Als ich nach zwei stationären Ausruh-Tagen abends auf der Suche nach einem ruhigen Platz, um den Bus für die Nacht abzustellen, die D71 nördlich von Albi entlanggefahren bin, sind mir diese beiden Brücken aufgefallen. Ob über diese Brücken nun Fahrzeuge, eine Eisenbahn oder Wasser über die Einschnitte der Landschaft geführt wird, die Frage blieb erstmal unbeantwortet. Zum einen gabs vor der Dunkelheit noch wichtigeres zu tun, und zum anderen war ich ziemlich müde von der Fahrerei bei kräftigem Sturm. Da ist Konzentration angesagt, damit der Bus auch da langfährt, wo man selbst hin will, denn neben der Straße fährt es sich nicht so gut!
Bei der genaueren Erkundung heute hab ich dann nicht mehr damit gerechnet, daß die Brücke noch in Gebrauch ist ~ Schwund an den Keilsteinen der Bögen und die Patina von wuchernden Efeu-Teppichen haben den Eindruck gefestigt, daß hier schon länger die Zeit ungestört ihrem Werk nachgeht. Und Gebüsch und Bäume wachsen auch nicht auf normalen Brücken . . .
Allerdings war das gar nicht so einfach festzustellen, was das mal war. Den Zugang habe ich erst nach längerem Suchen gefunden, ein zugewucherter Pfad inclusive Dornengestrüpp, der mehr nach Wildwechsel als nach Menschennutzung aussah . . .
Auf dem Viadukt dann ein Schotterbett, zugemoost und mit Gras überwachsen, jede Menge Büsche und Bäume . . . eine alte, einspurige Eisenbahnlinie offensichtlich, von den Schienen allerdings keine Spur mehr . . .
Besonders schön der Kontrast zwischen dem satten Grün des Efeus und den herbstlichen Orange-Brauntönen der Steineichen ringsherum . . .
Leser kann sich jetzt natürlich fragen, was das soll. Nostalgie? Eher nicht, ich sehne mich nicht nach den alten Zeiten. Nur nach besseren, und das waren die alten Zeiten definitiv nicht . . . eher so was ähnliches wie Romantik, zumindest eine spezielle Art davon. Es fasziniert und begeistert mich immer wieder, wenn und wie die Natur sich ihr Terrain zurückerobert, auch in luftiger Höhe . . . ich würde gerne mal ein paar hundert Jahre in eine Zukunft reisen, nachdem der Mensch aufgehört hat, die Landschaft zu seinen Zwecken zu verformen . . . der Blog heißt ja schließlich?