Nach zwei Tagen Sturm und infernalischem Lärm ist wieder himmlische Ruhe eingekehrt. Nach einer Nacht auf der Kante des Point du Roselier war die linke Seite des alten Herr Magirus mit einer klebrigen Salzschicht überzogen, und das in siebzig bis achzig Metern Höhe über dem Meeresspiegel! Der Wind fauchte den Steilhang hinauf und lies den alten Herrn sich in seinen Blattfedern schütteln, worauf er zornig mit den Klappen der Zwangsentlüftung klapperte. Was hätte er auch sonst mit den Klappen machen sollen als klappern? Jedenfalls mußte ich vor der Weiterfahrt erstmal Seitenscheiben und Spiegel säubern, der Durchblick war eher der durch Milchglas . . .
Ich hab die Windskala nach Beaufort nicht mehr im Kopf, aber diesen Wind, in dem sich ganze Bäume federnd neigten, würde sie wohl als Full Gale bezeichnen, mit Tendenz zu Orkan. Ich habe einen Falken beobachtet, der im Aufwind über der Steilküste schwebte ~ der mußte zeitweise die Flügel anlegen wie zum Sturzflug, nur um seine Höhe zu halten und nicht in den Himmel geblasen zu werden 🙂 Die Wellenhöhe war nicht besonders hoch, dazu fehlt einfach der Anlauf, das ist hier nicht mehr der offene Atlantik. Gegenüber liegt England, noch dazu sind wir geschützt in der Baie de Saint Brieuc. Die Wellen waren kurz und viele, und alle mit breitem Schaumstreifen bedeckt.
Gestern wieder mal einen Spaziergang gemacht auf dem Weitwanderweg GR34, der die ganze Atlantikküste entlangführt, auf der Kante der Steilküste vom Cap Fréher. Der Sturm brauste mit solcher Macht die Wände hinauf, daß ich mir den Spaß erlauben konnte, mich mit ausgebreiteten Armen gegen den Luftstrom zu lehnen, um diese Kraft zu spüren. Und die Möven hatten ihren Spaß, diese Meister im Reiten auf dem Aufwind. Beim Anblick des mit ihrem Guano bedeckten Felsens zwängte sich ein leicht abgewandelter alter Werbespruch der Deutschen Bundesbahn auf: Alle reden vom Sturm ~ wir scheißen drauf! 😉 Auf dem Rückweg zum alten Herrn blies das dann leicht schräg von hinten, und ich mußte die ganze Zeit befürchten, daß es mir die Brille von der Nase weht. Aber ein wunderschöner Pfad durch eine wild wuchernde Heidelandschaft mit teilweise knie-, dann wieder hüft- bis überschulterhohem Bewuchs aus Ginster und Farn . . .
Und dann plötzlich der Anblick dieser Burg auf der Landspitze, der mich in die Sage um Artus und Merlin katapultierte. Tintagel? Nope, Fort la Latte, und so alt, daß es in keltische Zeiten zurückdatiert, ist es wohl nicht. Aber in diesem durch den Sturm aufgewühlten salzigen blauen Dunst schwebend machte das Fort schon den Eindruck, aus den fernen Zeiten der Phantasie herübergeschwebt zu sein . . . passend dazu gabs auch urige (keltische?) Viecher zu sehen:
Eine Beatlecow (wie mein Opa seelig sagen würde), die sich nicht in ihrem Mittagsschlaf stören lassen wollte, und einen Ziegenbock mit enormen Hörnern, der sich nicht von seinem Mittagessen abhalten lassen wollte 😉
Kann übrigens gut sein, daß das wirklich vorerst der letzte Artikel ist. Ich habe vorgestern eine SMS bekommen, daß mein Datenguthaben unter 25MB gefallen ist, also so gut wie nichts mehr. Ich hoffe, daß ich diesen Artikel samt der Bilder noch hochladen kann, zu mehr wird es wohl kaum reichen . . . tschüsssss, bis dann!
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