Stadtbummel ~ und wieder raus in die Landschaft

Expo 2008 Zaragoza ~ Innenansicht des Brückenpavillions
Expo 2008 Zaragoza ~ Innenansicht des Brückenpavillions

Nachdem mich die Recherchen zum Ermita-Magdalena-Beitrag auf die Expo, die Weltausstellung 2008 in Zaragoza aufmerksam gemacht hatte, und es mir selbst beim Nachdenken etwas peinlich wurde, daß ich die zwei vergangenen Aufenthalte nicht für eine Stadtbesichtigung genutzt hatte, war nun also städtisches Leben angesagt.

Expo 2008 Zaragoza ~ sitzende Statue aus Buchstaben
Expo 2008 Zaragoza ~ sitzende Statue aus Buchstaben

Wobei sich das Areal der Expo weitgehend ausgestorben gibt. Viel Architektur mit imposanter Formensprache, weitgehend leerstehend. Nur wenige Gebäude sind von aragonesischer Verwaltung in Gebrauch genommen worden. Der Rest meist umzäunt, abgesperrt, damit die Leut, die ja im Gegensatz zu den Menschen, oft destruktive Gelüste ausleben, von eben diesen Gelüsten abgehalten werden. Trotzdem sehr interessant.

Expo 2008 Zaragoza ~ sitzende Statue aus Buchstaben
Expo 2008 Zaragoza ~ sitzende Statue aus Buchstaben

Aber der Blogger fühlt sich gerade nicht zum Dokumentar berufen, also das Fahrrad bestiegen und über eine ebenfalls pfiffig designte Fußgänger- und Radbrücke auf die andere Uferseite hinüber und auf gut und schön ausgebautem Radweg am Ebro entlang, dessen Wasser hier leider teilweise recht streng riecht, bis in die Innenstadt.

sitzend auch hübsche Mädels . . .
sitzend auch hübsche Mädels . . .

Wie soll ich sagen? Zaragoza hat als Stadt alles, was man so begehrt. Geschichte bis zurück zu römischen Mauern von Caesar Augustus, große Plätze, auf denen die Mädels und die Jungs flanieren und auch sitzend das Leben genießen, breite Alléen und schmale Gäßchen, in denen sich die Gastronomie ausgebreitet hat. Ein Goya-Museum, das man einmal zusammen mit einem kunstaffinen Menschen besuchen könnte . . . übrigens bin ich im Moment gar nicht so weit von Goyas Geburtshaus weg. Das aber liegt daran, daß ich mich schon wieder aus dem schönen Zaragoza verabschiedet habe, hinaus in die Landschaft.

. . . und Jungs
. . . und Jungs
die Jungs unter sich (wie auch die Mädels)
die Jungs unter sich (wie auch die Mädels)
zurück in der Landschaft ~ die Aussicht vom heutigen Platz
* zurück in der Landschaft ~ die Aussicht vom heutigen Platz *

Und was die Landschaft betrifft ~ ich wiederhole mich ungern, aber es ist so: Auf den kleinen Briefmarken im Blog gehen einfach zu viele Einzelheiten verloren. Deshalb habe ich das eine Bild sogar in doppelter Auflösung zum zoomen hochgeladen, nicht nur 2k (=tausend Pixel), sondern 4k breit. Also klickt, und die Maus schön sachte bewegen, gelle 🙂

zurück in der Landschaft ~ nach links geschaut ~ 4k breit
* zurück in der Landschaft ~ nach links geschaut ~ 4k breit *

PS: Wieso hat sich die Sonne kurz nach dem Aufgang hinter Wolken versteckt? Gerade mal 12° Außentemperatur? Wer hat das bestellt? Grrrrrrr! 🙁

Jahrestage

 Innenpanorama vom Frühstücks- und Arbeitstisch, 180°, mit Außenaussicht :)
* Innenpanorama vom Frühstücks- und Arbeitstisch, 180°, mit Außenaussicht 🙂 *

Es war nicht geplant, wieder mal ein glücklicher Zufall, daß ich exakt zum selben Datum wie letztes und vorletzes Jahr an einem meiner Lieblingsplätze angekommen bin, auf einer Rippe der Kalksteinlandschaft südlich von Zaragoza, das der Deutsche auch gerne Saragossa schreibt. Ein Platz mit einer genialen Aussicht auf eine außergewöhnliche Landschaft, wo wir so stehen, daß wir genau in Richtung Sonnenuntergang schauen, oder wie gerade jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, eine schmale Mondsichel noch über einer Ahnung von Rot über dem Horizont schwebt.

Der alte Herr Magirus auf seiner Rippe ~ links unten im Dunst Zaragoza
* Der alte Herr Magirus auf seiner Rippe ~ links unten im Dunst Zaragoza *

Da macht es dann fast gar nichts mehr aus, daß die ersten vierundzwanzig Stunden grau, regnerisch und stürmisch waren, die Temperaturen nachts sogar bis unter vier Grad gefallen sind. Der Himmel hat sich aufgeklart, kalt und windig ist es geblieben, da schau ich lieber von drinnen nach draußen in die Landschaft. Wofür hat man so ein total verglastes rollendes ~ und bei Bedarf geheiztes ~ Heim? 🙂

Windkraftmaschinen errötet im Sonnenuntergang
Windkraftmaschinen errötet im Sonnenuntergang
die Sichel über der Ahnung von Rot
die Sichel über der Ahnung von Rot

der Frühling kommt ~ Ichtyo-Porno

Frühling und Ichtyo-Porno
Frühling und Ichtyo-Porno

Auf meimen Hochsitz über der Isla Magdalena habe ich in den letzten Tagen immer wieder heftig plätschernde Geräusche gehört, die mir nicht recht erklärbar waren. Gestern wurde dann der Grund offensichtlich, als ich zu einer zweiten Exkursion zur Ermita die Furt zur Insel durchwaten wollte. Jede Menge Fische, wahre Kaventsmänner, zum Teil wohl bis siebzig Zentimeter von Maul zu Schwanzflosse, im Ausleben ihrer Frühlingsgefühle am Strand. Zu zweit, zu dritt, zu viert, wer bietet mehr? Es geht ganz schön heiß zu bei den sogenannten Kaltblütern 🙂

Frühling und Ichtyo-Porno
Frühling und Ichtyo-Porno
Frühling und Ichtyo-Porno
Frühling und Ichtyo-Porno
Frühling und Ichtyo-Porno
Frühling und Ichtyo-Porno
Frühling und Ichtyo-Porno
Frühling und Ichtyo-Porno
Frühling und Ichtyo-Porno
Frühling und Ichtyo-Porno

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Morgenbild
Morgenbild
Mar de Aragón, Isla Magdalena, Ermita Magdalena ~ am Abend
* Mar de Aragón, Isla Magdalena, Ermita Magdalena ~ am Abend *
Mar de Aragón, Isla Magdalena, Ermita Magdalena ~ am Morgen
* Mar de Aragón, Isla Magdalena, Ermita Magdalena ~ am Morgen *
Mar de Aragón ~ Panorama von der Isla Magdalena aus ~ klicken lohnt sich!
* Mar de Aragón ~ Panorama von der Isla Magdalena aus ~ klicken lohnt sich! *

Die Landschaft hier hat etwas von Fjorden, aber südlich. Einhundertzehn Kilometer ist das Mar de Agragón lang, hat aber dabei eine Küstenlinie von fünfhundert Kilometern. Klickt auf das Panorama, es ist diesmal besonders groß. Und schön sachte mit der Maus, gelle! Nicht gleich bis in die Ecken rutschen . . . 🙂
Und wer sich Mühe gibt, findet einen alten Herrn Magirus 🙂 (Iiiich freu mich immer, wenn ich ihn sehe!)

Morgenbild, der Grund, und wieso es sich gelohnt hat

das heutige Morgebild ~ Silhouetten der Pinien auf dem Kamm gegenüber, kurz vor Sonnenaufgang
das heutige Morgebild ~ Silhouetten der Pinien auf dem Kamm gegenüber, kurz vor Sonnenaufgang

Ein Grund, wieso ich hierher an das Mar de Aragón zurückgekommen bin, neben dem allgemeinen, daß die Landschaft hier einen ganz eigenen Reiz hat, ist der ganz spezielle Grund, daß ich im letzten Jahr nur einen Blick aus der Ferne, über den aufgestauten Ebro hinweg, auf die Ruine der Ermita Magdalena werfen konnte. Um sie in halbwegs akzeptabler Auflösung photographieren zu können, mußte ich das 500mm-Spiegeltele (knapp 18facheVergrößerung) auf die Sony schnallen, stabiles Stativ darunter, und wegen schnell treibender Wolken ständig wechselnder Lichtverhältnisse einiges an Geduld und Zeit investieren, bis das Licht genau paßte, um das Photo unter diesem Text zu schießen. Die Ermita im Sonnenlicht, die Berge dahinter im Wolkenschatten.

Die Ermita gleich zu besuchen, stand außer Frage. Ich hätte, um die Distanz von gerade zwei Kilometern zu überbrücken, mal eben gut fünfzig Kilometer zurücklegen müssen, zum guten Teil auf unbefestigten Pisten, zusätzlich einen Fußmarsch von einer dreiviertel Stunde. So jedenfalls Google Maps und Internet. Aber losgelassen hat mich die Idee nie, dieses Jahr sollte es sein!

der Grund ~ Ermita Magdalena, im letzten Jahr aus der Distanz
* der Grund ~ Ermita Magdalena, im letzten Jahr aus der Distanz *

Ganz so schlimm war der Weg zwar nicht, die Straße ein Stück weit sogar asphaltiert, wenn auch arg wellig und nur teilweise notdürftig geflickt. Die letzten zehn Kilometer allerdings unbefestigt, davon die letzten zwei recht heftig. Herunterschalten bis zum Kriechgang, so gut wie möglich Schlaglöchern und Steinen ausgewichen, immer wieder sich durch zu eng stehendes Gestrüpp hindurchgezwängt. Solche Fahrten sind es, die das gewöhnlich etwas zerkratzte Äußere des Herrn Magirus verursachen, besonders vorn an den Ecken und den Seiten. Aber der Gute ist zum Glück hart im Nehmen, und wir kommen im Rückwärtsgang auch überall wieder raus, wo wir im Vorwärtsgang hineingefahren sind 🙂

Auch der Fußmarsch hatte seine Forderungen. An sich ist die Isla Magdalena eine Halbinsel, aber je nach Wasserstand, nach Internet meistens, ist eine Engstelle leicht überflutet. So auch bei meinem Besuch, da hieß es, Schuhe und Socken ausziehen, Hosen hochgekrempelt und durchgewatet. Der Rest ist dann ein Spaziergang über drei Hügel auf einem schmalen Trampelpfad, bevor man an der Rückseite des verlassenen Klosters ankommt.

Ermita Magdalena von der anderen Seite ~ in den ersten Strahlen der Morgensonne
Ermita Magdalena von der anderen Seite ~ in den ersten Strahlen der Morgensonne
fast hängend über dem Fels ~ Ermita Magdalena im Morgenlicht
fast hängend über dem Fels ~ Ermita Magdalena im Morgenlicht
Ermita Magdalena
Ermita Magdalena
 Ermita Magdalena
Ermita Magdalena

Die breite Steintreppe hinauf, die zum Teil schon von Büschen erobert wird, und man steht zwischen den Resten der Kirche links und den vier Mauern des Wohnhauses, in dessen Grube man drei Stockwerke tief hinunterschauen kann. Der Blick nach oben zeigt einige verkohlte Restbalken, die frei vor dem blauen Himmel in der Luft schweben. In der anderen Richtung geht der Blick in das von herabgefallenen Deckensteinen übersäte Kirchenschiff, in der Mitte wachsen schon einige Bäumchen. Ein mißtrauischer Blick nach oben ~ was kommt von da als nächstes herunter, und wann? Nun ja, was lose war, wird wohl schon gefallen sein, was sich nicht entscheiden konnte hoffentlich noch bis nach meinem Besuch warten . . .

Ermita Magdalena ~ der erste Blick in das Innere der Kirche
Ermita Magdalena ~ der erste Blick in das Innere der Kirche
Ermita Magdalena ~ Blick in das Innere der Kirche
Ermita Magdalena ~ Blick in das Innere der Kirche
Ermita Magdalena ~ Blick in das Innere der Kirche
Ermita Magdalena ~ Blick in das Innere der Kirche

Während ich um die Apsis herumschleiche, höre ich sich über mir etwas regen, Geräusche mit dabei, die sich mit Vogelgezwitscher nicht wirklich beschreiben lassen. Da oben hat wohl der schwarze Milan sein Nest, der die ganze Zeit um die Ruine kreist und immer wieder über dem offenen Dach sichtbar wird. Was sich da regt und nach Nahrung ruft, werden seine Nachkommen sein. Später sehe ich auch noch einen Falken von der Zinne starten, und sogar einen kleineren Adler meine ich zu sehen.

Ermita Magdalena ~ 'luftige' Deckengewölbe
Ermita Magdalena ~ ‚luftige‘ Deckengewölbe
Kreuzgewölbe ~ oder gefaked?
Kreuzgewölbe ~ oder gefaked?

Was aber wirklich eindrucksvoll ist, sind die Fresken, vor allem in den Kuppeln über der Apsis. Eine reich verzierte Orgie in Ocker- und Gelbtönen. Kein Gold, so reich war die Ermita wohl nicht, aber die nächste Annäherung daran. Die zwei Bilder mit den Sternchen um den Kommentar lassen sich wie üblich durch Klick vergrößern, um die Details bewundern zu können.

* Ermita Magdalena ~ Blick nach oben ~ Kuppeln mit Fresken *
* Ermita Magdalena ~ Blick nach oben ~ Kuppeln mit Fresken *
 Ermita Magdalena ~ Blick nach oben ~ Kuppel mit Fresken
Ermita Magdalena ~ Blick nach oben ~ Kuppel mit Fresken
* Ermita Magdalena ~ Blick nach oben ~ Kuppel mit Fresken *
* Ermita Magdalena ~ Blick nach oben ~ Kuppel mit Fresken *
Ermita Magdalena ~ Kuppel mit Fresken
Ermita Magdalena ~ Kuppel mit Fresken

Bei meinen Recherchen im Internet, die leider nicht sehr ergiebig waren, habe ich einen Artikel im Heraldo gefunden, in dem es um die Ermita geht. Bilder sind keine dabei, und die Übersetzung von Google ist, naja, aber besser als nichts, oder als das, was der werte Blogger sonst verstehen würde 🙁 Sei es, wie es sei, der Regisseur Carlos Saura hat einen Film für den aragonesischen Pavillion auf der Expo in Zaragoza 2008 gedreht, Sinfonia de Aragón, der auch auf Youtube zur Verfügung steht. Die Ermita taucht bei Minute 5 im ersten von zwei Teilen auf. Anschauen lohnt sich . . . (Thema der Expo war Wasser, und darum geht es in dem Film auch).

 Ermita Magdalena ~ Detail ~ 1730
Ermita Magdalena ~ Detail ~ 1730
Ermita Magdalena ~ im Detail, Putto
Ermita Magdalena ~ im Detail, Putto
Ermita Magdalena ~ im Detail, Kapitell
Ermita Magdalena ~ im Detail, Kapitell

In dem Artikel wird die Frage gestellt, ob die Ermita renoviert, gerettet werden soll, die Saura ‚aus dem Vergessen zurückgeholt‘ hat. Nun, das ist inzwischen schon wieder neun Jahre her, und an dem Wochenende, das ich mir zu meiner Exkursion ausgesucht habe, war ich alleine, bis auf die vielen motorisierten Boote der Angler, die die Isla Magdalena umschwirren. Es gibt wenige (unschöne!) Anzeichen dafür, daß ab und an Menschen hier sind, von einer Restaurierung der Ermita ist aber rein gar nichts zu bemerken. Das würde, glaube ich, auch wenig Sinn machen. Der Verfall ist schon viel zu weit fortgeschritten, die Architektur der Kreuzgewölbe scheint mir (Laie, der ich bin) ein wenig zu sehr improvisiert zu sein ~ weshalb die auch alle abgestürzt sind.

Blick nach unten in die Reste des Wohnhauses der Mönche
Blick nach unten in die Reste des Wohnhauses der Mönche

Vielleicht ist es auch nicht schlecht, die Ermita einfach in Ruhe und Schönheit sterben zu lassen. Der Wandel, also auch die Vergänglichkeit aller Materie, alles Seins, ist etwas, was wir viel zu oft verdrängen. Manchmal kommt es mir so vor, als ob das Motiv für die Bemühungen um den Erhalt kulturellen Erbes oft nur ein Festhalten an Vergangenem ist, ein Bemühen darum, die Welt so zu erhalten, wie sie ~ vielleicht ~ einmal war. Aber eine restaurierte Ermita Magdalena wäre nicht das erhaltene Alte, sondern zum größten Teil eine Nachbildung. Und in gewisser Hinsicht ein Fake ~ aber das ist ja gerade In!

Blick nach oben~ der Rest des  Daches des Wohnhauses der Mönche
Blick nach oben~ der Rest des Daches des Wohnhauses der Mönche

° ° ° ~ ~ ~ ° ° °

Mar de Aragón ~ guten Morgen!
Mar de Aragón ~ guten Morgen!
Mar de Aragón ~ guten Morgen!
Mar de Aragón ~ guten Morgen!
Mar de Aragón ~ guten Morgen!
Mar de Aragón ~ guten Morgen!
Mar de Aragón ~ guten Morgen!
Mar de Aragón ~ guten Morgen!
Energie, Scotty!
Energie, Scotty!

Mar de Aragon

Mequinenza ~ was von der Kirche übrig geblieben ist
Mequinenza ~ was von der Kirche übrig geblieben ist

Eine kleine Rast da, wo El Segre in den Ebro fließen würde, wenn, ja wenn der Ebro nicht fast 40 km flußabwärts in Ribaroja aufgestaut wäre. So ist nicht nur der Ebro, sondern auch der Segre bis fast zu der Mündung des Cinca fast neun Kilometer weiter oben zu einem großen See verwandelt, an dem fleißig Angelsport getrieben wird. In ganzen Gruppen mit Anhang werden reihenweise die Ruten am Ufer in speziellen Gestellen aufgebaut, und wenn irgendwo ein Fisch anbeißt, laufen von beiden Seiten hundert Meter weit alle herbei, um zu helfen und den Fang zu kommentieren. Nachts mit Beleuchtung über Stirnlampen 🙂 Die Iberer sind ein kommunikatives und soziales Völkchen.

Rechts flußabwärts um die Ecke, nur wenige hundert Meter den Ebro aufwärts steht die nächste Staumauer, die den Strom zur Embalse de Mequinenza aufstaut, etwas pompöser auch Mar de Aragón, Meer von Aragón, genannt. Das alte Städtchen Mequinenza mußte weichen, es sind nur noch einige Ruinen übriggeblieben. Zwischen den Grundmauern der Kirche wächst das Schilf, wo etwas mehr von den Grundmauern übrig geblieben ist, zeigen historische Photographien in Originalgröße, wie der Innenraum vorher ausgesehen hat.

So gibt es heute also weniger Photos von mir als Reproduktionen historischer Photos. Auf einer Schautafel ist als Photograph Santiago Caballé Oliver genannt, ob alle Photos von ihm sind, ist nicht ganz klar. Es lohnt sich, diese Tafeln genauer anzusehen, nicht nur wegen der Bilder. Man erfährt zum Beispiel, daß der alte Fußballklub von Mequinenza seinen Rasen im überflutungsgeplagten Bereich hatte, aber so geübt im Spiel in knöcheltiefem Wasser war, daß er in Heimspielen öfter den Sieg davontrug. Die Gäste hatten da zu wenig Erfahrung 🙂

Schautafeln mit historischen Photos von Santiago Caballé Oliver
Schautafeln mit historischen Photos von Santiago Caballé Oliver

Außerdem, daß ein bekannter Sohn der Stadt, Jesús Moncada, seineszeichens Schriftsteller, in seinem Roman „Camí de sirga“ (= Leinpfad), der deutsche Titel „Die versinkende Stadt“, das Leben in Mequinenza und das Versinken der alten Stadt beschrieben hat. Hier kann man sich in das Buch einlesen, man kann es aber auch als Taschenbuch auf deutsch kaufen.

Schautafel mit historischem Photo
Schautafel mit historischem Photo

Die Glocken der alten Kirche sind anscheinend mit den Bewohnern beim Aufbau des neuen Mequinenza umgezogen, hängen in einer eigens erstellten Mauer neben der neuen Kirche, während im neuen Kirchturm Lautsprecher zum Gottesdienst rufen . . . Wikipedia gibt als Bauzeit für den Staudamm die Jahre von 1955 bis 1964 an, 1965 soll der Beginn des Staus sein. Die Tafel an der ehemaligen Kirche nennt als Datum der Zerstörung 1975. Die Zusammenhänge sind mir vom technischen und zeitlichen Ablauf nicht ganz klar, aber es mag schon sein, daß es zehn Jahre gedauert hat, bis die 1530 Mio. m³ Wasser aufgelaufen waren, die das alte Tal des Ebro auf 110 km Länge füllen. Aber es müßte eigentlich eher das Wasser der Embalse de Riba-roja gewesen sein, das an den Ort herangekrochen ist. Deren Bauzeit lag von 1958 bis 1967. Für die Aufklärung dieser Frage geben die Wikipedia-Artikel nicht allzu viel her, vielleicht müßte man tatsächlich das Buch von Jesús Moncada lesen . . .

die alten Glocken am neuen Platz 1773 ~ 1978
die alten Glocken am neuen Platz 1773 ~ 1978

Das Luftbild aus Google Maps zeigt sehr schön die vielen Schlaufen, in denen sich der Ebro als Mar de Aragón durch die Landschaft windet, und damit auch, wieso ich hierher zurückgekommen bin, um die Bekanntschaft vom letzten Jahr zu erneuern, die, wer mag, ab diesem Beitrag nachlesen kann. Es gibt nur wenige Übergänge über das Mar de Aragón, sodaß ich es im letzten Jahr nur von der südlichen Seite erkunden konnte. Dieses Jahr stehen Stippvisiten am nördlichen Ufer an, das allerdings sehr viel schwieriger zu erreichen ist.

Luftbild der Embalse de Mequinenza ~ Dank an Google Maps!
Luftbild der Embalse de Mequinenza ~ Dank an Google Maps!