Andalusen hat eine lange Bergbaugeschichte, begehrt waren zum Teil Profanes wie Eisen und Kohle, aber auch edle Metalle wie Gold, das hier schon in der Antike unter den Römern gefördert wurde. Die ersten Bilder stammen aus der Gegend um Rodalquilar, wo noch im letzten Jahrhundert die damals größte Anlage zur Extration des Goldes aus dem Erz in Europa entstand. Wer mag, kann sich hier die Eröffnung der Anlage durch Diktator Franko 1956 anschauern . . .
In dieser Anlage wurde zwischen 1956 und 1966, und auch noch vorübergehend 1989/90, das von den Minen im Gebirge hinter Rodalquilar geförderte Erz in mehreren Durchgängen zerkleinert und gemahlen, mit Wasser in den großen Betonbecken umgerührt, mit Luft versetzt und im üblichen schmutzigen Prozess der Goldgewinnung mit hochgiftigem Cyan und Zinkpulver das Gold extrahiert. Der übriggebliebene giftige Schlamm wurde direkt vor der Anlage im geologisch übrigens hochinteressanten zusammengebrochenen Vulkankrater endgelagert. Ich möchte nicht wissen, wie kontaminiert das Gelände ist, durch das ich meinen anschließenden Spaziergang gemacht habe . . .
Einen Berg hinter Rodalquilar befindet sich das Gelände der Mine Abellan, die wohl auch eine kleine Anlage zur Goldextraktion betrieb. Hier kann man in den alten Stollen des Bergwerks hineingehen, aber obacht! Direkt vor dem waagerechten Eingang findet sich ein großes Loch, von den zur Sicherheit aufgestellten Absperrungsgeländern sind zwei schon von Witzbolden in die Landschaft getragen worden. Da die Kanten schön abgerundet sind, fällt es sich recht leicht und tief, nach unten geht es ohne Ende, für einen Bruch des Halses reicht es allemal 😉
Die ganze Gegend ist mit Löchern übersät, die meisten hier zur Sicherheit der Touristen mit Geländern aus Holzbalken soweit gesichert, daß man nicht versehentlich hineinstolpern kann. Wer sich allerdings abseits der Wege begibt, handelt auf eigene Verantwortung. Und mal eben einen Nachtspaziergang zu machen, gehört jedenfalls zu den Dingen, von denen sogar ich dringend! abrate 😉
Soweit also meine Exkursionen in die Goldgewinnung im März, das war so ein Artikel, der lange in der Pipeline feststeckte. Doch dafür folgt die Fortstetzung im April für den Leser auf dem Fuße. Ein paar Kilometer weiter auf der Piste in Richtung Albaricoque liegt die Mine Maria Josefa an einem Hang, an dem wir, der alte Herr Magirus und ich, uns ein paar Tage Aufenthalt geleistet haben . . .
Da dieser Fleck touristisch eher ab vom Schuß (der Küste) liegt, fehlen hier sämtliche Sicherung(sbalk)en, allenfalls hängt mal ein Stück Stacheldraht in Schlaufen über einem Loch. Ich mag das ja, eine Welt, die um jeden Stolperstein und jedes Risiko bereinigt ist, ist eher etwas für diejenigen, die sich das Abenteuer auf dem Sofa vorm Fernseher leisten, Bier und Chips in Greifweite. Für die, die auf sich selbst und selber aufpassen können, ist die Welt ohne Zäune interessanter . . . man achtet auf seinen Schritt, damit man nicht, an einem großen Kaktus vorbei, in die Tiefe fällt. Hinter / unter jedem Gestrüpp könnte sich ein Mineneingang verbergen.
Die Berge links und rechts der Piste sind jedenfalls durchlöchert wie ein Schweizer Käse, überall finden sich die Eingänge zu den Minen. So manches mal finden sich dicht beieinander ein waagerechter, ein schräger und ein senkrechter Stollen, ein Photo von einem zu machen . . . na, lieber noch ein Schritt zurück, und plumps, ist man vom nächsten Loch verschluckt 😉 aber wie der Leser sieht, die Kamera ist noch intakt, und der Photograph auch heil geblieben.
Die Mine Maria Josefa bietet auch, etwas versteckt hinter einer Gebäuderuine, einen auch für etwas länger geratene Zweibeiner relativ komfortablen Zugang zum Berg, ich mußte nur wenig und sicherheitshalber gebückt gehen und den Kopf einziehen, bewaffnet mit Kamera, Stativ, Blitzgerät, Taschenlampe und Fahrradlampe als Reserve . . .
Nach ungefähr fünfzig Metern hat der Hauptgang ein Ende, die Decke ist heruntergebrochen. Aber kurz vorher eine Abzweigung nach rechts, der ich in Bögen folge. Immer wieder liegt Geröll im Gang, dann ein Loch senkrecht nach unten, das links nur noch zwanzig, dreißig Zentimeter vom Steg übrigläßt. Drunten kreuzen sich, eine Etage tiefer, zwei Stollen . . .
. . . daran vorbei geht ‚mein‘ Stollen kurz darauf im 45 Grad Winkel eine schlechte Imitation einer Treppe hinunter, links darüber ist an einer Art Minibalkon ein Stollen eine Etage höher zu sehen.
An dieser Stelle verweile ich eine Zeit lang, um zu photographieren. Das Blitzgerät hätte ich nicht mitnehmen brauchen, das gibt miserable Bilder, weil die Nähe übergelichtet; was weiter weg ist, verschwindet in der Finsternis. Langzeitbelichtung, 30 Sekunden oder 20, und mit der Taschenlampe ausgeleuchtet, läßt sich das umkehren, und den Blick zieht es in den Stollen hinein . . . so entstehen Aufnahmen, die die Atmosphäre im Berginnern recht gut wiedergeben.
Danach klettere ich vorsichtig, so ganz geheuer ist mir das nicht, und die Kamera samt Stativ lasse ich hinter mir, nur mit Taschen- und Fahrradlampe bewaffnet diese ‚Treppe‘ hinunter, noch um ein Eck, dann treffe ich auf einen querführenden Stollen. Zwei Möglichkeiten, weiterzugehen, und beide eher niedrig, da mit Steinen und Staub zugeschüttet. Man müßte krabbeln, und da ich mich schon einmal in einer Höhle auf Hierro fast verirrt hätte, lasse ich es jetzt lieber gut sein, Treppe wieder hinauf, Kamera gepackt und langsam wieder ins Licht hinauf . . .
Allerdings gab es noch eine offene Aufgabe: Am Tag vorher hatte ich, um ein paar Ecken im Ruinenkomplex der Maria Josefa, versteckt, nur mit einem Blechdach in zwei Metern Höhe, hinter einer knapp kniehohen Mauer einen senkrechten Schacht entdeckt. Ein kleines Steinchen hineingeworfen, dann zählen: einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiund . . . nichts! Schon umgedreht, um wieder ins Freie zu kommen, ein sachtes, an den Rändern ganz weiches Geräusch. War das mein Stein?
Auch das wollte ich noch photographieren, wieder Langzeitaufnahme, die Tiefe ausleuchtend mit der Taschenlampe, um zu sehen, wie weit das nach unten geht. Wie man sieht, sieht man nichts!
Das ließ mir dann doch keine Ruhe. In der Nacht, im Bett liegend, faßte ich den Plan, eine der beiden Schnüre von meinem Lenkdrachen abzuknüpfen, meine Taschenlampe daran zu knoten und sie dann in den Schacht hinunterzulassen, um zu sehen, was da unten wie tief los ist . . . gesagt, getan! Die Taschenlampe fing sofort an, wild an der Schnur zu rotieren, leuchtete in nervösen Kreisen die Wände des Schachtes ab, immer tiefer . . . immer tiefer . . . immer tiefer . . . bis die Schnur zu Ende war! 50 Meter Schnur und kein Ende, boah ey!
Na gut, es war ja noch nicht aller Tage Abend, und ein Lenkdrachen hat bekanntlich zwei Schnüre. Also am nächsten Tag auch die zweite Schnur mitgenommen, und das ganze Spiel wiederholt. Pause bei 50 Metern, zweite Schnur an den Ring der ersten geknüpft, und weiter im Text. Und es ging weiter, und weiter, und weiter . . . als ich schließlich eine Schlaufe in die Schnur machen konnte, weil die Lampe, kaum mehr sichtbar, unten am Boden des Schachts angekommen war, war ein gut Teil der Schnur auch von diesem Ring abgespult. Später habe ich dann die Schnur bis zu dieser Schlaufe ausgelegt und abgeschritten ~ gut über 80 Meter ist dieser Schacht tief!
Bei meinen Recherchen im Internet habe ich den kleinen Stich oben entdeckt, und ich hoffe, daß er so alt ist, daß ich ihn ohne Bedenken von wegen Urheberrechten hier als Erläuterung einsetzen kann, wie die Bergleute in alten Zeiten zu ihrer Arbeit in den Berg eingefahren sind. Harte Arbeit, harte Zeiten! Was tut man nicht alles für das Gold, beziehungsweise als abhängiger Lohnarbeiter für sein täglich Brot . . .
Und wo wir gerade beim Thema sind. Meine Hoffnung, in der Mine als Beitrag zu meiner auf seeehhhr wackligen Füßen stehenden Altersversorgung einen kleinen Stapel Goldbarren zu finden, ist leider enttäuscht worden. Also, Leute, kauft Photos!
😉
Hallooo,
Da freue ich mich aber, dass du nicht irgendwo ganz versunken bist und den Zwergen auf immer und ewig dienen mußt. Schön grün hast du es im Campo!
Liebe Grüsse,
Heike