Nachdem ich nun am Cabo da Roca war, dem westlichsten Punkt Kontinentaleuropas, und zwei Wochen vorher in Tavira, dem südlichsten meiner Reise, läßt es sich nicht mehr verdrängen: Der Scheitelpunkt dieser Reise ist überschritten, von nun an gehts bergab ;~[, heimwärts?!?
Auf diesen Schreck habe ich mir aber noch zwei Tage Erholung am Strand geleistet, Mosquitostiche therapieren und die Seele zum einen baumeln lassen und zum anderen mit den Schönheiten Portugals auftanken ;-} . . . uuund: Noch einen Tag in meiner aktuellen Lieblingsmetropole angehängt, Lisboa!
Diesmal (mehr oder weniger) ohne Programm, einfach sich treiben lassend, Eindrücke sammelnd, mit der Kamera . . .
Zum Beispiel den Sprayer, der ein Auto vergoldet . . . die Kuh, die durchs Schaufenster hindurch! beobachtet, was auf der Straße so vorgeht . . .
. . . Reizendes gibt es sowohl in den Schaufenstern als auch außerhalb . . .
Als ich mich dann, um in Ruhe eine Cervesa zu mir zu nehmen, an einem bewirteten Tischchen in einer Gasse niederlasse, fällt mir dieser Herrenfriseur auf, der noch richtig mit Kamm, Schere und Rasiermesser fast liebevoll einen älteren Herren wieder auf Vordermann bringt, der dann zwar nicht jünger, aber um einiges adretter wieder ins städtische Getümmel entlassen wird . . . meine Haare hätten das auch wieder mal nötig, denn meine Haarschneidemaschine läßt sich nur am Netz aufladen . . .
Seeehr nachdenklich macht mich allerdings, als ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Menschen direkt aus einer Mülltonne essen sehe, während im Hintergrund die Luxus-SUVs vorbeirollen und schick gekleidete Damen mit den Tüten der angesagten Labels vorbeiflanieren . . . auch das gibt es hier, Obdachlose, die in Hauseingängen oder neben Bänken schlafen, Menschen, die sich mit Betteln durchbringen . . . allerdings auch nicht mehr und präsenter als bei uns . . .
Gegensätze ~ Lisboa steckt voll davon und kann anscheinend recht gut damit umgehen. Interessantes Beispiel für das Nebeneinander und Ineinander von Alt und Modern, Ästhetik und Nützlichkeit ist für mich der Rossio-Bahnhof, Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Neben dem Bahnhof enthält er den in den letzten Jahren zur Pflicht erhobenen Starbucks, aber um die Ecke auch die Zentrale von Google Portugal . . .
. . . drinnen fährt man eine modern gestaltete Rolltreppenflucht hoch, die von transparenten Fußgängerbrücken überspannt wird, und landet in der alten, von einem genieteten Eisen- und Glasdach überspannten Bahnhofshalle . . .
Da der Bahnhof in den Hügel des Bairro Alto hineingebaut ist, fahren die Züge ersmal mehr als zweieinhalb Kilometer durch einen Tunnel, bevor die Fahrgäste wieder Tageslicht sehen . . .
Nachtleben gibts natürlich auch ~ inclusive der freundlichen Menschen, die einen, mit der Speisekarte in der Hand, zu einer Mahlzeit oder auch nur einem Drink überreden wollen . . . wenn man Glück hat (wie ich), auch Fado als Straßenmusik . . .
Zum Schluß nochmal als Wiederholung ein Bild von der Hängebrücke Ponte 25 de Abril . . . es gäbe noch viel mehr zu entdecken in dieser quirligen und schönen Stadt, aber heute geht es weiter, den Tejo entlang, wieder in etwas dünner besiedeltes Gebiet . . .