more romantisize . . . dreamcatcher

nochmal Spinnennetz im Baum mit Bergkristall ~ ein Dreamcatcher
nochmal Spinnennetz im Baum mit Bergkristall ~ ein Dreamcatcher

Sowohl Träumer wie auch Sinnsucher sind auf unterschiedlichsten Wegen und mit den unterschiedlichsten Methoden unterwegs durch ihre Lebenszeit. Der eine vagabundiert alleine mit einem alten Herrn Magirus und Kamera, andere suchen sesshaft und gemeinsam mit mal mehr, mal weniger Gleichgesinnten. Manchmal stößt ein Spurensucher wie ich dann auf die Hinterlassenschaften derjenigen, die nach der Sesshaftigkeit weiter gezogen sind, wohin auch immer, wieso auch immer . . .

der Eingang zum Tribecamp
der Eingang zum Tribecamp

Bei der gestrigen Fahrradtour in umgekehrter Richtung, gegen den Uhrzeigersinn, führte mich in der Gegend des Jeepsters und des Spinnennetzes ein Abzweiger der Piste zu obigem Gelände mit den bemalten Pfosten links und rechts des Zugangs, durch den einige Neugier weckende Installationen zu sehen waren. Ab und an war ein Klong zu hören, ansonsten war es still, kein Mensch zu sehen, kein Auto. Normalerweise ein Zeichen, daß niemand da ist, aber wer weiß? Also vorsichtig hineinrollen, erkunden . . .

der Eingang zum Tribecamp ~ bemalte Holzsäulen
der Eingang zum Tribecamp ~ bemalte Holzsäulen

Es war tatsächlich niemand da, und herumliegendes Material zeugte davon, daß auch dieses Gelände ver- und aufgelassen war. Eine Schwitzhütte, ein Steinkreis, ein aus Steinen gelegtes Labyrinth und überall verstreute Bergkristallbrocken zeugten von der ehemaligen Anwesenheit eines neuzeitlichen Indianerstammes der alternativen Art. Das aus einfachsten und günstigsen Materialien zusammengebaute Gemeinschaftshaus nicht abgeschlossen, die drei großen Scheiben für den Panoramablick über die Berge bis zum Meer hatten sich in Luft aufgelöst.

Tribecamp ~ Gemeinschaftshaus
Tribecamp ~ Gemeinschaftshaus

Eine Kaminecke mit Sesseln für das gemütliche Zusammensein, drei kleine Zimmerchen (für den Blog in ein Bild zusammengeflickt) für Kinder und Erwachsene als Rückzugsraum, die für Spanien typischen Feuerhäuschen zum Grillen und der Bereitung der Paella dahinter, zwei Dutzend Meter entfernt der himmelblaue Kasten mit Toilette und Dusche.

Tribecamp ~ Gemeinschaftshaus, Kaminecke
Tribecamp ~ Gemeinschaftshaus, Kaminecke

Daß das Leben nicht nur der traditionell spirituellen indianischen Lebensweise verpflichtet war, bezeugten eine Barbiepuppe und ein Comic für die Kinder, ein Modeprospekt für die junge Frau, und für den indisch erleuchtenden Einfluß Räucherstäbchen mit dem Bildnis des Gurus Sri Saibaba. Was die Seele braucht, holt sie sich, woher sie es kriegen kann . . .

Fensterwände der drei Einzelräume im Gemeinschaftshaus ~ zusammengeflickt
Fensterwände der drei Einzelräume im Gemeinschaftshaus ~ zusammengeflickt
Barbie, Mangomode, Saibaba Räucherstäbchen, Kindercomic . . .
Barbie, Mangomode, Saibaba Räucherstäbchen, Kindercomic . . .
Tribecamp ~ Aussicht vom Gemeinschaftshaus über die Berge zur Küste
Tribecamp ~ Aussicht vom Gemeinschaftshaus über die Berge zur Küste

Wie viele Menschen werden hier wohl auf der Suche nach Gemeinschaft und ihrem Seelenheil gelebt haben? Die Dimensionen des Gemeinschaftshauses sprechen eher für eine kleine Gruppe, die Anlage selbst bietet mehr Platz, vielleicht auch in Tipis. Wie lange waren sie hier, und weshalb haben sie ihr Tribecamp wieder aufgegeben? Im allwissenden Internet habe ich nichts darüber gefunden, wohl aber über diese ‚Spinnennetze‘ ~ Dreamcatcher, Traumfänger sind sie. Normalerweise hängt man sie über seine Schlafstatt, im Netz sollen sich die schlechten, unangenehmen Träume fangen, die im Licht der Morgensonne verbrennen, während die guten, schönen Träume durch das Netz bis zum Schläfer hindurchhuschen können ~ eine schöne Vorstellung. An sich eher kleine Handarbeiten, kann für einen ganzen Stamm die große Ausführung zumindest nicht schaden.

Schwitzhütte, Dreamcatcher
Schwitzhütte, Dreamcatcher, im Hintergrund ein aus Steinen gelegtes Labyrinth

Wem die Hatz nach mehr nicht Erfüllung bringt, der sucht sich, wenn die Seele das Bedürfnis verspürt, die Symbole und Rituale für die immer noch, wenn auch unsichtbar versteckt, vorhandene Grundlage aller Existenz oft in örtlich wie zeitlich weit entfernten Kulturen. Wieso auch nicht, wenn die Großkopferten unserer monotheistischen Religionen mehr mit den Pöstchen in ihren Hierarchien beschäftigt sind und damit, dem gemeinen dummen Volk immer wieder zu erklären, daß die Liebe ein spirituell so hochstehendes Prinzip sei, daß nur der durch jahrelanges theologisches Studium gereifte und gewachsene (und in der Hierarchie aufgestiegene) Kirchenfürst ihren Sinn und ihren Zweck verstehen könne, während der einfältige kleine Mensch eben wegen seines Unverstands nur mit gnädiger Erlaubnis der jeweiligen Kirche im offiziellen Ehestand und um Himmels Willen ohne Verhüterli, gelle . . . was der Pfarrer mit dem Kinde, oder der Bischof mit dem Bischof im Vatikan . . . das steht auf einem anderen Blatt.

Dreamcatcher, Santärhütte, Schwitzhütte
Dreamcatcher, Santärhütte, Schwitzhütte

Daß trotz des ganzen Geschachers etwas an, in oder hinter dieser Welt ist, das weit über das menschliche Maß hinausreicht, das staunens- und anbetenswert ist, das ahnt so mancher, aber die Symbole dafür und die Rituale, mit denen man das spürbar und erlebbar machen kann, die muß man sich zusammensuchen, wo man sie kriegen kann, weil unsere Welt ihre eigenen schon lange vergessen oder durch Mißbrauch ruiniert hat. Der ferne Osten war schon immer weiser? Die alten Kulturen hatten geheimes Wissen? Die Urvölker waren noch viel näher dran? Schaumermal, was zu uns paßt, schaumermal, wobei wir uns wohlfühlen. Und wenn es in einer Gemeinschaft lebbar ist, dann ist das gut, wieso auch nicht? Das Problem dabei ist vielleicht aber gerade das nicht darin aufgewachsene, das weit hergeholte, zum guten Teil erträumte, sogar bei den originären Indianern, weil das alte Wissensgebäude im Lauf der letzten Jahrhunderte zusammengebrochen ist, nicht von Generation zu Generation tradiert, und jetzt aus den Ruinen wieder rekonstruiert wird. Mag sein mit gutem Willen, vor allem aber mit guten Wünschen, Träumen, und ständig in Kollision mit der Moderne. Wie dem auch sei, es wird sich zeigen, was erkennbar und erfühlbar Sinn macht, was Dauer hat. Bis dahin und am besten darüber hinaus einem jeden das Seine.

dreamcatcher
dreamcatcher

So werden die alten Symbole wie das Medizinrad und die Rituale wie die Reinigung in der Schwitzhütte gekapert und neu interpretiert, der Bergkristall als Stein der Klarheit und Reinheit im Gelände drapiert. Bei der Gelegenheit habe ich übrigens auch den Stein gegoogelt, der mir besonders lieb ist, das Tigerauge ~ schau an, er schützt vor dem Bösen Blick und soll fördernd auf die eigene Sicht der Dinge wirken, indem er dazu verhilft, den nötigen Abstand zu gewinnen, um die Angelegenheiten und die Dinge von außen betrachten zu können. Deshalb wird dem Tigerauge auch nachgesagt, es unterstütze die Fähigkeit, eigene Fehler zu erkennen. 😉 Dann ist ja gut!

Versammlungsplatz, Medizinrad?
Versammlungsplatz, Medizinrad?

Auch das Labyrinth ist ein uraltes Symbol, das ich auf meinen Reisen schon öfter gesehen habe. Nicht als Irrgarten, der das Labyrinth gerade nicht ist, sondern als verschlungener Weg mit immer neuen Wendungen hin zum Ziel in der Mitte ist es eine ritualisierte Übung für den eigenen Weg des Menschen . . . kann so manchem nicht schaden, der oder die meint, mit dem Kopf durch die Wand wäre es am kürzesten und am schnellsten.

Klong! ~ Windspiel
Klong! ~ Windspiel

Der wahre Weg ist so gut wie nie schnur und gerade, aber jede Windung und Kehrtwende eröffnet einen neuen Blick und eine neue Perspektive. Vagabunden- und Photographenweisheit 🙂

überall Bergkristall
überall Bergkristall