Sturm . . .

Es stürmt, seit ich gestern abend hier am Strand von L’Hospitalet angekommen bin, heftig heftig! Straßenlaternen und Verkehrsschilder vibrieren kreisend. Der Bus schüttelt sich in den Federn, die Klappen der Zwangsentlüftung rappeln zornig. Ablandiger Wind bei Sonnenschein, Sand fliegt in Richtung Meer wie neulich noch in Frankreich, auch die Gischt wird zurückgeblasen auf See. Mag gut sein, daß sich auf dem doch recht engen Mediterranum eine bösartige Dünung zusammenbraut, die dann morgen oder übermorgen den Rettungsmannschaften bei der Costa Concordia das Leben schwermacht . . .

Ihr wundert euch vielleicht, daß ich das mitkriege, aber das Internet macht eben nicht nur das Schreiben von Blogs möglich, es hält mich auch über das Leben in der Innenwelt auf dem Laufenden.

Was die Costa Concordia anbetrifft, gute Seemannschaft sieht sicher anders aus, aber es ist ein sehr gutes Beispiel für die menschliche Selbstüberschätzung. Wir glauben immer viel zu lange, alles unter Kontrolle zu haben . . . eine gute Bekannte hat mich mal gefragt, ob mir das Fahren eines so großen Fahrzeugs ein Gefühl der Macht geben würde . . . was für eine Frage! Im Gegenteil, denn wenn die sieben Tonnen mal ins Rutschen geraten und irgendwo reintreiben, dann bleibt da kein Auge trocken! Und erst die Tonnen des Kreuzfahrtschiffes ~ mal eben ein bischen zu spät gesteuert . . .

A propos Macht ~ eine andere Geschichte, die mich immer wieder beschäftigt, ist die Affäre um unseren Bundespräsidenten. Eine Hand wäscht die andere, jedem das seine, mir das meiste! Was da abgeht, ist Bettelei auf allerhöchstem Niveau, wahrscheinlich muß man da oben nicht einmal mehr fragen oder die Hand aufhalten, man wartet auf die Angebote und nickt dann dezent lächelnd . . . daß der Herr Präsident sich morgens im Spiegel noch in die Augen gucken kann . . . und so geschleckt, wie der immer aussieht, verbringt er bestimmt einige Zeit vor dem Spiegel . . .

Wundern tut mich in der Politik allerdings schon lange nichts mehr, allerhöchstens die Aufregung, das So-Tun-als-ob das die Ausnahme wäre. Die Illusion, daß es sich bei Politik (oder in den Medien) zumindest am Rand noch um das sogenannte Gemeinwohl handelt, ist mir im Lauf der Jahre abhanden gekommen. Aber gibt es den Weg zurück von der Lobbykratie zur Demokratie?

Okay, okay! Schluß mit dem Ausflug in die Innenwelt, Entspannung . . .

Hab euch noch ein paar Eindrücke von meinem derzeitigen Aufenthaltsort:

. . . abstrakte Kunst in freier Wildbahn . . .
. . . abends mit Beleuchtung . . .
. . . und auch das Schilf biegt sich im Sturm . . .