Als ich für das obige Bild nach draußen gegangen bin, hat es mir gestern dauernd die Schwingtür des alten Herrn Magirus aufgezogen, weil ich sie erstens nicht von innen verriegeln konnte und zweitens nicht von außen abschließen, weil der Schlüssel drin im Bus lag. Der Schnäpper alleine war nicht genug. Auf dem Photo sieht das gar nicht sooo wild aus, weil von oben geschossen . . . Das zweite Bild hab ich dann doch lieber von innen durch die Windschutzscheibe gemacht, weil es zusätzlich noch angefangen hat zu schütten . . .
. . . und schüttet!
Mittags bin ich dann irgendwann losgefahren von meinem Adlerhorst auf dem Rattenfelsen, weil langsam aber sicher alle Scheiben mit einer wachsenden Salzschicht zugekleistert wurden. Den Scheiben macht das zwar nicht so viel, aber alles, was am alten Herrn aus Stahl ist, mag das gar nicht so sehr 🙁
Auch im Moment schüttelt sich der alte Herr Magirus vor den Böen in seiner Federung, und das Salz von gestern wird von heftigen Regenschauern weggespült ~ glücklicherweise! Und noch einen Vorteil hat das Wetter: Ich hab die Gegend hier noch nie so grün gesehen wie in diesem Winter!
Friedhof der Verteilerkästen IFriedhof der Verteilerkästen IIFriedhof der Verteilerkästen IIIFriedhof der Verteilerkästen IV
Eine Folge der geplatzten Immobilienblase in Spanien sind zur Bebauung vorbereitete Stadtviertel mit zum Teil kompletter Infrastruktur, Straßen, Beleuchtung, Verteilerkästen für Strom und Wasser für jedes Haus, unter Umständen sogar fest eingebaute Sammelstationen für die Mülltrennung. Da diese Projekte zumindest zur Zeit nicht mehr bearbeitet werden, sind sie dem Verfall preisgegeben. Diebe klauen, was nicht niet- und nagelfest ist, vor allem das Kupfer der Kabel verdunstet recht schnell, emotional unaufgeräumte Persönlichkeiten kühlen ihr Mütchen und machen kaputt, was sie nicht kaputt macht, weil sie an das nicht herankommen, was sie kaputt (ge)macht (hat); und die Natur holt sich langsam und geduldig ihr Terrain zurück . . .
Vor ein paar Tagen habe ich es endlich geschafft, eine uralte Olive zu besuchen, die ich vor zwei Jahren im Hinterland von Torrevieja entdeckt hatte. Im letzten Winter hatte mich Google’s Navigation im Stich gelassen, kreuz und quer war ich durch die Landschaft gefahren, ohne Erfolg. Dieses Jahr hat es, mit etwas Glück und viel Geduld, dann doch geklappt . . .
. . . bei jedem Licht . . .
Ich mag diesen Baum, der über den Tod hinaus seine Schönheit und seinen Charakter bewahrt. Nach einem langen Leben noch trotzig dem Verfall widersteht, und ganz nebenbei noch einer Karnickelfamilie Obdach gibt, die ihre Höhlen um sein Wurzelwerk gegraben haben.
. . . aus jeder Perspektive . . .
Immer wieder bleibt es interessant, wie er mit Wind und Wetter, mit den unterschiedlichsten Wolken, nach denen er seine Äste reckt; unter morgendlich warmen und weichen Licht, der harten Mittagssonne, oder im schwindenden Licht des Abends seine starke graphische Wirkung entfaltet.
. . . ein starker Charakter!
Für so manches Wesen (oder photographisch profan: Objekt) lohnt sich immer wieder die weiteste Anfahrt. Dieses hier hat für mich eine Bedeutung über das Bildermachen hinaus.
. . . und zur richtigen Zeit, beim richtigen Licht . . .
* Agglomeration bei Nacht ~ aus der Entfernung, auf einem Hügel *
. . . sehen auch diese Mega-Agglomerationen von Einfamilienhäusern sehr schön aus. Nachts schwingen sich die Perlenketten der Straßenlaternen über die Hügel, am richtigen Ort spiegeln sich die Lichter in der davor liegenden Lagune ~ der WOW-Effekt 😉
* Lichtermeer mit Spiegelung in der Lagune *
Auch diese zwei Bilderchen lassen sich durch Klick vergrößert betrachten, probiert das aus (ich markiere diese vergrößerbaren Bilder in Zukunft mit Sternchen). Und jetzt genieße ich erstmal das Morgenrot an einem fast wolkenlosen Himmel. Allen einen schönen Tag!
Nach dem gestrigen grauen bis dunkelgrauen Tag mit nächtlichem ausgiebigem Regen heute mal wieder Sonne prall an einem fast wolkenlosen Himmel. So mögen wir das! 😉
* 'individuelle' Architektur mal fünfhundert ~ ein jeder soll sein Türmchen haben! *
Der Mensch ist ganz offensichtlich ein Herdenvieh. Das merkt man nicht nur an der ‚individuellen‘ Architektur, die in rauhen Massen dicht nebeneinandergeklatscht auch nur den Eindruck eines Krebsgeschwürs macht, das sich in die Landschaft frißt. Dabei ist das hier noch eine vergleichsweise ’nette‘ Urbanication, wie man das hier nennt. Jeder soll sein Türmchen haben! Ansonsten wurden hier an der Küste viele Tausende, eher Millionen Wohneinheiten dicht an dicht aneinandergeklatscht. Als die Immobilienblase dann geplatzt ist, blieben viele dieser Siedlungen unvollendet, stehen leer, manchmal leben wie auch in diesem Projekt Menschen darin ~ teils mit provisorisch fliegend verlegten Wasser- und Stromleitungen . . .
Wer mag, klickt in das Bild, um eine größere Ansicht zu sehen, je nach Betriebssystem wird der Mauszeiger dann zum Lupensymbol, mit dem man auf die Originalauflösung zoomen kann.
kein Campingplatz ~ ein normaler Parkplatz in Strandnähe
Genauso ‚individuell‘ reisen die jedes Jahr zahlreicher werdenden Wohnmobiltouristen, Rentnerpaare zumeist, die dem kalten Winter in Nord- und Mitteleuropa entfliehen möchten. Nicht nur aus Deutschland, auch aus Holland, Großbritannien, Belgien, Dänemark, Schweden, sogar Iren wurden schon gesehen. Wer will es ihnen verdenken? Vor der nicht unbegründeten Furcht, ausgeraubt zu werden, rotten sie sich in der Regel in Haufen zusammen, dicht an dicht, als hätten sie sich die Architektur zum Vorbild genommen.
schöne Aussicht? ~letztes Jahr war es hier noch verboten . . .
Mancherorts findet dann leider der spanische Bürger, der ein Wochenende am Strand verbringen möchte, keinen Platz mehr, um sein Auto abzustellen, und auch die Strandlinie ist zugeparkt mit Plasticos (wie der Bus- und LKW bewohnende Teil der Meute die einfach gekauften Standartwohnmobile etwas abfällig nennt).
Policia und Camper ~ traut vereint?
Da wie auf diesem Bild die meisten der Parkplätze nur für PKW ausgelegt sind, kann ein einziges oder zwei Wohnmobile einen ganzen oder zumindest einen großen Teil eines Parkplatzes blockieren wie auf dem Bild oben.
Schon in den letzen Jahren hatte ich den Eindruck, daß in jedem Winter dreimal so viele Wohnmobiltouristen unterwegs sind wie im Jahr davor. So lange sie sich in Haufen konzentrierten und mir die etwas außerhalb liegenden ‚freien‘ Plätze in der Landschaft übrigließen, störte mich das nicht sehr. Aber auch die werden immer mehr von den Plasticos erobert. Die Konquista ist voll im Gange.
Gestern mußte ich bei der Ankunft an einem meiner traditionellen Haltepunkte auf dem Weg nach Süden feststellen, daß schon drei Plasticos da standen, wo ich in den letzten Jahren gemütlich und in Ruhe alleine mit Blick auf die Salinen stand. Die modernen technischen Möglichkeiten mit Satellitennavi für jeden und Internet führen dazu, daß jeder in einem Forum, Blog oder einfach über Email oder jetzt gar WhatsApp & Co einen entdeckten Standplatz für jeden verfügbar machen kann. Und es gibt genug Leutchen, die durch solche Posts ihre Reputation aufpolieren möchten . . .
Nicht umsonst wird man in diesem Blog nie konkrete Angaben für die schönen Plätze finden. Nicht nur gehört für mich das Suchen dieser Perlen mit dazu zum Vagabundenleben, es ist leider absehbar, daß sonst im nächsten Jahr drei, sechs, oder auch ein Dutzend Plasticos da stehen . . .
Bedauerlicherweise zerstört der Tourist, egal welcher Couleur, schon seit je her genau das, was er sucht in fremdem Land oder fremder Kultur. Auch der Rucksacktourist oder der Reisende mit einem alten Magirusbus tut das (sogar wenn er keine Geodaten veröffentlicht). Man weckt Begehrlichkeiten, schon gar wenn man einen Blog schreibt und mit schönen Bildern pflastert . . .
Das funktioniert so ähnlich wie bei der Eroberung des wilden Westens a la Lederstrumpf. Die ersten Trapper wie Daniel Boone waren wenige, keine Siedler, sie hinterließen kaum Spuren in der neuentdeckten Welt (sogar wenn sie wie Danny Boone schießwütige Arschlöcher waren). Aber die, die sie beladen mit Fellen zurückkehren sahen und ihren Erzählungen vom Wildreichtum der Wälder lauschten, die wollten diesen Reichtum auch haben und drängten westwärts, immer mehr, immer weiter. Was die Pioniere weiter nach Westen trieb, wodurch wieder die Zivilisation weiter nach Westen zog, bis der Pazifik dem ein Ende bereitete.
Für die Natur war das eine Megakatastrophe: Wo vorher Abermilliarden von Tieren ~ auf vier Beinen wie Büffel, mit Flügeln oder Flossen ~ in schier unglaublichen Mengen lebten, wurden die, die man essen konnte, vor allem aber die, die man in klingende Münze verwandeln konnte, unerbittlich bejagt bis zur Ausrottung. Riesige alte Wälder mit tausende Jahre alten Bäumen verwandelten sich in Bauholz, Streichhölzer oder Papier für die Medien der Zeit, die Zeitungen. Wer sich darüber informieren möchte, lese das Buch des kanadischen Biologen, Autors und Umweltschützers Farley Mowat, der leider im letzten Jahr gestorben ist: Der Untergang der Arche Noah – Vom Leiden der Tiere unter den Menschen. Rowohlt, 1987, ISBN 3498042971. (Sea of Slaughter 1984) Unglaublich, was vorher war, Depressionen gesichert, wenn man die Motive und die Methodik sieht, wenn man das Vorher mit dem Nachher, dem Jetzt vergleicht. Wie es der englische Titel treffender sagt: Eine Metzelei, ein Schlachten. Der Mensch als Pest des Planeten Erde.
Dumm nur, daß man auch als leicht soziophob veranlagter Mensch nichtsdestotrotz Mensch und damit Teil des Problems bleibt. Auch und gerade wenn man sich aus der Menge raushält bleibt der alte Herr Magirus ein sichtbarer Fleck in der Landschaft, ein Reiz, mal zu schauen, ob man da nicht auch . . .
Wenn ich aufs Frühjahr zu über das Landesinnere zurückfahre, wird das ruhiger werden ~ bis die Herde auch da hin nachfolgt. Nur verteilt sich das dann auf eine größere Fläche. Aber wie Farley Mowat es beschrieben hat: Manchmal ist sogar ein Riesenkontinent zu klein 🙁
Letztes Jahr hatte ich hier das Vergnügen, als inoffizieller Hochzeitsphotograph zu peepen, dieses Jahr ist das Wetter zu ungemütlich für festliche Anlässe . . . dafür gibt es einige Schiffe auf Reede vor der Küste von Valencia.
Zum Beispiel die zwei Container-Carrier oben. Wenn man bedenkt, daß ein normaler Container knapp 2 Meter und 60 Zentimeter hoch ist, machen die sechs Lagen hinter dem Brückenturm eine Höhe von gut fünfzehneinhalb Metern zwischen Reling und Unterkante Brücke. Der ganze Aufbau von Wasserlinie ab ergibt schon ein mittleres Hochhaus!
häßlicher Riesenpott ~ Car-Carrier
Und dieser häßliche Riesenpott oben? Meine Recherchen im Internet ergeben, daß die Firma NYKCOS eine chinesische Reederei ist, die sich auf Autotransporte spezialisiert hat. Dieses Schiff kann über 4300 PKW und 198 LKW transportieren ~ ein riesiges mobiles Park(hoch)haus auf dem Wasser. Wer genau hinschaut, sieht links vom Bug die auch nicht ganz kleine Segelyacht, die in der Lupe links oben abgebildet ist . . .
Heck mit Klapprampe
Am Heck sieht man eine große, hochgeklappte Rampe, über die die Autos auf das Monster gefahren werden. Wird eine Weile dauern, bis die Parkplätze alle belegt oder umgekehrt der Carrier wieder entladen ist!
Dazu muß man jetzt noch wissen, daß es bei Valencia Europas größtes Ford Werk gibt, in dem mittlerweile 8000 Leute arbeiten. Ich hab am Strand von Puçol einen von ihnen kennengelernt: Marco aus Magdeburg, der inzwischen mit einer attraktiven Spanierin verheiratet ist, die beiden haben zusammen ein Kind. In seiner Freizeit taucht Marco nach Tintenfischen, die er mit einem Stahlhaken aus ihren Schlupflöchern zieht. Einen Teil verkauft er, einen Teil tauscht er mit befreundeten Jägern, einen Teil verschenkt er . . . man muß etwas tun, um in Spanien über die Runden zu kommen!
Und ich? Komm auch so über die Runden. Bin schon wieder eine Runde weiter, kurz vor Alicante, das ich heute umrunden werde 😉 Die drei Tage Regenwetter, die angekündigt waren? Nun ja, die paar Spritzer gesten während der Fahrt haben dazu gereicht, die Windschutzscheibe zu verschmieren, aber es war nicht genug, um die Scheibe zu reinigen. Das werd ich nach dem Frühstück selbst erledigen müssen, von Hand . . .
Auch Quixote muß mal Wäsche waschen, wenn die Hosen verschmuddelt, die T-Shirts verschwitzt und die Unterhosen knapp werden. Also entgegen aller Gewohnheit ein Stopp in der Stadt Valencia, und die Zeit des Waschens (30 Minuten) und Trocknens (35 Minuten) zu einem (Vor-)Stadtbummel genutzt. Und wer begegnet einem schon auf den ersten Metern? Don Quixote und Sancho Pansa 😉 ~ man kommt sich gleich wie zu Hause vor!
Doktor für Hund und Katz ~ einträchtig wartend auf dem Bänkchen
Ich hoffe, niemand erwartet von mir die üblichen Reiseführerbildchen. Es gibt nur ein paar Impressionen, Amüsemants am Rande . . .
Nahrungsmittel speziell für Sportler ~ damit der Gockel ordentlich Muckis kriegt!
Ansonsten zeigt sich Spanien momentan von der winterlichen Seite, der Wetterbericht sagt drei Tage Regenwetter an. Noch ist es zwar trocken, aber die Sonne hat sich nach kurzem Aufblitzen über dem Horizont gleich hinter eine dicke Wolkenbank verzogen, es ist frisch. Und da der Heizungstank gestern leergelaufen ist und ich auf der Stadtumfahrungsautobahn keine Tankstelle gefunden habe, ist es auch im Bus mit elf Grädern (draußen siebeneinhalb) reichlich unkuschelig. Also erstmal einen Tee und dann einen Spaziergang 🙂
Heute früh aufgewacht und bei minus zwei Grädern stand die Sonne als riesengroße Apfelsine über dem Horizont, im Gegensatz zu gestern an einem glasklaren und wolkenlosen blauen Himmel 😉
Keine Sonnenaufgangsbilder heute, zuerstmal war eigene Äkschän angesagt: Gestern abend war die deutsche Gasflasche leergelaufen, nach erstaunlich langer Zeit, und um mir einen Kaffee kochen zu können, mußte die Gasanlage erstmal für das spanische Gas umgebaut und die spanische Gasflasche angeflanscht werden . . .
Training an der Pferdekutsche
Ansonsten muß ich nicht selbst für die Äkschän sorgen, mir wird hier einiges geboten. Neben den üblichen Anglern und Joggern, den Menschen, die mit ihren Hunden spazierengehen oder ihre Hunde hinter ihren Autos herlaufen lassen, gibt es jeden Morgen den Kutscher, der mit wechselnder Besetzung seine Pferdchen trainiert. Sportlich werden zur zusätzlichen Ertüchtigung noch zwei Traktorenreifen mitgeschleift, das gibt Muckis und Ausdauer!
Paraglider motorisiert ~ startklar
Gestern Nachmittag kam dann ein Minivan angefahren, stoppte neben dem alten Herrn Magirus und der Fahrer entlud eine Art Riesenventilator auf Rollen, breitete eine große gelborange Drachenmatte aus, ein Pärchen von Steuerseilbündeln wurde durch zwei Ösen am Ventilatorgitter zum integrierten Sessel geführt, und los gings!
Paraglider ~ los gehts!Paraglider ~ jetzt steht der Schirm
Vollgas, und der Luftstrom des Ventilators läßt die Drachenmatte steigen, nach kurzem Anlauf hebt das Fluggerät ab und cruist die Kante des Strandes entlang, mal in die eine, dann in die andere Richtung . . .
Paraglider ~ kurzer AnlaufParaglider ~ und abgehoben!Paraglider ~ Cruising die Küste entlang 🙂
Abends dann, ich suchte mir gerade die Utensilien zum Kochen zusammen, beehrte mich ein Musikant, setzte sich auf das Dach seines Autos und sang so einige Lieder gen Sonnenuntergang . . .
abends mit Musik . . .
Noten, Akkorde und Texte werden nicht mehr von Papier abgelesen, der Laptop dient als Teleprompter . . .
der angesungene Sonnenuntergang
. . . und als Beleuchtung und Lagerfeuer, als die Sonne sich hinter den Horizont zurückzieht. Wem die Ständchen wirklich gegolten haben? Man weiß es nicht, aber das ‚te quiero‘ schwebt noch heute in meinem Ohr 😉
der Laptop als Teleprompter, Beleuchtung und Lagerfeuer
Auch sonst kommt die Kunst hier nicht zu kurz: Zum Schluß eine kleine Kollektion von Graffitos an der Schutzmauer am Fluß, wie immer mit Dank an den unbekannten Künstler.
Mandala ~ das Auge an der WandMandala floralMandala ~ Meer und Stern?