenen Augen vier Winter hindurch durch Spanien reist, vor der verändernden Macht, die fließendes Wasser in diesem Land hat, gehörigen Respekt bekommt. Und wenn ein Einheimischer seinen ausgewachsenen schweren Bagger in Sicherheit bringt . . . da bekommt man schon Bedenken. Sollte ich vielleicht auf die andere Seite der Nationalstraße umziehen? Inzwischen hatte nämlich ein veritabler Sturm angefangen, das Tal hinabzudüsen, sodaß in den Böen das Geländer der Brücke anfing zu singen, als ob ein nasser Finger ein Weinglas reiben würde, und immer wieder schauerte es ganz erschröcklich 🙁 Wenn es in den Bergen regnet, kann im Tal der Wasserstand ganz schnell einen Sprung machen, und dann wird das gefährlich . . .

Eth Garona gemorpht zwischen 1/125 und 1/3 Sekunde

Also umziehen oder nicht umziehen, das war hier die Frage . . . ich bin nicht umgezogen, und habe Glück gehabt. Am Morgen war der Wasserspiegel gleich und der Fluß brav in seinem Bett geblieben.

Beim Studium meiner Karten, der spanischen und der französischen Ausführung, habe ich festgestellt, daß dieses wilde Flüßchen, das später mein Schlafzimmer mit einem lauten Rauschteppich füllte und immer wieder mit dumpfem Klonk und Rumpeln von großen Steinen, die das Schmelzwasser aus den Pyrenäen mit sich reißt, daß dieses Flüßchen also wenige Kilometer später an der spanisch-französischen Grenze seinen Namen wechselt und von da an La Garonne heißt, nach rechts abbiegt nach Toulouse, da links und dann an Bordeaux vorbei bis zum Atlantik. Und so spielte ich im Bett liegend und Eth Garona lauschend mit der Idee, diesem Fluß bis zur Atlantikküste zu folgen . . . eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, bis Toulouse entspricht der Flußlauf eh der Strecke Richtung Heimat. Man wird sehen!

Jetzt aber gibt es noch Dringenderes zu erledigen: Frühstück 😉 und die technischen Voraussetzungen für das weitere Blogschreiben schaffen ~ spanische SIM parken für das nächste Jahr, die französische wieder freischalten und mit Guthaben versehen. Und dann ab über die Grenze!

Pyrenäen

* Sandsteinwand in den Pyrenäen ~ in der Mitte im unteren Drittel stand heute Nacht der alte Herr Magirus *
* Sandsteinwand in den Pyrenäen ~ in der Mitte im unteren Drittel stand heute Nacht der alte Herr Magirus *

Also mal ääährlich! Ich bin heilfroh, daß dieses verlängerte Wochenende endlich vorbei ist! Die Nacht von Samstag auf Sonntag hatte ich in Campo (nordnordöstlich von Barbastro) am Ufer der Ésera verbracht, die Weiterfahrt auf der N260 Richtung Norden gestaltete sich erstmal nervig. Die Straße eng, auf der rechten Seite mehr als senkrecht wachsende Felswände, auf der linken Seite kamen mir immer wieder sportlich dynamisch angehauchte Ausflugsfahrer pulkweise entgegen. Die Erinnerung an den Rumms vor zwei Jahren, als ich beim Ausweichen eines entgegengekommenen Alkovenmobils die rechte oberen Buskante an überhängenden Felsen eingedrückt hatte, ließ mich die Fahrt äußerst vorsichtig und sachte angehen. Den hinter mir drängelnden deutschen Alkoven-Wohnmobilisten habe ich so schnell als nur möglich vorbeigelassen, jeder soll schließlich seine Erfahrungen selber machen. Sein Aufbau würde bei der Gelegenheit als Konfetti auf der Straße liegenbleiben . . .

;) ~ Dank dem unbekannten Künstler (bei Campo)
😉 ~ Dank dem unbekannten Künstler (bei Campo)

Eine Zeitlang habe ich mir tatsächlich überlegt, die Kurverei durch die Pyrenäen vorzeitig abzubrechen, um durch den Tunnel bei Viella so flott wie möglich nach Frankreich hinüberzufahren. Aber inzwischen . . . nach der ersten Etappe war das dann, obwohl es auf der Karte schlimmer aussah, wesentlich zahmer, und vor allem fast ohne Verkehr und sehr schön . . .

Rafting auf der Ésera bei Campo
Rafting auf der Ésera bei Campo

Obwohl man auf den Gipfeln immer noch Schneeflecken sieht (was Wunder, die sind hier um die 3400 Meter hoch!), liegen die Temperaturen bei bedecktem Himmel inzwischen bei 30°, auch nachts kaum unter 18°, und schwül. In den nächsten zwei Tagen werde ich auf der N260, der C13 und C28 eine schöne Schlaufe durch das Gebirge ziehen, um den Tunnel bei Viella zu umfahren, dann auf der N230 schwupps rüber nach Frankreich. Inschallah!

* Blick hinunter zum El Flamsell unter der Felswand *
* Blick hinunter zum El Flamsell unter der Felswand *
Blick hinunter zum El Flamsell unter der Felswand
Blick hinunter zum El Flamsell unter der Felswand

Tag der Arbeit ~ der erste Mai

der alte Herr Magirus nach einem anstrengenden Tag der Arbeit an seinem Ruheplatz unter der alten Eiche
der alte Herr Magirus nach einem anstrengenden Tag der Arbeit an seinem Ruheplatz unter der alten Eiche

Da der erste Mai auch in Spanien offizieller Feiertag ist und Einheimische so wie Touristen aus dem nicht weiten Frankreich und sogar aus dem weit entfernten Deutschland in die Sierra de Guara zieht, um Natur, frische Luft oder Adrenalin und Dopamin durch sportliche Aktivitäten zu genießen, waren die gestrigen mehr als hundert Kilometer über schmale, kurvige Gebirgssträßchen ein recht anstrengendes Vergnügen. Während wir meist moderat mit weniger als 30 km/h unterwegs waren, war unser Gegenverkehr in der Regel viel flotter unterwegs, um dann ~ uuups!, da kommt ja ein Bus ~ verschreckt an den rechten Straßenrand zu bremsen, das Adrenalin zu verdauen und uns das Durchwursteln zu überlassen . . . naja, da kam jedenfalls nie Langeweile auf 😉

* Sierra de Guara ~ eindrucksvolle Felswände und Canyons *
* Sierra de Guara ~ eindrucksvolle Felswände und Canyons *

Die Sierra de Guara, nicht weit nördlich von Zaragoza, bietet eine Landschaft voll von eindrucksvollen Felswänden (zum Beispiel diese hier mit der horizontalen Schichtung ~ wieder mal durch Klick zu vergrößern!) und Canyons, die Sträßchen führen teilweise nur hinein und enden in einer Sackgasse . . .

Sierra de Guara ~ Ende in einer Sackgasse . . .
Sierra de Guara ~ Ende in einer Sackgasse . . .

entweder einfach so mitten im Gebirge, oder auch in einer touristisch gut ausgebauten Ortschaft wie Rodellar, an dem sich an diesem ersten Mai mit dem so schön zu verlängenden Wochenende die halbe Welt trifft ~ zumindest der Kletterer.

Sierra de Guara ~ die Kirche von Rodellar auf ihrer Felswand
Sierra de Guara ~ die Kirche von Rodellar auf ihrer Felswand

Wem also der Spaziergang durch das schöne Bergdörfchen nicht genug Abenteuer ist, der erforscht zu Fuß den dahinter liegenden Canyon, die nicht so abenteuerlustigen Menschen machen es sich auf auf der Terrasse einer der Bars bei Kaffee oder Bierchen gemütlich. Da die Rückfahrt über das aufregende Sträßchen bedacht werden muß kein Bierchen, lieber Entdeckungstour in den Canyon 😉

hinter Rodellar ~ überhängende Felswände mit Terrassen . . .
hinter Rodellar ~ überhängende Felswände mit Terrassen . . .
. . . Felstoren . . .
. . . Felstoren . . .
. . . und Felsnadeln
. . . und Felsnadeln

Daß dieser Canyon bei den Kletterern beliebt ist, wundert bei diesen Variationen von überhängenden Felswänden, Felsnadeln und Toren überhaupt nicht, und so kleben, wohin man auch blickt, mit Schnürchen gesicherte Menschlein in den gigantischen Wänden . . .

überall Menschen, die an Wänden kleben
überall Menschen, die an Wänden kleben
Mensch an Schnur ~ am Felsentor
Mensch an Schnur ~ am Felsentor
Mensch an Schnur ~ in der überhängenden Wand
Mensch an Schnur ~ in der überhängenden Wand
Mensch an Schnur ~ bei der Terrasse
Mensch an Schnur ~ bei der Terrasse
Mensch an Schnur ~ bei Fehler erfrischendes Bad?
Mensch an Schnur ~ bei Fehler erfrischendes Bad?
Mensch an Schnur ~ schaumermal, wie weit wir kommen!
Mensch an Schnur ~ schaumermal, wie weit wir kommen!

Ein Plätschern unweit des Pfades führte mich zu einer französischen Gruppe von Kletterern, die sich ein besonders reizvolles Plätzchen ausgesucht hatte, das bei Fehlern ein erfrischendes Bad garantierte . . . wenn da nicht die Sicherung gewesen wäre 😉

Mensch an Schnur ~ gerade nochmal trocken geblieben!
Mensch an Schnur ~ gerade nochmal trocken geblieben!
über dem Spektakel kreisen die Geier
über dem Spektakel kreisen die Geier

Die über dem Spektakel kreisenden Geier hatten offensichtlich keine Ahnung davon, daß Mensch sich mit modernem Material gegen Herunter- und Zu-Tode-fallen absichert, die erhoffte ausgiebige Mahlzeit blieb aus 😉

die Kleinen klettern lieber auf Bäume
die Kleinen klettern lieber auf Bäume

Unsereiner war jedenfalls nach der gemeisterten Ausfahrt aus dem Naturpark (übernachten strengstens verboten!) auch ohne Kletterei so richtig herzhaft müde. Die Energie reichte gerade noch dazu aus, eine Portion grünen Spargel mit den üblichen Verdächtigen durch die Pfanne zu jagen, zu verspeisen und sich dann hinten flach auf den Rücken zu legen ~ und aus die Maus!

am Rand der Sierra de Guara ~ grün ist normal

* am Aufstieg zur Sierra de Guara, Blick in Richtung Ebrotal nach Südwest *
* am Aufstieg zur Sierra de Guara, Blick in Richtung Ebrotal nach Südwest *

Von Zaragoza aus in Richtung Norden, dann östlich . . . ein Stückchen weit von der Nacional 240 den Anstieg zur Sierra de Guara hinaufgefahren . . . hier ist das Grün schon wieder normal, keine Ausnahme. Die Böden um die Oliven (kühleres, bläulicheres Grün) und Mandeln (das hellere, gelblichere Grün) werden nicht mehr aus Brandschutzgründen mit dem Pflug umgebrochen, es wächst ganz normales Gras. Erfrischend! 😉