Tohuwabohuch! :(

Tohuwabohuch! <em>I</em>
Tohuwabohuch! I

Ein Spaziergang im heimatlichen Wald am Schönberg. Vor zwei Wochen war die Welt hier noch in Ordnung, kaum zu fassen, was innerhalb von 14 Tagen für ein Tohuwabohu angerichtet werden kann. Der Wald noch lichter als im Winter eh normal, Wege verschlammt, neue Fahrspuren durch den Wald gefräst, wo vorher Unterholz, Farn und Moos den Boden bedeckten. Überall liegen gestapelte, gefällte Stämme herum, außerdem große Haufen abgetrennter Äste und Zweige. Dazu gibt als Hintergrundgeräusch das Geballere des örtlichen Schützenvereins einen surrealistischen Geräuschteppich. Ein Gefühl von Fremdheit kommt auf.

Tohuwabohuch! <em>II</em>
Tohuwabohuch! II

Vor ungefähr einem Dutzend Jahren war das schon einmal so. Damals waren am Südhang viele der schönsten großen Buchen aus dem Wald gerissen worden. Erntereif, wie der Forstwirt das nennt. Auf einen Schlag verlor der Wald das, was ihn einzigartig und schön machte. Übrig blieb fast ununterscheidbares, junges ‚Gemüse‘, und (damals) jede Menge nicht verwertbares Holz in wildem Durcheinander. Das scheint jetzt wohl auch der geordneten Verwertung als Hackschnitzel für Heizanlagen aufgehäufelt zu werden.

 Tohuwabohuch! <em>III</em>
Tohuwabohuch! III

Nun also der Nordhang. In banger Erwartung den gewohnten Weg entlang. Ob wohl die alte Buche auch dieser ökonomischen Verwertung des Waldes zum Opfer gefallen ist? Als ich vor fast acht Jahren erleben und photographieren konnte, wie dieser Baum aus einer grauen Nebelsuppe heraus plötzlich in sattem Grün in der Sonne aufleuchtete, hat sich eine Beziehung aufgebaut, und immer wieder habe ich ihn besucht und geschaut, ob es ihm noch gut geht. Mich geärgert, wenn Waldarbeiter ihm den wunderschönen, bemoosten Wurzelbereich zugeschüttet und einen Stapel geschlagener Stämme auf die Füße geworfen haben. Mir Sorgen gemacht, wenn sich da später eine großfleischige Sorte Pilze breit gemacht hatte. Wie geht es dir jetzt, alter Freund?

 Tohuwabohuch! <em>IV</em>
Tohuwabohuch! IV
Buche im Vorfrühling
Buche im Vorfrühling

Diesmal ist er noch davongekommen. Erleichterung, meine zwei liebsten alten Buchen sind ~ dieses Mal ~ noch nicht dem ökonomischen Kalkül zum Opfer gefallen. Nicht das erste Mal überlege ich, ob man einen einzelnen Baum, der einem besonders am Herzen liegt, kaufen und so vor der Säge bewahren könnte . . .

Buche nach Nebel im Sonnenlicht
Buche nach Nebel im Sonnenlicht

Das wahrscheinlich nicht. Aber es gibt eine Möglichkeit, einen ganzen Wald vor der Säge zu schützen und für zumindest die nächsten fünfzig Jahre als Buchen’Ur’Wald zu bewahren. Nicht alleine, aber als Teilhaber, sozusagen. Der Förster Peter Wohlleben hat ein Projekt mit forestfinance.de aufgezogen, in dem man für € 9,99 oder € 99.- oder auch mehr Teilhaber eines naturnahen alten Buchenwaldes werden kann. Nicht um irgendwann sein Geld samt Rendite zurückzubekommen, sondern um diesem Wald die Chance zu geben, zu leben, sich zu entwickeln und jedem Baum sein natürliche Lebensfrist auskosten zu lassen. Eine schöne Sache, das!

. . . und die gebrochene Zeit . . .

ist da die Zeit zerbrochen ~ oder doch nur die Uhr? :)
ist da die Zeit zerbrochen ~ oder doch nur die Uhr? 🙂

Wo ist bloß die Zeit hingeraten? Mehr als drei Monate auf einem regulären Wohnmobilstellplatz. Jahre ist das her, daß ich mich so lange an einem Ort aufgehalten habe, festgenagelt war. Alles in Allem war es aber nicht gar so schlimm, die meiste Zeit war nicht gar so viel los, der Jahreszeit sei Dank! Aber der alte Kumpel, der Rabe, mahnt an, daß es wieder mal Zeit wird für die weniger sesshafte Lebensweise, für die Chancen, daß jeder Tag ein Tag ins Unbekannte wird, wo man nie so recht weiß, was passiert.

der alte Kumpel, der Rabe
der alte Kumpel, der Rabe

Eine Umstellung, die gar nicht so leicht ist. Denn auch das Leben als Vagabund, oder, wie eine gute Freundin es lieber hört, Reisender, hat seine eigenen Routinen, die sich von denen der Sesshaftigkeit unterscheiden. Man sollte zum Bleistift daran denken, für den grünen Tee mit Ingwer und auch für den puren Trinkgenuss genügend Wasser in einem separaten Behälter mitzunehmen, denn das Wasser im Tank ist geschmacklich doch etwas zweifelhaft. Auch wie man die Sächelchen zur Fahrt sicher verstaut, ist fast in Vergessenheit geraten 🙁

die neue Plakette der Freiheit :)
die neue Plakette der Freiheit 🙂

Aber nun ist es wieder so weit, seit letzem Freitag prangt am Hintern des alten Herrn Magirus die neue Plakette der Freiheit, und wie immer habe ich mir einen zu dicken Kopf gemacht. Die Prüfung lief, zwar mit dem üblichen Nevenkitzel, letzlich aber problemlos ab. Nun kehrt Ruhe ein . . .

. . . es könnte einem der Himmel auf den Kopf fallen . . .
. . . es könnte einem der Himmel auf den Kopf fallen . . .

Und so habe ich mich für ein paar Tage Urlaub zum Rhein begeben, erlöst aus der Welt der Comfort- und Premium-Liner, von der Gesellschaft derer, die beim Sonnen einen Helm tragen, weil ihnen ja der Himmel auf den Kopf fallen könnte 🙂 Auf geht’s, das ist nicht das Ende, das ist der Anfang des Regenbogens, den ich hier gestern gesehen habe. Und im Moment eitel Sonnenschein, da freut einen das Leben . . .

der Anfang, nicht das Ende des Regenbogens!
der Anfang, nicht das Ende des Regenbogens!

um nicht ganz in Vergessenheit zu geraten . . .

ein bunter Morgenhimmel ist keine Garantie für einen sonnigen Tag :(
ein bunter Morgenhimmel ist keine Garantie für einen sonnigen Tag 🙁

Ich weiß, ich weiß ~ die wenigen, die regelmäßig diese Seite besuchen, enttäusche ich in diesem Winter sehr. Aber da ich meine Zeit festgenagelt auf einem Wohnmobilstellplatz verbringe, gibt es halt auch wenig zu berichten. Oder wollt ihr eine wechselnde Dokumentation von diversen Plastikos bewundern? Ich bin ja schon froh genug, daß ich bei dem poppig bunten Morgenhimmel von gestern all die Womos in den Schatten am unteren Bildrand oder sogar darunter rutschen lassen konnte 🙂

Leider war das rotgoldene Leuchten am westlichen Himmel keine Garantie auf einen sonnigen Tag, im Gegenteil, es regnete von früh bis spät, und auch heute wieder. Da bleibt nichts weiter übrig als den Tag ruhig anzugehen, Kollege HaiTzung hebt die Temperaturen in den kuschligen Bereich und die Lebenserinnerungen von Marcel Reich-Ranicki sorgen für intellektuellen Input. Und ein kleines Artikelchen mit zwei Bilderchen (der Eisvogel ein Schnappschuß-Ausschnitt mit dem großen Telezoom schon vom vergangenen Monat) für den von mir selbst so sehr vermißten intellektuellen Output.

Seid geduldig, irgendwann demnächst bin ich wieder unterwegs, dann gibt es neues Futter. Habt Dank!

Kingfisher ~ Eisvogel
Kingfisher ~ Eisvogel

Inversion

Inversion ~ Blick von oben über das Meer der Nebelsuppe
* Inversion ~ Blick von oben über das Meer der Nebelsuppe *

Ein seeehhhr notwendiger Urlaubstag aus der dicken depressionsfördenden Nebelsuppe in Freiburg, wo der alte Herrr Magirus immer noch wegen demontierten Starterbatterien festhängt. Das Leben an sich und die Bastelei ist halt meistens komplizierter als geplant. Während unten die Temperaturen allenfalls knapp über dem Gefrierpunkt bleiben und damit Farbe und die Klebe- und Dichtungsmasse Tage anstatt Stunden brauchen, um halbwegs auszuhärten, gab es oben auf dem Kandel Sonnenschein und mehr als acht Grad im vermeidbarem Schatten. Eine Wohltat 🙂

Rechts im wieder einmal durch Klick vergrößerbaren Photo lugen die zwei Gipfel des Kaiserstuhls gerade mal so eben aus dem Nebel, links im Bild genauso hinter den Windrotoren auf dem Roßkopf zwei Zipfel des Schönbergs. Freiburg und die gesamte Rheinebene bis zu den Vogesen im Hintergrund ein Meer aus Nebel . . .

Und jetzt wieder aufgerafft zu den Arbeiten am alten Herrn!

den Arsch aufgerissen . . .

der alte Herr Magirus mit aufgerissenem Arsch :(
der alte Herr Magirus mit aufgerissenem Arsch 🙁

Fast ein Monat ohne einen neuen Beitrag im Blog ~ da laufen einem ja alle Leser davon 🙁
Allerdings ist das eine Lücke nicht ohne Grund: Arbeitsame Zeiten sind angebrochen. Zur Verlängerung des Lebens des alten Herrn Magirus wurde diesem im wahrsten, will heißen im chirurgischem Sinne der Arsch aufgerissen. Nach 43 Lebensjahren zeigen die Bodennahen Vierkantrohre, aus denen die Karosserie aufgebaut ist, Materialverluste durch Rost und müssen ausgetauscht werden, nebenbei entsteht im alten hinteren Türeinstieg, der schon lange nicht mehr benutzt wird, weil darüber das breite Bett des Herrn Gutmann liegt, ein von außen zugänglicher zusätzlicher Stauraum ~ von dem kann man nie genug haben!

In der Vorbereitung lief nicht alles rund. Der bestellte Stahl kam mit einer Woche Verspätung an, weil der Fahrer von GLS der deutschen Sprache nicht mächtig genug war, um mit dem Begriff Wohnmobil bzw Wohnmobilstellplatz irgendetwas anfangen zu können. Bis das geklärt war, wurden die Stahlstangen immer wieder hin- und hergefahren, zwischendurch eingelagert. Ich mußte eimal hilflos zusehen, wie sich das Zulieferfahrzeug entfernte, ein anderes Mal konnte man auf den Aufnahmen der Überwachungskamera des Stellplatzes sehen, wie der Fahrer auf dem Parkplatz gegenüber versuchte, die Lieferung loszuwerden. Ein hoffnungsloser Fall und Beweis dafür, wie wichtig Kenntnisse in der jeweiligen Landessprache bei der Arbeit sind.

Als der Stahl dann endlich da war, sorgte das neue Schweißgerät für eine weitere Woche Leerlauf. Der Netzschalter leuchtete auf, ansonsten tat sich nichts. An sich kein Problem, nach dem Wochenende reklamiert und ein Ersatzgerät wurde auf den Weg gebracht. Dann konnte ich über die segensreiche Einrichtung des Pakettrackings verfolgen, daß auch DHL mit der Adresse des Wohnmobilstellplatzes ein Problem hatte, da der keine Hausnummer hat. Geschlagene drei Tage zirkulierte das Paket im Zielpaketzentrum, bevor es an den Zusteller weitergegeben wurde, für den die Adresse kein Problem darstellt. Hier ist der Trick, um die Software im Paketzentrum zu überlisten, eine nicht vorhandene Haunummer einzutragen (30) Arrrrghhh!

Nun denn, jedenfalls geht es jetzt voran, wenn auch langsam . . . das Ersatzschweißgerät tut auch nicht immer, wie es soll, und manchmal auch tut. Noch ist es nicht ganz raus, ob das ein intermittierender Defekt ist oder der Fehler des Herrn Gutmann, der schließlich in den letzten Jahren ein wenig aus der Übung gekommen ist. Jeden Tag wird gearbeitet, bis die Dunkelheit viel zu früh hereinbricht, dann aufgeräumt, den guten Mann gesäubert und neu eingekleidet, eine warme Mahlzeit bereitet und gegessen, dann ist der Tag auch schon wieder rum. Sooo vergeht die Zeit . . .

Realsatire?!? – die Fortsetzung

Sooo, es wird Zeit, jetzt endlich die Fortsetzung der Realsatire ins Internet zu werfen, weil sonst jeden Tag neue Grausligkeiten eingebaut werden müßten. Als einzelnes Erlebnis wäre die Begegnung allenfalls eine belustigende Anekdote wert gewesen, meine alltägliche Nachrichtenschau im Internet zeigt mir aber, daß Mensch sich nicht wundern sollte, weil sich das Einzelerlebnis mehr oder weniger nahtlos in das Gebaren des Apparates der geschätzten Republik einfügt. Übertrieben? Na, schaumer mal, dann sehmer scho!

Nun bin ich in einem Bundesland aufgewachsen, das in den ersten 21 Jahren meines Lebens von ehemaligen strammen Nazis durchregiert wurde. Zuerst Kurt Georg Kiesinger, von 1958-1966 Ministerpräsident von Baden-Würthemberg, Eintritt in die NSDAP frühzeitig 1933, der dann, weil er Bundeskanzler (1966-1969) wurde, vom ehemaligen NS-Marinerichter Hans Filbinger abgelöst wurde, der kurz vor Kriegsende noch Todesurteile gegen Deserteure aussprach, regierend von 1966-1978. Eine Parteikarriere in einer Diktatur war für politisches Emporkommen in der Bundesrepublik noch nie hinderlich, im Gegenteil mußte sich Willi Brandt 1961 vom ehemaligen Chef der Stabsbatterie und Nationalsozialistischen Führungsoffizier (NSFO) an der Flak-Artillerie-Schule IV in Altenstadt, Franz Josef Strauß, fragen lassen: „Eines wird man Herrn Brandt doch fragen dürfen: Was haben Sie zwölf Jahre lang draußen gemacht? Wir wissen, was wir drinnen gemacht haben“. Übrigens schrieb Strauß später in seinen Lebenserinnerungen, er sei als Wehrmachtssoldat mehrfach „Zeuge“ von deutschen Massakern an Juden im Osten geworden . . . hat er das gemeint, als er Brandt in die Ecke der Vaterlandsveräter stellen wollte?

Olle Kamellen, und der aktuelle Bezug? Nun, EU-Digitalkommissar Günther Oettinger, bekannt für frei-von-der-Leber-Sprüche und ehedem auch bekannt dafür, Filbinger eben nicht für einen gewesenen Nazi zu halten, schwadroniert auf einer Rede vor einem Unternehmerverband über eine Pflicht-Homoehe und Frauenquote, nennt Mitglieder einer chinesischen Regierungsdelegation Schlitzohren und Schlitzaugen. Eine Entschuldigung hält er erst einmal nicht für nötig und reicht sie erst (halbherzig) nach, als er vom Kommissionspräsidenten zur Brust genommen wird. Oettinger singt auch mal die erste Strophe des Deutschlandlieds (“ . . . über alles auf der Welt!“), die nicht ohne Grund nicht (mehr) zu unserer Nationalhymne gehört. Und er fordert auch schon mal ältere Arbeitnehmer zum Lohnverzicht auf, weil sie ab 40 nicht mehr so leistungsfähig wären. Oettinger ist 1953 geboren, hat neulich seinen 63. Geburtstag gefeiert. Vielleicht sollte er sich wegen progressiver Senilität auf die Suche nach einem Pflegeplatz begeben?!? Aber nein, weil offensichtlich schon seit längerer Zeit Zweifel bestehen, daß der EU-Digitalkommissar wenigstens binär von 0 auf 1 zählen kann, soll er jetzt zum EU-Kommissar für Haushalt und Budget befördert werden. Eine Liste seiner Entgleisungen findet sich hier auf politico.eu

Anderes Thema: Wirtschaftsminister Gabriel ist mit dem Versprechen in sein Amt eingetreten, die Rüstungsexporte Deutschlands zu beschränken. Nun ist der aktuelle Bericht der Bundesregierung vorgestellt worden. Und wieder einmal ist der Rüstungsexport gestiegen, diesmal um eine halbe Milliarde €uro. Der Wert der genehmigten Exporte von Kleinwaffen sank leicht von 12,4 auf 11,6 Millionen €uro (ist der Markt etwa gesättigt?), aber die Exporte von Munition für diese Waffen hat sich von von 27 Millionen auf 283,8 Millionen mehr als verzehnfacht! Das ist das Zeug, an dem die meisten Menschen sterben! Wenn die Menschen dann von da, wo mit dieser Munition geschossen wird, hierher ins ’sichere‘ Deutschland wollen, heißt es, sie sollen da bleiben, wo der Pfeffer wächst . . . Nun denn, das ist wahrscheinlich höhere Logik, das kann ich als geistig Minderbemittelter eben nicht verstehen 🙁 Ich höre auch schon wieder die schlauen Leutchen, die meinen, wenn nicht wir das tun, dann tun das eben andere. Da sag ich nur dazu: Mir ist es lieber, wenn andere das tun und nicht wir. Man muß nicht um jeden Preis hinter jedem €uro herrennen!

Ein Thema, das über mehr als hundert Jahre alt ist. Während der Bundestag in einer Resolution den Genozid der Türkei an den Armeniern zu Recht verurteilt, geht der Der Genozid an den Hereros 1904 bis 1908 in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, allerdings vollkommen an ihm vorbei. Generalleutnant Lothar von Trotha, damals Kommandeur der „Schutztruppe“, befahl jeden Herero, auch Frauen und Kinder, innerhalb der deutschen Grenzen zu erschießen. Zitat: „Gewalt mit krassem Terrorismus und selbst mit Grausamkeit auszuüben, war und ist meine Politik.“ Von geschätzten 35.000 bis 100.000 Herero waren nach dem Krieg nur noch 14.000 bis 16.000 am Leben. Die deutsche Regierung schließt immer noch eine Wiedergutmachung aus (kostet Geld!), eine kostenfreie Entschuldigung wird angeboten. Hier ein Interview der Telepolis mit Herero-Häuptling Vekuii Rukoro anläßlich eines Kongresses zum Thema, der letzten Monat stattgefunden hat, und zu dem ich sonst nirgends etwas lesen konnte. Ein Großteil des Grundbesitzes in Namibia gehört übrigens immer noch weißen Nachfahren der damaligen Kolonialisten, da darf Geschichte nachwirken . . .

Überhaupt endet Geschichte nie, und die Muster hinter der schönen Fassade auch nicht. Die Zahl der rechtsextremistischen Straftaten hat wieder mal einen Höchststand erreicht. Derweilst machen sich deutsche Politiker Gedanken über ein Burka-Verbot. Während die reale Gefahr, durch islamistischen Terror in Deutschland zu Tode zu kommen, verschwindend gering ist, ist die reale Gefahr für einen Flüchtling, in Deutschland zu Schaden zu kommen, recht hoch. Daß ausgerechnet die deutschen Verfassungsschützer über V-Leute rechtsextremistische Gewalt finanzier(t)en, hatte ich schon in einem früheren Artikel erwähnt. Dort auch die „Bemühungen“ zur Auflkärung. Inzwischen wurde bekannt, daß der Mitarbeiter des Verfassungsschutzes die Akten zum sogenannten NSU nicht versehentlich geschreddert hat, wie offiziell kolportiert, sondern durchaus absichtlich. Zur Verantwortung gezogen wurde er dennoch nicht. Weitere Ungereimtheiten kommen zum Nagelbombenanschlag in Köln zum Vorschein. Nicht nur der Verfassungsschutz, auch die Bundesanwaltschaft hielt es nicht für nötig, den in Verdacht geratenen V-Mann und bekannten Neonazi ernsthaft zu überprüfen. Die Lektüre der Website des Untersuchungsausschusses des Bundestags zum Themenkomplex lesen sich, traurig aber wahr, wie Realsatire. Die Zeugen aus den Ämtern ‚waren damit nicht befasst‘, ‚können sich nicht erinnern‘ oder ‚dürfen dazu nichts aussagen‘. Beide Ämter sind über das Bundesinnenministerium dem Kanzleramt unterstellt. Ein Schelm, wer Böses sich bei denkt. Das wären dann Verschwörungstheorien. Geht gar nicht!

Daß Polizeibeamte sich auch nicht immer auf dem Boden unseres Grundgesetzes wohlfühlen, hat man auch schon um die Aufklärungsversuche am Polizistenmord Michèle Kiesewetter mitbekommen. Gleich fünf Polizeibeamte des LKA gehörten zum lokalen Ableger des Ku Klux Klans und fanden da nichts Böses dabei. In den letzten Wochen findet man immer mehr Polizisten, die sich als Reichsbürger des Deutschen Reichs in den Grenzen von 1937 sehen ~ aber erst, nachdem ein Reichsbürger bei einer Razzia auf vier Polizisten geschossen hat. Das geht natürlich nicht!

Wer sollte es da einem Mitarbeiter des Wasser- und Schiffahrtsamtes nachtragen, daß er Gesetze und Verordnungen ein wenig durcheinanderbringt. Auch der Blogger selbst ist ja reichlich verwirrt und begibt sich zur Erholung an die inzwischen aufgetauchte Sonne . . .

Abenteuer in der Heimat ~ und der ADAC

der alte Herr Magirus als vorübergehende Immobilie :(
der alte Herr Magirus als vorübergehende Immobilie 🙁

Wieder einmal muß die Ergänzung der Realsatire noch ein wenig warten, denn die letzten Tage hat mich der alte Herr Magirus ein wenig in Trab gehalten, mit einem Vorwurf zwar nicht an mich, den ich trotzdem ausbaden mußte. Mittwoch hatte ich mir vorgenommen, von meinem Aussichtspunkt über die Rheinebene auf dem Batzenberg nach Freiburg hinein zum offiziellen Wohnmobilstellplatz zu wechseln, um die Akkus wieder vollzuladen und mit dem großen Rechner einige Bilder fertig zu bearbeiten. Eine kurze Besorgung im Stadtteil Rieselfeld vorher, dann Start zum Waschplatz, um das Schätzelken landfein zu machen. Da sind wir aber erst gar nicht hingekommen, denn beim Auskuppeln vor dem dritten Gang plötzlich ein Schlag und das Kupplungspedal ging bis zum Boden durch. Ausrollen im Leerlauf auf den Gehweg, da stand ich nun an der belebtesten Kreuzung des Rieselfelds, wo fast alle, die da hin oder da weg wollen, vorbeifahren, außerdem zwei Buslinien . . .

der ausgerissene Geberzylinder der Kupplung ~ was unten abblättert ist der originale Unterbodenschutz
der ausgerissene Geberzylinder der Kupplung ~ was unten abblättert ist der originale Unterbodenschutz

Eine kurze Inspektion ergab, daß der Geberzylinder der Kupplungshydraulik von meinem Schrauber in Spanien nur mit einem Bolzen befestigt wurde (ich erinnere mich noch: „Das hält auch so! 🙂 “ ) ~ immerhin vier Jahre hat dieser Bolzen gebraucht, sich durch das Stahlblech des Trägers zu arbeiten und dann mit Vehemenz durchzubrechen. Ein Reparaturversuch vor Ort gestaltete sich schwierig, weil das Teil von Heizungstank und diversen Druckleitungen verdeckt kaum zugänglich war. Auf halbem Weg befestigt tröpfelte und floß dann nach einer Stunde Mühen plötzlich Hydrauliköl herunter, das war’s dann.

von der anderen Seite aus betrachtet, auf halbem Weg der Reparatur. Oben der vorher fehlende Bolzen schon eingesteckt
von der anderen Seite aus betrachtet, auf halbem Weg der Reparatur. Oben der vorher fehlende Bolzen schon eingesteckt

Also ADAC, den Helfer in der Not angerufen (14:22 Uhr), von der freundlichen Dame im Callcenter ob des erhöhten Gewichts auf die 0800-Hotline des Truckservice verwiesen. Fand ich OK, weil ich nicht nochmal erleben wollte, daß ein Pannenhelfer mit PKW-Kombi zum Abschleppen anfuhr wie vor 8 Jahren. Die Truck-Hotline (14:25) nahm den Auftrag entgegen, wir waren aber wegen der Kostenübernahme nicht einer Meinung. ADAC hat für Wohnmobile unter 7,5t die Abschleppkosten inclusive, da ich aber selbst auf der Hotline angerufen hatte, also kein Auftrag von der normalen Kunden-Hotline, wäre das kostenpflichtig. Die Mitarbeiterin versprach aber, das abzuklären und sich dann zu melden. Als ich nach einer halben Stunde noch nichts gehört hatte, nochmal Anruf da (15:01) und die Versicherung, das mit der Kostenübernahme wäre geklärt und die Werkstatt beauftragt. Und dann warten, warten, warten . . .

Um 15:46 dann ein Anruf eines freundlichen! ADAC-Mitarbeiters, ob ich der Herr Gutmann wäre. War ich. Wurde weiterverbunden zu einer Geräuschkulisse. Hallo? Hallo! Wer ich denn wäre . . . immer noch der Herr Gutmann. Völliges Unverständnis, wieso ich einfach kommentarlos weiterverbunden worden wäre. Ich sprach mit der Dispatcherin des Truck-Services. Stand der Dinge war bis dahin, daß die Kostenübernahme durch den ADAC mitnichten geklärt wäre, sie bräuchten eine schriftliche (will wahrscheinlich heißen EDV) Übernahmeerklärung.

Ich also noch einmal Anruf bei der Hotline des ADAC, inzwischen 15:50 Uhr. Der erste Anruf von vor anderthalb Stunden war nicht einmal notiert worden, man hatte mich ja weiter verwiesen. Neuer Auftrag, mit Dringlichkeitsnotiz. Warten . . .

Um 16:09 dann ein Anruf von einem ADAC-Pannenhelfer. Er könnte innerhalb fünf Minuten vor Ort sein, wo ich denn genau stünde? Geht doch! Auch wenn es einige wenige Minuten länger dauerte, jetzt kam Dynamik in die Geschichte! 😉
Und was kam da angefahren? Ein „gelber Engel“ ~ mit PKW-Kombi ~ pffffft! Der schaute sich den Sachverhalt mit Sachverstand an und meldete an die Zentrale, daß wohl ein LKW-Abschleppservice von Nöten wäre. Und dann ging das erstmal schnell, der Anruf des örtlichen LKW-Abschleppdienstes kam noch während der „Engel“ vor Ort mit mir die Kommunikationsleistungen des Automobilclubs diskutierte und meinte, „so ginge das ja gar nicht!“

Wobei der Abschleppdienst mich (16:32) auf „mindestens eine Stunde“ Wartezeit einstimmte, alle Fahrzeuge wären gerade unterwegs 🙁 Als ich zwei Stunden später immer noch an der Kreuzung stand, versuchte ich, nochmal den Abschleppdienst telefonisch zu kontaktieren (18:34), allerdings ohne Erfolg, die waren im Feierabend. Während ich noch versuchte, übers Internet die Servicenummer des Betriebs herauszufinden (ich hatte ja die Durchwahl eines Arbeitsplatzes angerufen) tauchte dann der Abschleppwagen auf, eine gute Stunde später war der gute alte Herr Magirus glücklich an seinem Asyl am offiziellen Wohnmobilstellplatz angedockt 🙂

Das Chaos hat auf der einen Seite System. Der ADAC schickt grundsätzlich erstmal einen der kleinen „gelben Engel“, denn die sind fest angestellt und müssen eh bezahlt werden. Der LKW-Service dagegen ist ein externer Dienstleister, das kostet. Auf die Aussage eines Mitglieds will man sich da nicht verlassen, der kann schwätzen, was er will. Auf der anderen Seite ist die interne Kommunikation total aus dem Ruder gelaufen, die Kommunikation mit mir als Mitglied/Kunde war mangelhaft bis nicht vorhanden. Über fünfeinhalb Stunden für die Verlegung eines Fahrzeugs innerhalb der größten Kleinstadt Deutschlands, das ist ein Anwärter auf das Guinnes-Buch-der-Rekorde 🙂

Trotzdem: Der ADAC-Pannenservice hat mir im Verlauf von 20 Jahren schon mehrfach aus der Klemme geholfen, im Normalfall wirklich unkompliziert und hilfreich. Aber die Abläufe für Wohnmobile zwischen dreieinhalb und siebeneinhalb Tonnen, die sollten überarbeitet und den Callcentermitarbeitern mitgeteilt werden. Und ich wünsche mir, daß man mir das nächste Mal glaubt, daß der alte Herr Magirus ein kräftigeres Fahrzeug zum Abschleppen braucht.

Die Reparatur war dann zeitaufwendig, aber recht einfach. Es war keine Druckleitung geplatzt, sondern nur die Zuleitung vom Vorratsbehälter, Ersatzteile aus der Grabbelkiste, inclusive einer Verstärkung für den durchbrochenen Träger. Vor Ort Kreuzung trotzdem nicht machbar. Als Ergebnis eine Kupplung mit jetzt präziserem Druckpunkt und Mut für die noch anstehenden Arbeiten. Ich hab ja doch keine zwei linken Hände! 🙂