Wir hangeln uns die Ruhr aufwärts, bei durchwachsenem Wetter. Zum Teil fast so viel Wasser über dem Spiegel der Ruhr wie darunter 🙁
Da trifft es sich ganz gut, daß wir schon am ersten Abend nahe unserem nächtliche Unterschlupf das Aquarius Wassermuseum sehen, das in einem alten Wasserturm eingerichtet worden ist, den der Stahlmagnat August Thyssen selbst und persönlich 1892/93 errichtet hat, um sein nahe gelegenes Bandeisenwerk und von Anfang an auch die Bewohner der Umgebung mit Wasser zu versorgen. Wenn ich so etwas lese, habe ich immer das Bild vor Augen, wie Herr Thyssen selbst mit Kelle und Mörtel einen Ziegel nach dem anderen aufschichtet . . . 🙂
Ansonsten tut sich die Industrie an der Ruhr ähnlich rar wie die Sonne. Kohlebergbau und Stahlerzeugung sind den ausgebeuteten Kohleflözen schon lange nach Norden gefolgt, die Spuren der Industrie so gut wie beseitigt. Das enttäuscht den Photographen ein wenig, der alte Industrie ablichten wollte, und freut den Photographen und Romantiker, der die zurückgekehrte Natur in Grün auf Bilder bannen darf. Alles gut!
Überraschungen gibt es allemal: echte Wikinger, sogar mit originärem Helm mit ausladenden Hörnern, auf einem echten Wikinger-Langboot! Nicht in den Blog geschafft hat es eine Gondel aus Venedig, denn die dümpelte zugedeckt am Anlieger. Ansonsten vieleviele Fahrradfahrer, denn an der Ruhr entlang gibt es gut ausgebaute und ausgeschilderte Radwege, die ich immer wieder benutze, wenn ich den alten Herrn Magirus irgendwo sicher abgestellt habe. Am liebsten bei Sonnenschein, klar, aber oft muß es ohne gehen . . .
Die Ruhr ist inzwischen vom Schiffahrtsweg, gesäumt von Kraftwerken, Zechen und Fabriken, zur grünen Lunge des Potts geworden und einer der saubersten Flüsse Europas. Auch Lachse sind schon wieder gesehen worden, weshalb an der Stausperre des Baldeneysees ein Fischaufzug eingerichtet wurde, um die 8,70 Meter Höhenunterschied zwischen Ruhr und See für die Fische komfortabel zu überbrücken. Für die Menschen ist der See Zentrum für Freizeit und Körperertüchtigung, man segelt mit Optimisten und Nordischen Folkebooten, man rudert und ~ neueste Errungenschaft, frönt dem SwimRun, bei dem die Teilnehmer für knapp sechzig €uronen Startgebühr abwechselnd Joggen und mehrmals über den See schwimmen, einzeln oder mit Leine verbunden als Team. Und das bei Außentemperaturen von um 10° Celsius, Mann-O-Mann (und auch Frau!).
Aber nicht nur Hektik ist angesagt, an vielen Stellen gibt es verwunschene und idyllische Eckchen, schaut’s euch an!