Das faule Wochenende am Lac du Salagou fiel aus, da war mir schon zu viel Umtrieb. Also ein paar Lebensmittel ergänzt und weiter, mehr oder weniger planlos in Richtung Cevennen. Irgendwo wird man schon eine Straße finden, die bergauf führt. Und so wursteln wir uns durch mehrere kleine Orte bis Arboras, wo wir vor eineinhalb Monaten vom Vallée du Buèges heruntergekommen sind, fahren dann eine andere kleine Straße hinauf und finden auf halber Höhe unter dem Mont St-Baudille ein schönes Plätzchen direkt neben der schmalen Straße, aber mit einer wunderschönen Aussicht.
Am nächsten Tag ziehen wir ~ der alte Herr Magirus läßt seine Pferdchen traben, und ich trainiere meine Arm und Schultermuskeln ~ weiter in Serpentinen den Anstieg des Gebirges hinauf, über einen Paß und biegen dann (die Vorliebe für die schmalere Straße) rechts ab auf die Hochebene von Causse du Larzac. Der alte Herr schaukelt auf dem unebenen Sträßchen vor sich hin, als mir links neben der Straße auf einem kleinen Hügel plötzlich ein Steintisch auffällt . . .
Wikipedia meint, daß allein der Deckstein des Grand Dolmen de Ferrussac vier Meter und sechzig Zentimeter lang ist und über vierzehn Tonnen wiegt! Aber der Tisch ist nicht alleine, er ist nur das obere Stockwerk eines über sechs Meter langen Ganges und einer zwei Meter langen, einen Meter breiten und zwei Meter hohen Kammer. Das Ganze auf einem kleinen, mit Eichen bewachsenen Hügel. Die Anlage ist nicht nur beeindruckend durch die Masse der Steine, sie ist auch von einer einfachen und herben Schönheit . . .
Mit dem Gefühl, einige Tausend Jahre Menschengeschichte zurück (der Dolmen soll viereinhalb bis sechstausend Jahre alt sein) in die Vergangenheit gereist zu sein, ein wenig in Gedanken versunken, fahre ich um ein Haar unbemerkt an zwei Hinkelsteinen vorbei, die einer links, einer rechts der Straße auf der weiten Ebene stehen.
Was mag die Menschen damals zu solch gewaltigen Leistungen angetrieben haben? Eine 14 Tonnen schwere Steinplatte auf zwei senkrecht gestellte Platten zu hieven wäre sogar mit den heutigen technischen Mitteln nicht einfach. Damals müssen diese Projekte eine Herausforderung gewesen sein wie heutzutage ein Flug zum Mars. Über die Gedankenwelt der Steinzeitmenschen wissen wir leider so gut wie gar nichts gesichertes, es gab ja damals noch keine Schrift. So sind die meisten Theorien über Sinn und Zweck dieser megalithischen Anlagen nur Phantasien, die sich begeisterte Menschen aus den Fingern gesogen haben . . .
Leut, ich bin müde, der Tag war lang, den Rest erzähle ich morgen . . . guuute Nacht!
Weiter ging es über einen weiteren Pass, dann über viele Serpentinen hinunter in die Gorges de la Vis, die sich der Fluß im Lauf von Jahrmillionen durch das Gebirge ausgewaschen hat. Grandioser Anblick! Aber da stößt die Photographie an ihre Grenzen, vor allem bei den kleinen Briefmarken im Blog 🙁
Die Vis entlang bis nach Granges, für den alten Herrn wieder eine anstrengungsffreie Fahrt den Fluß entlang. Aber das ist nur ein kurzes Zwischenspiel, danach folgen wir dem Herault aufwärts. Die Gegend flußabwärts haben wir in den letzten Jahren häufig bereist, der Fluß hinauf ins Gebirge dagegen ist Neuland für uns. Es wird gegen Ende zu auch wieder anstrengend, dafür können wir uns auf halber Höhe an einer Quelle die Vorräte an Trinkwasser auffüllen 🙂 Das schmeckt um Längen besser als aus der Leitung oder in PET-Flaschen gekauft!
Oben am Pass angekommen wieder eine spontane Entscheidung. Im Kreisverkehr am Col de la Brue fällt mir ein Hinweisschild auf zu den Cascades d’Orgon ~ ab vom Weg, aber von welchem Weg? Wie sich auch heute gezeigt hat, führen gerade diese spontanen Entscheidungen und die schmalen Straßen immer wieder zu neuen Erlebnissen und Erfahrungen. Ich verrate nur so viel: auch diesmal hat sich der Ausreißer vom geraden Weg gelohnt. Aber die Cascades d’Orgon sind das Thema für den nächsten Beitrag in diesem Blog 🙂
bei diesen Fotos und dem Beitrag kommt mein Archäologenherz richtig ins Schwingen. Hat auch was, immer so spontan und unabhängig entscheiden zu können. 😘
Liebe Grüße aus der Heimat
Harriet
Danke!
Freiheit fängt übrigens im Kopf an, lebt aber in der Realisation.
Eine Sache der Entscheidungen, die davon abhängen, was einem wichtig ist.
Hat mal eine gute Freundin von mir gesagt 🙂
Grüßelken in die Heimat und überall hin!