Nur für eine Stippvisite hat es diesmal gereicht, einige alte baumische Freunde besuchen. Der Nachmittag war schon recht weit fortgeschritten, deswegen gab es starke Kontraste, zum Teil im Gegenlicht. Noch (Ende Oktober, lang hat es gedauert, bis ich mich an die Arbeit der Bildbearbeitung machen konnte) gab es viel grün, aber auch schon bunte, braune, rote, gelbe Blätter.
Wer mag, kann versuchen, den einen oder anderen dieser Individuen in den früheren Beiträgen zum Urwald Sababurg wiederzuerkennen. Die finden sich unter der Kategorie Urwald Sababurg. Oder ihr genießt einfach die Impressionen aus diesem Wald . . .
Nun also ist die Berichterstattung über diese Reise mit zwei Wochen Verspätung abgeschlossen. Wie es weiter geht, weiß dieser Gutmann noch nicht so genau. Im Moment schlägt im mediterranen Süden der Winter heftiger zu als bei uns, Schneechaos und Stromausfall in Südfrankreich, Schnee auch in Italien, Venedig unter Wasser, in Katalonien kommen dazu noch die Querelen um die Bestrebungen zur Unabhängigkeit, die von der Zentralregierung mit aller Härte bekämpft werden. Auch das spricht nicht für einen kuschligen Aufenthalt. Also abwarten, und erstmal einen Tee trinken . . .
Ich weiß, ich weiß, ich hatte versprochen, in regelmäßigen Abständen zu berichten . . . aber das ist nicht ganz so einfach. Zum einen ist diese Reise eine Besuchsreise, bei einigen Freunden, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte, zum anderen laufen mir ständig neue Bekanntschaften zu. Und während man sich unterhält, kann man schlecht schreiben, das ist nämlich eine wirklich zeitaufwendige Angelegenheit und erfordert einiges an Konzentration. Aber: ich lebe noch, und das nicht schlecht 🙂
Jedenfalls erheblich mehr als die obige Eiche am Rande des Urwalds Sababurg, den ich nach zwei Jahren wieder einmal besucht habe. Viele Photos warten auf Bearbeitung und Veröffentlichung in diesem Blog, aber auch dazu gehört jede Menge Zeit, die gerade nur so durchrauscht. Deshalb im Moment nur eine klitzekleine Auswahl zum Thema Leben und Lebenswille.
Im Urwald Sababurg im Reinhardswald gibt es jede Menge Eichen im Methusalem-Alter, mal schlank zwischen 400 und 600 Jahren geschätzt. Viele dieser Bäume haben im Lauf ihres Lebens starke Verletzungen erfahren und leben trotzdem weiter, sogar wenn ein großer Teil ihrer organischen Substanz aufgegeben hat, leben und kämpfen oft Teile des Baumes weiter, wie an der Eiche oben. Vom ursprünglichen Radius des Baumes, im obersten Bild mit minimaler Phantasie sichtbar, ist so gut wie nichts mehr übrig, aber ein letzter Rest gibt nicht auf und trägt weiter grünes Laub. Weiter so!
Oder wie an diesem Apfelbaum, der wohl vor langer, langer Zeit einen gut Teil seines Stammes eingebüßt hat, vielleicht durch Sturm oder Blitzschlag. Der Reststamm wurde zuerst durch das Gewicht der eigenen Krone nach unten gebogen, um in Bodennähe wieder die Kurve nach oben zu kriegen. Der Aufstieg verschwindet fast im wuchernden Adlerfarn, bevor er wieder daraus heraufsteigt ins Licht. Aufgeben gilt nicht im Reinhardswald!
Auch der alte Herr Magirus lebt weiter, bei allen Zipperlein, die Bus so im Alter von fast 45 Jahren (nächsten Monat Geburtstag) halt so hat. Getriebeöl ist gewechselt, das kurze Intervall nach der Reparatur sollte Aufschluß geben über die innere Gesundheit. Alles OK, diesmal so gut wie keine Späne mehr an der magnetischen Ablaßschraube. Eine Undichtigkeit an der Tachowelle wurde durch einen zusätzlichen Wellendichtring beseitigt, ein kleiner Riss im Deckel mit Flüssigmetall gedichtet. Ob das dauerhaft hilft? Es bleibt spannend.
Auch eine kleine Box im Batterieraum, die Magirus in der Bedienungsanleitung Anlassperrschütz nennt, verweigert zuverlässigen Dienst. Schuld war nicht der alte Anlasser, den ich zerlegt und gesäubert hatte. Weil auch danach bei warmem Motor der Anlasser keinen Mux mehr tat, hatte ich kurzerhand einen neuen aus England kommen lassen, aber auch damit war der Fehler nicht beseitigt. Nun wird der Motor eben vorübergehend nicht mehr vom Fahrersitz mit Zugknopf gestartet, sondern mit dem Kabel-Trick direkt am Anlasser (Steuerleitung und Plus des Anlassers kurz überbrückt) ~ zum Glück springt der Motor an sich nämlich zuverlässig und flott an 🙂
Der Anlassperrschütz soll wohl verhindern, daß ein unvorsichtiger Mensch den Anlasser bei laufendem (und von vorn u.U. schlecht zu hörendem) Motor in Aktion setzt und so die Zähne an Anlasserritzel und Schwungscheibe killt. Nach 44 Jahren scheint das Relais, das von D+ der Lichtmaschine angesteuert wird und die Steuerleitung unterbricht, manchmal und immer öfter zu hängen, dann geht nichts mehr. Bis Ersatz besorgt ist, improvisieren wir halt 🙂
Also kein Grund, sich in den hohlen Baum zu verziehen. Also raus aus dem Blog und vom virtuellen ins reale Leben. Es gibt wieder Leutchen, die sich unterhalten wollen 🙂
Nach ein paar Tagen Pause, dem Besuch von guten Freunden und Kennenlernen neuer symphatischer Menschen, melde ich mich zurück mit ein paar Impressionen vom „Urwald Sababurg“ im Reinhardswald.
Obwohl der „Urwald Sababurg“ nicht wirklich ein Urwald im eigentlichen Sinne des Wortes ist ~ das gibt es in Deutschland streng genommen eh schon lange nicht mehr ~ ist er ein immerhin schon seit 1907 aus der forstwirtschaftlich Nutzung herausgenommener Wald, der sich natürlich weiterentwickelt. In dem also ein Baum wachsen kann, wie und so lange er will, und er, wenn seine Zeit gekommen ist, ganz langsam zerfällt und wieder in der Erde versinkt. Und so hat sich aus dem vorherigen Hutewald, also einem Wald, in den das Vieh zum Weiden getrieben wurde, im Lauf der Zeit ein Wald mit beeindruckenden Baumindividuen gebildet, mit sehr, sehr alten Eichen und Buchen in jedem Stadium des Alters, und des Verfalls. Wer mag, darf sich den Autor und Photographen von Baum zu Baum springend und kein Ende findend vorstellen, und liegt dabei ziemlich nah an der Realität 🙂
Denn kaum etwas verkörpert für mich mehr die Essenz des Lebens als ein Baum, egal ob nur ein streichholzgroßer Trieb aus einer Buchecker mit einem einzigen Blatt obendrauf, oder als turmhoher alter Baum.
Die Kombination von Stand-Festigkeit und Elastizität, die stärksten Stürmen trotzen kann. Das Raum-Greifende, nach oben mit Stamm – Ästen – Zweigen und zigtausenden Blättern oder Nadeln, hin zu Licht, Luft, Sonne. Nach unten die Verästelung der Wurzeln in immer kleinere Fasern, mal senkrecht in die Tiefe gerichtet, mal mehr in die Breite, zu Wasser und Mineralien.
Das langsame Atmen im Rhythmus von Tag und Nacht, um tags mit der Energie der Sonne, dem Kohlendioxid der Luft, dem Wasser und den Mineralsalzen der Erde Substanz zu erzeugen für das eigene Wachstum, nachts wie wir einen Teil der erzeugten Substanz verbrennend um zu leben.
Der noch viel langsamere Rhythmus im Lauf der Jahreszeiten, im Frühjahr das explosive Sprießen von frischem Grün, im Sommer substanzielles Wachstum, im Herbst der Rückzug aller energetisch wichtigen Substanzen in den geschützten Erdraum, die bunten Farben, der Verlust der Blätter, im Winter tiefer Schlaf bis zur Wärme des Frühlings.
Der Über-Lebens-Wille. Wenn man eine vom Herbststurm gefällte Robinie liegen sieht, die im Frühjahr wieder austreibt, genährt von den Wurzeln, die noch Kontakt zum Erdreich haben. Oder eine Weide oder Platane, die zurückgestutzt bis auf Stamm oder Stumpf wieder frisch austreibt.
Das Zeit-Greifende – Wenn man sie nur läßt, können Bäume hunderte, ja tausende von Jahren leben.
Ein Leben im ständigen Austausch untrennbar verbunden mit dem Universum.
Bäume fühlen, wie die Wissenschaft langsam belegen kann, und kommunizieren miteinander mit Botenstoffen, die vom Wind übertragen werden.
Ich hätte nichts dagegen, als Baum zu leben . . . einige meiner besten Freunde sind Bäume . . .